03.06.2025

Ich bin wütender als du (und hier ist der Grund)

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten
Wenn die Welt gerecht wäre, müssten Politiker für den finanziellen Schaden aufkommen, den sie anrichten – und ihre Kinder ebenfalls, denn auch die Kinder der Bürger »haften« ja mit. Und wenn sie nicht können, dann eben Knast. Und das wäre nur der Anfang!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Telegram
Facebook
𝕏 (Twitter)
WhatsApp

Ach, wenn Politiker doch nur haftbar wären für die Schäden, die sie anrichten! – Wer von uns hat das denn nicht schon mal gedacht? Oder laut ausgerufen! Ich zumindest werde bei diesem Gedanken reichlich wütend.

Ich darf aber sagen, dass ich in meinem Wunsch nach Gerechtigkeit wohl noch weiter gehe als der »gewöhnliche« wütende Bürger. Meine Wut ist wütender als eure Wut!

Ja, früher, da war ich auch nur gewöhnlich wütend, so wie ihr gewöhnlich wütend seid. Doch ich lernte dazu – lasst mich erklären.

Wie sie es uns aufbürden

Die gewöhnliche Wut auf Politiker klingt etwa so: »Wenn ich selbst in meinem Beruf immer wieder groben Unfug anstelle, dann werde ich gefeuert. Sollte ich den Unfug absichtlich angestellt oder seine Folgen auch nur billigend in Kauf genommen haben, habe ich es schnell mit Gerichten zu tun. Wenn ich absichtlich – oder auch nur leichtfertig – Schaden anrichte, dann werde ich für diesen geradestehen müssen. Warum ist es bei Politikern anders? Warum können Politiker noch so viel Schaden anrichten, absichtlich und wissentlich, aber statt gefeuert und bestraft zu werden, steigen sie immer weiter hinauf? Das ist doch das Gegenteil von gerecht! Bestraft sollten sie werden, sie und ihre Kindeskinder sollten für den angerichteten Schaden aufkommen. So wie unsere Kinder für den Schaden aufkommen müssen, den diese Gestalten anrichten. Und wenn sie nicht können, dann ab mit denen in den Knast, so wie sie es uns aufbürden.«

Ein Zyniker wird hier anmerken, dass Politiker keineswegs nur so großen Schaden anrichten. Denjenigen, denen sie sich wirklich verpflichtet fühlen, nützen sie sehr konkret und sehr erfolgreich, doch das sind halt leider weder das Land noch seine Bürger.

So weit aber die gewöhnliche Wut auf Politiker. Ich bin wütend, ja, und fühle mich hilflos. Und ich fühle mich an Augustinus erinnert, der in De Civitate Dei schreibt:

Remota itaque iustitia quid sunt regna nisi magna latrocinia?
(De Civitate Dei IV,4)

Was dieses Latein im Deutschen bedeutet?

Diese verwirrten Zeiten bringen es mit sich, dass ihr es wohl kennt: »Wenn also die Gerechtigkeit aufgehoben wird, was sind Königreiche dann anderes als große Raubzüge?«

Nicht »nur« Geld, das gestohlen wird

Wir sind wütend, und unsere ausgelieferte Hilflosigkeit lindert die Wut wahrlich nicht. Wir können zwar nicht auf Anhieb definieren, was präzise diese Gerechtigkeit ist. Doch dass Politiker wissentlich das Land kaputt machen und sich die Taschen vollstopfen, das ist nicht Gerechtigkeit – so viel wissen wir, und das ist sicher.

Diese Wut teile ich mit euch. Doch ich bin auf gewisser Ebene noch wütender.

Es ist ja nicht »nur« Geld, das den Bürgern gestohlen wird. Es ist das Leben selbst.

Gewiss nicht christlich – oder sozial

Probier mal diesen Gedanken aus: Wie würde dein Leben aussehen, wenn die Politik dir nicht die Hälfte deines Gehalts wegnähme – um das Geld umzuverteilen? Umverteilen an Leute, die zum Teil dich und dein Land explizit und praktisch hassen. Für Pharmafreunde und für Kumpane in der Waffenindustrie und so weiter. Das ist doch keine Gerechtigkeit, kein Gemeinwohl und gewiss nicht christlich.

Dein Leben wäre reicher, weiter, ja lebenswerter, wenn dir nicht so viel gestohlen würde, durch überzogene Steuern, durch Auflagen und unnötige Drangsalierung.

Wie viele Familien hätten die Chance, eine richtige Familie zu sein, wenn nicht beide Eltern in Vollzeit arbeiten müssten und die Kinder nur erschöpfte Eltern kennen – wenn überhaupt? Mama kann nicht Vollzeit-Mama sein, denn der Staat nimmt Papa die Hälfte des Gehalts weg – und verschleudert es auf böseste Weise.

