Dushan-Wegner

20.05.2020

Was ist unsere Clan-Theorie?

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Foto von Esther Wilhelmsson
Bald täglich legen sich Clans mit der Polizei ein. Das ist wohl »das neue Normal«. Die Frage ist: Was ist der eigentliche Fehler, für den die Polizisten die Knochen hinhalten?
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»Schatz, ich weiß dass du dir sehr viel Mühe gegeben hast mit diesem Schnitzel, und du wolltest mir einen Gefallen tun…« – Liebe Leser, was vermuten Sie spontan über die Szene, die mit diesem Satz beginnt? Nun, es handelt sich wahrscheinlich um eine Szene am Tisch, etwas mit einem Schnitzel. Und weiter: Was aber sind Ihre Vermutungen zu den Personen der Szene? Konkret: Was vermuten Sie, dass in den Köpfen und Herzen der Menschen vorgeht?

Unterbrechen Sie doch wirklich für eine Sekunde an dieser Stelle die Lektüre und formulieren Sie für sich, was wohl in den Köpfen der beteiligten Personen vorgeht. – Ich vermute, dass sich die allermeisten von uns dasselbe dachten. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Paar, von denen der eine ein Schnitzel gebraten und es dem anderen vorgesetzt hat. Allerdings: das Schnitzel ist gründlich misslungen, und nun überlegt der Essende, wie er es taktvoll dem Kochenden beibringt. Der Essende will den Mitmenschen nicht verletzen, und also beginnt er damit, zu skizzieren, was in Kopf und Herz des anderen vorgeht.

Woher wissen wir das alles, was ist die Basis unserer Vermutungen?

Psychologen kennen den Begriff »Theory of Mind« (siehe auch Wikipedia). Gemeint ist: Wir Menschen sind in der Lage, gewisse Annahmen darüber anzustellen, was im Kopf der Mitmenschen vorgeht. Manche von uns sind ziemlich treffsicher in diesen spontanen Theorien über die Vorgänge im Kopf ihrer Mitmenschen, andere tun sich eher schwer damit (und können dafür hoffentlich gut programmieren oder zeichnen). – Und dann gibt es noch Leute und ganze Gesellschaften, die weisen ganz eigene Bruchstellen in ihrer »Theory of Mind« auf, und da ist nicht die Abwesenheit solcher Theorien das Problem…

Ordnung und nationale Klugheit

Ich bin mit anderen Nachrichten aufgewachsen, als die Nachrichten, die Kinder heute nebenbei mitbekommen. Früher hörten wir in den Nachrichten vom Kalten Krieg und der RAF, das stimmt, aber auch von »Jugend musiziert« und NASA und von Literaturpreisträgern, die für ihre literarische Kraft und nicht für politische Korrektheit ausgezeichnet wurden. Früher war mehr Hoffnung, und, nicht ganz unwichtig: Ich kann mich nicht entsinnen, damals täglich von »Clans« gehört zu haben, von ausländischen Gangs und Gewalt in Deutschlands Vororten, von Drittweltfeeling in einem Land, das damals noch als Symbol für sinnvolle Ordnung und nationale Klugheit stand.

Aktuell lesen wir etwa: »Clan-Ärger! 200 Personen wollen Festnahme verhindern« (bild.de, 20.5.2020). Der Festzunehmende war 18 Jahre alt und der libanesische Clan machte spontan deutlich, wie ernst er die deutsche Polizei nimmt – oder auch nicht ernst nimmt – und nein, das ist keine Wiederholung der Meldung, die wir gestern notierten vom Clan und dem 18-Jährigen (Essay vom 19.5.2020), heute ist ein neuer Murmeltiertag, und es eine neue Meldung, wie auch der in der neuen Meldung zitierte Polizeisprecher formuliert: »Es liest sich wie eine Blaupause, ist aber ein anderer Fall.«

»… nur 10% der Bürger«

»What we’ve got here is failure to communicate«, sagt der Captain im Paul-Newman-Film Cool Hand Luke von 1967 (Clip auf YouTube), frei übersetzt: Was hier vorliegt ist ein Versagen der Kommunikation. (Anschließend schlägt der Captain den Angesprochenen nieder und hält noch eine kurze Ansprache.)

Inspiriert von jener denkwürdigen Zeile dürfen/wollen/sollten wir in dieser Angelegenheit formulieren: Was hier vorliegt, das ist ein Versagen der »Theory of Mind«!

Es ist wenig geheimnisvoll, wie und warum es zur bald-täglichen »Clangewalt« im launigen Land der dichten Denker kommen konnte: Linksgrüne vereinen eine an Gruppenpathologie grenzenden nationalen Selbsthass mit dem typisch gutmenschlichen »Edler-Wilder«-Rassismus (mehr dazu bei Wikipedia), beides wird erst zur giftigen Bauchgefühlmelange verrührt und dann mit Hilfe politischer Korrektheit gegen Verstand und Verantwortung »immunisiert«, und eine der Konsequenzen ist, dass man das Wachsen teils aus dem Ausland eingewanderter krimineller Strukturen leugnet – und ignorieren muss, weil sonst das Linke sich als das erweisen würde, was es ist: Eine große Lüge, auf vielen kleinen Lügen gebaut. Einer der Mechanismen, die zusammen das große linke Lügenweltbild ergeben, sind so absurde wie gefährlich falsche »Theorien des Geistes«.

