Dushan-Wegner

13.02.2018

Frau K. sagt, es könnte schlimmer sein

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Bild: Claude Lorrain, »Landschaft mit Nymphe und Satyr« (1641)
Frau K. sagt, der »Hang der Deutschen zum Politiker-Bashing« sei etwas totalitär und die SPD-Aktionswochen seien der »feuchte Traum« von »Vladmimir«. Das schien mir erst konfus, aber dann hat sie mich überzeugt, denn sie hat »Hitler« gesagt.
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Ronald Reagan hatte Joan Quigley, und die Merkel-Regierung hat Anetta Kahane. Quigley war Astrologin und suchte für Reagan in den Sternen nach der Zukunft. Kahane war mal Stasi und sucht heute für die Regierung nach Hass im Internet, wenn ich das und sie richtig verstehe. Ich könnte es auch falsch und voller Hass verstanden haben. Ich hasse es, mich zu irren. (Folgen Sie dem Zeitgeist! Wenn ich mich irre, oder gar einen Schreibfehler mache, melden Sie mich, indem Sie unten rechts auf den Button klicken. Damit legen Sie eine Akte an, die ich selbst sogleich bearbeite.)

Frau Kahane ist aber nicht nur Hass-Frühwarnsystem der Merkel-Maas-Regierung, sie schreibt auch eine Kolumne für die Frankfurter Rundschau, also eine Zeitung, die man gemeinhin im wabernden Dunstkreis des SPD-Konzerns verortet.

In dieser ihrer Kolumne schrieb sie gestern bemerkenswerte Dinge. Historische Dinge. Stop, nein, halt! Ich will, ich muss meine Begeisterung zügeln und zu der makellosen Objektivität zurückkehren, für die Sie mich kennen. Also: Es waren und es sind da mindestens Dinge, welche sie aufschrieb. Ich will sie zitieren und die Dinge würdigen.

Vladmimir

Diese Gärtner der wohlfeilen Empörung, diese trepphinauf Gescheiterten, dieses Balkonpublikum des demokratischen Anstands, es wird ihnen häufig vorgeworfen, sie seien weinerlich in eigener Sache und gnadenlos ihren Opfern gegenüber.

Der Kampfschrei der Opferverachtung ist »mimimi«. Beispiel: Wenn Antifa-Schläger einen Vater und Oppositionspolitiker verprügeln, und dieser über solche Gewalt klagt, dann heißt es: »Mimimi, du Opfer!«

Frau Kahane schreibt:

Das ganze Geschehen, einschließlich des Dramas um Martin Schulz und Sigmar Gabriel, sieht aus wie der feuchte Traum von AfD und Wladmimir Putin.
– A. Kahane, fr.de, 12.2.2018

Und ja, sie schreibt »Wladmimir«. (Nachtrag: Die FR hat es inzwischen korrigiert – hier aber ist es noch.)

Was will sie uns sagen, wenn sie den Kampfschrei linker Menschenrechtskritiker, »mimimi«, in den Namen des SPD-Parteifreundes Putin einbaut? Der Kampfschrei »Mimimi« gegen die Opposition hat etwas Faschistisches, Antidemokratisches – ist es das, was Frau Kahane andeuten möchte? Putin-Kritik im Gewand des Schreibfehlers?

Nein, bis ich andere Informationen zur Verfügung habe, gehe ich davon aus, dass es nur das Muskelgedächtnis der Maas-Beraterin ist. Mimimimimi, Vladmimir.

Was bedeutet das?

Frau K. gibt überhaupt reichlich Einblicke in die Wege ihrer Denkwelt. Es sind vor allem Kreisverkehre.

Sie fragt:

Was bedeutet es eigentlich, wenn mehr oder weniger diplomatisch »Wir wollen kein Weiter-so!« oder »Merkel muss weg!« gebrüllt wird?
– A. Kahane, fr.de, 12.2.2018

Ich bin sicher, dass ein Hass-Sucher hier mitliest, also bitte ich voller Liebe, folgende Info an Frau Kahane weiterzuleiten: In Demokratien ist es so, dass Politiker auch abgewählt werden können. Dann sind sie weg. Franz Müntefering sagte zum Beispiel: »Kohl muss weg!« – Das gehört dazu. An die Macht kommen, das kann man auch in anderen Systemen – es ist das ganz zentrale Merkmal der Demokratie, Politiker auch ganz friedlich und fröhlich »weg«-zubekommen, um sie für einträglichere Tätigkeiten freizustellen, zum Beispiel also für die lukrative Beratung lupenreiner Demokraten wie des Herren Wladmimir Putin. не сто́ит благода́рности!

