Die alte Frage, ob der im Wald umfallende Baum, den niemand hört, ein Geräusch macht – ich habe die Frage 2017 beantwortet:
Ein altes philosophisches Rätsel fragt: Wenn ein Baum im Wald umfällt, und niemand hört es, hat der Baum ein Geräusch gemacht? Die Antwort ist: Es kommt darauf an, ob du unter »Geräusch« die Schallwellen allein verstehst, oder die Tatsache, dass sie auf ein biologisches Ohr treffen und im Kopf eine »Geräusch-Empfindung«, also ein »Hören« auslösen. (Essay vom 7.10.2017)
Wenn Ihr Begriff von »Geräusch« zwingend beinhaltet, dass eine bewusste Seele es hört, dann hat der einsam fallende Baum kein Geräusch verursacht – wenn aber die Ausbreitung der Schallwellen bereits genügt, um die Bedingungen des Begriffs »Geräusch« zu erfüllen, dann hat der Baum durchaus ein Geräusch entstehen lassen!
Dieser Tage nun stellt sich eine neue, ähnliche Frage, und diese neue Frage klingt zunächst ähnlich philosophisch, doch bald stellen wir fest, dass sie durchaus praktisch ist, und diese Frage lautet: Wenn eine Lüge niemanden mehr schmerzt, ist sie dann noch eine Lüge?
Mittelfristig stabil
Deutschland wird angelogen. Die Deutschen werden angelogen. Der Zweck allen Regierungshandelns scheint heute zuerst die Bewahrung von Merkels Macht zu sein (was dafür spricht, dass sie, wenn überhaupt, ihre Macht nur an den schwächstmöglichen Nachfolger und auch das nur quasi pro forma abgeben wird, wie sie den Parteivorsitz auch nicht wirklich abgab), und diesem Zweck ordnen sich heute bald alle Aspekte des Staates unter, inklusive dessen, was als Wahrheit gilt.
Deutschland und die Deutschen werden seit Jahren angelogen – und ich habe es seit Jahren dokumentiert. Ob ganze Redaktionen zum lügenden System wurden (Essay vom 28.11.2017) oder, wie im Fall Chemnitz, die Regierung samt Regierungssprecher und Staatsfunk die offenkundige Lüge von angeblichen »Hetzjagden« zur offiziellen Wahrheit erklärt – und jeden abstrafte, der die Lüge eine solche nannte (Essay vom 17.09.2018).
Die Liste der Lügen und Zweifelhaftigkeiten des Merkel-Medien-Systems wäre lang. Man wäre sogar entschuldigt, wenn man die Lüge als alles überlagerndes Prinzip des Propagandastaates ausmachte, doch sie ist immer nur Mittel zum Zweck der Machtsicherung – als solches aber allgegenwärtig.
Die Energiewende fußt auf der (Lebens-) Lüge, dass der Einkauf von Energie im Ausland und die Abhängigkeit irgendwie umweltschonender sei – und die Zerstörung der Natur für die zynische Windkraft-Industrie nicht Naturzerstörung sei (siehe auch Essay vom 03.01.2020). Die offenen Grenzen von 2015 setzen gleich mehrere Lügen als Prämissen voraus, beginnend mit jener, dass man eben offene Grenzen und ein Sozialsystem haben könne. Das Verhältnis von Deutschland und EU fußt auf der Lüge, dass ein System, in welchem ein einziges Volk – das noch dazu kein Volk sein darf, die Schulden aller benachbarten Völker übernehmen soll, auch nur mittelfristig stabil sein kann (siehe Essays vom 19.05.2020, vom 21.7.2020, vom 11.12.2020, aber auch vom 12.4.2021).
Genug aber der Lügen, die wir »unsere jüngste Geschichte« nennen – man könnte diese unsicheren Gründe noch lange Zeit durchqueren bis man versinkt und viele Jahre später als Moorleiche auftaucht – schreiten wir also schnell in die Jetztzeit, da schnalzt der Boden bei jedem Schritt laut genug!
Nur symbolisch
Die Corona-Politik der Bundesregierung begann mit, sagen wir mal, nicht wahrheitsadäquaten Beschwichtigungen.
