An beiden Seiten des Kobraschädels sitzen die Giftdrüsen. Die Zähne der Kobra haben Rillen und wenn sie zubeißt, spritzt sie ihr Neurotoxin in den Körper des Opfers. Das Gift greift lähmend ins Nervensystem ein, bis hin zur Lähmung des Atems, was natürlich zum Tod führen kann – und soll.
Es geschah einmal, so erzählt die Legende, dass die Verwalter von Britisch-Indien die Zahl der Kobras in Delhi reduzieren wollten. Ein britischer Gentleman, der auf dem Weg zum Gentleman’s Club von so einer Kobra gebissen und gelähmt wird, könnte sich vom Schmerz zu einem oder zwei derben Flüchen verleiten lassen, und das wäre nicht gentlemanlike, und das kann keiner wollen, also musste etwas gegen die Kobras getan werden.
Die britische Verwaltung setzte einen Preis für getötete und abgelieferte Kobras aus. Das sollte die Leute doch motivieren und so das Problem lösen!
Es funktionierte auch, also in dem Sinne, dass Menschen das tun, wofür sie bezahlt werden. Die Inder waren kluge Leute und sie machten sich dran, Kobras zu züchten, die sie den Briten dann tot ablieferten, um ihre Prämie zu kassieren.
Irgendwann begriffen auch die britischen Gentlemen, dass ihre Strategie nicht aufging, und sie stellten die Belohnungen wieder ein. Was sollten nun aber die Kobrafarmer mit ihren Kobras anstellen? Sie entließen die Tiere einfach in die Straßen, so dass es nach der genialen britischen Maßnahme mehr Kobras gab als zuvor. Heimlich soll der ein oder andere Gentleman zwischen zwei Schlücken vom Tee gemurmelt haben: »What a bloody mess!«
Bauchgefühlpolitik
Sich als Mann selbst »Feminist« zu nennen ist zuverlässiges Zeichen sexueller und/oder sozialer Verzweiflung – sich als komplette Regierung »feministisch« zu nennen ist ein Zeichen ganz eigener Konstellationen.
Die schwedische Regierung nennt sich stolz »A Feminist Government« (government.se, Stand 3.9.2018). So etwas ist natürlich genau das »virtue signalling«, dem sich der Freund ideologischer Uniformen heute gern anschließt.
Das Regierungshandeln in einem »feministischen« Land folgt eigenen Regeln. Ein Beispiel: 2016 stellte man fest, dass Männer häufiger im Auto fahren und Frauen häufiger zu Fuß gehen. Im November dann schneite es ganz doll, wie jeden Winter in Schweden. In Stockholm mussten die Straßen geräumt werden, und der real existierende Staatsfeminismus beschloss, die Männer für ihre männlichen Tätigkeiten wie zur-Arbeit-Fahren oder Krankenwagen-Steuern zu bestrafen. Bevor man die Straßen vom Schnee räumte, befreite man zuerst in aller Seelenruhe die Gehwege vom Schnee, und schaute zu, wie der Autoverkehr und damit ganz Stockholm im Schneechaos versank. Weil die Stadt vom weißen Himmelsgold blockiert war und es frecherweise weiterschneite, konnten eben auch die Gehwege bald nicht mehr geräumt werden.
Selbst Publikationen, denen sonst linke Bauchgefühlpolitik kaum irrational genug sein kann, erschienen amüsiert:
Im November konnten wir in Stockholm sehen, wohin der Staatsfeminismus führt: ins Schneechaos.
