Wenn ein Sturm heranzieht, dann ist es notwendig, Wände und Dach am Haus zu überprüfen. Wird das Mauerwerk halten? Werden die Dachschindeln auch nicht fortfliegen? Wehe dem, der sein Haus nicht sichert, bevor der Wind stärker wird!
Verbotslust
»Peitsch mich!«, sagt der Masochist zur Domina.
»Verbiete mir!«, sagt der Wähler zu den Grünen. In letzter Zeit werden es mehr grüne Wähler; wie sich die Besucherzahlen bei Dominas entwickeln, weiß ich nicht, doch ein Verdacht sagt mir, dass auch dort die Peitschen quietschen.
Wer Freiheit nicht ertragen kann, dem genügt es nicht, selbst unfrei zu sein, der will auch, dass die anderen unfrei werden.
Wer in der CDU sexy sein will, der muss derzeit einen Witz über linke Phantasien ablassen – siehe AKK im Karneval. Wer bei der FDP sexy sein möchte, versucht derzeit, ein wenig grün ins magenta-gelb-blau zu mischen – ist es das verkrampfteste Jamaika aller Zeiten? Wer aber bei den Grünen sexy sein möchte, der muss auch heute – einen Tusch bitte! – ein neues Verbot vorschlagen.
»Die Lust-Vielfliegerei muss eingedämmt werden«, fordert der grüne Abgeordnete Dieter Janecek (merkur.de, 7.3.2019) – ja, das mit der »Lust« steht da wirklich so.
Lust am Verbot und Lustfeindlichkeit sind kein Widerspruch, siehe muslimische Religionspolizei in Saudi Arabien oder grüne Lebenspolizei in Deutschland. Die Lust am Leben macht unser Leben selbst aus! Die Sehnsucht nach Verboten ist eine Abneigung gegen das Leben selbst.
Die Lust an der Lustfeindlichkeit, in metaphysischer Verschränkung mit religiös motivierten Einmischern – es ist eine dunkle Wolke, die da heraufzieht, deren Vorläufer in die Ritzen und Spalten dringen!
Atmosphäre der Angst
Der Sturm bricht nicht sofort in voller Kraft über uns. Zuerst fallen ein paar Tropfen. Ein Windlein bläst uns kalt in den Nacken. Dann wird es mehr, und wir hoffen für eine Zeit, dass es vielleicht diesmal noch aufhört. Vielleicht zieht die Wolke ja weiter!
Verfassungsschutz-Chef Thomas Haldenwang (CDU) »verkündete« (sz.de, 8.3.2019), dass das Amt das Urteil akzeptieren würde, die AfD nicht mehr als »Prüffall« zu bezeichnen. Der Zyniker sagt sich: »Ist doch jetzt auch wurscht, der Talking Point ist gesetzt.« – Laut aktuellen Medienberichten wurden Mitarbeiter des Verfassungsschutzes email-schriftlich aufgefordert, »Kontakte zur AfD offenzulegen« (berichtet von focus.de, 8.3.2019), selbst wenn sie nicht selbst Mitglieder sind. Die AfD wird behandelt wie unter McCarthy die Kommunisten. Man spürt eine Atmosphäre der Angst, die sich über die Demokratie legt – warum sollte es den Mitarbeitern des Verfassungsschutzes anders gehen als einem Lehrer oder einem Unternehmer?
Wer schützt die Freiheit vor denen, die sie zu schützen beauftragt sind, wenn diese vergessen zu haben scheinen, was Freiheit ist? Es ist eine dunkle Wolke der Unfreiheit, die da heraufzieht.
Mauern
Der Innenminister von Schleswig-Holstein, Hans-Joachim Grote (CDU), hat vorgeschlagen (berichtet t-online.de via dpa, 7.3.2019), die Städte zu motivieren, sich und ihre Plätze zu schützen »mit einer Stadtmauer oder einem Stadtwall, vielleicht auch mit der Art der Bebauung um den Platz herum«.
In Selbstverteidigungskursen lernen Mädchen heute neuerdings, nicht nur den Tritt ins Gemächt. Man lernt auch, so wird berichtet, dass man bei »Männergruppen« vorsichtig sein soll, und lieber nicht in die Augen schauen.
In den Erste-Hilfe-Kursen britischer Schulen wird jetzt die Erstversorgung von Messerstich-Wunden gelehrt (dailymail.co.uk, 6.3.2019).