Als China bereits aktiv gegen das neuartige Corona-Virus vorging, beschwichtigte Immobilienprofi Spahn noch, nicht ein Virus, sondern »Verschwörungstheorien« darüber würden ihm wirklich Angst bereiten – und im Staatsfunk machte man sich lustig über Leute, die zu Masken und Vorsicht rieten – wer vorm Virus warnte, der galt als »rechts«, klar (siehe Essay vom 13.3.2020: »Alle erstmal durchatmen«). Die Ära Merkel ist reich an Niemand-hat-die-Absicht-Momenten (einige sind dokumentiert im Essay vom 4.9.2020: »Die Mutter aller Lügen«). Wir erinnern uns noch gut an jene Niemand-hat-die-Absicht-Botschaft des umstrittenen deutschen Gesundheitsministeriums:
! Achtung Fake News ! Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesministerium für Gesundheit / die Bundesregierung würde bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT! Bitte helfen Sie mit, ihre Verbreitung zu stoppen.« (@BMG_Bund, 14.3.2020)
Aktuell startete das sogenannte Gesundheitsministerium eine neue Propaganda-Kampagne, nun weiterhin im anderen Extrem. Beauftragt ist eine Agentur, die immer wieder im Kontext von Merkels Propaganda-Budgets auftaucht (siehe etwa sueddeutsche.de, 19.10.2020: »Mauschelei in Regierungskreisen – Merkel & Friends«). Auch die Impf-Werbung der Merkel-Regierung wird von Scholz & Friends entwickelt (horizont.net, 29.12.2020). Das Gesamtbudget der aktuellen Impf-Propaganda-Kampagne soll 25 Millionen Euro betragen (siehe etwa tz.de, 8.4.2021).
Auf den Motiven der Impfkampagne sieht man Prominente wie Günther Jauch, die behaupten, sie würden sich impfen lassen – und dann ein Foto mit dem typischen Pflaster auf dem Arm, was doch recht eindeutig impliziert, diese Prominenten wären schon geimpft.
Dann aber wurde bekannt, dass Herr Jauch mit dem Corona-Virus infiziert war – und dass er gar nicht geimpft worden war (welt.de, 11.4.2021). Es gehe ihm aber wieder gut, und er wolle sich auf jeden Fall noch impfen lassen.
Es stellt sich eine ganze Batterie an Fragen: Wieso geht es eigentlich all den Promis, die sich das Virus fingen, bald wieder ziemlich gut, außer ein paar kleineren Beschwerden, wenn es so ein gefährliches Virus ist?
Warum will er sich noch impfen lassen, wenn er nach einer ausgestandenen Erkrankung doch immun sein sollte?
Warum werden Fotos verbreitet, auf denen recht unzweideutig impliziert wird, er sei eben geimpft worden?
Auf Nachfrage des Kollegen Reitschuster gestand die Regierung ein, dass von den Prominenten ihrer Impfpropaganda nur einer wirklich geimpft sei (reitschuster.de, 12.4.2021), beim Rest sei die Vortäuschung falscher Tatsachen nur symbolisch gemeint gewesen.
Auch die millionenteure Impfpropaganda der Regierung basiert auf Lügen. Prominente implizieren unzweideutig, sie seien geimpft – tatsächlich sind es die wenigsten von ihnen. Wahr ist, was nutzt. Die Lüge wird zum Staatsprinzip, doch sie ist nur das Mittel zum Zweck des Machterhalts – als wahr gilt, was der Macht nutzt. Was ist noch alles gelogen?
»Stickatmosphäre«
Ich schreibe diese Zeilen am Morgen des 13. April 2021. Im Bundestag wird das Kabinett der DDR-Funktionärin heute die Verschärfung der »Grundlage zur Ermächtigung« abnicken (welt.de, 13.4.2021). Der Talking-Point heißt »Bundes-Notbremse«, das offizielle Stichwort ist das »Infektionsschutzgesetz« (bild.de, 13.4.2021). Das Herausrutschen Deutschlands aus der Demokratie nimmt weitere Fahrt auf. Lügenpolitik in einer Lügenzeit – und wer widerspricht, der bekommt es mit einer Polizei zu tun, die doch selbst nicht an die Lügen glaubt (Video von rauchenden Polizisten bei Corona-Demo).
