Dushan-Wegner

28.02.2019

Geben (z.B. Siedlungen) und Nehmen (z.B. den Mops)

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Bild von Jack B
Dem einen wird wg. Steuerschuld der Mops gepfändet (weil sein Rollstuhl ihm nicht gehört). Den anderen wird gegeben, hier einige Tausender, dort einige Siedlungen – Ist den »Guten« eigentlich bewusst, wie durchgeknallt das alles wirkt?
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Du blickst in den Himmel. Es ist Abend. Du gönnst dir einen Nachtschlummertrunk, und du bist zufrieden, denn du hast dir diesen Augenblick verdient.

Ja, du schaust hinauf. Die Sonne ist den Tag lang über den Himmel gewandert, und nun geht sie unter. Die Sterne ziehen auf.

Doch halt, meinst du tatsächlich, dass es die Sonne war, die da durch den Himmel wanderte? Apoll, gezogen vom Sonnenwagen? Wir wissen, und wir dürfen es sagen – wie lange werden wir es sagen dürfen? – dass es in Wahrheit die Erde ist, die da rotiert, nicht die Sonne!

Das Berliner Kanzleramt wird bei Gelegenheit auch »Waschmaschine« genannt, seiner markanten Architektur wegen. Doch, das Wort passt trefflich zur Geisteshaltung seiner Bewohner – ach was, zum inneren Zustand des meinungsschaffenden Berlins als Ganzes! (Was man so hört, passt es auch äußerlich: »Wasserschaden im Bundeskanzleramt« ist eine so charmante wie konzise Schlagzeile, morgenpost.de, 8.6.2018)

Also fragt er sich!

Stellen wir uns einen Menschen vor, der sich – warum auch immer – in die Waschtrommel einer Waschmaschine eingesperrt hat, und dann springt die Maschine an! Der Eingesperrte ist ein ganz besonderes Gemüt, ein Journalist etwa, oder eine Kanzlerin, und also fragt er sich: Was stimmt mit der Welt nicht, dass sie sich so schnell dreht?!

Einen festen Standpunkt wollte Archimedes, nichts als einen festen Standpunkt, dann könne er die Welt aushebeln. Doch, was ein Berliner Intellektueller heute ist, der wird selbst auf der Achterbahn noch überzeugt sein, dass es die Kirmes und der Rest des Planeten seien, welche die wildesten Schwünge um ihn herum beschreiben, niemals er selbst. (Und Aussteigen aus der Achterbahn, das will sowieso mancher nicht.)

Geben und Nehmen

Dem Terrorhelfer Mounir al-Motassadeq wurden vor seiner Abschiebung erstmal 7.000 Euro in Cash ausgezahlt (berichtet spiegel.de, 27.2.2019). Aus den USA könnte man fragen, ob da nicht Terror gefördert wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, so heißt es, wegen Verstoßes gegen Paragraphen 18 des Außenwirtschaftsgesetzes. Der Zyniker würde anmerken, Hauptsache es gab keine Hate Speech, denn das wäre wirklich schlimm!

Im Internet kursieren diverse glaubwürdige Bescheide von jungen Neuanwesenden, denen als Familie der ein oder andere Eurotausender bewilligt wird – ich verlinke sie nicht, wegen Datenschutz und so. In Berlin haben sie derweil 24 neue Flüchtlingssiedlungen beschlossen (lesen wir bei bz-berlin.de, 13.2.2018), wegen Willkommenskultur und so.

Damit der Staat das alles zahlen kann, muss er auch Steuern einnehmen, wegen »niemandem wird etwas weggenommen« und so. Beim Steuerneinziehen, da funktioniert der Rechtsstaat einwandfrei, besonders wenn du gerade kein Konzern bist, sondern ein querschnittsgelähmter Rollstuhlfahrer. Wenn du deine Steuern nicht auf Heller und Cent bezahlst, kann es dir passieren, dass der Staat dir den Familien-Mops wegnimmt und auf eBay versteigert (so berichtet etwa welt.de, 27.2.2019 und bild.de, 28.2.2019) – Eigentlich sollte ja der Rollstuhl des Familienvaters gepfändet werden, doch dies ging aus Gründen der Menschenwürde nicht. – Nein, Moment bitte, ich korrigiere: Es ging nicht, weil der Rollstuhl »Eigentum der Berufsgenossenschaft sei«, so heißt es (bei ln-online.de, 27.2.2019).

Deutschland, ein Nehmen und Geben – man fragt sich, ob der deutschen Mehrheit in ihrer sich drehenden Waschmaschine nicht allmählich schwindlig wird.

Wegfahrende Bahnhöfe

Es ist ja vielen von uns passiert, dass wir im Zug saßen, und dann dachten wir für einen Augenblick, dass der Bahnhof wegfährt. Der normale Mensch begreift schnell, dass es sein Zug ist, der sich in Bewegung gesetzt hat – der Berliner Haltungsjournalist dagegen schreibt eine glühende Kolumne über das Übel wegfahrender Bahnhöfe.

Der brave CDU-Wähler sitzt in der Waschmaschine, und die Metalltrommel dreht sich schneller und schneller, doch der Brave lässt sich überzeugen, dass seine Migräne bloß die Erfindung von Populisten ist, und dass alle Umdrehungen sowieso nur Verschwörungstheorien wären, und dass es ohnehin immer nur der Rest der Welt sein könne, der falsch liege.

Meinen die das ernst?

Man schaut zu, und fragt sich: Meinen die das alles ernst?

Wie erklärt man dem Mehrheitsdeutschen, dass nicht der Bahnhof plötzlich Räder bekommen hat und frech davonfährt – sondern dass er schlicht im falschen Zug sitzt?

Du leerst deinen Nachtschlummertrunk. Du weißt es nicht.

Ich schaue mit dir in den Himmel. Ob die Sterne einen Rat wissen in ihrem majestätischen Funkeln? Auch das weiß ich nicht. Die Sterne wandern da oben herum. Halten sie uns für dumm? Sie mögen sich ihren Teil denken, die Sterne, doch sie bleiben stumm. – Unverschämte Sterne!

Weiterschreiben, Wegner!

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