Dushan-Wegner

10.02.2022

Die Panik-Büffel

von Dushan Wegner, Lesezeit 8 Minuten, Foto von Étienne Beauregard-Riverin
Wer Panik schürt, hat oft ein Interesse am Ergebnis der Panik. Deshalb gilt es, genau hinzusehen, wenn die deutsche Regierung stur Panik schürt, während andere Länder sich bereits wieder entspannen. Es ist ja nicht die erste speziell deutsche Panik!
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Wenn alle von der Brücke springen, springst du auch? – Diese Frage war Titel und Einstieg des Essays vom 18.11.2019.

Diese Rückfrage könnte die Frage sein, die Eltern stellen, wenn das Kind sagt, eine zur Frage stehende Handlung würden doch »alle so machen«.

Das gewitzte Kind kann bekanntlich wiederum antworten: Wenn alle von der Brücke springen, dann haben sie sicher einen guten Grund dazu! Die Brücke könnte ja in Flammen stehen oder bald zusammenbrechen!

Jedoch, auch da ließe sich wieder klug antworten, und genau das will ich versuchen, und ich spreche Sie direkt an, liebe Leser: Stellen Sie sich einmal bitte vor, Sie wären ein Büffel, und Sie lebten zur Zeit der Indianer in den USA.

Sie wissen nicht, was der Auslöser war, doch plötzlich gerät die ganze Herde in Panik, und alle laufen in eine bestimmte Richtung, und selbstverständlich laufen Sie mit.

Leider, leider ist diese Panik das Mittel einer Jagdform, die man im Englischen »Mass Kill« nennt, und das Ziel ist ein »Buffalo Jump«. Sprich: Die Büffel wurden in Panik versetzt und in Richtung einer Klippe gejagt, von welcher sie herunterstürzten. Die Tiere, die beim Sturz nicht gleich starben, sondern sich erstmal nur die Beine brachen, auf die warteten unten bewaffnete Jäger, welche die Angelegenheit zu Ende brachten.

Wenn du also ein Büffel warst, und auf einmal alle um dich her in Panik gerieten, dann konnte es durchaus sein, dass diese Panik von interessierter Seite angestachelt war – und dass deine Panik-Reaktion denen nutzte, welche die Panik schürten.

Wo wir aber von Panik reden, die womöglich sogar geschürt wird, wären wir wohl bei den Nachrichten des Tages.

Vollständig vertrauenserweckend

Ja, liebe Leser, lassen Sie uns darüber reden, was dieser Tage so passiert – über das, was weiterhin passiert, wie auch über das, was neuerdings anders ist.

In immer mehr Ländern wird »geöffnet«, seit einigen Tagen und Wochen nun – insoweit man überhaupt in unserem Sinne »verschlossen« war; für Schweden siehe etwa bild.de, 9.2.2022.

Sicher, der deutsche Panik-Karl hat den schwedischen Weg für ›gescheitert‹ erklärt, doch die Schweden haben Panik-Karl für gescheitert erklärt.

Mit »Panik-Karl« meinen wir natürlich in satirischer Sprache jenen Politiker, der in Deutschland jede zweite oder dritte Klinik schließen wollte (@karl_lauterbach, 4.6.2021). Der Nebeneinkünfte zu spät meldete (n-tv.de, 24.5.2021). Der sich für »wissenschaftliches Fehlverhalten« »verantworten« musste; spiegel.de, 28.3.2004 schrieb über ihn: »Er ist C4-Professor, hat einen lukrativen Beratervertrag mit einem Krankenhauskonzern, und auch an anderen Aufträgen, mit denen er sich etwas hinzuverdienen kann, mangelt es nicht.«

Die Rede ist hier vom weiterhin vollständig vertrauenserweckenden Herrn Lauterbach, der vor seiner Politik- und Uni-Karriere, so weit wir wissen, nie als Arzt arbeitete, sich aber wie einer aufspielt.

Panik-Karl also ist aktuell Gesundheitsminister, und was macht er?

Panik. Panik-Karl macht Panik.

Einiges ist »wie immer«, aber nicht alles. Die Deutschen werden panik-müde – die Politik wird aber nicht Corona-müde, oh nein! (Für eine Liste aktueller Corona-Quatsch-Regeln siehe bild.de, 10.2.2022)

Sogar der ansonsten stramm in Reih und Glied marschierende Staatsfunk scheint vorsichtig anzufragen, wie Panik-Karl denn auf seine Panik-Vorhersagen kommt (zdf.de, 9.2.2022).

Sogar im »Mainstream« beginnen mutige Journalisten in Worte zu fassen, was man bislang nur als Spatzengezwitscher von den Dächern hörte; und sie formulieren es etwa so: »Drosten lügt.« (@JulianRoepcke, 9.2.2022)

(Verschwörungsfrage zwischendurch: Was, wenn Merkel zwar Kanzlerin hätte bleiben können, es aber nicht wollte, weil sie ahnte, was für Skandale auf die »herrschende Klasse« zukommen?)

