Als Intelligenz bezeichnen wir die Fähigkeit, die innere Logik einer Angelegenheit zu erkennen, die äußeren Zusammenhänge und Bedeutungen zu berücksichtigen und dann richtige Schlüsse daraus zu ziehen.
Schon aus dieser simplen, alltagstauglichen Definition von Intelligenz erkennen wir, dass ähnlich wie eine Sportart oder eine Kunstform auch Intelligenz ein Zusammenspiel von angeborenen und antrainierten Fähigkeiten ist.
Keine Spiele, und Schule hilft nicht
Über Jahrtausende übten Kleinkinder ihre grundlegende Intelligenz mit Handlungen, die sie für Spiele hielten. Das ist heute anders. Heute wird die angeborene Intelligenz schon ab dem Säuglingsalter verödet. Millionen Mütter stellen ihre Kinder mit elektronischen Geräten und hypnotisierenden Online-Videos ruhig, damit sie nicht Aufmerksamkeit einfordern und also stören. Dadurch werden diese Kinder zurechtgestutzt für ihre Zukunft in der linken Glockenkurve.
In den wenigen Stunden, in denen Kinder sich in schulischer Obhut befinden, können Lehrer nicht den Gehirnschaden reparieren, den die digitale Verwahrlosung angerichtet hat. Es ist nicht möglich (und die Schule wäre dafür gar nicht ausgelegt, selbst wenn sie nicht heute die zusätzliche Aufgabe hätte, noch eine Zeit lang die unmittelbaren Folgen suizidaler Migrationspolitik abzufedern).
Die Schule soll die natürliche Begabung zur Intelligenz ausbauen und vertiefen, das Angeborene durch Erlerntes vertiefen und erweitern – nicht das Verödete neu implantieren.
Was Hänschen lernte, kann Hans verlernen
Doch auch Erwachsene, denen nicht schon als Kind die Intelligenz verödet wurde, können durch Faulheit und Trainingsmangel dumm werden.
Denken tut weh, so wie Sport den Muskeln wehtut. Aber auch die Enthaltsamkeit gegenüber Snacks und Süßigkeiten kann sich wie Schmerzen anfühlen. Menschen wollen sich am Ergebnis solcher Schmerzen erfreuen, ohne die Schmerzen selbst zu durchleiden.
Im Fall des Sports versuchen sie es mit Diätpillen und Fettabsaugung, oder schlicht durch aggressive Lügen in eigener Sache.
Das Ergebnis des schmerzhaften Denkens zu erreichen, ohne die Denkschmerzen durchleiden zu müssen, erreichen Menschen heute durch das Anhören von Charismatikern, von denen sie sich via TV oder Online-Video die Wahrheit und Moral des Tages verkünden lassen.
Fragt man sogenannte Linke und also selbst bezeichnete Gute nach ihrer Meinung zu aktuellen Angelegenheiten, wiederholen sie verbatim die Propagandameldungen des Vortags. Fragt man sie nach Quellen und Begründungen, nennen sie zuverlässig jene prominenten Namen, die wir als die reich mit Preisen behängten Journalisten des Staatsfunks kennen.
Ähnlich wie der Atheist Voltaire der Legende nach die Bibel griffbereit hatte, lese ich regelmäßig bei Internet-Foren wie »Ich bin 40 und Schwurbler« mit. Schon die Namen solcher Foren lassen ahnen, dass die Teilnehmer dort sich vor allem darüber definieren, auf aggressive, vulgäre und für sie »lustige« Art jedes abweichende Denken (»Schwurbeln«) und die Perspektive von Menschen mit statistisch hoher Verantwortung (»Ich bin 40«) abzulehnen. Immer wieder stößt man in diesen Foren auf die gegenseitige Versicherung, dass die Autoritäten im Staatsfunk und besonders die Politiker der Grünen (also einer stramm autoritären Partei), einzig als wahr und gut anzusehen seien.
