19.12.2024

Moral beginnt mit Überleben

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Bild: »Und er dreht sich doch«
Wir haben gelernt, Instinkte von ihrem natürlichen Sinn zu trennen. Sex ohne Fortpflanzung, Zucker ohne Nährstoffe … und der Zweck von Moral ist, das Überleben der Gruppe zu sichern. In Deutschland aber versucht man eine Moral OHNE Überleben als 1. Wert!
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Wahrlich, ich sage euch, ihr werdet euch noch wünschen, in Deutschland würde man sich »nur« Orwells 1984 zum Vorbild nehmen – und nicht auch noch Monty Python!

Lasst mich erklären, und lasst mich bei Adam und Eva beginnen, und mit Adam und Eva meine ich das, was sich der Herr Darwin so ausgedacht hat!

Es sind jene Triebe

Wichtige Funktionen, die von unserem Willen und unseren Handlungen unabhängig sind, baut die Evolution ohne weitere Nachfragen in unsere Körper ein, etwa die Funktionen der Körperzellen.

Einige evolutionär wichtige Funktionen aber sind darauf angewiesen, dass wir sie ausführen. Sie erfordern eine Handlung des Menschen. Diese fürs Überleben notwendigen Handlungen motiviert die Evolution, indem sie intensive Gefühle mit diesen Handlungen verbinden.

Es sind jene Triebe, die wir schon mal »animalisch« nennen – offenbar werden sie auch von Tieren geteilt. Wir verorten sie als das Tierische tief in uns.

Wir denken hier etwa an die Lust am Essen, die Lust an der Fortpflanzung, aber auch an die Angst vor Bedrohung oder die Sehnsucht nach Sicherheit.

Und dann wäre da noch die Moral.

Nicht klebrig und auch nicht zu leicht

Ethik und Moral sind ebenfalls von der Evolution einprogrammiert, und zwar mit demselben Ziel wie die traditionell als animalisch beschriebenen Triebe.

Wir formulieren bisweilen, dass die Evolution dieses oder jenes will oder dass die Evolution uns etwas einprogrammiert hat. Tatsächlich ist das eine Zuschreibung von Intention und aktiver Handlung, welchen die tatsächliche Kausalität umkehrt.

Evolution ist wie ein Filter oder Sieb: Durch ein Sieb, durch das ein Kind im Sandkasten den Sand siebt, gelangen nur die feineren Sandkörner hindurch, während die gröberen Sandkörner hängen bleiben. Die Evolution will bestimmte Eigenschaften genauso viel oder wenig wie das Sieb, das nur die feinen Sandkörner durchlassen will oder das »Kleinsein« den durchgelassenen Sandkörnern »einprogrammierte«: Das Sieb lässt nur jene Sandkörner durch, die diese Eigenschaften von selbst hatten.

Warum ist das Sandkorn im gesiebten Sandhaufen recht klein, warum ist es nicht klebrig und auch nicht zu leicht? Weil es sonst nicht durch das Sieb gelangt wäre.

Und warum hat der Mensch eine Moral? Weil Menschengruppen ohne angeborenen moralischen Kompass jenen Menschengruppen unterlegen waren, denen eben Moral angeboren war. Menschengruppen ohne moralischen Kompass wurden von der Evolution ausgesiebt. (Poetisch gesprochen: Ohne moralischen Kompass verlaufen sich die Menschen früher oder später im Dickicht der Beliebigkeit.)

Sonst mit Obst einher

Moderne Gesellschaften sind sehr stolz darauf, dass es ihnen gelang, animalische Triebe von dem von der Evolution vorhergesehen Zusammenhang zu trennen.

Durch Verhütung wurde Sex von der Fortpflanzung getrennt (aber nicht sofort von der emotionalen Bindung; siehe dazu auch Essay »Lily hatte Sex mit 101 Männern«). Die Evolution »wollte«, dass wir Spaß am Sex haben, doch durch Verhütung trennten wir Sex von der wichtigen Funktion, das Überleben der Gruppe zu sichern.

Industrielle Nahrungsproduktion trennte Zucker von den Vitaminen und Ballaststoffen, die sonst mit Obst einhergingen. (Diese Trennung von Lustobjekt und Nutzlast zu sehen ist essenziell für das Verständnis der moderenen Conditio Humana Collectiva. Ich sprach darüber auch in den Essays »Er Machete, du denk nach« und »Neue deutsche Zerrissenheit«.)

Die Evolution »wollte«, dass wir uns nach Süßem, Fettigem und Salzigem sehnen – doch wir trennten es von wichtigen Nährstoffen, wir trennten den Fruchtzucker von der Frucht (und von der gesunden Anstrengung, welche die Zuckerbeschaffung früher einforderte).