Nein, es ist nicht »alles wie immer«. Aber einiges – einiges ist wie immer…

… und einiges ist anders: Die Menschen werden der Angstmache müde, der Verbote müde, der wiederholten deutschen Sonderwege müde. Es ist kein Widerspruch, trotz allem und durch alles hindurch sein eigenes Land und sein eigenes Volk zu lieben, und zugleich zu befinden, dass die dauernden internationalen Sonderwege der eigenen Regierung schlicht dumm sind, ermüdend, zerstörerisch und damit auch blank böse.

Die Bürger lassen sich nicht mehr in Panik versetzen. Karl macht immer lauter Krach, doch es klingt inzwischen mehr so wie ein Hintergrundplätschern.

Hach…

Eine Randnotiz: Wenn Sie mal wieder von Herzen richtig lachen wollen, dann lesen Sie beim, äh, umstrittenen »Correctiv« zur Causa Lauterbach den nach meiner Meinung lächerlichsten »Faktencheck« aller Zeiten: correctiv.org, 22.12.2021. Es ist ein Seiltanz, ein formidables Schauspiel rhetorischer Verrenkung, alles im eifrigen Bemühen, die Vorwürfe an Herrn Lauterbach zwar auf Sachebene einzuräumen (und damit »vom Tisch zu schaffen«?), aber mit Taschenspielertricks irgendwie dennoch seine Kritiker schlecht dastehen zu lassen. So wird etwas augenscheinlich als fehlender »Kontext« gerügt, wenn in Berichten über Lauterbachs zu spät gemeldete Einkünfte nicht mitgenannt wird, dass er es im Nachhinein als »Riesenfehler« herunterspielte, und so weiter. – Hach, man könnte fast meinen, solche »Faktenchecks« wären bloß plumpe Propaganda! – Ende der Randnotiz, weiter nun zur Deutung und einer überraschenden Wendung mit »falschen Büffeln«!

Oder doch zu grüneren Weiden?

In seinem Reisetagebuch-Eintrag vom 29. Mai 1806 beschrieb der Entdecker Meriwether Lewis die Details des »Buffalo Jump«, und wie sie die Tiere erst in Panik versetzten und dann von der Klippe springen ließen (Sie können es auf Englisch selbst nachlesen: lewisandclarkjournals.unl.edu).

Wir fragen uns ja, warum die Büffel nicht einfach die Jäger angriffen, da diese ja die Ursache der Panik waren. – Es gibt eine Antwort! Laut den Berichten des Entdeckers Lewis (der es allerdings wohl selbst von den Einheimischen gehört hatte), bedienten sich Amerikas Ureinwohner eines tierpsychologischen Tricks.

Einige »wendige und leichtfüßige junge Männer« wurden ausgewählt (wörtlich: »active and fleet young men«), mit Büffelhaut und Hörnern als eine Art »Fake-Büffel« kostümiert, und derart verkleidet stellte man sie zwischen Herde und Abgrund.

Die restlichen Jäger des Stammes lauerten hinter der Herde, und sobald sie von dort aus Lärm zu machen begannen, setzten sich auch die Lockvögel vor der Herde in Richtung der tödlichen Falle in Bewegung.

Die vielen einzelnen Tiere in der Herde erschraken, und sie sahen sich um, und da sich ja offenbar bereits einige ihrer Herdengenossen in eine bestimmte Richtung bewegten, folgten sie diesen ganz automatisch – in Richtung einer Klippe, eines Flusses oder einer anderen tödlichen Falle.

Es liegt nicht fern, die verkleideten Lockvögel mit den Journalisten oder auch prominenten Rockstars zu vergleichen, die heute immer genau jene »Wahrheit« und »Moral« besonders laut vorgeben, die höheren Mächten nutzt – ganz offensichtlich um uns, die Büffel, in Panik zu versetzen und dann in diese oder jene Richtung zu treiben.

Wir erinnern uns noch an die Impfkampagne vor knapp einem Jahr, als Prominente sich mit Pflaster auf dem Arm ablichten ließen (siehe Essay vom 13.4.2021) – aber tatsächlich überhaupt nicht mRNA-geimpft waren!

Der mögliche prinzipielle Unterschied zwischen »nützlichen Promis« und den Büffel-Lockvögeln besteht natürlich in der Frage, ob die Promis uns tatsächlich zur tödlichen Klippe locken sollen, oder doch tatsächlich zu Sicherheit und grüneren Weiden.

Darin aber, dass sie »fake« sind, die Panik-Büffel, und dass sie die zur Panik aufgescheuchte Herde in eine bestimmte Richtung lenken sollen, darin gleichen Journalisten und regierungsfreundliche »Kulturschaffende« erstaunlich präzise den »Fake-Büffeln« beim »Buffalo Jump«.

