Wer hätte gedacht, dass Meldungen bezüglich der Grünen nicht nur ärgerlich, dumm und gelegentlich unfreiwillig lustig sein können, sondern tatsächlich interessant!
Was bislang passierte, in schnellster Zusammenfassung: Außenministerin Baerbock blamiert Deutschland bis auf die Knochen. Wirtschaftsminister Habeck deindustrialisiert Deutschland. Die Grünen können mit Deutschland nichts anfangen (aber mit deutschem Steuergeld schon, oha!), immer weniger können mit den Deutschen etwas anfangen.
Bei zwei von drei Landtagswahlen im Osten wurden die Grünen jüngst aus dem Landtag gekickt. In bundesweiten Umfragen fielen sie auf den Stand von 2017, unter 10 Prozent (siehe Essay vom 24.9.2024).
Und dann wurde es extra spannend.
Meister Robert schneidet Spitzen
Plötzlich trat der gesamte Vorstand der Bundesgrünen zurück, darunter die bekannten Co-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour. Nicht nur ich (vergleiche zweiten Essay vom 25.9.2024) sah darin ein Bauernopfer.
Robert Habeck gab in der Tagesschau de facto zu, dass der Rücktritt des Vorstands auf sein Betreiben hin geschah: »Erst einmal möchte ich sagen, dass Politik natürlich häufig ein hartes und undankbares Geschäft ist.« (via tagesschau.de, 25.9.2024)
Extra kurios wurde es am Abend des 25. September, als auch der gesamte Bundesvorstand der Grünen Jugend zurücktrat (focus.de, 26.9.2024) und einige sogar ihren Austritt aus der Partei verkündeten. Die Aussteigenden schrieben einen öffentlichen Abschiedsbrief, in dem sie sich namentlich an eine Reihe von Grünen-VIPs wandten, dabei aber sehr auffällig Annalena und Robert ausließen.
Im Haifischbecken der internationalen Politik gibt Baerbock den verwirrten Goldfisch. Habeck führt sich derweil auf wie der fiedelnde Kaiser Nero, nur dass er nicht Rom niederbrennt, sondern die deutsche Wirtschaft. (Überhaupt bieten sich Nero-Vergleiche für Linke an; 2018 schrieb ich etwa den Essay »Deutschland brennt und die Linke fiedelt«.)
»Nicht links genug«?
Es fühlt sich an, als ob sich eine ganze Partei von ihren prominentesten Ministern distanziert – wobei gerade Habeck wohlgemerkt weiterhin auch intern einen Machtfaktor darstellt, ja diese »Distanzierung« vermutlich sogar angestoßen hatte.
Aber warum?
Als Grund sollen die ehemaligen Grüne-Jugend-Vorstände wohl angegeben haben, die Partei sei ihnen nicht links genug!
Mich erinnern die Grünen und die Grüne Jugend in ihrer aktuellen Aufgescheuchtheit an die Anzeigen in einem abstürzenden Flugzeug – und zugleich an die zunehmend panischen Piloten.
Die Welt, wie die reiferen Generationen sie kennen, bricht auseinander und weg. Und das ist nicht bloß poetische Übertreibung.
Auch die Grüne Jugend merkt in ihrem Alltag, dass linksgrüne Politik nicht funktioniert. Auch die Grüne Jugend merkt allmählich, dass Grüne Politik zu mehr Umweltbelastung führt. Gerade Jugendliche merken, dass »Toleranz« eine Lüge ist, die Städte kaputtmachen kann. Gerade junge Menschen bekommen zu spüren, dass die Verteuerung des Lebens bedeutet, dass die heutige Generation sich nichts mehr leisten können wird. Und immer mehr junge Menschen ahnen vielleicht auch schon, dass Künstliche Intelligenz schon jetzt begonnen hat, unser altes Konzept von »Arbeit« und »Wert auf dem Arbeitsmarkt« auszuradieren.
Symbolstark und richtig
Wie ein in Panik geratener Pilot werden diese Jugendlichen vermutlich nun genau das fordern, was zu der Lage führte und so das Problem verschärfen. Doch immerhin spüren die Jugendlichen als Gruppe, wie die Anzeigen im Weltcockpit durchdrehen, wie die Zeiger wild ausschlagen, bis hoch in die rote Zone, wo es gefährlich wird.
Die Grüne Jugend, die zurück- oder sogar ganz aus der Partei austritt, aber auch der Vorstand, der geschlossen zurücktritt, handeln symbolstark und richtig, auch dann, wenn es von Habeck im Machtrausch so eingeleitet worden sein mag. Man könnte sagen: Die noch wache grüne Jugend flieht aus dem brennenden Flugzeug, während die alten Parteiveteranen am Steuer weiterschlafen wollen.
Das Fundament sämtlicher Gewissheiten bricht weg. Nicht nur für die Grüne Jugend, doch als »junge Leute« sind sie vielleicht extra sensibel. Und mögen wir auch einzelne Aussagen und Handlungen der Grünen Jugend nicht ernst nehmen, so halte ich einen bestimmten Instinkt für gar nicht schlecht.
»Scharen um die Fahne« – diesmal nicht!
Normalerweise neigt der Mensch in Krisen dazu, sich um die Häuptlinge zu scharen, wer auch immer diese Häuptlinge gerade sind.
Doch bei der Grünen Jugend funktioniert das diesmal nicht. Und das ist spannend! Statt sich in der momentanen Krise automatisch um Habeck zu scharen, treten sie zurück bzw. aus und auf jeden Fall den zwei prominentesten Grünen-Ministern vors politische Schienbein.
Ja, wir sind in Krisen (Plural!), und was auf uns zukommt, wird noch mal ganz anders aussehen. Doch diese Krisen und die »neue Welt« werden nicht überwunden und gut gestaltet durch dieses Führungspersonal, ganz im Gegenteil! Diese Leute schaffen diese Krise erst.
Erstaunlich blöde Fürsten
Heute also könnte sich ganz Deutschland am Vorstand der Grünen-Jugend ein Beispiel nehmen. Trennt euch, erst emotional und dann praktisch und immer auf demokratischen Wegen, von eurem Führungspersonal. Was ihr auch tut, ob ihr die Piloten austauscht oder den Fallschirm anlegt: Schaltet den inneren Autopiloten aus!
Der Psalmist (Psalm 146, Vers 3) schreibt: »Verlasset euch nicht auf Fürsten; sie sind Menschen, die können ja nicht helfen.« – Überlegt euch, wie lange ihr euch auf Piloten verlasst, die das Flugzeug ins Meer der Geschichte lenken zu wollen scheinen.
Es wird höchste Zeit, uns nicht mehr auf Politiker zu verlassen, die sich für Fürsten halten, dabei aber selbst für Menschenverhältnisse erstaunlich blöde Fehler machen.
Liebe Deutsche! Heute und ausnahmsweise: Nehmt euch ein Beispiel am Vorstand der Grünen Jugend. Bekommt endlich euren Hintern hoch, bevor das Land und damit eure eigene Zukunft im ebensolchen ist.