Der Heilige Widerspruch

Frau K. muss sehr stolz gewesen sein auf folgenden Satz, immerhin wird er als Zitat extra eingeblendet:

Der Hang der Deutschen zum Politiker-Bashing als einer Form des Elitenhasses hatte immer etwas Totalitäres.
– A. Kahane, fr.de, 12.2.2018

Es ist natürlich absurd. Es erinnert daran, was ich im Buch »Talking Points« im Kapitel ab Seite 208 das »Verführerische Paradox« nenne. Man sagt etwas komplett Falsches, oder Widersprüchliches, spricht es aber mit autoritätsheischender Geste aus, und ein entsprechend anti-intellektuelles, aber spirituell angehauchtes Publikum wird es für tiefe Weisheit halten. Das »ganz Gott und ganz Mensch« der Christen funktioniert so. »Überholen ohne einzuholen!«, ist der Versuch eines verführerischen Paradoxes. Orwells »Neusprech« hat es zum Slogan gemacht:

Krieg ist Frieden
Freiheit ist Sklaverei
Unwissenheit ist Stärke

Frau Kahane scheint zu ergänzen: Forderung nach Abwahl eines Politikers ist totalitär.

Äh, ja. – Nein, Frau Kahane, die Abwahl eines Politikers ist das Gegenteil von totalitär.

Er ist wieder da. Wieder und wieder und wieder

Hitler ist wieder da. Eigentlich war er nie wirklich weg. In den Köpfen und Argumenten mancher Leute lebt er bis heute und zahlt dafür keine Reichsmark an Miete.  Nichts sehen, lesen oder hören zu müssen, was das eigene Weltbild bedroht, ist das neue Supergrundrecht der Social-Justice-Klasse. Und »Hitler!« ist das erste und letzte Argument der Argumentlosen.

Etwa so:

Soll vielleicht präventiv dem Gauland schon mal die Macht übergeben werden? Damit der mit seiner völkischen Alternative für »Ordnung« sorgt? So ist auch Hitler an die Macht gekommen
– A. Kahane, fr.de, 12.2.2018

Natürlich. Ordnung ist Hitler. Aha. Müssen wir das Ordnungsamt in »Hitleramt« umbenennen? Und: Was will uns jemand sagen, der Ordnung in Anführungszeichen schreibt? Wissen Sie, wer ebenfalls Selbstverständliches in Anführungszeichen schrieb? Richtig: die Nazis.

Worum geht es?

Hinter all dem Gegenteilwelt-Irrsinn könnte fast ein gewisser, fast schon niedlicher Absatz untergehen. Genießen Sie ihn:

Politik ist ein Beruf, das sagte bereits der deutsche Soziologe Max Weber. Dieser Beruf ist schwer. Er verlangt sowohl die Kraft für die Visionen, sich vorstellen zu können, was politisch erreicht werden soll, als auch eine tiefe Kenntnis der Materie.
– A. Kahane, fr.de, 12.2.2018

»Dieser Beruf ist schwer« – was für ein Geschleime gegenüber der Macht! Fast schon totalitär, bestimmt, mindestens, maximal.

Wenn wir nicht so sicher wären, dass Frau Kahane eine unabhängige, ernstzunehmende, staatsferne Kritikerin bestehender Obrigkeitsverhältnisse ist, könnten wir beinahe annehmen, dass sich da jemand in Position bringt für demnächst freizugebende Gelder.

Kritik an der Elite ist jetzt also »Elitenhass«. Kritik an Politikern ist »Politiker-Bashing«. Forderung nach der Abwahl eines historisch schlechten Politikers ist »totalitär«. Aber Pöstchen und Fördergelder für Gesinnungsfreunde, die zeugen gewiss von »Kraft für die Visionen«. – Kommen Sie nach Berlin! Der postdemokratische Grabbeltisch ist eröffnet.

Um Frau Kahane selbst zu zitieren:

So sieht nun mal die Realität in Deutschland aus. Sie könnte schlimmer sein.
– A. Kahane, fr.de, 12.2.2018

Wenn »Hitler!« und »Es könnte schlimmer sein« Ihre letzten Argumente sind, dann haben Sie nicht wirklich welche. Das sagen uns schon die Sterne.

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