Es ist nur wenige Wochen her, da sorgte Edeka mit seiner Anti-AfD-Kampagne für Belustigung (siehe etwa jungefreiheit.de, 30.8.2024).
Ich nahm es schulterzuckend hin. Was sollte man dazu noch groß essayisieren? Ein weiterer Tag im deutschen Propagandastaat eben.
Edeka agitierte damals gegen die Farbe Blau. Die sei in der Natur ein »Warnsignal«, von dem man sich fernhalten solle und so weiter. Infantiles Propaganda-Blabla im Propagandastaat gegen die Opposition. Nichts allzu Besonders.
Einigen Leuten fiel auf, wie widersinnig es ist, gegen die Farbe Blau als widernatürlich zu agitieren. Abgesehen mal von Blaubeeren, dem schönen Himmelblau und dem Blau eines sonnigen Tages, ist das sogar das Logo von Edeka selbst blau!
Diese Widersinnigkeit fühlte sich für mich lustlos an. Ich hatte das Gefühl, da hatte jemand das kreative Minimum abgeleistet und sich dann würdigeren Aufgabenfeldern zugewandt. Dass aber ein Werbetexter keinen Bock auf seinen Job hat, ist wahrlich weder Meldung noch Essay wert … außer es kommt noch etwas Spannendes dazu.
Laut einem aktuellen und exklusiven Bericht der Jungen Freiheit »flossen mindestens 8,7 Millionen Euro aus verschiedenen Förderprogrammen des Bundes an die Edeka-Stiftung sowie mehrere Regionalgesellschaften« (nius.de, 13.9.2024).
Damit sollte die Energieeffizienz gesteigert werden und Elektrofahrzeuge gefördert – laut meinem laienhaften Verständnis eigentlich Dinge, für die man als gewöhnlicher Unternehmer ganz selbstverständlich selbst aufkommen muss.
Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen, gerade weil es bitter und eklig schmeckt: Edeka erhielt Bundesmittel, also von der Regierung, hauptsächlich für Umweltprojekte, während sie gleichzeitig politische Kampagnen fährt – gegen die Gegner dieser Regierung.
Mini-Exkurs: Ich will euch kurz mal an das Konzept »Objektpermanenz« erinnern. Objektpermanenz ist ein Konzept aus der Entwicklungspsychologie (siehe Wikipedia). Ein Mensch versteht, dass Objekte weiterhin existieren, auch wenn sie aus dem Sichtfeld verschwinden. Diese Fähigkeit entwickelt sich normalerweise bei Kleinkindern im Alter von etwa 8 bis 12 Monaten. Vor der Entwicklung der Objektpermanenz nehmen Babys an, dass ein Gegenstand nicht mehr existiert, sobald er nicht mehr sichtbar ist.
Lasst uns an dieser Stelle ein ähnliches Prinzip anwenden: Ihr erfahrt, dass Geld von der Regierung an den Edeka-Konzern fließt. Und Ihr seht, dass Edeka sich politisch im Sinne dieser Regierung äußert, und zwar auf eine Weise, in der sich andere Konzerne üblicherweise nicht äußern (oder äußern sollten).
Im Geiste der übertragenen »Objektpermanenz«: Wovon geht ihr aus, was dazwischen hinter verschlossenen Türen passierte? Bedenkt dabei auch, wie lustlos die Kampagne erschien und wer also wohl der wirkliche Adressat war. Wollte da jemand nur »eine Pflicht abhaken«?
Übrigens, die nun wahrlich keiner nicht-linken Motivation verdächtige Wikipedia schreibt über Edeka im Nationalsozialismus: Edeka »profitierte« »durch die Judenverfolgung. Die Edeka-Gruppe forderte ihre Mitglieder auf, den NS-›Kampfbünden für den gewerblichen Mittelstand‹ beizutreten. Am 18. April 1933 erklärte sie freiwillig ihre Gleichschaltung, mit der Folge, dass ein erster und ein zweiter Präsident, jeweils mit NSDAP-Parteibuch, den Generaldirektor kontrollierten. Borrmann wurde 1933 Parteimitglied. Ab 1936 wurde das Handeln des Unternehmens nach dem Führerprinzip reglementiert.«
Edeka-Generaldirektor Paul »König war sowohl SA- als auch NSDAP-Mitglied sowie Fördermitglied der SS. Im Jahr 1939 wurden Umsätze von insgesamt 347 Millionen Reichsmark in den Büchern der 525 Genossenschaften verzeichnet. Edeka profitiere dabei durch die Judenverfolgung, da so unliebsame Konkurrenz verschwand.«
Nein, Geschichte wiederholt sich nicht, doch bekanntlich reimt sie sich bisweilen. Beurteilt selbst, ob Edekas heutiges Anbiedern an den Staat bei gleichzeitigem Profitieren von diesem die notwendige Korrektur darstellt, oder ob sich das Verhalten des Edeka-Konzerns hier »reimt«.
Solltet ihr mal wieder bei Edeka einkaufen (ob aus Not oder weil ihr den Ladenbetreiber persönlich kennt), dann fragt den Joghurt, wen ihr wählen sollt. Immerhin verfügt der Joghurt bei Edeka jetzt über staatlich geförderte politische Expertise.
Und sollte der Joghurt euch die Blaubeeren empfehlen, dann habt ihr womöglich einen mit rechtsdrehenden Kulturen erwischt. Ich habe gehört, die sind besonders da häufig, wo man sich noch an die Diktatur erinnern kann – und wo man eigentlich keine Lust hatte auf gleich die nächste Runde »deutscher Totalitarismus«.