Dushan-Wegner

20.09.2022

Peinlich, aber glücklich

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten
Es gibt Menschen, die gehen nicht zum Arzt, weil ihnen das Problem »peinlich« ist – und wenn sie dann doch gehen, ist es womöglich zu spät. Okay: Genau das, woran du jetzt denkst – es muss ja kein Wehwehchen sein – kümmere dich drum!
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Es kommt vor, dass Menschen sich genieren, beim Arzt ihre Beschwerden zu nennen. Es ist denen »peinlich«.

Lieber riskieren sie ernsthafte Schäden oder sogar den Tod, als über gewisse Körperregionen zu reden.

Ein aufgeklärter Mensch wie du und ich mag es abtun: »Mir ist doch nichts peinlich!«

Ach, ist das so?

Es gibt ein anderes Thema, das ist vielen Menschen so peinlich oder lästig oder lächerlich, dass sie es ihr Leben lang vermeiden – bis sie zuletzt feststellen, dass es das war, worum es die ganze Zeit ging.

Weißt du, wer das Thema nicht ignoriert? Die Konzerne, die wirklich reichen Leute.

Das Thema ist Glück.

Bevor du an dieser Stelle aussteigst, weil dir das Thema doch peinlich ist, betrachte bitte kurz die größten Firmen und Marken, die dir aus dem Kopf so einfallen.

Eine jede dieser Marken verdient ihr Geld mit Glück, indirekt oder sehr direkt!

Einige Mitbürger versprechen sich davon Glück, ein elektronisches Gerät der Marke »Apple« zu besitzen.

Von Facebook versprechen sich die Nutzer, dass Likes und Scrollen durch den Feed dich glücklich machen kann – oder dich zumindest von deinem Unglück ablenkt.

Womit hat der Disney-Konzern denn seine Milliarden verdient, wenn nicht mit dem kleinen, zu Produkten verpackten Glück aus Geschichten und bunten Figuren?

Ja, auch klassische Industrie und Energiekonzerne verdienen direkt oder indirekt am menschlichen Streben nach Glück!

Du fährst mit dem Auto zur Arbeit. Vielleicht mit einem BMW, »aus Freude am Fahren« – »Freude«, das ist ausreichend nah am Glück.

Macht dich die Arbeit denn glücklich? Ich gönne es dir, dass deine Arbeit dich zumindest ein wenig glücklich macht.

Du verdienst auf jeden Fall Geld, mit welchem du dann Produkte kaufst, von denen du hoffst, dass sie dich glücklich machen – oder zumindest weniger unglücklich.

Auf dem Nachhauseweg gönnst du dir vielleicht etwas von McDonald’s, denn in deren Slogan ist »Ich liebe es« – und »Liebe«, auch das ist nah am Glück.

Du rufst vom Handy aus daheim an, übers Netz der Telekom. Deren Slogan ist: »Erleben, was verbindet.«

Ach, du merkst es ja: Der Großteil von Slogans verspricht Zustände, die der Mensch mit Glück assoziiert.

Fährst du üblicherweise in Urlaub – und warum?

Warum kaufst oder mietest du dir eine Wohnung, ein Haus, obwohl du eine billigere Unterkunft haben könntest?

Warum heiratet der Mensch, manche Menschen sogar mehrfach? Warum zieht man Kinder groß?

Warum hörst du Musik? Warum guckst du Filme?

Warum versuchen sogar Superreiche, nochmal eine Milliarde herauszuschinden? Warum kaufen sie ihre dritte Jacht oder heiraten ihre vierte Ehefrau?

Der Mensch tut, was er tut, weil er in irgendeiner Form hofft, dass es ihn glücklich macht – oder zumindest weniger unglücklich.

Es wäre also klug, sein Leben allgemein und dann jeden Tag so zu planen, dass das, was ich tue, meinem Glück förderlich ist – oder nicht?

Steve Jobs fragte sich jeden Morgen: »Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich das tun wollen, was ich heute wohl tun werde?«

Wenn die Antwort zu viele Tage hintereinander »Nein« lautete, dann wusste er, dass er etwas ändern musste.

Ich schrieb vor einiger Zeit das Buch »Relevante Strukturen«. Es beschreibt den Mechanismus von »Gut und Böse«.

Menschen haben eher eine Chance auf Glück, wenn sie ihre Zeit und ihre Energie in Strukturen investieren, die ihnen wirklich relevant sind – also etwas tun, das sie als gut im ethischen Sinn bewerten.

Im Alltag stellen wir aber fest, dass es gar nicht so einfach ist, sich um die wirklich relevanten Strukturen zu kümmern. Im Leben sammeln sich so viele andere Dinge und Pflichten an.

Deshalb habe ich nun »Das Buch übers Loslassen von Dushan Wegner« geschrieben.

Ja, ich will mir bewusst werden was mir wirklich wichtig ist, was meine relevanten Strukturen sind.

Doch da meine Kraft und meine Zeit beide begrenzt sind, werde ich all das loslassen müssen, was eben nicht zentral und maximal relevant ist.

In Deutschland wird ja gelegentlich ein »Mut zur Wahrheit« gefordert, und die Wahrheit auszusprechen wird immer gefährlicher, und also erfordert es immer mehr Mut.

Wir sollten auch mehr Mut zur Wahrheit in eigener, privater Angelegenheit aufbringen. Ich will doch nicht wie jener Patient sein, der sich selbst und dem Arzt gegenüber erst dann den Schmerz eingesteht, wenn es schon zu spät ist!

Ich will den Mut aufbringen, ehrlich zu prüfen, was ich alles mitschleppe, das nicht meinem Glück dient.

Und sobald es alles identifiziert ist, all der Ballast, den ich auf dem Buckel trage, der ja doch nicht für mein Glück wesentlich ist, dann braucht es schließlich den vielleicht größten Mut, und das ist: Der Mut, gerade noch rechtzeitig das Gerümpel loszulassen – und das zu tun, was mich, und die Menschen, die mir wichtig sind, wirklich glücklich macht.

Weitermachen, Wegner!

All diese Essays und die Videos dazu sind nur durch eure regelmäßige Unterstützung möglich. Ich danke euch! 🤗 

Auf danke.dushanwegner.com findet ihr eine spezielle 2000-Essay-Edition von Leserbeiträgen, doch hier sind die Klassiker:

Jahresbeitrag(entspricht 1€ pro Woche) 52€

Und was meinen Sie?

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