Erinnert ihr euch noch? Ich schrieb mal, es war das Jahr 2019, einen Essay, der hieß: »Nein! Doch! Oh! – die Überschrift, die heute über fast jede Nachricht passt«
Und tatsächlich war »Nein! Doch! Oh!« wie ein Refrain, den wir als Antwort auf jede Nachricht sagen konnten. Ob Messerstecher oder Attentat, Nebenwirkungen oder Massenkündigungen, stets ließ sich sarkastisch sagen: »Nein! Doch! Oh!«
Und wir meinten damit: Hatten wir »bösen Rechten« nicht genau das längst vorausgesagt? Ja, ist es nicht die wiederholt korrekte Vorhersage und die begründete Warnung, welche die »Rechten« ins Fadenkreuz der Propaganda bringt?
Inzwischen aber bin ich nicht mehr bitter und sarkastisch gestimmt, wenn wieder einmal eine »rechte« Vorhersage eintrifft. Es ist zu alltäglich.
Heute fällt mir ein anderer Refrain ein, wenn ich die Nachrichten höre, und ich fühle mich unwohl, dass er mir einfällt.
Ich bin ehrlich zerrissen. Vielleicht habt ihr einen philosophischen Rat parat. Oder einen theologischen. Was auch immer hilft, bitte!
Wenn ich heute so manche Nachricht lese, reichen mir tiefere Schichten meines Bewusstseins eine bestimmte polnische Redeweise zur Antwort hoch: »Nie mój cyrk, nie moje małpy.«
Das bedeutet übersetzt: »Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.«
Es will mir sagen, dass ich mich nicht für das Chaos verantwortlich fühlen soll, das andere Leute anrichten.
Ein Beispiel von vielen: In Großbritannien macht es dich inzwischen offiziell zum »Terroristen«, wenn du feststellst, dass die westliche Kultur durch Immigration und einen Mangel an Integration bestimmter Gruppen bedroht ist.
Ich zitiere: »a belief that ›Western CultureB is under threat from mass migration into the UK and from a lack of integration by certain ethnic and cultural groups«.
Was ich hier zitierte, war kein einzelnes Arbeitspapier. Es findet sich als Anweisung in vielen Dokumenten, die an Behörden und Politiker verschickt wurden. Sucht selbst bei Google, hier ist der Link.
Aber ich habe nichts mit Großbritannien zu tun. Ich will heute nicht einmal groß etwas mit den Briten zu tun haben. Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.
Ein anderes Beispiel: Jetzt ist herausgekommen, dass die EU viel Geld an sogenannte NGOs gezahlt hat, auf dass sie Klima-Bullshit verbreiten (welt.de, 07.06.2025). Die NGOs bekommen von der Politik viel Geld, um »Zivilgesellschaft« zu simulieren, auf deren Forderung dann die Politik »reagieren« kann.
Was für eine Verkommenheit!
Ach ja, ich schreibe ja schon länger, dass NGOs anti-demokratisch sind – und die EU spottet jeder höflichen Beschreibung. Frei nach Niebuhrs Gelassenheitsgebet gilt also wieder, da ich es nicht ändern kann: Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.
Ich könnte ja lange weitermachen. Viel zu lange! Etwa von den Beiträgen zur Krankenversicherung – um die Premium-Versorgung von »Nicht-Einzahlern« zu sichern. Oder von den Plänen, Rentner arbeiten zu lassen. Erst hieß es, Deutschland brauche Einwanderung, um die Renten zu finanzieren – jetzt sollen Rentner arbeiten gehen, um Einwanderung zu finanzieren. Und so weiter.
Ich will es offen sagen: Ich bin zerrissen.
Ja, sogar da, wo es mich durchaus praktisch betrifft, will ich inzwischen rufen: »Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen!«
Manchmal will ich sogar in meinem Bekanntenkreis, ja sogar in der Familie sagen: »Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen!«
Es widerstrebt mir so sehr!
Es geht gegen mein Verständnis der Relevanten Strukturen. Strukturen, in die ich eingebettet bin, derer Teil ich bin, die müssen doch »mein Zirkus« sein, sonst bin ich doch unmoralisch nach meiner eigenen Definition?
Und doch sehe ich heute meiner seelischen Stabilität zuliebe bisweilen keine Alternative als gegen meine Überzeugung und gegen meine Natur zu sagen: Nie mój cyrk, nie moje małpy.
Spürt ihr das auch?
Könnt ihr nachfühlen, wie ich daran leide?
Schreibt bitte bei YouTube unters Video, wie ihr damit umgeht. Und wenn ihr ebenfalls einfach nur zerrissen seid, schreibt auch das.
Ich bin zerrissen, und was seid ihr?