Dushan-Wegner

09.02.2023

Welche Freiheit wird es diesmal kosten?

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Are you a happy little robot?
Mit Angst und Gehorsam haben wir auf Krisen zu reagieren. Wie kleine, brave Roboter. Die Erfahrung lehrt uns aber, bei jeder Krise automatisch zu fragen: Welche Freiheit wird es uns diesmal kosten?
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Wenn Merkel sich mit einer Krise konfrontiert sah, beschrieb sie in ihren Auftritten das Gefühl, das laut Umfragen im Volk herrschte – und nahm dieses Gefühl als Rechtfertigung für beliebige Maßnahmen.

Aus »viele Bürger sind besorgt« lassen sich Atomausstieg und Bankenrettung ableiten – man hätte argumentativ gleichwertig auch das Gegenteil ableiten können. Durchs Reden übers Gefühl wurde jede beliebige Krise zum politischen Hebel beliebiger Maßnahmen.

Im Buch »Talking Points« beschreibe ich diesen rhetorischen Trick, den ich die »reductio ad emotum« nenne. Das Emotum ist das Reden über Gefühle. (Für mehr Details siehe auch den Essay »Merkel und ihr merk-würdiger Trick« vom 24.5.2016.)

In der Corona-Hysterie erlebten die Deutschen dann, wie leicht sich all die in Sonntagsreden gepriesenen Grundrechte aushebeln lassen, wenn die geschürte Krisen nur emotional genug sind. (Auf ich-habe-mitgemacht.de wird dokumentiert, wie schnell der demokratische Firnis bei deutschen Publizisten reißt, wenn eine Krise ihnen »Ermächtigung« gibt.)

Das »Problem« mit der Corona-Hysterie aber war, dass sie in weiten Teilen Deutschlands und der Welt irgendwann abklang.

Bessere Krisen

Sicher, Bill Gates schürt bereits die Angst vor der nächsten »Pandemie« (cnbc.com, 25.1.2023). Und die von der Gates-Stiftung mit-gesponserte WHO (euronews.com, 3.2.2023) scheint gleich die Virus-Weltherrschaft anzustreben (who.int, 7.12.2022), doch zu viele Leute nehmen sie zu wenig ernst. In nature.com, 7.2.2023 klagt etwa eine kanadische Funktionärin, dass dem WHO-Abkommen die »Zähne« fehlen, um juristisch durchgesetzt zu werden.

Die Leute-an-der-Macht haben weniger Zeit für die Phantasien eines Herrn Gates über die wohlgemeinte Reduktion der Weltbevölkerung, wenn dies durch globale Kriege direkter und früher erledigt werden könnte.

Im Essay vom 7.7.2022 (Titel: »Wie kann ich Krisenbereitsteller werden?«) zitiere ich das alte Churchill-Motto »Never let a good crisis go to waste«, zu Deutsch: »Verschwende nie eine gute Krise«.

Eine alte Beraterweisheit lehrt uns jedoch, dass der Feind einer guten Idee die bessere Idee ist.

Ob das immer so stimmt oder nicht (immerhin setzte sich einst VHS gegen Betamax durch), lässt sich doch ähnlich sagen: »Der Feind einer guten Krise ist die ›bessere‹ Krise.«

Neu zu fragen

Der Bürger aber sitzt daheim in seinem »Innenhof«, und direkt bekommt er weder irgendein Virus noch irgendwelche Bomben mit, dafür aber umso schmerzhafter die Maßnahmen, welche mit diesen Ereignissen begründet werden.

Der Bürger verfolgt die Krisen. Immer öfter fürchtet der Bürger aber nicht die offiziellen Ursachen oder natürlichen Folgen der Krise, als vielmehr die Ermächtigungen, die Regierungen und globale Akteure sich aufgrund dieser wechselnden Krisen geben werden.

Zur Medienkompetenz gehört weiterhin, bei jeder neuen Krise die uralte Frage zu stellen: »Cui Bono« – »Zu wessen Nutzen?«

Zur neuen Medienkompetenz gehört aber auch, bei jeder Krise neu zu fragen, welche Freiheit uns dadurch genommen wird.

Mal Volk, mal Einzelner

Einige durch Krisen begründete Freiheitsverluste können ganze Völker betreffen.

Mit der Dauer-Migrationskrise wird ganzen Völkern die Freiheit genommen, selbst zu entscheiden, wer in ihren Städten lebt und wer nicht.

Mit Dauer-Schuldenkrisen in der EU und den Weltrettungsphantasien sogenannter »Eliten« wird Deutschland die Freiheit genommen, selbst über das hart erarbeitete Steuergeld zu verfügen.

Andere Krisen greifen direkt ins Leben des Einzelnen ein.

Mit der Coronakrise wurde versucht, und dann auch eingeübt, den Menschen grundlegende Freiheiten wie Bewegungsfreiheit und das Recht auf körperliche Unversehrtheit zu nehmen.

