Der brave Bürger ist heute wie einer, der einen Felsbrocken heranrollen sieht, und deshalb fest die Augen zudrückt, im Glauben, dass wenn er den Felsbrocken nicht sieht, dieser ihn nicht erwischen könne. Leider weiß der Felsbrocken nicht, dass es so funktioniert.
Moderner Aberglaube
Seid nicht wie jene, die sich selbst gut nennen! Gutmenschentum ist moderner Aberglaube. Gutmenschen sind Abergläubige, die meinen, die Gefahr würde auf magische Weise verschwinden, wenn man nur nicht darüber redet.
Wie soll der Mensch einer Gefahr begegnen, die seinen Weg zu kreuzen droht?
Ein vertraulicher Bericht
Man fragt sich schon, warum vertrauliche und geheime Informationen immer wieder bei bestimmten Redaktionen landen – und, speziell: warum es immer wieder beim »USA-kritischen« Relotiusmagazin ist. (Ist es, damit man im Zweifelsfall alles abstreiten kann?)
Ein aktueller vertraulicher Bericht des Bundesnachrichtendienstes, so spiegel.de, 25.2.2019, warnt davor, »dass sich mafiöse Organisationen aus Nigeria in Deutschland ausbreiten könnten«.
In Italien sind mehr als 100.000 Menschen aus Nigeria registriert, und 2018 haben in Deutschland, so heißt es weiter, 10.000 davon einen Asylantrag gestellt, wohin sich viele der in Italien registrierten Nigerianer eingeladen fühlen.
Ein Teil der Nigerianer gehört zu kriminellen nigerianischen Gruppen wie Supreme Eiye Confraternity oder Black Axe; sie haben in Italien bereits feste Strukturen gebildet, teils auf Augenhöhe mit der dortigen Mafia, so der Bericht, und es könnte sich nach Deutschland ausbreiten.
Es ist notwendig, sich diese Gruppen samt ihrer Geschichte näher anzuschauen, und wir werden es tun, doch zunächst eine weitere, auf den ersten Blick kleinere Meldung, die in einer gewissen Spannung dazu steht.
Feindbild Konservativsein
Deutschland befindet sich im Krieg, genauer: Deutschlands »Eliten« kämpfen einen propagandistischen Krieg gegen genau die politischen Geisteshaltungen, die Deutschland stark gemacht haben.
Eine Lüge, tausendmal wiederholt, bleibt noch immer eine Lüge. Es ist eine Lüge, dass »rechts« eine politisch nicht legitime Position sei – rechts von der Union sollte einst nur noch die Wand sein (siehe etwa faz.net, 30.5.2016); heute würden rechts von der Union die Regierungen der meisten funktionierenden Staaten der Welt hineinpassen.
Statt »Rechts« wird bei Gelegenheit auch »Populisten« gesagt, manchmal auch »Nazi«, oder es wird gleich an Sprachbilder wie »Ratten« appelliert.
Kinder, Betrunkene und gewisse Politiker muss man nur lange genug plappern lassen, dann sagen sie einem, was sie wirklich meinen.
Ein bekannter Peinlichminister ließ jüngst verlauten:
#Heimat ist zu wertvoll, um sie Konservativen und Populisten zu überlassen. Sie wird für mich durch gemeinsame Werte bestimmt, nicht durch Herkunft oder Hautfarbe. Und Heimat ist, dass alle nach ihrer Façon leben können und Rechte und Chancen nicht vom Glauben abhängen. #vonhier (@HeikoMaas, 25.2.2019)
An diesem Satz stimmt wenig. (Etwa: Heimat soll generell unabhängig sein von Herkunft? Was für ein realitäts- und menschenfremder Unsinn.) – Doch: Dreck ist schnell an die Wand geworfen, ihn abzukratzen dauert lang. Der Unsinn der Eliten mag unbegrenzt sein, unsere Zeit ist begrenzt (darauf setzen sie ja, und liegen damit leider richtig). Wir behandeln hier nur einen Aspekt, nämlich die Gleichsetzung von »Konservativen und Populisten«.
Der Ausdruck »Populist« hat im propagandistischen Sprachgebrauch von Regierung oder Haltungsjournalisten keine inhaltliche Bedeutung mehr – technisch gesehen sind die Groko-Parteien oder die Grünen weit, weit »populistischer« als jene, denen es vorgeworfen wird. Mit »Populisten« sind heute in etwa »die Ausgestoßenen« und »Abweichler« gemeint, die, deren Meinung stets nur »Hass« ist und »Hass ist keine Meinung« (siehe auch: »Deine Meinung ist Hass, und Hass ist keine Meinung«).
