Um die Deutschen zu verstehen, hilft es, sie zunächst mit Gott zu vergleichen … und dann mit Superman.
Kein Stein
Gott ist das, wovon Atheisten verstehen, dass es gemeint ist, wenn Gläubige und Unbedachte »Gott« sagen.
Könnte dieser Gott, so fragt Jung und Alt seit jeher, einen Stein erschaffen, welcher so schwer ist, dass Gott selbst ihn nicht heben kann?
Ich schrieb über jenes alte Dilemma zuerst 2018 im Essay »Der Rechtsstaat und seine Austrickser«. Ich gelangte damals zu der Erkenntnis: »Es gibt keinen Gott außerhalb der Logik. Es gibt keinen Rechtsstaat außerhalb des Rechts.«
Das mit der Logik bedeutet: Jene Frage ist begrifflich unlogisch. Bereits die Frage nach Gott und dem Stein ist in sich widersprüchlich. Eine ähnliche Frage wäre etwa, ob ein dreibeiniger Hocker auch mal vier Beine aufweisen kann.
Heiß rasiert
Der aus Filmen und Comics bekannte Superman verfügt über, der Name verrät es, Superkräfte.
Einerseits ist Superman unverwundbar – präziser: weitgehend unverwundbar. Supermans Anfälligkeit für das Mineral Kryptonit, die Comic-Variante der Achillessehne, ist ja weltweit sprichwörtlich.
Doch implizit existiert eine weitere potenzielle Schwachstelle! Es ist in den Comics dokumentiert (siehe screenrant.com), dass Superman sich unter gewissen Umständen rasiert, indem er seinen Laserblick mit einem Spiegel in Richtung der eigenen Bartstoppeln umleitet.
Der Superman-Mythos ist zum Thema der supermanschen Haar- und Körperpflege nicht eindeutig. Offenbar hängt das Einhegen von Supermans Haaren und Fingernägeln von verschiedenen Faktoren wie etwa seinem eigenen Grad an Unverwundbarkeit ab, und dieser wiederum davon, wie viel irdische Sonnenenergie er absorbierte.
Superman ist in vielen Situationen unverwundbar – aber nicht in jeder. Neben dem gefährlichen Mineral Kryptonit gehört zu den Verfahren, die seinem Körper eben doch Schaden zufügen können, sein eigener Laserblick. Eine Rasur mag wünschenswert sein, technisch ist sie doch ein materieller Schaden am Körper (und in einigen Fällen wohl auch am Selbstbild).
Unverwundbarkeit ist für Superman typisch, so wie Allmacht für Gott typisch ist. Der Unterschied ist, dass es für Gott logisch zwingend ist, allmächtig zu sein, was dann zu den bekannten (un-)logischen Dilemmata führt. Für Superman dagegen ist es nicht logisch zwingend, unverwundbar zu sein.
(Eine Story mit einer tatsächlich unverwundbaren Hauptfigur wäre etwas langweilig. Die Geschichte vom Gott Abrahams etwa wurde auf dem Weltmarkt erst dadurch zum Hit, dass man in einem zweiten Teil diesen Gott als Baby und also Mensch geboren werden ließ, als welcher er dann leiden, bluten und sogar sterben konnte.)
Unter anderem
Die tonangebenden Eliten in Berlin halten sich für Gott – oder zumindest für Gottes Berater und vorläufige Sprecher –, doch tatsächlich sind sie Vertreter eines »Superman außer Form«.
Deutschland ist ein Superman, der nicht mitbekommen hat, dass das Kryptonit schon länger um ihn herum aus dem Boden wächst. Das Kryptonit hat bereits sein Gehirn angegriffen – unter anderem.
Der Superman, der sich aufgrund des erwähnten Hirnschadens für seine schwarz-rot-goldene Flagge schämt, wird täglich schwächer. Doch noch besitzt er etwas von den alten Superkräften – und genau das hat eine verheerende Wirkung.
Die Laseraugen des deutschen Superman funktionieren noch ausreichend gut, um echten Schaden zuzufügen. Der deutsche Superman setzt aber in diesen Jahren an, sich nicht nur den Bart zu kürzen, sondern sich auch noch die Beine abzuschneiden – und das Herz aus der Brust zu brennen.