Umso geringer

Ach ja, da wäre wohl noch ein Unterschied zwischen den indianischen Lockvögeln und den lockenden »Multiplikatoren« heute: Journalisten haben es für sich etabliert, dass sie eine besonders schützenswerte Kategorie seien, welche, ähnlich wie ihre Kumpels in der Politik, mit einem Bein außerhalb von Regeln und Gesetzen zu stehen scheinen.

Es ist kein gutes Zeichen für Zustand und Zukunftsperspektive einer Gesellschaft, wenn je größer die moralische Schuld ist, umso geringer die rechtliche Schuld zu werden scheint.

»Otto Normalbüffel«

Einiges ist dieser Tage wie immer, aber nicht alles (und das Wort »immer« kann sich auf durchaus verschiedene Zeiten und Zustände beziehen).

Man versucht in jährlichem Rhythmus, die Herde hierhin und dorthin zu scheuchen. Nicht wenige Büffel folgen. Es ist ja gar nicht gesagt, dass das, wohin die Herde gescheucht wurde, auch wirklich schlecht ist – und es ist ebensowenig gesagt, dass es schlecht wäre. Wahrscheinlich ist es eine Kombination, eine Wirkungsmelange.

Was bleibt also für »Otto Normalbüffel«?

Die persönliche Aufklärung, die Selbstbefreiung gewissermaßen, sie beginnt damit, anzuerkennen, dass man von gewissen Panikmachern als »Büffel in der Herde« betrachtet und ebenso behandelt wird.

Die-da-oben »machen Panik«, um uns in eine bestimmte Richtung zu jagen, sei es Virus-Panik, Klima-Panik, Schweinegrippe-Panik, politische-Abweichler-Panik (»räääächts«) oder Moral-Panik. Journalisten und systemtreue Prominente (»Kulturschaffende«) gehen schon mal als Fake-Büffel voran – nicht immer haben sie vor, wirklich mit in den Abgrund zu springen (man denke etwa an gewisse Show-Promis, die von ihren abgeriegelten Villen aus den Deutschen empfahlen, die Grenzen offen zu halten und realistischerweise die Brennpunkte noch »brennender« werden zu lassen).

Die eine Frage ist heute, ob die angegebenen Panik-Gründe gerechtfertigt sind (und warum andere Länder das teils so viel weniger »panisch« sehen).

Die andere Frage ist, ob ich zulasse, mich zum Panik-Büffel machen zu lassen, unabhängig von der »Berechtigung« der Panik.

Selbst eingefleischte Corona-Paniker werden nur mit echtem kognitiven Widerspruch leugnen können, dass die meisten Paniken der Geschichte, insofern es inzwischen abschließend zu beurteilen ist, weit überzogen waren.

Jedoch, um eine Parabel der Philosophie zu bemühen: Nur weil die Sonne bislang jeden Tag aufgegangen ist, folgt daraus nicht logisch zwingend, dass sie auch morgen aufgehen wird. In ähnlichem Geiste: Nur weil die meisten bisherigen Paniken übertrieben waren, folgt daraus nicht, dass auch die aktuelle Panik übertrieben wird. Dann, als »Jedoch zum Jedoch«: Es gilt auch weiterhin die Denkregel, wonach man beim Hören von Hufen zuerst an Pferde denken soll, nicht an Zebras. Sprich: Das Naheliegende und ist aus gutem Grund naheliegend, und die Geschichte lehrt, bei jeder Panik zunächst davon auszugehen, dass sie übertrieben wird. Wirklich panikwürdige Paniken kommen vielleicht alle hundert Jahre mal.

Wer treibt?

Ob die Panik gerechtfertigt ist oder nicht, oder ob es noch nicht endgültig abzuschätzen ist, die Frage bleibt, ob ich »mich treiben lasse«, mich in Panik versetzen lasse, brav den Promi-Büffeln folgend, und da sage ich: Nein – selbst auf das Risiko hin, dass gegen unsere kollektive Erfahrung in diesem einen Fall tatsächlich Panik die nützlichere Option gewesen wäre.

Ich will mich darin trainieren, jedes Mal aufs Neue schnell zu erkennen, wenn wieder irgendwo »Panik gemacht« wird. Ich will mich dann fragen: Wer treibt? Wohin soll diese Panik uns treiben? Und natürlich: Wer profitiert?

»Keine Panik!«, so sage ich mir, ein weises Buch zitierend.

Schaue, wer die Panik anheizt. Schaue, wohin sie uns treiben wollen. Und wie auch immer du dich entscheidest: Tue nichts nur deshalb, weil die Panik-Büffel es vorgemacht haben.

Es gilt weiterhin, auch und gerade in Zeiten der Panik: Prüfe alles, glaube wenig, denke selbst!

Weiterschreiben, Wegner!

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