Am wütendsten aber bin ich wegen der Lebenszeit, die diese Gestalten dem Bürger stehlen, wegen der Lebenszeit und der vielen Möglichkeiten, die gestohlen werden.

Wütend auf diese Politik

Ein Königreich ohne Gerechtigkeit – was ist das anderes als ein großer Raubzug? So fragt Augustinus.

Ich aber grüble weiter: Mord bedeutet, einem Menschen mit Absicht und aus niedrigem Beweggrund das Leben zu nehmen. Das Leben besteht aus Lebenszeit. Was also ist eine Politik, die den Menschen unwiederbringlich ihre Lebenszeit verschwendet, anderes als legalisierter Mord?

Ich bin wütend auf diese Politik. Und zwar nicht nur so wütend, wie man auf Räuber wütend ist. Ich bin so wütend, wie man auf Mörder wütend ist. Wütend – und noch mehr.

Diese Politiker machen Politik aus einem Abgrund heraus, in den sie das Land und uns mit hinabreißen wollen. Doch Nietzsche mahnt ganz richtig: Wenn du in den Abgrund starrst, achte darauf, dass der Abgrund nicht zurückstarrt. Dass der Abgrund nicht mit in dich hineinblickt. (Ich schrieb schon 2018 mal darüber, im Essay »Du blickst nach Berlin, und der Abgrund blickt zurück«.)

Beruft euch dann darauf!

In meiner Wut werde ich ermahnt:

Vor allem fordere ich dazu auf, dass Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen dargebracht werden für alle Menschen, für die Könige und alle, die Macht haben, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können, in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit.
(1. Timotheus 2:1–2)

Uff! Wir sollen für diese Leute, die uns bestehlen, auch noch beten? (Am Rande: Wenn ihr euch mit Evangelikalen anlegen wollt, oder mit gewissen Feministinnen, lest dieses Kapitel 1. Timotheus 2 zu Ende, und beruft euch dann darauf.)

Es fällt mir bisweilen schwer, diesen bösen Gestalten auch nur einen »Guten Tag« zu wünschen. Die ägyptischen Plagen sollen auf Berlin und Brüssel niedergehen.

Ich möchte eher beten, dass diese Leute zur Besinnung kommen – es wäre ein Wunder von biblischer Dimension. Dass deren Gewissen erwacht und sie endlich verstehen, welchen Schaden sie anrichten – an Leib und Seele, an Nation und Familie, an Zeit und Leben. (Ich weiß, der Realismus mahnt, dass nicht zum Leben erwachen kann, dessen Nichtexistenz eine Einstellungsvoraussetzung ist.)

Nicht, was sie verdienen

Ich suche Trost im Psalm, doch der Psalmist war wohl ähnlich erschüttert wie es heute bin, als er »das Wohlergehen der Frevler sah: Sie leiden ja keine Qualen, ihr Leib ist gesund und wohlgenährt. Sie kennen nicht die Mühsal der Sterblichen, sind nicht geplagt wie andere Menschen.« (Psalm 73:3b–5)

Ja, wir sollten wirklich für diese Leute beten: nämlich dass sie nicht bekommen, was sie verdienen. Wenn die Welt gerecht wäre, wäre das Gericht über diese Leute wahrlich furchtbar.

Ohne Gerechtigkeit ist ein Königreich nur ein einziger großer Raubzug – und die Herrschenden eben Räuber. Ach, lasst uns für uns selbst beten: Mögen du und ich dereinst so viel Barmherzigkeit erfahren, wie den Herrschenden heute schon zuteil wird.

Weiterschreiben, Wegner!

Danke fürs Lesen! Bitte bedenken Sie: Diese Texte (inzwischen 2,399 Essays) und Angebote wie Freie Denker sind nur mit Ihrer regelmäßigen Unterstützung möglich.

Jahresbeitrag(entspricht 1,50 € pro Woche) 78€

Und was meinen Sie?

Besprechen Sie diesen Text mit mir und vielen weiteren Lesern in den Kommentaren auf YouTube – ich freue mich, Ihre Meinung zu erfahren!

Zufälliger Essay

Auf /liste/ finden Sie alle bisherigen Essays – oder klicken Sie hier, um einen zufälligen Essay zu lesen.

E-Mail-Abo

Erfahren Sie gratis, wenn es ein neues Video und/oder einen neuen Essay gibt – klicke hier für E–Mail-Abo.

Mit Freunden teilen

Telegram
Reddit
Facebook
WhatsApp
𝕏 (Twitter)
E-Mail

Schön, dass Sie hier sind!

Bitte bedenken Sie: Diese Essays und der Betrieb der Freien Denker sind nur durch Ihre Unterstützung möglich.

Wählen Sie bitte, was Ihnen heute passt:

Classic: 10 €  ·  Solide: 25 €

Großzügig: 50 €

Jahresbeitrag (1,50 € / Woche)