Doch vertun wir uns nicht: Auch im Gespräch mit Rechten, also angeblich Bösen, wird es vorkommen, dass diese ihre Meinung und Weltdeutung vor allem von Autoritäten via Bewegtbild gewinnen, sprich: billig gemachten Online-Videos, in denen jemand mit Autoritäts-Gestus die Welt erklärt, aber eben rechts.
Ich fragte letztens einen Rechten, mit dem ich in einer Detailfrage nicht übereinstimmte, nach dem Grund für seine Gewissheit, nach seinen Quellen. Er zeigte mir Online-Videos. Ich schaute die Videos an und stellte fest, dass darin viel Behauptung und wenig Beleg vorkam. Ich fragte meinen Gesprächspartner nach schriftlichen, überprüfbaren Belegen. Er suchte bei Google und zeigte mir Websites, auf denen auch Heilsteine und anderer esoterischer Klimbim beworben wurden – und deren geschriebener Inhalt ganz offensichtlich Unfug enthielt. Ich bat diesen Menschen also, mir doch mal selbst eine bestimmte Passage vorzulesen, damit wir gemeinsam die Stichhaltigkeit prüfen können. Der Mensch begann zu lesen … und da lief es mir kalt den Rücken herunter. Dieser Mensch, den ich von früher kannte, hatte nach Jahren des Konsums von Online-Videos schlicht das Lesen verlernt.
Seine Logik war zerschossen, seine Quellen waren nicht »Quellen« zu nennen, er konnte nicht mehr flüssig lesen und hatte es offenbar auch seit Jahren nicht mehr geübt – aber eine Meinung hatte er – oh ja! – und dazu eine Gewissheit der »wahren« Fakten – und wie!
Wer sucht, sollte Übung im Finden haben
Als Intelligenz bezeichneten wir hier die Fähigkeit, die innere Logik einer Angelegenheit zu erkennen, die äußeren Zusammenhänge und Bedeutungen zu berücksichtigen und dann richtige Schlüsse daraus zu ziehen.
Die faktischen und kausalen Zusammenhänge einer Angelegenheit zu erkennen, muss geübt werden und setzt einen Grundstock unmittelbar verfügbaren Wissens voraus.
Um die innere Logik einer bis dahin unbekannten Angelegenheit zu verstehen, hilft es ungemein, die innere Logik anderer, ähnlicher Angelegenheiten studiert und durchdrungen zu haben.
Es braucht natürlich Intelligenz, um die Lösung für ein bis dahin ungelöstes mathematisches Rätsel zu finden. Doch ist es nicht erstaunlich, dass alle spektakulären mathematischen Beweise von Leuten gefunden wurden, die zuvor jahrelang andere mathematische Beweise studiert und nachvollzogen hatten?
Du wirst die innere Logik einer Sache nur dann verstehen, wenn du die innere Logik anderer, ähnlicher Angelegenheiten studiert hast. Und dies ist nicht dadurch ersetzbar, dir von Autoritäten eine »Wahrheit« verkünden zu lassen.
Im Zusammenhang
Die äußeren Zusammenhänge einer Angelegenheit lassen sich heute leicht durch eine Internetsuche erfahren. Zu politisch relevanten Themen ist die Wikipedia nutzlos bis schädlich, doch bei »neutralen«, also etwa naturwissenschaftlichen und technischen Themen, aber auch mit historischen Fakten kann sie helfen, schnell die größeren Zusammenhänge zu sehen, sprich: intelligenter zu sein.
Alle Internetsucherei hilft jedoch nicht, wenn man nicht intuitiv und spontan spürt, dass es ratsam wäre, zu einer vorliegenden Angelegenheit den Kontext zu suchen. Mir selbst passiert es oft genug, dass ich »mich zu erinnern meine«, dass »da etwas war«. Und dann stelle ich tatsächlich der Künstlichen Intelligenz eine Frage, die mit »ich meine mich zu erinnern beginnt«, und die KI errät dann – erschreckend oft richtig –, wonach ich in meinem eigenen Kopf suche.
