Kennt ihr »John Wick«? Das sind Actionfilme mit Superstar Keanu Reeves. Sehr populär, viele Kampfszenen. (Siehe YouTube – vorsicht: brutal!)
Einer der zentralen Gedanken und Themen in den Filmen lautet: »How you do anything, is how you do everything.«
Auf Deutsch etwa: »Wie du irgendetwas machst, so machst du alles.« (siehe clip.cafe)
Der Satz hat sich mir eingeprägt, und ich muss heute neu an ihn denken, aus aktuellem Anlass.
Ins Wasser pinkeln
»Wie du irgendetwas machst, so machst du alles«, das bedeutet: Den Charakter eines Menschen kannst du daran ablesen, wie er die vermeintlich »unwichtigen« und »kleinen« Dinge angeht. Wie der Mensch sich verhält, wenn keiner zusieht. Wenn er meint, dass keiner zusieht.
Ich hörte mal den Spruch: »Ein Gentleman ist einer, der aus der Badewanne steigt, um zu pinkeln.«
(Ich bin wohl ein Gentleman – aber ich bin auch kein großer Bade-Freund. Wenn ich in einer Suppe menschlichen Abfalls marinieren wollte, könnte ich genauso gut ins Schwimmbad gehen, da haben sie immerhin Rutschen und man kann den jungen Männern bei der «Schlägerei des Tages« zusehen – während man selbst seelenruhig plantscht und entspannt ins Wasser pinkelt.)
»Wie du irgendetwas machst, so machst du alles« – auch »irgendetwas«, wovon du dir nicht vorstellen kannst, dass es Jahrzehnte später die Mittel und die Motivation geben wird, noch mal genauer hinzusehen, was du da getan hast.
Irgendwie an die Parteizentrale
Wie es sich im modernen Wahlkampf gehört, erfahren wir aktuell, kurz vor der Bundestagswahl, dass der Herr Habeck in seiner Doktorarbeit getäuscht haben soll (nius.de, 10.2.2025).
Zusammengefasst, wie ich die Sache verstehe: Ein bekannter »Plagiatsjäger« hat eine Analyse der Doktorarbeit des Herrn Habeck angefertigt – und kurz vor der nächsten Bundestagswahl wurde sie in den Nachrichten platziert.
Eine Vorabversion dieser Analyse wurde wohl, wenn ich das richtig verstehe, einem Journalisten der FAZ gegeben, und von da aus gelangte sie irgendwie an die Grünen-Parteizentrale.
Habeck reagiert »vorab« (@roberthabeck, 10.2.2025).
Habeck sagt, er habe der Uni die Vorwürfe vorgelegt und sie von der Uni prüfen lassen, und die gäbe ihm recht. Dabei lag ihm gar nicht die vollständige Analyse vor, wenn ich das richtig verstehe. Rätselhaft.
Links, grün und unwahr wird es aber bei seiner Verteidigung, es ginge in den Vorwürfen »nicht wie sonst um Textplagiate, sondern um Ungenauigkeiten in den Fußnoten«.
Unser erster Gedanke ist natürlich, dass auch jedes Textplagiat im weitesten Sinne eine »Ungenauigkeit in den Fußnoten« darstellt. Doch die Sache ist hier wohl noch perfider.
Diebstahl und Risiko
Wenn ich die Berichterstattung richtig verstehe (siehe nius.de, 10.2.2025; aber auch das Gutachten selbst bei plagiatsgutachten.de), hat Habeck an vielen Stellen »durchzitiert«.
Lasst mich schnell erklären: Wenn ein »Intellektueller« ein Buch oder einen Text zitiert, dann sollte er dieses Buch auch in irgendeiner Form vorliegen haben und tatsächlich aus diesem Buch zitieren.
Faule und nachlässige Intellektuelle aber lesen schon mal einen Text samt den Zitaten in diesem Text, übernehmen dann die Zitate aus diesem Text, ohne im Original selbst nachgeschlagen zu haben. Leute, die so etwas tun, könnte man wohl auch als »Fake-Intellektuelle« bezeichnen.
Das Heraussuchen solcher Zitate soll eine wesentliche intellektuelle Leistung des Autors sein. Ein Fake-Intellektueller, der Zitate und Zitatauswahlen übernimmt, ohne zumindest in den Originalen nachgeschlagen zu haben, belügt den Leser schlicht darin, dass er eine intellektuelle Leistung vorgibt, die er nicht erbracht hat.
Der Fake-Intellektuelle begeht damit zugleich eine Art geistigen Diebstahls! Der Original-Autor hat ja etwas geleistet, als ihm das genau passende Zitat einfiel; dieses einfach so zu übernehmen, bestiehlt den, der die wirklich geistige Leistung erbrachte.