Der modernen Moral, ob man sie nun »woke« oder »linksgrün« etikettiert, gelang es, die Moral von ihrer Funktion fürs Überleben zu trennen.

Zu überleben – egal, wie

Der erste Zweck der Moral – wie aller angeborenen Funktionen – ist das Überleben.

An dieser Stelle ließe sich einwenden, dass doch manche moralischen Gefühle den Menschen dazu motivieren, das eigene Leben für ein moralisches Prinzip zu opfern. Denken wir nur an Märtyrer, an Eltern und sonstige Helden!

Nun, diese Menschen, die ihr Leben für einen moralischen Zweck opfern, widerlegen damit nicht das Überleben als höchsten moralischen Wert, sondern bestätigen es.

Die Evolution »will« … Pardon: Das Sieb »Evolution« lässt jene Menschen durch, denen es zu eigen ist, die DNA der Gruppe weitergeben zu wollen. Wenn Menschen bereit sind, ihr Leben für eine Gruppe dahinzugeben, wird die DNA dieser Gruppe eher überleben. (Deshalb werden auch alle UN-Pläne scheitern, die darauf abzielen, natürliche Gruppen in großem Maßstab aufzusprengen. Die Evolution »programmierte« uns ein, die DNA der Gruppe bewahren zu wollen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.)

Doch natürlich wird eine Gruppe auch nicht überleben, wenn alle sich immerzu opfern wollen. Nein, das Prinzip der Evolution ist nicht ein »Überleben des Stärkeren«. Das Prinzip der Evolution ist »Überleben des Überlebenstüchtigeren«. Es überlebt, wer besser darin ist, zu überleben – egal, wie. Überleben erfordert ein fein austariertes Verhältnis von individuellem Überlebenswillen und der intensiv empfundenen Verantwortung für die Gruppe.

Höheren Mächten ist es gelungen, westliche Gesellschaften – den deutschen »Untertan« vorneweg – von einer Moral zu überzeugen, welche das Überleben von der Moral abgetrennt hat – und zwar sowohl das kollektive als auch das individuelle Überleben! Warum taten diese »höheren Mächte« das? Ich weiß es nicht. (Ich habe verschiedene Erklärungen gehört. Klangen alle leider etwas rätselhaft, geradezu irritierend.)

Weder gedreht noch aufgeführt

Wir kennen die Loretta-Szene aus Monty Pythons Life of Brian (siehe YouTube). Der Charakter Stan besteht darauf, eine Frau zu sein und »Loretta« genannt zu werden. Es sei außerdem sein Recht, Babys zu haben. Der von John Cleese gespielt Reg fährt ihn an: »Du hast keine Gebärmutter! Wo soll der Fötus reifen? Wirst du ihn im Pappkarton aufbewahren?«

Wir ahnen, dass moderne Totalitäre wie die Grünen heute Monty Python von der Polizei die Haustür eintreten lassen würden. Life of Brian könnte heute weder gedreht noch aufgeführt werden – aber nicht wegen Blasphemie, sondern wegen »Transphobie«!

Die köstliche Loretta-Szene ist aber nicht die einzige Vorab-Geschichtsschreibung über den Westen insgesamt und Deutschland im Besonderen!

In den finalen Szenen, als Brian ans Kreuz genalgelt ist, und kurz bevor er »Always look at on the bright side of life« singen wird, stürmt eine Garde namens »Judean People’s Front« heran.

Die römischen Soldaten fliehen vor den wie Samurai gekleideten Kriegern. In Brian erwacht neue Hoffnung. Was aber tun die Samurai? Sie ziehen mit großem Gestus ihre Kurzschwerter und begehen den traditionellen japanischen Selbstmord Sepuku (wenn auch im Stehen). Manchmal kann ein Selbstopfer moralisch gerechtfertigt sein – aber doch nur, wenn es auch wirklich einem höheren Zweck dient!

Brian seufzt am Kreuz.

»Denen haben wir es gezeigt«, sagt der Anführer der »Judean People’s Front«, bevor er sich selbst beendet.

»You silly sods«, sagt Brian, also etwa: »Ihr dummen Trottel!«

Und wir denken uns: Ach, wenn Deutschland sich »nur« 1984 zum Vorbild nehmen würde, und nicht auch noch Monty Python.

Ich sage euch: Wenn eure Moral nicht als 1. Wert das Überleben enthält, dann ist sie schlicht keine Moral, sondern irgendein vorübergehender Wahn.

Habt den Mut, aus dem kollektiven Suizidalismus auszuscheren! Legt für euch selbst eure Relevanten Strukturen fest, und dann verteidigt diese.

Prüft alles, glaubt wenig, denkt selbst – und vergesst nicht, was Brian uns lehrte: Ihr seid alles Individuen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiterschreiben, Wegner!

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