– zeit.de, 2.2.2017
Andere Kommentatoren schmunzeln weniger:
Von „Schneechaos“ war die Rede. Auch viele Gehwege waren interessanterweise nicht geräumt worden. Spitäler füllten sich mit Menschen, die sich bei Stürzen verletzt hatten. Ein Kommentator stellte in der großen bürgerlichen Zeitung „DN“ fest, dass just Frauen, darunter seine eigene, die häufigsten Opfer der „feministischen Schneepolitik“ wurden: „Hunderte Menschen, vor allem ältere Frauen, liegen mit Brüchen in Krankenhäusern, mit Schmerzen und unsicheren Genesungsaussichten. Die Ältesten werden vielleicht nie wieder gesund und müssen den Rest ihres Lebens im Rollstuhl verbringen.“
– diepresse.com, 28.12.2016
Wie so oft bei emotionsgesteuerter Politik, gehen die Befürworter einer »feministischen Regierung« mindestens implizit davon aus, dass wie durch Magie genau jene Konsequenzen ihrer Handlungen eintreten werden, die sie sich wünschen, unabhängig von Naturgesetzen, Kausalität und Psychologie – und nicht die absehbaren Folgen, welche die Experten vorhersagen, besonders wenn diese Experten »alte weiße Männer« sind. Magische Logik des Gutmenschen: »Eine Handlung, die sich im Moment moralisch anfühlt, muss zwingend zu einem Ergebnis führen, das sich ebenfalls moralisch gut anfühlt.«
Gefühlsmachtmenschen haben sich durch die populistische Kraft ihres Wunschdenkens in lukrative Machtpositionen gehievt, und sie unterliegen dem für das ganze Land folgenreichen Irrtum, der Rest der Realität würde sich ebenso ihren Gefühlen beugen.
In Schweden werden also die Gehwege zuerst geräumt; es werden Musicfestivals ohne Männer veranstaltet und so wird im Namen des Feminismus die Geschlechtertrennung des Mittelalters wieder eingeführt (siehe z.B. bbc.co.uk, 31.8.2018); Schüler werden dressiert, »es« statt »er« oder »sie« zu sagen (siehe z.B. faz.net, 14.5.2015); eine Gewerkschaft richtet ein Beschwerdetelefon ein, wo Frauen sich beschweren können, wenn Männer ihnen etwas erklären (»Mansplaining«, siehe z.B. cnn.com, 16.11.2016), und während Feministinnen einander mit immer absurderen Maßnahmen in der Bekämpfung des »alten weißen Mannes« zu überbieten suchen, weigert sich die tatsächliche Realität stur, der gefühlten Realität zu folgen.
Um es poetisch zu formulieren: Schwedische Feministinnen haben den starken, schützenden Rittern erfolgreich verboten, starke, schützende Ritter zu sein. Weniger erfolgreich waren sie beim Versuch, durch feministische Zaubersprüche auch die bösen Kerle verschwinden zu lassen, vor denen die starken Ritter sie doch schützen sollten.
Weniger poetisch beschreibt etwa der Deutschlandfunk das Land Schweden:
In Sachen Gleichberechtigung ist es weiter als viele andere europäische Länder, neue Technologien werden dort in Windeseile adaptiert, die Menschen sprechen fast alle sehr gut Englisch. Rote Holzhütten, Astrid-Lindgren-Erzählungen und der niedliche Akzent, den man aus der Werbung kennt, verleihen dem Land außerdem ein unschuldiges Image. Doch wenn heute von Schweden die Rede ist, bestimmen immer häufiger die Worte Kriminalität, Gewalt, Mord den Diskurs.
– deutschlandfunk.de, 5.1.2018
Im postfeministischen Feminismus ist es Usus, Gewalt von Männern nur dann als solche wahrzunehmen, wenn sie von Weißen ausgeübt wird. Doch selbst Ultrafeministinnen können kaum noch leugnen, dass ein guter Teil der Gewalt in Schweden von Männern aus archaischen, weit südlicheren Kulturen ausgeübt wird.
Selbst spiegel.de schreibt:
Morde und Gewalt erschüttern seit Monaten Schwedens Großstädte. Die Täter haben oft einen Migrationshintergrund.
– spiegel.de, 2.9.2018
Man beachte den direkt anschließenden Folgesatz:
Rechtspopulisten könnten bei der Wahl stärkste politische Kraft werden.
– spiegel.de, 2.9.2018
Dadurch, dass dieser Teaser-Satz nach den vorherigen beiden Sätzen steht, wird eine mögliche Kausalität angedeutet. Die »Rechtspopulisten« werden womöglich stärkste Kraft werden, weil von einigen jener, »die noch nicht so lange in Schweden sind«, konkrete Gefahr ausgeht.