Ich fragte die KI einmal: »Ich meine mich an ein Zitat zu erinnern, nach dem Ersten Weltkrieg, dass es so einen Krieg nie wieder geben könne.«, und die KI antwortete sofort korrekt: Douglas Haig, »the war to end all wars«. Die entsprechende Erkenntnis verwendete ich im Essay »Zweites Mittelalter« vom 16.11.2023.
Schlüssig muss es sein
Ich hatte zu Protokoll gegeben, dass ich den Glauben an die Menschheit verloren habe. Ein Anlass und Grund hierfür ist die immer wieder erlebte Unfähigkeit – oder der nervöse bis panische Unwille – erschreckend vieler Mitmenschen, logisch und richtig zu schließen.
Ein geradezu klassisches Beispiel für den Unwillen zum logischen Schließen erleben wir in der sogenannten Migrationsdebatte (die tatsächlich keine Debatte ist, sondern ein Diktat von oben mit Dämonisierung und Vernichtung von Andersdenkenden).
Zwei zentrale Prämissen dieser »Debatte« sind:
- Nach Meinung der »Guten« hat jeder Mensch weltweit, der in extremer Armut lebt (aber eigentlich jeder, der es sich wünscht), ein moralisches Recht darauf, in Deutschland zu leben und volle Sozialleistung zu erhalten. Es wäre unmoralisch (und politisch brisant), eine Obergrenze festzulegen, wie viele Menschen nach Deutschland kommen dürfen.
- Etwas über eine Milliarden Menschen weltweit leben in extremer Armut. Die Hälfte davon sind Kinder.
Die eine mögliche logisch-pragmatische Schlussfolgerung ist also:
Eine Milliarde armer (und dazu ungebildeter und sehr fremd sozialisierter) Menschen kommt nach Deutschland und wird von 42,5 Millionen Einkommensteuerzahlern versorgt. Das heißt: 1 deutscher Einkommensteuerzahler soll knapp 24 Fremde versorgen – und zwar zu den Tarifen, die Wohlfahrtsverbände und die Bauherren der neuen Wohnungen verlangen.
Das klingt natürlich irre, doch es ist die logische Folgerung aus einer irren moralischen Prämisse. (In der Praxis findet man andere Lösungen, um den Kollaps ein klein wenig zurückzuhalten, etwa die Zurückweisung an den Grenzen durch »bezahlte Bösewichte« wie Erdoğan und Orbán. Und um sein Gesicht zu wahren, beschimpft man sie öffentlich dafür, dass sie tun, was sie tun sollen und müssen.)
Zum Charakter dann
Wer nur nachplappert, was Autoritäten in TV und Online-Videos sagten, ob er nun im Ergebnis links-, rechts- oder neutral-verwirrt ist, der kann tatsächlich im Einzelfall noch so richtigliegen, sein Vorgehen ist nicht intelligent (und folglich wird er in der nächsten Sache womöglich komplett danebenliegen).
Es ist natürlich komfortabel, Gehörtes nachzuplappern und dazu seine Instinkte (oder Neurosen …) als »meine Meinung, auf die ich ein Recht habe« für quasi-heilig zu erklären.
Intelligenz aber bedeutet Arbeit.
Intelligenz bedeutet auch emotionale Arbeit, nämlich den Mut aufzubringen, sich selbst zu prüfen und zu korrigieren.
Intelligenz erfordert echtes Wissen, um zumindest zu ahnen, wo Zusammenhänge zu finden sind.
Und Intelligenz erfordert die Ehrlichkeit, logische Schlüsse auch dann zu ziehen, wenn das Ergebnis erschreckend ist.
Der Charakter eines Menschen aber erweist sich an der Frage, ob der Mensch auch wirklich gemäß seiner intelligenten Einsicht handelt.