Der Merkel-Medien-Komplex wird wieder und wieder und wieder beim Lügen erwischt. Gelernt ist aber gelernt, und die DDR-Funktionärin Merkel droht allen, die ihren Lügen widersprechen, bereits mit dem »Psychologen« (siehe YouTube). Ja, es hat auch weiterhin seinen Grund, warum so viele Bürger, welche Diktaturen persönlich kannten, heute so schlecht und kaltschweißig schlafen.
Manche Lügen sind krass und klar, andere Lügen wollen subtil sein, etwa die farbliche Dramatisierung der Corona-Karten in den Staatsfunk-Nachrichten, wo dieselben Inzidenzwerte blutrot bis schwarz gefärbt werden (bild.de, 11.4.2021). Man fragt sich, was noch alles gelogen war, was noch alles gesagt wurde, um das föderal organisierte Deutschland zur merkelschen Postdemokratie umzubauen.
Noch nicht überall
Die Wahlen im Herbst 2021 versprechen wenig Besserung. In Thüringen hat Merkel deutlich gemacht, dass nur der an die Macht gelangt, dem sie die Macht erlaubt.
Merkel hat sich mit Armin Laschet einen denkbar schwachen Nachfolger ausgesucht, und doch genau den richtigen: Laschet hat offenbar bereits lange bevor er Kanzler wird, auf recht unverschämte Weise gelogen – wir erinnern uns an seinen Noten-Skandal mit den frei erfundenen Klausurnoten (welt.de, 2.6.2015). Ein vollständig flexibles Verhältnis zur Wahrheit und die Abwesenheit nachvollziehbarer Ethik sind die Grundbedingungen, sich Merkels Dunstkreis auch nur nähern zu dürfen.
Deutschland wurde, wieder, zu Ort und Heimat der Lüge. Am Abend plärrt das Fernsehgerät die Lügen-des-Tages in Wohnzimmer und Seelen des Volkes. In den Schulen wird gelehrt, was man als Wahrheit zu akzeptieren habe, so man im Land eine Arbeit finden will. An den Arbeitsplätzen aber, so es noch Arbeitsplätze gibt, überwachen die Bürger einander, ob jeder auch die Lüge-des-Tages als Wahrheit annimmt und brav rezitiert. Es herrscht in Deutschland heute, wenn auch gottlob noch nicht überall, eine »Stickatmosphäre von gemeiner Verleumdung, Erpressung, giftiger Spitzelei« (die Worte sind von Bruno Frank).
Die Allgegenwart
Und doch, bei all den Lügen und »nützlichen Wahrheiten«, es sind nicht einmal die Lügen selbst, die mich heute am meisten beschäftigen.
Politiker und ihre Vordenker haben seit jeher gelogen – und sie schämen sich nicht einmal dafür. Sokrates sprach in Platons »Politeia« von der edlen Lüge, die dem Mächtigen als Werkzeug dient, das Volk zum Guten zu bewegen. Hitler breitete sich in »Mein Kampf« von der Lüge aus, die derart groß sei, dass das Volk sich gar nicht vorstellen könne, dass sie gelogen sei. Die Journalisten des deutschen Propagandastaates werden immer wieder beim Lügen erwischt, doch sie schämen sich nicht, sondern fühlen sich sogar moralisch gerechtfertigt, die Wahrheit an ihre Vorstellung von »Moral« anzupassen (zu deren Argumentation siehe den Essay »Das ZDF und die Lügenlawine« vom 16.10.2019).
Ja, Politiker und Propagandisten haben schon immer gelogen. Was mir heute aber bald mehr Sorgen bereitet als die Lüge selbst, das ist doch, dass die Mehrheit der Bürger die Allgegenwart der Lügen gar nicht mehr als schmerzhaft empfindet.
Die unverletzte Haut
Wissen Sie noch, als Politiker zurücktraten, weil die Lügen ob ihrer Doktorarbeit gar zu schmerzhaft waren? Es wirkt heute so fern, so unvorstellbar, geradezu naiv und unschuldig.
Ein Uwe Barschel wäre heute wohl nicht zurückgetreten, er hätte sich nicht zu irgendwelchen Ehrenwörtern oder anderen Dingen bewegt gefühlt – er hätte mit den Schultern gezuckt und optional hätte er allen, die ihn kritisieren, »rechte Hetze« vorwerfen können.
