Ein jeder von uns hat sich schon mal gesagt: „Ich schaffe das!“, oder eben auch: „Ich schaffe das nicht!“
Funktionieren solche Ermutigungen und Entmutigungen eigentlich? Spätestens wenn jemand sagt: „Wir schaffen das“, könnte man es anzweifeln.
Jedoch, nehmen wir an, dass ein Mensch, etwa vor einem Meeting, sich selbst etwas Mut machen will. Vielleicht steht er im Badezimmer, schaut in den Spiegel und so sich selbst tief in die Augen, und er gestikuliert, und er sagt: „Du bist ein mutiger Machertyp! Du kannst das und also schaffst du das!“
Wer ist es, der da eigentlich zu wem spricht? Und warum tut er es?
Der Sinn von Sprache ist doch, Information zu transportieren. Deshalb ist es ja auch so lästig, wenn jemand sich wiederholt, denn dann transportiert er keine neue Information. Deshalb ist es ja auch so lästig, wenn jemand sich wiederholt, denn dann … das sagte ich schon.
Und auch wer zu sich selbst spricht, der vermittelt sich selbst keine neue Information, oder?
Wir sprechen ja nicht nur zu uns selbst, wenn wir uns Mut machen. Genau genommen sprechen die meisten von uns den ganzen Tag lang zu sich selbst, und zwar auch nachts, wenn wir träumen.
Nicht immer sprechen wir in Worten. Manchmal sprechen wir durchs Bauchgefühl zu uns selbst. Manchmal durch einen nagenden Zweifel.
Manchmal verlangt uns nach etwas, und wir wissen nicht genau, was es ist, wonach es uns verlangt. Das sind die Momente, in denen der Mensch ganz ohne Worte sich selbst zuflüstert: „Du, dir fehlt da etwas!“
Eine wichtige Lektion, die ich im Leben lernte, lautet: „Ein jeder Mensch spricht zu sich selbst, und es ist so normal, so alltäglich, dass wir es gar nicht mehr merken – achte mal auf diese Stimme!“
Manchmal reden wir positiv zu uns selbst, und sagen auch die Wahrheit. Manchmal machen wir uns selbst fertig. Und erschreckend oft belügen wir uns selbst.
Nein, wir wollen uns selbst keine Information vermitteln. Wir stellen uns eher Fragen. Wir erforschen, was wir nicht wissen.
Und dann versuchen wir uns, von diesem oder von jenem zu überzeugen.
Wir wissen, dass das Gefühl von Wahrheit sich durch Wiederholung einstellen kann, also wiederholen wir uns dieses oder jenes, bis wir es glauben. Und manchmal ist eben das eine Lüge.
Eine Zeit lang – nicht ein Leben lang – merkt ein Teil von uns aber auch, wenn und dass wir uns belügen. Wenn die Selbstlüge aber zur Gewohnheit wird, verkümmert jener Teil von uns, der uns warnen wollte vor ihrem Gift.
Wage es, dir selbst „Nein“ zu sagen!
Setz deiner eigenen inneren Stimme eine weitere Stimme entgegen, und sage: „Prüfe alle, glaube wenig, denke selbst! Glaube nicht unbesehen, was du so hörst, und sei es von dir selbst.“
Wenn notwendig, dann sage: „Nein“, und: „Stopp“, und auch: „Bleib höflich, so darf keiner mit mir reden, auch und besonders nicht ich selbst.“
Du kannst deiner inneren Stimme laut, leise oder als geschriebener Text widersprechen. Je nachdem hält man dich dann für einen Poeten, einen Verrückten oder einen Philosophen.
„Erkenne dich selbst!“, so sagen die Griechen. Wir dürfen praktisch ergänzen: Höre einmal bewusst darauf, was du dir selbst so erzählst.
Und je nachdem, was du da so hörst, sei streng und doch auch gnädig mit dir selbst.
Streng und gnädig, und niemandem verpflichtet, außer dir und der Suche nach Wahrheit.