03.04.2023

Viva la revolución, gebärende Personen!

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Die Zersplitterung des Elefanten im Raum
Staatsfunk reduziert Mütter zu »gebärenden Personen«. Es passt zur Ankündigung von Scholz, man wolle »Lufthoheit über Kinderbetten«. Frauen sollen gebären, Kind abgeben (und wieder arbeiten gehen). Ab da übernimmt die Partei. Dystopie, ganz real.
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Die schlechte Nachricht ist: Die Dystopie hat längst begonnen. Und die schlechte Nachricht über die schlechte Nachricht ist: Die Dystopie ist quälend langweilig. (Notiz: Der Begriff »langweilige Dystopie« ist inspiriert vom Subreddit »Boring Dystopia«.)

Ein aktuelles Beispiel für die langweilige Dystopie: In Deutschland werden Frauen wieder auf ihre biologisch-evolutionäre Funktion reduziert.

Die »Tagesschau«, also jene Behörde des Propagandastaates, welche die sogenannten »Nachrichten« produziert, führt jetzt ein, dass man nicht »Mutter« sagt, sondern »entbindende Person« oder  »gebärende Person« (siehe etwa bild.de, 1.4.2023).

Die Geschichte lehrt uns eine Reihe möglicher Motivationen, warum ein Staat versuchen könnte, gerade Frauen auf ihre biologische Rolle zu reduzieren. Es könnte der Geburtenkontrolle dienen – oder in umgekehrter Wirkung der Produktion neuer Soldaten. Es könnte der Verfestigung des Patriarchats dienen. (Die Führungsrolle der Männer wird im Westen ohnehin gerade über einen interessanten Umweg verstärkt: Man hat zwar Quoten und Förderprogramme für Frauen eingeführt, doch die können auch von einem Mann genutzt werden, wenn er sich kurzzeitig als Frau »identifiziert«, sprich: wenn er ohne rechtliche Nachteile die entsprechende Checkbox ankreuzt.) Es könnte einer allgemeinen Schwächung der Familie zugunsten der Partei dienen.

Ich wage die These, dass die aktuelle Entwürdigung der Frau und ihre Reduktion auf die Gebärfähigkeit einer immer weitergehenden Zersplitterung der Gesellschaft dient, und zwar nun bis hin zur Aufteilung des Menschen innerhalb seiner Selbst.

Lufthoheit durch Zersplitterung

Im Essay vom 28.12.2019 notierte ich die Zielvorgabe eines Olaf Scholz, der für die SPD die »Lufthoheit über den Kinderbetten« forderte, sprich: das Training der Kinder nach den Leitlinien des Propagandastaates von Anfang an. Dafür ist es notwendig, dass Kinder so früh wie möglich den »gebärenden Personen« weggenommen und in ideologisch kalibrierte Einrichtungen gebracht werden, wo sie auf die Ideologie eingeschworen werden.

Für etablierte Mächte ist das Problem an der Demokratie, dass die Wähler gelegentlich nicht brav wählen, wen die Propaganda ihnen zu wählen vorgibt. Es ist möglich, aber anstrengend, zur Bekämpfung dieser Unvorhergesehenen wie Trump oder AfD die Regeln auszusetzen und sie mit allen Mitteln zu bekämpfen. Harmonischer läuft es, wenn man die Bürger dazu bekommt, gar nicht erst »das Falsche« zu wählen.

Durch die Zersplitterung der Gesellschaft in viele kleine Identitätsgruppen und das anschließende Aufstacheln der Gruppen zum Kampf gegeneinander wird es unwahrscheinlicher, dass diese Gruppen sich zusammenschließen und eine Politik zum Wohl des Landes fordern und entsprechend wählen.

Der nächste und konsequente Schritt im Geist des Neototalitarismus ist es nun, den einzelnen Menschen aufzuspalten: Teile den Menschen – und beherrsche ihn total.

Es ergibt durchaus Sinn, dass Politik und Propaganda so vehement das psychische Problem »Gender-Dysphorie« zu etwas Normalem und geradezu Gefeiertem erheben wollen: Ein Mensch, dessen Psyche sich von seinem Körper abspaltet, ist denkbar schwach.