Interessant ist, dass hier von »Konservativen und Populisten« geredet wird. Der Herr Minister mit der besonderen Anständigkeit schließt nun also auch die Konservativen aus dem Club der auch nur potentiell Guten aus. Interessant. »Heimat« sei ein wertvoller Begriff, blubbert der Herr, und deshalb dürfe man ihn den wohl weniger wertvollen Konservativen nicht überlassen.
Er bemächtigt sich des Begriffs, um ihn gleich wieder auszuhöhlen. Heimat soll also unabhängig etwa von Herkunft sein, unabhängig von Religion? Es ergibt keinen Sinn und widerspricht aller Erfahrung, doch wir wollen jetzt keine Wände kratzen.
Gestalten, die am deutschen Baum emporgeklettert sind, und die allem Anschein nach wenig Fähigkeit außer eben dem Emporklettern besitzen, wenden, von außen betrachtet, alle ihre Kraft auf, den Ast, auf dem sie sitzen, samt Baum und Wald abzuholzen. (Es sind Zeiten wie diese, in denen ich mir wünsche, dass irgendeine Verschwörungstheorie wahr sein möge – die Alternative, nämlich grenzenlose Gewissenlosigkeit und vollständige Unfähigkeit, wäre zur Erklärung noch schlimmer.)
Fakten! Ursachen! Zusammenhänge!
Seid nicht wie die Journalisten und Gutmenschen! Schließt nicht die Augen und plappert nach, wofür man euch loben wird. Sucht nach den Fakten, nach den Ursachen, nach den Zusammenhängen! – Die Meldung von der nigerianischen Mafia ist erschreckend, doch sie hat einen Kontext.
Mauern von Benin
Nigerias Geschichte geht über ein Jahrtausend vor christlicher Zeitrechnung zurück. Aus dem fünften bis zweiten Jahrhundert vor Christus stammen etwa die fein gearbeiteten Terrakotten der Nok-Kultur.
Bevor britische Kolonialtruppen 1897 die nigerianischen Mauern von Benin zerstörten, waren die über sechzehntausend Kilometer langen Begrenzungsbauwerke das größte menschliche Bauwerk, weit größer als die chinesische Mauer. Das Königreich von Benin entstand um 900 unserer Zeitrechnung (siehe etwa bbc.com: »The kingdom of Benin«) und erreichte seine Blüte, je nach Berichten, etwa zwischen 1200 und 1400.
Jahrhunderte vor der europäischen Renaissance wurden Handwerker vom Hof beauftragt, feine Kunstwerke herzustellen, etwa die berühmten Bronze-Plastiken (Tipp: kingdomofbenin.com).
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Königreichs von Benin waren die Wälle und Gräben, die Mauern von Benin, die Benin vor Eindringlingen schützten (siehe etwa guardian.com, 18.3.2016).
Mit dem Niedergang Benins ging auch der Verfall der Mauern von Benin einher.
Die Geschichte Nigerias – vor, während, und nach der Kolonialzeit – ist reich, aber auch zerrissen. Das Königreich von Benin umfasste nur einen Teil des heutigen Nigeria, doch es ist ein wichtiger Teil von Nigerias Geschichte.
Es hatte gute Gründe, auch psychologische, warum die Briten 1897 die Mauern von Benin schleiften. Einem Volk seine Grenzen zu nehmen ist ein Zeichen der praktischen und zugleich symbolischen Unterwerfung. Heute findet sich von der Mauer wenig.
Nigeria war keinesfalls ein friedliches Paradies, als die Briten im 19. Jahrhundert ankamen, doch die Briten prägten Land und Menschen, bis heute.
Bereits in der Präkolonialzeit wurden im Rahmen des europäischen Sklavenhandels tausende Menschen aus Nigeria »genommen«. In West-Nigeria sprach man von der »Sklavenküste« – sie wurde für Europa »entdeckt« von den Portugiesen im fünfzehnten Jahrhundert. Vertun wir uns aber nicht: Es waren meist afrikanische Stämme, welche die zukünftigen Sklaven den europäischen Seefahrern »verkauften«.
Mit der Industrialisierung Europas sank der Bedarf an Sklaven und man entdeckte die Moral. Anfang des Neunzehnten Jahrhunderts wurde nach und nach, zumindest in Europa, die Sklaverei geächtet.