Etwas hat sich geändert, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Wer die Sicherheit für Toleranz eintauscht, der wird beides verlieren.
Die Bäume biegen sich
Die Bäume biegen sich. Der Himmel wird dunkel. Der Wind wird stärker. Es gilt, die Mauern zu sichern!
Es wäre verständlich, wenn wir Angst bekämen und Lebenslust verlören. Doch, ein Leben ohne Lust am Schönen, am Spaß, am Leben selbst, das ist weniger Leben!
Manche Kälte und Lebensfeindlichkeit sind erschreckend, kein Zweifel! Jene, die wir »Linksgrüne« nennen, stellen nicht nur Vogelhäcksler auf Hügel und Felder, sie setzen sich nicht nur Tag und Nacht für Abtreibung ein, jetzt machen sich die ersten von ihnen dafür stark, dass Babys insgesamt böse sind, weil sie als Menschen angeblich die Umwelt verschmutzen (siehe etwa bild.de, 8.3.2019). Menschenleben gegen andere Werte aufzurechnen – was für ein schreckliches Denken!
»Ein Kinderwunsch ist ohnehin nur purer Egoismus«, sagt die kinderlose Lehrerin. – Ich weiß, dass sie nicht weiß, was sie sagt. Mir tun die Kinder leid, die zu ihr in den Unterricht gehen. Werden die nicht todunglücklich ins Leben ziehen?
Hoch die Mauern!
Im Sturm, der die Werte des Westens wegzufegen droht, ist es wichtig, unsere eigenen Mauern zu sichern. »Nichts ist wichtiger als das Leben«, schrieb ich im April 2018, und es gilt auch heute, in manchem Kontext.
Es gibt Tage, da ist Kinderhaben die Hölle. Es gibt Tage, da sind Eltern so müde, dass sie vor Erschöpfung in Ohnmacht zu fallen fürchten, und doch machen sie weiter, irgendwie. Und selbst an den Tagen, an denen alles klappt und die Kinder lieb spielen, ist die Freude am Kinderhaben das Gegenteil von Egoismus: Man freut sich an der Familie, derer Teil man ist, an der Freude und Zukunft der Kinder, die hier sein werden, wenn ich es lang nicht mehr bin. Meine Freude an der Familie ist eine Freude als Vater, also per Definition eine Freude als Teil eines Größeren, dessen wesentliche Teile mich hoffentlich lange überleben werden.
Wenn ich mir heute für mich gönne, dann wird es mir nur wenig Freude bereiten, wenn es nicht auch Anderen dient, einer relevanten Struktur, meist meiner Familie oder Ihnen, meinen Lesern. Das ist eine Einstellung, zu der mich auch meine Kinder erzogen haben.
Wenn die dunklen Wolken der Lebensverachtung ins Land ziehen, hilft es, wenn wir uns selbst versichern: Wir sind die, die das Leben lieben! – Und, wenn wir beim Leben sind, auch die Lust!
Vor einigen Wochen schrieb ich vom »Lied der Innenhöfe«. – Was soll denn der Mensch tun, der sich die Freude am Leben nicht von grünen Spaßaufpassern nehmen lassen will?
Neben den praktischen Vorkehrungen zum Schutz vor Toleranz und linkem Wahn – wie sie ironiefrei und ohne Schuldgefühl sogar aus der Merkelpartei gefordert werden – brauchen wir auch die metaphorischen Wände.
Jene setzen an, zu zerstören, was sie oft selbst nicht haben, unsere Werte, unsere Hoffnung, unsere Liebe zu Kindern, zur Zukunft, zum Leben.
Zu wissen, welche unserer Strukturen uns wirklich relevant sind, das sind unsere Werte. Unser Innenhof, das sind eben auch die Wichtigkeiten, die wir uns von allen Propagandisten, Haltungsfuzzis und anderen Berliner Dummschwätzern nicht nehmen lassen.
Hausaufgaben
Liebe Leser, jetzt haben Sie diesen Text bis hierhin gelesen, vielleicht haben Sie sogar einige Male zugestimmt! Sie können genauso gut an diesem Punkt eine stille Minute dranhängen. Überlegen Sie für sich selbst: Was sind die Werte, die ich verteidigen möchte? Was sind meine wirklich relevanten Strukturen? Oder, anders: Was sind die Mauern und Wände, die ich vor dem Sturm stärken möchte?