Dushan-Wegner

23.05.2019

Wenn die Guten via Baseballschläger argumentieren

von Dushan Wegner, Lesezeit 7 Minuten, Bild von Lukas Neasi
Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er via Baseballschläger argumentieren – und er wird JEDES Mittel, das dem Kampf gegen seine Gegner dient, für gerechtfertigt halten.
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Wer einen Baseballschläger im Auto dabei hat und diesen zur Selbstverteidigung zu nutzen gedenkt, so wird einem in den USA gelegentlich geraten (und ich kann nicht einschätzen, wie ernst dieser Rat gemeint ist, ich wäre also vorsichtig damit), der sollte darauf achten, dass dieser Schläger etwas abgenutzt ist, und der angehende Selbstverteidiger sollte – ganz wichtig – immer auch mindestens einen Handschuh im Auto dabei haben, vielleicht auch einen Ball. Der Baseballschläger sollte idealerweise vorne im Auto transportiert werden, nicht hinten, so dass man im Zweifelsfall sagen kann, man habe »spontan« und »im Affekt« nach ihm gegriffen.

Der Grund für diese Maßnahmen soll sein: Wer nur einen neuen Baseballschläger dabei hat, und wer dann diesen einsetzt etwa bei einem Anfall von »road rage« (ein amerikanischer Begriff für Jähzorn im Straßenverkehr), dem könnte vorgeworfen werden, den Schläger eigens für den Einsatz als potentiell tödliche Waffe mitgebracht zu haben. Auch wer den Schläger im Kofferraum deponiert, ihn also erst mühsam hervorholen muss, dem kann vorgeworfen werden, er hätte vorsätzlich und geplant gehandelt, als er dem Verkehrsmitbewerber den Schädel zertrümmerte – das Stichwort ist »plausible Abstreitbarkeit« (wie es auch in diesem YouTube-Video, einem von vielen, erklärt wird, bevor der junge Herr eine Melone mit dem Schlag eines Baseballschlägers zertrümmert).

Der Baseballschläger ist ein Sportgerät, doch er ist auch eine potentiell tödliche Waffe. Der Baseballschläger wird häufig als Waffe genutzt, wo der Einsatz einer Pistole aus verschiedenen Gründen wenig praktisch oder nicht möglich ist. Mancher Haushalt in eher kantigeren Wohngegenden hat neben der Tür einen Baseballschläger stehen –  für den Fall der Fälle. Der Zweck eines als Waffe genutzten Baseballschlägers ist praktisch derselbe wie der einer Pistole: Den Gegner mit der Tötung oder schweren Verletzung zu bedrohen (um so dessen Verhalten zu beeinflussen) – oder ihn durch einen einzigen Schlag auf den Schädel zu töten.

Arbeitsgemeinschaft der JungsozialistInnen

Wer die Zukunft einer politischen Partei vorhersagen will, der kann versucht sein, sich die Jugendorganisation eben dieser Partei vorzunehmen. – Die deutsche SPD hat nur noch wenig Gegenwart und noch weniger erkennbare Zukunft; die »Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD« (kurz »Jusos«), ist also die in die Gegenwart hineinreichende Zukunft der Partei von Schumacher, Brandt und Schmidt.

Die Jusos sind ehrlich – so viel sei zu deren Ehre gesagt – wo Grüne mehr so vedruckst flirten.

Grüne Prominente mögen mit den Markenzeichen des Straßenterrors posieren (sogar im EU-Parlament), sie mögen de facto eine Art »linksgrünen Sozialismus«, sie mögen alles und jeden »regulieren« wollen, vom Strommarkt über Managergehälter bis hin zu »Prostitutionsstätten« – das Wort kannten Sie noch nicht, oder? — die Jusos wirken ehrlicher und sie gehen den entscheidenden Schritt weiter, sie fordern inzwischen (siehe »Kevin-Prinzip«) ganz offen den Sozialismus, und auch beim Straßenterror sind sie weniger verschämt.