1960 gewann Nigeria schließlich seine Unabhängigkeit vom durch den Zweiten Weltkrieg geschwächten Großbritannien. 1963 wurde Nigeria zur Republik – und eine Abfolge von Militärputschen und Demokratisierungen setzte ein.
Aktuell ist Nigeria eine Bundesrepublik mit etwa 190 Millionen Einwohnern, einem Bevölkerungswachstum von 2,44% pro Jahr (Stand 2016, siehe cia.gov) und einem Bruttoinlandsprodukt (nominal) von knapp 2.000 US-Dollar pro Jahr und Einwohner (siehe imf.org), also etwa auf Platz 141 weltweit.
Der aktuelle Staatschef Muhammadu Buhari regierte bereits von 1983 bis 1985 nach einem Militärputsch, seit 2015 ist er Präsident – er ist nach eigener Angabe ein »konvertierter Demokrat« (siehe seine Rede auf YouTube).
Die Weltbank nennt Nigeria ein Schwellenland, und es hat seine Gründe, warum Zigtausende junger Männer nach Europa auswandern, teils mit Hilfe afrikanischer Schlepper und europäischer NGOs. – Doch, bei alldem: Nigeria ist auch, um ein Sprachklischee zu bemühen, ein Land der Gegensätze. – Sicher, es gibt Gewalt und Verbrechen, es gibt in Abfall ertrinkende Stadtteile (siehe etwa sunnewsonline.com, 21.9.2018), doch es gibt auch das lebensfrohe und gelegentlich luxuriöse Nigeria (siehe etwa africa.com, 29.12.2017 und andere Touristen-Prospekte).
Die Confraternities
Es begann mit guten Absichten, wie so oft. 1952 gründete der Student und spätere Nobelpreis-Gewinner Wole Soyinka zusammen mit sechs Kommilitonen die »Pyrates Confraternity«. Sie wollten sich als ärmere Studenten zusammenschließen, um gemeinsam ihre Interessen gegen die sozial stärkeren Studenten an der nigerianischen University of Ibadan zu behaupten.
Sie bedienten sich verschiedener aus dem Westen bekannter Symbole und Begriffe. »Skull and Bones« wurde Teil ihres Logos, sie nannten sich auch »National Association of Seadogs«, sie traten für Menschenrechte und »social justice« ein, das sagten sie und glaubten es auch wohl – sie blieben nicht die einzige Studentengruppe.
Es kam zu Teilungen und zu Gründungen weiterer Bruderschaften. Aus dem Anliegen der »social justice« wurden Gangs, die erst »nur« Professoren der Noten wegen bedrohten. Man bediente sich bei Voodoo-Ritualen, erklärte die Universitäten zu »Tempeln«. Um aufgenommen zu werden, muss man durch Rituale gehen, ähnlich wie etwa bei mexikanischen Gangs, die das Trinken von Blut oder die Vergewaltigung einer Studentin beinhalten können.
Ab etwas den 1990-ern erweiterten die Confraternities ihre Geschäfte jenseits der Universitäten und organisierten sich nach dem Vorbild der italienischen Mafia. Staat und Universitäten versuchen, die kultartigen Vereinigungen zu verdrängen. Auf Plakaten wird vor den Kulten gewarnt. Und doch gelingt es nicht wirklich. Wenn ein neues Studienjahr beginnt, finden sich Anwerber an den Universitäten, welche die jungen Männer zu ihren blutigen Initiationsriten anwerben wollen. Es würde diesen Essay sprengen, all die Spezialbegriffe und Rituale der diversen Gruppen auch nur anzureißen. (Von »rugged« über »gyration«, »aye« und »bam« bis »odas ist odas«, es ist ein spannender Einblick in eine tatsächlich manchem Westler fremde Welt; ich empfehle eine Internet-Suche etwa nach Songs auf YouTube zum Stichwort »confraternities of nigeria«.)
Die mafia-artigen Gangs, von denen der Bundesnachrichtendienst berichtet, sind Weiterentwicklungen und Zweige solcher Confraternities.
Schwarze Äxte
Die Namen der Gruppen geben oft Hinweise auf die Geschichte Nigerias. »Black Axe«, hier als Beispiel, ist in der graphischen Verwendung auf das Durchschlagen der Ketten, die der Weiße den Schwarzen anlegt; die kultische Confraternity nennt sich auch »Neo Black Movement of Africa« und wurde, wenn ich meinen Quellen trauen darf, 1977 an der University von Benin gegründet – die Selbstdarstellung und die Berichte über Black Axe könnten kaum weiter auseinander gehen. Auf YouTube können Sie eine Reihe von Liedern der Black Axe hören, und darunter immer eine Reihe von Kommentaren, die ihre Liebe und Treue zu diesem »Movement« erklären.
