Dass der Mensch ein Herz und ein Gehirn hat, weiß jeder, auch der, dem eines der beiden zu fehlen scheint. Andere Organe aber sind weniger berühmt; von diesen erfährt der Mensch oft erst, wenn sie ihm Ärger bereiten.
Die Lymphknoten etwa sind das, was geschwollen ist, wenn du dich zum ersten Mal fragst, warum denn bitte dein Hals beim seitlichen Berühren weh tut. Für manchen Menschen, der zum ersten Mal von einem Organ namens Pankreas hört … nun, ihr wisst schon.
Stelle dir aber einmal vor, dass ein Organ plötzlich aus dir herausfällt – einfach so, plumps!
Es hatte sich zwar angekündigt, dass es passieren würde, doch wie solltest du diese Zeichen deuten? Es passiert ja nicht alle Tage, dass sich ein zuckendes und blutiges, aber in sich geschlossenes Stück Fleisch einfach so von dir trennt!
Auf eine Art schön
»Warum sterbe ich denn nicht?«, so fragst du dich in einer solchen Situation womöglich, »dieses Organ sieht doch sehr wichtig aus!«
Du hebst das Organ auf und betrachtest es.
Du stellst fest, dass dieses Organ auf seine eigene Art doch schön ist. Auf traurige, menschliche Weise schön.
Das Organ zuckt noch ein paar Mal in deiner Hand. Es war noch Leben darin, doch dieses Leben lässt nach.
Dann stirbt es. Etwas von dir ist gestorben.
Und doch lebst du weiter.
So etwa erging es mir in diesem ausgehenden Jahr 2024, wenn auch das mit dem Organ natürlich eine Metapher ist.
Es war eine Idee, die mich verließ, und Idee ist mit Ideal verwandt. Als diese Idee mich verließ, fühlte es sich wirklich so an, als ob ich diese noch frisch blutende Idee in der Hand hielte, als ob ich die Idee betrachten konnte. Blutend und zuckend – und dann sterbend. Eben noch in mir, ohne dass ich mir dieser Idee bewusst gewesen wäre – nun außerhalb meiner und nun auch Gegenstand meines vollen Bewusstseins, aber eben tot.
2024 war das Jahr, in dem mich der mythische Glaube an die Menschheit verließ.
Ob man eine Milz besitze
Einer, der noch nie Schwierigkeiten mit der Milz hatte, hat vielleicht dennoch schon mal den Namen dieses Organs gehört, und dass es wohl etwas mit der Leber zu tun hat, denn laut Volksmund passt zwischen diese beiden Organe »immer noch ein Pils«.
Ich hätte vor dem Jahr 2024 auf Nachfrage nicht verneint, dass ich einen Glauben an die Menschheit besitze – doch man hat mich nicht gefragt. Es läuft ja auch keiner durch die Einkaufsstraßen und fragt die Leute, ob sie eine Milz besitzen und welche Eigenschaften die bitte aufweise.
(Übrigens: Die Milz ist weich und dunkelrot, etwa faustgroß, und liegt geschützt im linken Oberbauch unter dem Zwerchfell. Das Organ filtert altes Blut, speichert Immunzellen und hilft dem Körper dabei, Infektionen abzuwehren. Ist die Milz verletzt oder fehlt sie ganz, steigt das Risiko für Infektionen oder Blutungsprobleme. Wie für alles andere im Körper gilt auch hier wieder, dass gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung der Milz bei ihrer wichtigen Aufgabe helfen kann.)
Ich gehe davon aus, dass ich eine Milz besitze und dass diese weitgehend intakt ist – zumindest habe ich keine Beschwerden und hielt bisher nicht plötzlich ein Organ in der Hand. Ich weiß aber, dass in diesem Jahr mein Glaube an die Menschheit verloren ging. Und seit ich diesen im übertragenen Sinne »zuckend und sterben vor mir in der Hand hielt«, kann ich die an diesem »Organ« beobachteten Eigenschaften beschreiben.