Doch dieses unredliche »Durchzitieren«, wie Fake-Intellektuelle es tun, birgt auch Risiken für den Autor. In der Regel lassen sich Durchzitate als wahrscheinlich aufzeigen, etwa indem man belegt, dass die Zitatauswahl eines Werks auffällig der Zitatauswahl eines anderen, früheren Werks ähnelt.
Und dann: Wer Zitate klaut, der riskiert auch, falsche Zitate zu »zitieren«. Je häufiger und nachlässiger man »durchzitiert«, desto höher ist das Risiko – und genau in diese Falle tappte wohl auch Habeck.
Ein Beispiel: Habeck zitiert eine Passage von Immanuel Kant. Der Satz beginnt bei Kant, also im Original, mit: »Das Vermögen der Erkenntnis« und endet mit »ist das Bezeichnungsvermögen« – selbst nachlesen bei archive.org, Anfang § 38.
Habeck gibt an, dass er genau diese Textstelle bei Kant zitiert – doch sein Zitat beginnt mit dem »Bezeichnungsvermögen«, statt mit diesem zu enden. Warum? Nun, es könnte womöglich daran liegen, dass eine ähnliche Umstellung (dort allerdings durch getrennte Zitate-Marker klarer gemacht) in einem Aufsatz innerhalb eines Sammelbandes »Klassiker der Sprachphilosophie« in einem Aufsatz zu Immanuel Kant vorkommt.
Verändert es den Lauf der Welt, dass Habeck hier vermutlich »durchzitierte«? Nein, natürlich nicht. Doch wenn der Fall ist, wonach es aussieht, dann sagt das viel – oder alles – über Habecks Charakter. (Und das meiste davon ahnten wir aufgrund Habecks heutiger Auftritte ja ohnehin.)
Was man von Intellektuellen zu halten hat, die ihr Wissen aus Lexika und Sammelbänden beziehen, auch das wäre mit »Fake-Intellektuelle« nicht vollständig falsch beschrieben.
Ein Philosoph aber, der zudem aus Sammelbänden »durchzitiert«, für dessen Arbeitsethik fallen mir einige Vokabeln ein, wie »unehrlich« oder »verlogen«. Und alle diese Vokabeln sind heute bald Synonyme für »links« und »grün«.
Gegen alles
Wenn ihr mit Hilfe von Google die Essays auf meiner Website gezielt nach der Zeichenkette »zitiert nach« durchsucht, findet ihr aktuell 154 Fundstellen, sechs Ergebnisseiten voll. Wenn ich aus einer Quelle die Idee übernehme, diese aber selbst neu formuliere und erweitere, zitiere ich auch mal mit »siehe« und dann der verlinkten URL.
Es ist eine Sache der inneren Haltung, der moralischen Kompetenz. Ich würde mich schämen, eine Quelle zu zitieren, ohne diese vorliegen zu haben – es ginge mir grundsätzlich gegen alles, was ich bin.
Durchzitieren ist kein Flüchtigkeitsfehler. Diese Form des geistigen Diebstahls offenbart eine grundsätzliche Charaktereigenschaft. Robert Habeck bringt einiges mit, was es braucht, um ein Fake-Intellektueller genannt zu werden.
Ich vermute aber, dass Herr Habeck im Grunde weiß, dass all sein Geschwafel hohl klingende Phrasen und potemkinsche Dörfer sind, gerade gut genug, um die grüne Klientel und deutsche Journalistinnen zu beeindrucken.
Ohne sie, mit den Tieren
»Wie du irgendetwas machst, so machst du alles«, so heißt es bei John Wick, und ich versichere euch, dass mir dies selbst einfiel.
Das nämlich ist das eigentliche Problem der »echten Fake-Zitate« bei Habeck: Es wirkt auf nicht nur mich verlogen und fake – so wie alle linksgrüne Politik. Die Grünen: Fake-Intellektuelle, Fake-Moral, sehr realer Schaden.
Wer sich der Gesellschaft als öffentlicher Denker andient, der sollte sich an gewisse Regeln halten. Regeln, die sicherstellen, dass die Menschheit sich nach vorn bewegt, dass wir klüger und menschlicher werden, nicht vulgärer und dümmer.
Regeln, die Herrn Habeck weder im Kleinen noch im Großen zu kümmern scheinen.
Wer sich nicht an Regeln halten will, der kann genauso gut ins Badewasser pinkeln, Grüne wählen, Leute im Schwimmbad vermöbeln – oder eben Zitate klauen.
Um hier abschließend ein zweites Mal die John-Wick-Filme zu zitieren: »Rules. Without them, we live with the animals.« (siehe YouTube)
Auf Deutsch: »Regeln. Ohne sie leben wir unter Tieren.«