Herz in Nigeria
Lieber Leser, Sie haben den letzten Satz des letzten Absatzes wahrscheinlich überlesen, doch erlauben Sie mir, die Sprengkraft dieses Satzes zu erklären.
Der Satz beginnt mit »Auf YouTube können Sie eine Reihe von Liedern der Black Axe hören …« – sind wir uns dessen bewusst, was das bedeutet?!
Die brutalen, archaischen Kulte haben eigene Lieder. Sie bieten eine Heimat, deren Herz in Nigeria liegt, doch die transportier- und teilbar ist. Die Mitglieder identifizieren sich mit dieser Gruppe, und sind nachweislich bereit, für diese Gruppe zu töten, und wenn es sein muss, zu sterben (dementsprechend enthalten die Tracks oft Pistolengeräusche). Tote in Confraternity-Auseinandersetzungen überraschen in Nigeria wenig (siehe etwa pulse.ng, 31.1.2019).
Seitenklarheit
Was bedeutet es, wenn nigerianische Confraternities sich nach Europa und Deutschland ausweiten?
Ein Leser berichtet aus Italien, und ich übernehme hier die Inhalte, die seine subjektive Erinnerung und Einschätzung darstellen:
Was sich in Italien mit der nigerianischen Black Axe und anderen afrikanischen Gangsterorganisationen in den letzten 10 Jahren aufgebaut hat, können wir in Deutschland noch nicht einmal ansatzweise begreifen.
Informationen zu den Vorkommnissen in den »Hinterhöfen« und dem kriminellen Untergrund der italienischen Metropolen und zu den in abgelegenen Gegenden auf dem Land existierenden Stützpunkten der afrikanischen organisierten Kriminalität werden systematisch aus den deutschen Medien weggefiltert. Selbst die extremsten Vorfälle schaffen es kaum in die deutschen Medien. Das hat auch mit unserem Verständnis von Kriminalität immer weniger zu tun. Es ist immer stärker eine Mischung aus Voodoo-Kult und Blut- und Schlachtritualen, und es nimmt zahlenmäßig zu. Wenn es noch 2015/2017 ungefähr alle 3-4 Monate einen spektakulären Fall gab, der es in die italienischen Mainstream-Medien geschafft hat, geschieht es jetzt ungefähr monatlich. Obwohl auch dort die RAI den Deckel draufhält, da diese noch überwiegend von PD-Funktionären besetzt ist und Salvini diese noch nicht nennenswert austauschen konnte.
Ein besonders spektakulärer Fall der nigerianischen Black Axe ereignete sich vor einem Jahr und ging monatelang täglich durch die italienischen Medien. Ein junges Mädchen wurde extrem missbraucht, teilweise verspeist und dann zerstückelt und die Überreste wurde auf mehrere Reisekoffer aufgeteilt und an den Strassenrand in der Nähe von Rom abgestellt. Danach trauten sich dann die ersten Reporter auch mal an das nicht mehr zu ignorierende Thema der nigerianischen Gangs, vor denen selbst die Camorra und Ndrangheta nicht nur Respekt, sondern auch Angst gemischt mit Abscheu hat.
(Meine Anmerkungen zu diesem Leserbericht: Um über solche Fälle zu erfahren, muss man in Deutschland meist den »Westfunk« hören, etwa das von den »Braven« verpönte Breitbart.com, 2.2.2018. In deutschen Medien habe ich diesen Fall nur indirekt gefunden (meine Suche war aber nicht allzu lang), nämlich erst als ein als Neo-Nazi bezeichneter (und wohl entsprechend tätowierter) Verdächtiger als eine Art von Reaktion auf diese Tat einen Pistolen-Anschlag auf Schwarze beging, siehe welt.de, 4.2.2018.)