Mit genug Evidenz
Es sieht ganz danach aus, dass ich bis zu diesem Jahr geglaubt habe, dass, wenn die Menschen nur in sich gehen würden, wenn man den Menschen nur eine Verschnaufpause gönnen würde, wenn sie sich nur besinnen würden, dass sie sich schon noch zusammenreißen würden. Ich glaubte an das Potenzial der Menschheit, menschlich und vernünftig zu sein.
Natürlich wusste ich, dass Menschen schon mal Denkfehler begehen, dass Menschen im Rausch der Gruppe sich schon mal zu diesem oder jenem Unsinn verleiten lassen.
»Am Endes des Tages«, wie man so schön wie naiv zu sagen pflegt, würden die Menschen doch überleben wollen, da wollen die Menschen doch Leid lindern und Schönes bewahren. Natürlich irren sich Menschen und schätzen Fakten falsch ein, und dann beharren sie einige Tage stolz auf ihrem Glauben. Aber mit genug Evidenz würden die meisten Menschen doch früher oder später einlenken – spätestens wenn der Irrtum sie und ihre Nachkommen das Leben kosten kann, oder?
All diese Überzeugungen fasse ich zusammen zum Begriff »Glaube an die Menschheit«.
2024 war das Jahr, in dem mir dieser mythische Glaube an die Menschheit aus dem Leib sprang, wie es ein abtrünniges Organ in einem Horrorfilm tun würde.
Hat der Mann im TV gesagt
Betrachten wir Deutschland und die Deutschen: Mindestens zwei »Experimente« wurden in den letzten Jahren an den Deutschen durchgeführt. Ich rede von der Migration und von der Virus-Panik. Wenn »Überleben« und »Mensch bleiben« Erfolgskriterien sind, sind die Deutschen zweimal gescheitert.
Betrachten wir kurz die USA: Dort begnadigt Joe Biden derzeit reihenweise Vergewaltiger, Serienmörder und Kinderschänder (nypost.com, 23.12.2024). Die Begnadigung seines widerlichen, kriminellen Sohnes war noch irgendwie über Familienbande nachvollziehbar. Spätestens aber, wenn Joe Biden einen Richter begnadigt, der Millionen Dollar von Knast-Betreibern dafür kassierte, dass er Kinder in den Knast schickte – Schlagwort: »kids for cash« (theguardian.com, 14.12.2024) –, wird deutlich: Es gibt ein Böses, und dass es sich mit den »Eliten« verschworen hat, ist nicht bloß eine Theorie.
2024 ist das Jahr, in dem nicht nur mir klar wurde, wie viele unserer Mitmenschen nicht nur zeitweilig von Propaganda geblendet sind, sondern eben so sind. Ein wahlentscheidender Teil der Menschen ist, wie Anabel Schunke es korrekt diagnostiziert, »kurz vor Hirntod«.
Das aber ist der Unterschied zwischen etwa dem Staatsfunk und mir: Der Staatsfunk verheimlicht nicht mehr, dass er Deutschland, die Deutschen und eigentlich die Menschheit hasst und westliche Kultur lieber heute als morgen beendet sehen will (siehe etwa den gelogenen und moralisch widerlichen Hass-Beitrag von Hayali zu Weidel in Magedeburg). Ich dagegen liebe die Menschen und mir wird bang um uns, doch der Realist in mir hat die Gesamtheit der Menschen aufgegeben. Der Staatsfunk hasst die Menschen und will ihre Seele töten – ich bin Realist und stelle fest, dass es denen wohl gelingt.
Du und ich mögen einen natürlichen Drang verspüren, Wahrheit und die vernünftige Schlussfolgerung zu suchen, doch Millionen Menschen verspüren diesen Drang einfach nicht – für die sind wir eher Störenfriede oder wie man heute sagt: Rechte und Schwurbler.
Du und ich mögen Wahrheit und Vernunft auch dafür nutzen wollen, unter den möglichen nächsten Handlungen die beste auszuwählen. Für Millionen Menschen leiten andere Kriterien als Wahrheit und Vernunft ihre Entscheidungen.