Kathartisch ins Gesicht
Es ist natürlich nicht so, dass niemand den Superman vor sich selbst warnen wollte. Doch Supermans erste Aufgabe besteht darin, Nazis zu bekämpfen, und der verwirrte deutsche Superman hat sich selbst eingeredet, dass jeder ein »Nazi« ist, der ihn von der Selbstzerstörung durch seine eigenen Superkräfte bewahren will.
Die jüdische Website aish.com schreibt über die Comicfigur Superman:
In seinen Comics diente Superman als Propagandafigur für jüdische Interessen und setzte sich für die britische Wiederbewaffnung, den Kriegseingriff, Flüchtlingsasyl und den New Deal ein. Vor allem aber schlug er den Nazis kathartisch ins Gesicht. (aish.com, »Superman vs. the Nazis«, Original Englisch)
Zumindest der zweite Teil dieser Passage trifft auf die Bundesrepublik Deutschland zu: Man sieht seine Lebensaufgabe darin, »Nazis kathartisch ins Gesicht« zu schlagen und sie überhaupt doof zu finden – um jeden Preis.
Leider, leider hat man sich angewöhnt, jeden, den man doof findet, »Nazi« zu nennen.
Antifa-Schlägerbanden – die »rote SA« – sind in diesen Tagen mit Fackeln und Gewaltdrohungen vor die CDU-Geschäftsstellen gezogen, um Parlamentarier im Sinne der Regierung einzuschüchtern (@benbrechtken, 1.2.2025). Man benimmt sich selbst wie die echten NS-Schergen von damals, doch glaubt fest, man sei der linke Superman, der immer weiter gegen Nazis gekämpft.
Und doch ist das größte Problem der Linken und selbsterklärt »Guten« nicht einmal, dass sie sich für Superman halten – sondern dass sie Deutschland zugleich für den zu zerstörenden Satan (»Nie wieder Deutschland!«) und für einen allmächtigen Gott halten.
Für Gott hält man Deutschland insofern, als man denkt, es sei für Deutschland logisch unmöglich, dass es einen finanziellen oder sozialen Stein gibt, den Deutschland nicht heben kann, dass kein Naturgesetz es wagen wird, sich uns beim großen Marsch der Moral in den Weg zu stellen.
Junge Männer aus Afrika integrieren und versorgen, Energiewende gegen Physik und Verstand, Solarstrom in der Nacht und Windstrom bei Flaute, Bruttosozialprodukt und Wohlstand durch Moral- statt Stahlexport: Träum nur groß und grün genug, und es wird wahr werden (zumindest bis du aufwachst).
Wird hart bestraft–
Grüne, »Omas gegen Rechts« & Co. halten sich für Superman, und sie halten Deutschland für allmächtig, so wie Gott es ist. Die Allmacht dieses »Gottes« anzuzweifeln aber – oder merkwürdigerweise seine Bosheit –, gilt als Blasphemie und wird hart bestraft. Deutschland ist denen absolut böse, also ist es verpflichtet, wie ein allgütiger, allmächtiger Gott die Welt zu retten.
Deutschland schuf sich einen ganzen Steinbruch an Felsbrocken, die es tatsächlich selbst nicht heben kann, wie laut auch immer man »Wir schaffen das!« blökt.
Wenn Deutschland noch irgendeine Zukunft hat, dann beginnt diese in dem Moment, wenn die Politik aufhört so zu tun, als wäre Deutschland irgendwie gleichzeitig Gott, Teufel und Superman. Deutschland ist ein Land, das eigentlich den Deutschen gehören sollte. Und Deutsche sind, entgegen linksgrüner Folklore, tatsächlich Menschen mit menschlichen Eigenschaften – deren wirkliche »Superkräfte« mal Fleiß, Verstand und Ordnung waren.
Ach, würde Deutschland nur aufhören, von Superkräften und Weltrettung zu fantasieren – und sich wieder auf seine eigentlichen Kräfte besinnen!