Linksgrüne schreiben dem und den Fremden immer nur hehre Absichten zu (sie verkaufen es mit »Toleranz« und anderen Hohlphrasen). Clangewalt ist nicht ein vorübergehendes Phänomen – Clangewalt und kriminelle Gruppen innerhalb von Parallelgesellschaften sind Folge linker Thesen über die inneren Vorgänge der Angehörigen fremder Kulturen.

In Texten wie »Eine Brücke über den großen Graben« und »Ist ein Problem keines, wenn es nur 10% der Bürger betrifft?« beschrieb ich Empathielosigkeit als wesentliches Kennzeichen linksgrünen Denkens. Leider geht dieses Problem über mangelndes emotionales Einfühlungsvermögen bei Gutmenschen hinaus. Das Problem ist nicht einmal »nur«, dass linksgrünes Denken sich nicht einfühlen kann, dass Linke geradezu Ekel beim Gedanken empfinden, »in den Schuhen« des Mitmenschen auch tatsächlich zu gehen – das eigentliche, potentiell tödliche Problem ist, dass Linksgrüne von einer falschen Theorie des Geistes ausgehen.

Ich weiß nicht, was im Kopf eines Antifa-Schlägers vorgeht, der Mitmenschen ins Krankenhaus prügelt, weil sie Staatsfunk und Regierung zu widersprechen wagen (bild.de, 20.5.2020). Ich weiß nicht, was im Kopf des Menschen vorgeht, der in der Bahn einen Mitmenschen sexuell belästigt (bild.de, 19.5.2020). Ich weiß nicht, was, so vorhanden, im Herzen einer Frau Merkel vorgeht, die über Deutschland so viel Schaden und Leid brachte, bringt und bringen wird. Ich weiß nicht, was in Kopf und Herz eines Gutmenschen oder Kirchenfunktionärs vorgeht, der bereit zu sein scheint, das Leben anderer Menschen für seine Ideologie zu opfern (vergleiche Essay vom 2.8.2018). Ich weiß das alles nicht – doch: ich weiß, dass ich es nicht weiß!

Entsprechend klug und vorsichtig

Gefährlicher als der Mangel an »Theory of Mind« ist eine falsche »Theory of Mind«! Wer keine Landkarte hat (heute: kein funktionierendes Navigationsgerät…), der weiß (hoffentlich), dass er ohne Orientierung ist, und er wird (hoffentlich) entsprechend klug und vorsichtig agieren (oder nicht-agieren) – wer aber eine falsche Landkarte nutzt und dabei überzeugt ist, dass die Landkarte die richtige sei, der wird sich sehr bald sehr gründlich verlaufen.

Wenn jener Essende (beziehungsweise: Nicht-Essende) sagt: »Schatz, ich weiß dass du dir sehr viel Mühe gegeben hast mit diesem Schnitzel, und du wolltest mir einen Gefallen tun…«, dann erfordert es von beiden Beteiligten eine stimmige »Theory of Mind«, eine realistische Vorstellung ob der inneren Vorgänge im Gegenüber, um zu verstehen, was wirklich gesagt wird. Wenn Clan-Mitglieder sich gegen die Polizei zusammenrotten, dann ist vielleicht die linksgrüne »Theory of Mind« nicht die präzisest mögliche, wenn sie uns lehrt, dass das alle feine, demokratische Mitbürger sind, die nur sicherstellen wollen, dass auch kein Rassismus praktiziert wird.

Knochen hinhalten

Im Text »Künstliche Intelligenz und Mäusespeck« (April 2019) weise ich auf die Bedeutung der Zukunftstechnologie »künstliche Intelligenz« hin – und auf die Rolle Chinas. Eines der wichtigsten Einsatzgebiete künstlicher Intelligenz ist aber das digitale Gegenstück zur »Theory of Mind«. 2010 sagte der damalige Google Chef (meine Übersetzung): »Wir wissen wo du bist. Wir wissen wo du warst. Wir wissen mehr oder weniger woran du denkst.« (businessinsider.com, 4.10.2010)

Während Konzerne mit buchstäblich unvorstellbaren – und de facto unbegrenzten – Mitteln eine digitale »Theory of Mind« entwickeln, trifft Deutschland politische und gesellschaftliche Entscheidungen basierend auf einer politisch korrekten, fake-moralischen und gefährlichen falschen »Theory of Mind« – und Polizisten dürfen dafür ihre Knochen hinhalten.

Zähne zusammenbeißen macht nur die Zähne stumpf. Deutschland operiert mit gefährlich falschen Annahmen darüber, was in diesen oder jenen Köpfen vorgeht. Die deutschen Irrtümer werden korrigiert werden müssen, früher oder später – oder das Problem wird sich aus ganz anderen Gründen erledigt haben.

Was geht im Kopf eines Clan-Mitglieds vor, was im Herzen eines Gutmenschen? Ich weiß es nicht, es gruselt mich ein wenig davor, es herauszufinden. Ich ahne, dass die öffentliche »Theory of Mind« gewisse Korrekturen erfahren wird. Früher wäre besser als später. Ich weiß nicht, wie lange wir als Land dem linksgrünen Wahn folgen werden. Vielleicht korrigiert es sich bald, vielleicht werden wir noch etwas warten müssen, doch korrigiert wird es gewiss werden – denn, es gilt weiterhin: Am Ende gewinnt immer die Realität.

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