Auf der einen Seite stehen junge afrikanische Männer aus einer ganz speziellen Schicht und Gruppe: Sie konnten sich die Schlepper leisten, also sind sie nicht vollständig arm – oder ihre Überfahrt wird von irgendwem als Investition angesehen. Sie sind eher seltener Ingenieure, sonst könnten sie ganz legal in ein anderes Land als Italien oder Deutschland einreisen, wo sie eben nicht mit Gangmitgliedern konkurrieren müssen. Es sind junge Männer, mit einem Moralsystem, das sehr, sehr verschieden vom Heiapopeia-Weltbild des deutschen Staatsfunk-Framings ist. Es sind junge Männer, die aus der Geschichte heraus – seien wir ehrlich – eine durchaus verständliche Kälte, wenn nicht sogar Wut gegenüber westlichen Werten hegen.
Auf der anderen Seite steht ein Land, dessen jungen Männern von klein auf beigebracht wird, dass es schlecht sei, stark zu sein. Die Gangs kommen in ein Land, das vor lauter Schuldgefühlen sich selbst zum offenen Portemonnaie und zum Boxsack erklärt.
Auf der einen Seite nigerianische Gangs, die zur Initiation schon mal Blut trinken oder eine Professorin vergewaltigen, auf der anderen Seite zitternde Freunde der Sojamilch, die sich von Kindern die Welt erklären lassen und über eine Smoothie-Werbung oder einen schalen Karnevalswitz tagelang empört sind.
Auf der einen Seite physisch superfitte junge Männer, die keine relevante Struktur außer ihrer Gang kennen, diese aber bis zum Letzten stützen und schützen – auf der anderen Seite ein Land, in dem die Eliten »Heimat« als Begriff auszuhöhlen versuchen, wo inzwischen bereits die Idee der »Bewahrung« als böse und auszuschließen gilt. Nigerianische Gangs gegen gutmenschlichen Selbsthass ist wie ein Kampf zwischen Vorschlaghammer und Sahnetorte, und man kann nur dem Himmel danken (und hoffen), dass in den Sicherheitsbehörden viele Kräfte weniger wangehinhaltend aufgestellt sind.
Etwa im Aberglauben
Was glauben Gutmenschen eigentlich, wie all das, was sie anstellen, ausgehen wird?
Der Gutmensch ist ein Abergläubischer, der meint, der Felsbrocken, den er selbst lostrat, würde ihn schon nicht erwischen, wenn er nur die Augen schließt und moralische Beschwörungen rezitiert.
In einigen Punkten ähneln sich ja Gutmenschen und die Confraternities, etwa im Aberglauben und in der Bereitschaft, für ihre Ziele auch Menschenleben zu opfern.
Einen Unterschied aber sehe ich: Ich kann nachvollziehen, wie die Confraternities zu ihrer brutalen, effektiven Einstellung gelangen – und daher macht es mir extra viel Angst. Den kalten Fanatismus der Gutmenschen aber, der uns hierher brachte, den kann ich kaum vollziehen – und verstehen kann ich ihn schon gar nicht – heute weniger denn je.
Bestellerprinzip
Was soll Deutschland tun? Ich habe eine wilde Idee! – Populistische Politiker reden in letzter Zeit häufiger vom »Bestellerprinzip«: Wer bestellt (etwa den Makler), der soll auch bezahlen, so sagen sie übersimpel. Das ist realitätsfremd (siehe etwa handelsblatt.com, 25.2.2019), aber für leichtgläubige Gemüter klingt es, als würde die Politik ihm etwas schenken, wenn sie den Makleranteil im Gesamtpreis versteckt.
Aber gut, wenn die unbedingt wollen, nehmen wir das Bestellerprinzip doch ernst, und zwar konsequent – auch bei der Migrationspolitik!
Der Satiriker und der Zyniker in uns wollen beide wissen: Wo sind denn heute die Leute, die am Bahnhof standen und Teddybären warfen? Sicher, wenn es hart auf hart kommt, wird die Polizei ihr Bestes geben, doch das Verantwortliche wäre doch, wenn die Gutherzigen den jungen Männer noch vorher beim Lindenblütentee erklärten, warum Mafiastrukturen in Deutschland total nicht nett sind.
Wer bestellt, soll bezahlen, heißt es. Wie zynisch wäre es, »wer bestellt, der soll bezahlen« als Bestellerprinzip auch in der Migrationspolitik einzuführen? Wo sind die Hurrajournalisten und Haltungsprofis, wenn nigerianische Gangs etwas Blutbunt ins Land zu bringen drohen?
Der Felsbrocken rollt. Gilt das Bestellerprinzip oder gilt es nicht? – Also: Wo sind sie, die Begrüßungskomitees und Blumenverteiler von damals? Sollen sie sich doch kümmern!