Im Text »Eine Abrissbirne schwingt umher in Europa« schrieb ich:
Sind ein Viertel der Schweden jetzt »Rechte« geworden (also im modernen, negativen Sinn)? Vielleicht sind auch immer mehr Schweden es einfach nur leid, dass Schießereien so häufig wurden, dass sie nicht einmal mehr in den Nachrichten berichtet werden, und dass in immer mehr Ländern davor gewarnt wird, man möchte bitte keine »schwedischen Verhältnisse« haben. (siehe z.B. politico.eu, 1.1.2018)
Unerwünschte Begleiterscheinungen
Nicht nur schwedischen Feministinnen erscheint das Männliche an sich giftig und gefährlich wie eine Kobra. Also setzten sie an, alles auszurotten, was irgendwie männlich erscheint. Es hatte, ähnlich wie die Kobrajagd der Briten damals, unerwünschte Begleiterscheinungen. Es gibt sehr problematische Folgen des umherhüpfenden Spontanfeminismus.
Auf der Jagd nach dem letzten »male gaze« und »gender bias«, also eher weichen Feinden, hat man glatt keine Zeit (und wohl auch keinen Mut) gehabt, die tatsächlichen Fälle eines überbordenden Machismo anzugehen.
Immer mehr Bürger des einstigen Vorzeigestaates Schweden wollen nicht mehr zusehen, wie ihr Land zum politisch korrekten Failed State wird. Es gibt viele Gründe, warum ein Staat scheitern kann, und im 21. Jahrhundert kommt der Grund »politische Korrektheit« hinzu.
Verhungernde Schwalben
Selbst linke Medien erkennen an, dass der abzusehende Wahlerfolg stramm rechter Kräfte wesentlich eine Folge brutalstmöglich scheiternder Integration ist. Hier und da sehen wir erste, bald verhungernde Schwalben der zarten Selbstkritik (»Wir waren zu naiv«), doch insgesamt ist die Linke weit davon entfernt, ihre kausale Rolle bei der Ausbreitung importierter Gewalt und damit mittelbar bei der Stärkung konservativer bis stramm rechter Player anzuerkennen. Die »feministische Regierung« dachte, Schweden müsste an ihrem moralischen Wesen genesen, Schweden will das aber immer weniger. Es wird zum Muster in Europa: Hochmut kommt vor dem Rechtsruck.
Als die Briten die Kobras von Delhi bekämpfen wollten, gingen sie (ähnlich wie Kommunisten) von blauäugigen Illusionen über das Wesen der menschlichen Seele aus. Als die schwedischen Feministinnen auch die letzten Spuren des Männlichen auszurotten ansetzten, gingen sie von einem absurden Weltbild aus, in das sie sich selbst hineingesteigert hatten. Sie hatten vergessen, dass es gute und zugleich »tough« Männer braucht, um die bösen Männer in Schach zu halten.
Pendelschwünge
Es ist ein Pendel, das in und über Europa schwingt. Nach Jahren zerstörerischen linksgrünen Wahns schwingt es ein nach rechts. Sicher, es macht manchen Angst, wieder deutlich rechte Töne zu hören (und ich bin einer von denen, die schon mal die Augen weit aufreißen und erstarren), doch man muss zugleich zugeben: Im Vergleich zum heute als normal geltenden linksgrünen Suizidalismus ist der reale Rechtsdrall in Europa eher moderat. Deutschland hatte ehemalige linke Steinewerfer und mind. einen ehemaligen Kommunisten als Minister. Deutsche Politik hofiert linke Deutschlandhasser. Journalisten, unter anderem beim regierungsnahen TV, sympathisieren öffentlich mit der Antifa, und damit implizit mit derem linken Straßenterror. Minister und selbst der deutsche Bundespräsident machen Werbung für Linksextreme, die Gewalt gegen Polizisten propagieren. Das, was in Deutschland und Europa an »rechten« Bewegungen stattfindet, ist im Vergleich zum real existierenden Linksgrüntum noch beruhigend moderat.
Die Briten in Indien haben irgendwann ihren Irrtum anerkannt, und sie hörten damit auf, unbeabsichtigt die Vermehrung der Kobras zu fördern.
Ich sehe die Pendelschwünge, und auch ich habe Sorge. Noch größer wäre meine Sorge allerdings, wenn es sie nicht gäbe. Dass es in Europa gerade politisch etwas wild ist, das zeigt vor allem eines: Europa lernt – und das gibt Anlass zur Hoffnung.