Mit der Klima-Krise wird den Menschen gleich eine lange Liste von Freiheiten genommen – wobei für die »Aktivisten« und ihre Financiers all diese Freiheitsverluste natürlich nicht gelten sollen (siehe dazu Essay vom 1.2.2023).

Dauerkrisen als Backup

Zu alledem existieren in den Köpfen und also auch den Entwürfen der Politiker einige »ewige« Krisen, welche zur Begründung beliebiger Freiheitsverluste dienen können.

Vergessen wir nicht, was der Spitzname der Skandalpolitikerin und Nicht-mehr-Doktorin Ursula von der Leyen war, noch Jahre bevor sie sich im Verteidigungsministerium großzügig beraten ließ.

2009 stand Frau von der Leyen dem Familienministerium vor, Deutschlands inoffiziellem Propagandaministerium (siehe dazu etwa die Essays vom 2.7.2016 und vom 27.11.2020). In dieser Funktion wollte sie das deutsche Internet zensieren, und dafür nannte man sie »Zensursula«.

Erinnern Sie sich noch an die Begründung? Richtig, es sollte im Namen der Kinder geschehen, konkret: als Kampf gegen »Kinderpornographie« (es ist sogar im Ausland bekannt, siehe knowyourmeme.com/zensursula).

»Aber wer denkt an die Kinder?!«, ist ein Klischee, doch bis heute genügt es Politikern als Dauerkrise, aus welcher der Verlust des Grundrechts auf freie Rede folgt.

Im Essay vom 3.2.2023 erwähnte ich die »Chatkontrolle«, durch welche die EU-Bürokraten eben das erreichen wollen: eine automatische Kontrolle aller Chat-Apps in EU-Ländern, damit kein Bürger etwas Verbotenes sagt. Was war die Begründung? Das Wohl der Kinder, deren Bedrohung die Superkrise darstellt, mit der sich im Zweifelsfall alles begründen lässt. (Das Wohl der Kinder lässt sich auch vortrefflich ausschalten, wenn es nicht in den Kram passt. Man bedenke die unnötigen Schulschließungen und mRNA-Impfungen der Kinder, vorgeblich um Opa und Oma zu schützen; siehe dazu Essay vom 20.5.2021.)

Unsere werden weniger

2016 schrieb ich den Essay »Die Freiheit nehm ich mir«, und manche Leser sagen, es sei eine Art »Mission Statement« für meine folgende Textarbeit gewesen.

2017 protokollierte ich meinen Begriff »Freiheit« im Essay »Was meinen Sie, wenn Sie ›Freiheit‹ sagen?«.

Und 2022 rief ich auf: »Leben ist an der Kette zu zerren«!

Der Mensch fühlt sich frei, wenn er mit den ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zufrieden ist, und Freiheit ist die Abstraktion dieses Gefühls, der Fluchtpunkt, am Horizont, der als Sehnsucht immer sichtbar bleibt, doch nie erreicht wird.

Durch Krisen und Paniken werden wir manipuliert, einen Zustand hinzunehmen, in welchem wir mit keiner der uns zur Verfügung stehenden Möglichkeit zufrieden sein können.

Es ist bekannt, dass in Krisen die Reichen reicher werden und die Armen ärmer. Jedoch: In Krisen werden auch die Möglichkeiten – und damit auch die Freiheit – der Mächtigen mehr – und unsere Möglichkeiten werden weniger.

Dies zu fragen

Wenn Merkel sich mit einer Krise konfrontiert sah, sprach sie übers Gefühl. Die Journalisten des Propagandastaates schwärmten dann brav, wie »emotional« sich Merkel »ausnahmsweise« gegeben habe.

Auch wenn kein Staatsfunker mir dazu Liebesbriefe schreiben wird, will ich es doch in ähnlichem Gestus versuchen! Also …

Viele Bürger, und ich gehöre dazu, sind heute erschüttert. Eine Krise nach der anderen dient als Vorwand, immer neue Stäbe und Stahl im Gefängnis aufzustellen, das um uns gebaut wird.

Die Politik sagt, dass sie unser Bestes will. Doch sie will zugleich vorgeben, was dieses »Beste« sein soll. Was, wenn wir ihr nicht zustimmen? Auch darüber sind viele Bürger erschüttert.

Ja, viele Bürger sind erschüttert und besorgt und noch einiges andere – doch ich bin zusätzlich erschüttert und besorgt, dass es so wenige sind.

Zur Medienkompetenz gehört heute nicht nur »Cui Bono?« zu fragen, sondern auch: Welche Freiheit wird uns diese Krise wieder kosten?

Dies zu fragen, auch das ist eine Freiheit, die ich mir stur nehmen will.

Weiterschreiben, Wegner!

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