»Ich weiß, es macht mich dick, aber ich muss einfach«, so sagt der Schlemmer, wenn er die Tafel Schokolade verputzt – und genauso entscheiden Millionen Menschen: »Ich weiß, die aktuelle Politik zerstört das Land, aber ich muss die einfach weiter wählen. Die anderen sind ja böse, hat der Mann im TV gesagt.«
Oder sich loszuschneiden
Stellen wir uns Bergsteiger vor, die durch gefährliche Bergschluchten kraxeln. Die Bergsteiger sind aneinandergebunden, zur Sicherheit. Wenn einer von ihnen fallen sollte, können die übrigen ihn halten. Doch stellen wir uns vor, dass aus irgendeinem Grund, vielleicht aufgrund giftiger Dämpfe aus einer Bodenspalte, die Hälfte der Bergsteiger verrückt wird und Dinge tut, die alle in den Abgrund reißen können! Was sollen die Bergsteiger, deren Urteilskraft nicht vergiftet ist, die schlicht überleben wollen, dann tun?
2024 war das Jahr, in dem ich den Glauben an die Menschheit verlor. Doch 2024 war auch ein Jahr, in dem zwei andere bemerkenswerte Entwicklungen zu beobachten waren: Da war einmal die Wahl von Donald J. Trump zum Präsidenten der USA. (Trump erhielt übrigens nur etwas weniger als die Hälfte der Stimmen; und etwas über 44 % der US-Wähler wollten weiter vom Democrats-Sumpf regiert werden; cfr.org, 18.12.2024.)
Der US-Sumpf reagiert auf Trumps Wahl, indem er schnell noch möglichst viel Schaden an den USA anrichtet, etwa durch die erwähnte Begnadigung von Verbrechern, aber auch mit dem panischen Verscherbeln von Material für den Grenzzaun im Süden; (dailywire.com, 12.12.2024). Man will Trump die Stärkung der USA so schwer wie möglich machen, an allen Fronten. Es ist schwer, an »die Menschheit« zu glauben, wenn so weite Teile zumindest unsere »westlichen« Zivilisation blank böse wie kollektiv-suizidal vorgehen.
Während alledem aber war 2024 auch das Jahr, in dem Künstliche Intelligenz bisher unvorstellbare, aber von der Mehrheit ignorierte Entwicklungssprünge machte. Die Dezimierung von Arbeitsplätzen und der Umbau des menschlichen Zivilisationsprojekts durch KI haben bereits begonnen. Deutsche Vordenker bauen derweil Radwege und Lastenräder. Mich würde nicht wundern, wenn in Deutschland demnächst der Feuerstein wiederentdeckt wird.
Wenn in einer Gruppe Bergsteiger die Hälfte oder gar die Mehrheit durchdreht, haben die Vernünftigen ab einem bestimmten Punkt die Wahl: mit den Verrücktgewordenen in den Abgrund zu stürzen – oder sich loszuschneiden.
Die, die es zum Gipfel drängt
Ich »betrachte« dieses Organ, das sich 2024 von mir entfernt hat. Mein Glaube an die Menschheit ist tot, und doch werde ich dieses Organ vermissen. Auch wenn es mir erst jetzt so richtig bewusst wird, war dieses Organ doch über Jahrzehnte ein Teil von mir!
Ja, dieses eine »Organ« ist tot, doch damit ist keineswegs aufgehoben, was die alten Griechen uns auftrugen: Erkenne dich selbst!
Unsere Werte bleiben, unser Auftrag und unsere möglichen Wege zu Glück und Sinn ebenso. Wir werden deshalb nicht weniger, sondern noch viel intensiver nach Gruppen von Menschen suchen, mit denen gemeinsam wir die alten Ziele mit neuer Kraft angehen.
Schneide dich von der großen Gruppe los, wenn die unbedingt in den Abgrund stürzen will, und suche dir eine andere Gruppe, die es noch immer zum Gipfel drängt, so nebelverhangen der jetzt auch noch sein mag.
Wenn und weil die große Gruppe nicht zur Weisheit hinaufsteigen will, dann steigen wir eben in kleinen Gruppen zur Weisheit und Wahrheit und zum Trost, als Denkender nicht allein zu sein.
In kleinen Gruppen nach Weisheit suchen, weil sie in der großen Gruppe nicht zu finden ist – wenn du an genau diesem Punkt auf deine letzten Monate und Jahre zurückblickst, wirst du feststellen, dass du schon längst damit begonnen hast.