Wer heute als Politiker bei der Lüge erwischt wird, der zuckt mit den Schultern, denn er weiß die von Zwangsgebühren oder Steuern lebenden Journalisten auf seiner Seite, die offizielle »Moral« damit natürlich auch, und die »Wahrheit« wird eben nach den Bedürfnissen der Macht täglich neu gesetzt, selbst wenn man dafür irgendwelche Hetzjagden erfinden oder Pflaster auf die unverletzte Haut kleben muss.
Hurra, Schmerz!
Deutschland ist (wieder) geteilt, und die neue Teilung verläuft durch Köpfe und Herzen. Ich versuche, und auch das seit Jahren schon, diese Teilung zu vermessen, dabei stets prüfend, welche Brücke sich über den Graben bauen ließe (siehe etwa den Essay vom 15.12.2017: »Eine Brücke über den großen Graben«).
Eine Vermessung unseres großen Grabens ergibt heute, dass die Deutschen geteilt sind in jene, welche beim Hören der Lügen noch immer großen Schmerz empfinden – und jene, welche sich nicht einmal sehr unwohl darin fühlen, im giftigen Meer der Lügen schwimmen – manche verstehen es sogar, selbst in der giftigsten Lüge zuverlässig oben zu bleiben.
Ich erlebe Menschen, denen man es aufzeigen und belegen kann, dass sie angelogen werden – und denen es schlicht egal ist. Ich nehme es zur Kenntnis, und ich tue mir denkbar schwer, es nachzuvollziehen.
Jedoch, ich weiß auch, dass nicht wenige von Ihnen mit mir auf dieser Seite jenes Grabens stehen.
Jede Lüge bereitet mir Schmerzen – und ich sehe hilflos, dass und wieviele Deutsche bedenkenlos in diesem Nebel aus Lügen und Halbwahrheiten stehen, und wie sie, exakt wie man uns zu Beginn der Coronakrise riet, »erst einmal tief durchatmen«.
Sollten wir nun diesen Schmerz überwinden? Sollten wir mit ihm umzugehen lernen? Sollten wir die Zähne zusammenbeißen und uns »nicht so anstellen«? – Nein.
Der Ratschlag, sich »nicht so anzustellen«, wenn das Merkel-Medien-System wieder beim Lügen erwischt wird und es uns Schmerzen bereitet, dieser Ratschlag ähnelt mir zu sehr einer anderen Situation, wo man ebenso hören könnte, man solle sich »nicht so anstellen«.
Wenn der Baum im Wald umfällt, und du ihn nicht hörst, dann könnte es daran liegen, dass er dir auf den Kopf gefallen ist.
Nein, ich werde meinen Schmerz ob derer Lügen nicht unterdrücken. Ich will nicht angelogen werden, und ich will ganz bestimmt nicht abstumpfen, um die Lüge als »normal« zu akzeptieren, wie so erschreckend viele Mitbürger abgestumpft zu sein scheinen.
Ich habe kein »Schmerzmittel« parat, und ich will auch keines haben! Mancher Schmerz ist es ja wert, überwunden zu werden – dieser nicht!
Wenn Sie hinfallen und sich einen Knochen brechen, dann ist der Schmerz ein sehr guter Ratgeber, und beim Schmerz, den die Lüge in uns weckt, verhält es sich durchaus ähnlich.
Nein, ich will kein »Morphin gegen den Lügenschmerz. Wem die Lügen seiner Zeit keine Schmerzen mehr bereiten, ist dessen Seele nicht schon halb tot?
Liebe Leser, nein, ich wünsche Ihnen nicht Schmerzlosigkeit, wenn die Lügen Ihnen ins Herz stechen! Vielmehr und im Gegenteil: Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen jede freche Lüge dieser Regierung auch weiterhin weh tut!
So lange die Lügen uns noch Schmerzen bereiten, so lange sind wir nicht abgestumpft! Solange die Lügen uns noch weh tun, solange steht außer Zweifel, dass die Lügen der Regierung eben das sind: Lügen.
Wenn Sie also die Nachrichten lesen, und wenn die Lügen Ihnen wieder Schmerzen bereiten, dann dürfen Sie sagen: »Ah, die Lüge schmerzt mich – gut! Hurra, ich lebe noch!«