Die Berliner Jusos betreiben den »Arbeitskreis Antifa«. Im EU-Wahlkampf verbreiten die Berliner Jungsozialisten nun Online-Botschaften wie »Nationalismus eiskalt abservieren« (wobei »Nationalisten« natürlich ein weit erweiterter Begriff ist, wie »Rechte« etc.), auf denen eine anonymisierte Person im EU-Pullover abgebildet ist, die einen Aluminium-Baseballschläger im Anschlag hält. (Während ich dies schreibe, ist mindestens einer der Posts noch online, siehe Facebook, einen Text dazu gibt es etwa bei tagesspiegel.de, 20.5.2019). Die plausible Abstreitbarkeit im Fall der Jusos könnte diskutieren werden – Handschuh und Ball fehlen im Bild – es geht nur um den Kampf gegen Andersdenkende, mit dem Baseballschläger, im Namen des aktuellen »höheren Guten«.

Spiegelbild-Faschismus

Schon im Wahlkampf 2017 häuften sich die brutalen Angriffe auf Oppositionelle, der Wahlkampf 2019 wird, so der statistisch noch nicht erfasste Eindruck, noch brutaler.

Die Meldungen von körperlichen Angriffen auf Oppositionelle werden nicht in den Nachrichten des Staatsfunks ausgestrahlt werden, und sie werden nur in Ausnahmefällen auf den Titelseiten »braver« Medien stehen. Morddrohungen gegen jeden, der es auch nur wagt, der Opposition einen Raum zu vermieten, sind neuer Wahlkampfalltag in der Propagandarepublik. Polizei-Einsätze, als wäre Bürgerkrieg, um Oppositionelle bei Parteitagen gegen linken Straßenterror zu schützen. – Und dass ein Rentner, der sich mit dem Austragen von Prospekten ein Zubrot verdient, von Vermummten angegriffen wird, bis er stürzt, solche Tagesmeldungen sind in Deutschland 2019 so »normal«, dass es kaum über die Regionalpresse hinausgelangt (lvz.de, 22.5.2019).

»Im Kampf gegen rechts braucht die SPD auch die Antifa«, so betitelte die SPD-Parteizeitung »Vorwärts« den Text einer gewissen Angela Marquardt, aktuell Chefin der SPD-Denkfabrik (vorwaerts.de, 7.9.2018 – zur Person eventuell interessant: »PDS-Abgeordnete Marquardt gibt Stasi-Verpflichtung zu«, welt.de, 12.6.2002).

Das, was sich heute »Anti-Faschismus« nennt, wäre es mit »Spiegelbild-Faschismus« nicht präziser beschrieben? – Es verläuft eine Grenze zwischen Respekt vorm Gegner und dem Moment, wo man selbst zu dem wird, den man zu bekämpfen vorgibt, und wenn du dem politischen Gegner öffentlich mit dem Baseballschläger drohst, hast du diese Grenze womöglich überschritten.

Gegen den Gegner

Nationalsozialisten, Kommunisten, Islamisten und andere gefährliche »Isten« teilen eine gemeinsame Eigenschaft; es ist der Glaube an die absolute moralische Rechtfertigung des eigenen Tuns.

Wer sich selbst davon überzeugt hat, dass sein Machtanspruch moralisch absolut gerechtfertigt ist, der kann auch andere Menschen am Leben bedrohen oder sogar töten, wenn und weil sie seinem Wahn im Wege stehen, das Werkzeug ist dabei unwesentlich. Wie sollen wir uns die Zukunft deutscher Debatte vorstellen? Ein Baseballschläger, der unaufhörlich in dein Gesicht schlägt, und brüllt: »Wir sind mehr!« – Hoffentlich nicht.

Ein berühmtes Zitat, dessen Urheberschaft gelegentlich hinterfragt wird, beginnt mit den Worten, »Wenn der Faschismus wiederkehrt…« – ich will es heute so präzisieren: Der Geist des Faschismus hält sich und sein Handeln für moralisch absolut gerechtfertigt, solange es nur gegen den Gegner geht – bis hin zum Baseballschläger – und dieser Geist ist wieder da.

