Stellen Sie sich bitte ein Marktplatz-Café unter einem Kastanienbaum im Sommer vor. Sie sind ein Einheimischer, Sie sitzen in der Sonne und Sie trinken Ihren Kaffee, so wie Sie ihn mögen.
Touristen kommen vorbei, falsch gekleidet, auf ihr Handy starrend und auch sonst verwirrt. Eine Gruppe dieser Verwirrten streitet, mit ihren elektrischen Geräten fuchtelnd, wo denn der Bahnhof sei.
Drei Straßen gehen vom Marktplatz ab, und die erste davon geht zum Bahnhof, also rufen Sie denen zu: »Zum Bahnhof führt die Straße Nummer Eins!« – Einer aus der Gruppe der Touristen hört Sie, und er will seine Kollegen darauf hinweisen, dass ein Einheimischer zu Straße Nummer Eins riet, doch die verwirrte Gruppe beschließt – warum auch immer – die Straße Nummer Zwei zu nehmen, also zucken Sie mit den Schultern, nehmen einen Schluck vom Kaffee, schließen die Augen wieder und genießen weiter die Sonne.
Ganz wie Sie es erwarten, kommt die Gruppe eine halbe Stunde später wieder, die Touristen sind frustriert und schimpfen: »Da war der Bahnhof wohl nicht, vermaledeit! Das konnte ja keiner wissen!« – Weil Sie aber so ein netter Mensch sind, rufen Sie denen ein weiteres Mal zu: »Zum Bahnhof geht es durch die Straße Nummer Eins!«, und man hört wieder nicht auf Sie, selbst wenn es jetzt schon zwei Touristen sind, die Sie wohl wahrnahmen – die Gruppe versucht es diesmal dennoch mit Straße Nummer Drei, und Sie nehmen wieder einen Schluck vom Kaffee, und fragen sich, ob die Gruppe jemals den Bahnhof finden wird.
Das große Wundern
Frankreich – und dank Bilder im Internet weite Teile der informierten Welt – war letztes Wochenende geschockt über die aggressiven, destruktiven Proteste der »Gelbwesten« in Paris. Viel Wut entlud sich (wenn ich auch bei keiner echten Demonstration ausschließe, dass einige nur zum Randalieren kommen, und regierungsnahe Medien sich womöglich besonders auf diese konzentrieren könnten), sehr viel Wut (siehe z.B. bild.de, 3.12.2018), über eine abgehoben und dekadent wirkende Kaste der Mächtigen, mit Elitenliebling Macron als überfordertem öffentlichen Gesicht. Mittlerweile wird ein Einknicken vor den Forderungen der »Gelbwesten« gemeldet (siehe z.B. focus.de, 4.12.2018), doch ist damit die schwärende Unzufriedenheit im Land der berühmtesten aller Revolutionen ein für allemal gestillt – zumal die »Ökosteuer« wohl nur verschoben ist?
In Berlin wundert sich derzeit eine Elite, die schon länger mit Deutschland und den Deutschen abgeschlossen zu haben scheint, darüber, dass immer mehr Bürger im so verachteten »Volk« sich dagegen wehren, für globalistische Migrationsphantasien geopfert zu werden. Was informierte Bürger bei verschiedenen freien Denkern schon vor Monaten lasen, kann inzwischen sogar der vom Mainstream im Dunkeln gelassene Medienkonsument in eben diesem lesen – selbst im linken Spiegel wurde inzwischen der fragwürdige Migrationspakt kritisiert (siehe spiegel.de, 30.11.2018(€)). Ganz banale Aussagen, die in klügeren Zeiten völlig selbstverständlich gewesen wären, gelten nun als mutig am Rand zum sogenannten »Rechtspopulismus«, etwa: »Deutsche Bürger haben auch Menschenrechte« (bild.de, 3.12.2018) – und die Elite wundert sich, dass die Bürger unzufrieden sind!
