05.10.2024

Die Zukunft der Unterhaltung (und Erkenntnis)

von Dushan Wegner, Lesezeit 2 Minuten, Bild: »Alles so schön Zukunft hier«
Die Zukunft der Unterhaltung wird von KI bestimmt, die neue Inhalte erschafft, direkt an unseren Emotionen andockend, ohne auf alte Kunststile zurückzugreifen. Es wird die neue »Realität« sein – aber auch »Kunst«?
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Die Zukunft der Unterhaltung (und damit der von dir als solcher empfundenen Welt) wird zu einer Abfolge emotionsgeladener Medienfetzen, von Künstlicher Intelligenz optimiert und manipuliert. Diese Welt hat schon heute begonnen, doch ein wesentlicher Schritt steht noch aus.

Heute mischt KI vor allem alte Inhalte und Denkweisen zu neuen Werken an. Bald erschafft KI auch neue Inhalte. Noch nutzt KI alte Kunst als stilistische Vorlage.

Diese neuen Inhalte entwickeln völlig neuartige Muster, die zwar an menschliche Emotionen andocken, jedoch (zunehmend) nicht mehr auf bestehenden Kunstmustern basieren.

KI wird Kombinationen von Frequenzen finden, neue Arrangements visueller Formen (oder vielleicht auch von Düften?), KI wird Emotionen hervorrufen, ohne dass die Emotionstrigger bekannten Kunstgenres zuzuordnen sind.

KI nutzt algorithmische Muster als Basis ihrer »Kunst«, die nicht von bisherigen Kunststilen inspiriert sind. Diese Muster rufen Emotionen hervor, weil sie eine besondere Harmonie oder Unregelmäßigkeit besitzen, die unser Gehirn als interessant und wünschenswert empfindet.

Geschichten werden entstehen, die auf wirklich neuen Mustern basieren. Sie erzeugen einen fließenden Zustand, der subtil die Aufmerksamkeit bindet und Emotionen weckt. Inhalte passen sich in Echtzeit an die Gefühlslage des Konsumenten an und schaffen dadurch eine neue Art der emotionalen Verbindung (und, machen wir uns nichts vor: Abhängigkeit).

KI kann multisensorische Erlebnisse schaffen, die verschiedene Sinne kombinieren und neue emotionale Reaktionen auslösen, die über bestehende Kunstformen hinausgehen.

Ich, Dushan Wegner, der Mensch, der die Verfassung dieses Textes verwaltet,  höre in diesem Augenblick an meinem inneren, geistigen Ohr, die erwartbaren Einwände: »Das ist doch keine Kunst, wenn ein Roboter und nicht ein Mensch es geschaffen hat!«

Diese Einwände erscheinen mir etwa so sinnvoll, wie zu sagen, dass ein von Robotern hergestelltes Auto kein Auto sei, dass die von KI geweckten Gefühle nicht die »richtigen« Gefühle seien, und so weiter.

Wenn es so etwas wie einen Sinn des Lebens gibt, dann wird er doch auch damit zu tun haben, sich selbst zu erkennen – gnothi seauton. Und gerade Kunst hat viel damit zu tun, so meine ich, sich selbst zu erkennen. Warum sonst besuchen wir ein Konzert oder betrachten ein Gemälde, wenn nicht, um in diesem Erleben mehr von uns selbst zu erkennen?

Roboter können uns helfen, uns selbst zu erkennen. Und sie werden es mit Kunstwerken tun, welche zugleich auch unsere neue Realität sein werden, ähnlich wie bisherige Kunstwerke unsere Realität mitformten, aber weit umfassender, totaler.

Die Werkzeuge sind neu, doch der Auftrag des Menschen an sich selbst bleibt der alte und doch täglich neue: Erkenne dich selbst – und sei offen, dir dabei helfen zu lassen.

Weiterschreiben, Wegner!

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