Wieder da

Er ist wieder da, so er denn je weg war. Der Geist des Faschismus prügelt seine Opfer ins Krankenhaus, er bedroht Andersdenkende und er schüchtert die Bürger ein, nur das zu laut zu denken, was zu denken erlaubt ist (welt.de, 22.5.2019: »Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig« – als ob es dafür Umfragen bräuchte), er tritt Menschenrechte samt dem Grundgesetz mit Füßen – und er findet sich moralisch absolut gerechtfertigt dabei.

In Moers vergleicht die »linksjugend« die Polizei mit Faschisten und Nazis, was nur so zu deuten ist, dass es ihnen schlicht um die Abschaffung bestehender Ordnung geht – zugunsten deren Macht – siehe nrz.de, 23.5.2019; derweil ist die »Grüne Jugend« recht offen darin, dass sie die politischen Veranstaltungen des politischen Gegner sprengen/verhindern will, eine von Hitlers »Sturmabteilung« inspirierte Taktik des antidemokratischen Kampfes, nun unter den Slogans »Support you local Antifa« und »Heimat, halt’s Maul«. Der Gewaltaufruf der »Jusos NRW« ist aktuell noch immer auf Facebook online, man wolle »Rechte Strukturen zerschlagen«, ja, mit dem Baseballschläger – man stelle sich vor, die Opposition hätte einen derart offenen Aufruf zur Gewalt gegen den politischen Gegner veröffentlicht, so aber: Schweigen im Wald der Guten und Gerechten.

Was die Guten von heute nicht begreifen oder nicht wahrhaben wollen: Die Bösen von damals waren sich ähnlich sicher, »gut« zu sein, wie die angeblich Guten es heute sind.

Dauernde Überprüfung

Die Weisheit beginnt mit der Einsicht in die eigene Fehlbarkeit, die Klugheit beginnt mit der dauernden Überprüfung der eigenen Position, der Faschismus aber beginnt mit dem Wahn, der eigene Machtanspruch sei absolut moralisch gerechtfertigt.

Mit Menschen und Organisationen, die mit Baseballschlägern »argumentieren«, kann man nicht reden, nicht auf Besserung warten. Man muss hoffen, dass die deutsche Demokratie sich zusammenreißt, um Leute wie die inzwischen offen anti-demokratisch wirkenden Gedanken unter manchen deutschen »Guten« wieder zurück in die Mottenkiste deutscher Geschichte zu verbannen.

Es liegt auch, aber längst nicht nur an Ihnen und mir, ob und wann es besser wird. Wir sind am Punkt angelangt, und das länger schon, wo der Bürger sich stets auch fragen sollte, wie er sich selbst schützen kann, aber auch was er daraus für die Zukunft lernen sollte.

Man wünscht sich

Das Denken der sogenannten »Guten« ist denkbar simpel gestrickt: Wir haben immer recht, selbst wenn unsere Worte nicht einmal einen Sinn ergeben (siehe auch: »Vieles an euren Guten macht mir Ekel«).

»Der Klügere gibt nach«, so sagt eine Redensart, und der Volksmund ergänzt: »… und deshalb wird die Welt von Dummen regiert.« – Man wünscht sich, es wäre nicht so wahr; man könnte aktualisieren: »Der Demokrat will diskutieren, der Faschist aber zückt den Baseballschläger.«

Ich will es uns zur Aufgabe machen, dem so simplen wie brutalen Populismus der sogenannten »Guten« die notwendige Komplexität gegenüberzustellen. Es gilt, zugleich sich seiner eigenen Fehlbarkeit bewusst zu sein – und dennoch nicht vor lauter Selbstzweifel bewegungsunfähig zu werden.

Wisse, dass du fehlbar ist. Nichts ist wahr, nur weil du es gesagt hast. Hüte dich vor denen, die sich für moralisch absolut gerechtfertigt halten.

Handle nach deinem besten Wissen und in Verantwortung vor deinem Gewissen – aber handle! Und weiterhin: Prüfe alles, glaube wenig, denke selbst!

Weiterschreiben, Wegner!

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