Für die von Ideologie und Propaganda gewünschte innere Spaltung des Menschen hat Kimberlé Crenshaw im Jahr 1989 den Begriff »Intersectionality« eingeführt. Intersectionality ist die Kunst, sich möglichst viele Arten auszudenken, in denen du dich als benachteiligt identifiziert. Das Wort bedeutet wörtlich »zwischen den Schnitten«. »Inter« bedeutet »zwischen« und »secare« bedeutet »schneiden«. Das ist, wie Propaganda den Menschen sehen will: Das Nichts, das zwischen den Schnitten übrig bleibt.

Ein Mensch, der sich in all seinen Eigenschaften als Ganzes annimmt, der ist stärker als einer, der sich selbst in viele verschiedene »Identitäten« aufspaltet. »Gebärend« zu sein ist nicht nur eine weitere, zufällige Identität. »Ich bin Mutter« und »ich habe heute mal Pizza Funghi bestellt« sind nicht dieselbe Art von Aussagen.

Hätte, hätte …

Die Nachrichten-Behörde hätte sich nun innerhalb des Propaganda-Gedankengebäudes damit verteidigen können, dass sie es anerkennen möchte, dass es auch Menschen gibt, die sich als Männer identifizieren, aber noch ihre weiblichen Geschlechtsorgane besitzen, und sich dazu als »schwule Transmänner« identifizieren, was dazu führen kann, dass sie schwanger werden. Kann ja sein.

Die »Tagesschau« hätte behaupten können, dass sie »inklusiv« sein möchte gegenüber dieser Gruppe (wie viele Millionstel der Bevölkerung eigentlich?), weshalb sie das konfuse Wort »gebärende Person« verwendet, um auch »schwangere Männer« einzuschließen. Hey, die Existenz schwangerer Männer ist fester Teil der Propaganda gewisser Kreise, es gibt sogar ein Emoji dafür: 🫃🏿. Vielleicht hält sich aber der Staatsfunk wirklich nur an Vorgaben, denn es existiert auch ein Emoji für »schwangere Person«: 🫄🏽.

Nun, das zu sagen wäre zwar absurd und ethisch wackelig, aber doch innerhalb der aktuellen Ideologie und damit eine »Flucht nach vorn«, ein »Angriff zur Verteidigung«.

Doch man floh zurück.

Auf Deutsch: Man machte sich unbedacht ehrlich.

In der aktuellen Version des Textes (tagesschau.de, 31.3.2023) hat man »schwangere Person« wieder durch »Mutter« ersetzt, worauf unterm Text extra hingewiesen wird. Und es wird die in ihrem Wahrheitsgehalt fragwürdige Behauptung aufgestellt, die ursprüngliche Formulierung habe »zu Missverständnissen geführt«. Oh nein, wir haben sie genau so verstanden, wie sie gemeint war, fürchte ich. Das war ja das Problem!

Man sagt noch immer nicht »Vater«, klar. »Vater« ist für die Propaganda ein Pfui-Wort. Man sagt »zweites Elternteil« oder »der Partner oder die Partnerin«.

Aber immerhin sagt man »Mutter« statt »gebärende Person«.

Indem sie die Worte zurücktauscht, gibt die Propaganda unverhohlen zu, dass sie sich die ganze Zeit mit dem entmenschlichenden Begriff »gebärende Person« auf Mütter bezog!

Nach aller Erfahrung wird man bald wieder »gebärende Person« sagen. Dann werden die Reaktionen weniger heftig ausfallen. Das tut man, bis die Reduktion von Frauen auf ihre gebärende Funktion zum Teil des »neuen Normal« wird.

Frei zum Brei

In Deutschland werden Mütter wieder auf ihre biologisch-evolutionäre Funktion reduziert. Ich finde das dystopisch und erschreckend. Und erschreckend banal. Eine langweilige Dystopie, so beklemmend wie einfallslos.

Und doch: Auch eine langweilige Dystopie ist eine Dystopie.

Sie und ich werden nicht verhindern, dass die Propaganda aktiv die Gesellschaft in viele Teil-Identitäten spaltet. Auch unsere Mitmenschen sind frei, und Freiheit beinhaltet das Recht, sich sein Gehirn von der Propaganda zum politisch korrekten Brei pürieren zu lassen.

»Teile und herrsche« wird praktiziert, weil es funktioniert. Die Gesellschaft und dann sogar die einzelne Person wird in viele partikulare, jeweils schwache Identitäten aufgespalten.

Heute ist es ein revolutionärer Akt, sich und seine Sinne beisammenzuhalten, sich nicht von denen zerschneiden und reduzieren zu lassen.

In diesem Geiste also, und nur in diesem: »Viva la revolución!«

Weiterschreiben, Dushan!

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