In Spanien, genauer: in Andalusien, hat die Partei Vox in den Wahlen zum Regionalparlament überraschend stark abgeschnitten (11%). Schon die deutsche Berichterstattung zu diesem Thema lässt erkennen, was es praktisch bedeutet, dass Politik und Journalisten in den letzten Jahren alles und jeden, der globalistische Migrations- und Open-Borders-Phantasien hinterfragte, beliebig als »rechts«, »populistisch«, »rechtsextrem« oder was-weiß-ich betrachtete: Bei welt.de, 4.12.2018 etwa wird Vox von einer Frau Ute Müller ganz automatisch als »rechtsextrem« bezeichnet, und wir wissen, dass dieses Label heute auch einfach nur »möchte Rechtsstaat aufrechterhalten« oder »Tochter hat Zöpfe« bedeuten kann – die politische wie mediale Elite ist ratlos und das spiegelt sich im Umherwerfen von zunehmend bedeutungsfreieren Vokabeln wieder. (Nachtrag 5.12.2018: Mittlerweile wurde die Überschrift stillschweigend von »Rechtsextreme« zu »Rechtspopulisten« geändert, ohne Hinweise im Text – frei nach einem großen Philosophen: ob Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!)
Der Weg zum Bahnhof
Nehmen Sie noch einen Schluck vom Kaffee! Blinzeln Sie in die Sonne, und fragen Sie sich: was haben diese Verwerfungen gemeinsam?
Der einheimische Kaffeetrinker weiß, wo der Bahnhof ist, also kann er vorhersagen, ob die Gruppe den Bahnhof finden wird – sie wird es nicht, wenn sie die falsche Straße nimmt, und sie wird wieder und wieder zurückkommen, jedes mal verärgerter, wenn und weil sie die falsche Straße nimmt.
Wer die Seele des Menschen kennt, weiß, dass Mensch und Volk in genau einem Zustand glücklich sein werden: wenn sie ihre relevanten Strukturen geordnet haben. Sprich: Was den Menschen trägt, ist seine Familie, sein Freundeskreis, seine Stadt, sein Land, sein Volk und seine Geschichte, eine Arbeit, die der Welt nutzt und ihn ernährt, sowie Kunst und auch Mythen, die seiner Seele helfen, sich zu ordnen. Diese Strukturen sind wie Kreise, die der Mensch um sich angeordnet haben will, die er stärken und vor Angriffen bewahren will – eine Elite, die an Schlafmangel, ethischer Verwirrung, globalistischen Visionen und anderen Irrtümern leidet, wird den ethischen Aufbau der menschlichen Seele nicht einfach umpolen, so sehr sie es mit Propaganda und Einschüchterung auch versucht. Was das Land trägt, ist ebenso die Ordnung der relevanten Strukturen: Städte, die dem Einzelnen, den Familien und den Nachbarschaften eine Heimat sind, dann eine Gemeinschaft, welche das Bewährte bewahrt und den Schwachen eine Hand reicht, und nicht zuletzt eine Regierung, welche das Recht, die Ordnung und die Grenzen um das Gemeinsame schützt – ja, auch mit aller dazu notwendigen Gewalt.
Wir – mit »wir« meine ich mindestens: alle, die es sich angewöhnt haben, in Relevanten Strukturen zu denken – wir sind dieser Tage wie der einheimische Kaffeetrinker auf dem Marktplatz. Linke Eliten (und manche, die sich für Elite halten) sind wie ahnungslose Touristen in den wilden Feldern von Ethik und menschlicher Psyche, sie laufen verwirrt umher, auch jenseits der Metapher ihren Blick buchstäblich auf Smartphones geheftet, und sie sind jedes Mal aufs Neue ganz überrascht, wenn das Volk doch darauf besteht, seine relevanten Strukturen zu ordnen.
Wir sitzen auf dem Marktplatz, wir trinken Kaffee und blinzeln in die Sonne. Die Touristen laufen hin und her, so rat- wie kopflos. Solange der Mensch ein Mensch ist, wird er sich immer danach sehnen, seine Kreise zu ordnen. Linke und Globalisten können die Grenzen öffnen und die Weihnachtsmärkte verriegeln, sie können Kritiker beschimpfen und bedrohen, sie können Männer aus Krisengebieten einladen und sie können selbst ihre Töchter opfern auf dem Altar linken Wahns – sie werden nicht finden, was sie suchen, und sie werden zurückkommen. Wir werden weiter auf dem Platz sitzen, und ihnen jedes Mal, wenn sie gescheitert zurückkommen, zurufen: Ordne deine Kreise!