Ich mag diese unsichtbare Gemeinschaft von Menschen, die sich aus meinen Lesern und mir bildet.
Ich darf also sagen: Ich mag uns.
Und ich mag auch, wohin wir – als Einzelne wie auch als unsichtbare Gemeinschaft – so ganz allgemein zielen.
Wir sind die Leute, die sich immer wieder eine blutige Nase holen – meist metaphorisch, manchmal wörtlich – wenn und indem wir zu widersprechen und »Nein!« zu sagen wagen, obwohl Abnicken und Mitmachen so viel einfacher wäre – wenn nicht sogar profitabler und zumindest weniger riskant.
Ja, ich mag uns – generell und weiterhin.
Doch manchmal muss ich uns – ja: »uns«, inklusive mir – tadeln.
Bitte lasst mich erklären!
Ich habe gestern einen Essay mit dem Titel »Der wirklich neue große Sprung« geschrieben. Es ist einer meiner längeren Texte, recht detailliert recherchiert, mit gewissen gewagten Thesen.
Es geht um bestimmte Entwicklungen in der Tech-Branche, bei denen sich eigentlich konkurrierende Unternehmen »auffällig unauffällig« ändern. Es kann für den Außenstehenden überraschend sein, wie viele Tech-Unternehmen in medizinischen Angelegenheiten forschen.
Ich beschrieb dort, dass ich nicht wirklich einen Neuanfang (»Reset«) erwarte – darin denken Schwab und Co. meines Erachtens einfach zu altmodisch.
Auch wird das, was auf uns zukommt, zwar technisch »entwickelt« worden, doch sozial wird es nicht wie eine Fortentwicklung wirken, sondern wie ein Sprung.
Die globale mRNA-Impfung war meines Erachtens de facto ein Testlauf für die kommende Programmierung des Menschen – alle weiteren Ausführungen dazu in jenem Essay.
Einige Leser bedankten sich für die Ausarbeitung der Gedanken, was mich natürlich freute.
Ein oder zwei Leser aber beschwerten sich, wo denn die Vorschläge blieben, wie man den »neuen großen Sprung« denn bekämpfen solle, wie man sich verweigern soll.
Das aber ist der Punkt, an welchem ich ein wenig über uns schimpfen muss.
Wir tappen ja noch ins Dunkle, wir ahnen und raten nur, wie die Welt in fünf oder gar zehn Jahren aussieht. Dass der Mensch programmiert wird, das scheint mir absehbar.
Ja, es ist auch mein erster Instinkt, es zu bekämpfen.
Ich will mich widersetzen.
Ich will »Nein!« sagen, wenn jede andere Reaktion falsch wäre.
Doch ich will zunächst verstehen. Wir sind doch weit davor zu verstehen, was es ist, das die Tech-Giganten wirklich planen. Wir sammeln noch Indizien, erste zarte Hinweise auf eventuelle Möglichkeiten.
In der asiatischen Kampfsportart »Kendo«, so habe ich gehört, erkennt man den Unterschied zwischen Anfänger und Meister an der Anzahl der Schläge, die sie unternehmen.
Der Anfänger fuchtelt und fuchtelt, verprügelt mit dem Bambusstock die Luft weit mehr als den Gegner.
Der Meister schlägt genau vielleicht nur einmal, und dieser erste Schlag trifft. Einmal, weil der Meister die Erfahrung bringt. Aber auch, weil der Meister sich den entscheidenden Sekundenbruchteil mehr Zeit nahm, den heranstürmenden Gegner zu verstehen, zu lesen, seine Gefuchtel vorherzusagen.
Ja wir wollen uns wehren, wollen uns widersetzen und entziehen, wenn dies zu tun uns notwendig erscheint. Und wenn sie uns umprogrammieren wollen – worauf heute erschreckend viel hindeutet – dann stehen die Chancen gut, dass es uns sehr dringend notwendig erscheinen wird.
Ja, ich denke, dass sie uns umprogrammieren wollen – und dass die Experimente bereits begonnen haben.
Ich sehe einen neuen »großen Sprung« auf uns zukommen, und wir werden »gesprungen« werden. Es wird eine Umprogrammierung auf genetischer, biologischer und psychologischer Ebene sowieso sein.
Bloß »Nein!« zu sagen kann sich »gut anfühlen« und sogar Applaus finden.
Mir genügt das nicht.
Ich will verstehen, welche Implikation das, wogegen wir sind, im Detail hat. Ich denke darüber nach.
Ja, diese Grübelei ist anstrengend und manchmal langwierig. Man kann sich verlaufen und muss dann neu anfangen.
Doch das ist es mir wert.
Denn: Ich mag uns – wirklich.