Dushan-Wegner

22.07.2019

Angst für die Bürger, Burggraben für die Elite

von Dushan Wegner, Lesezeit 9 Minuten, Bild von Victoria Alexander
Mit »Mordlust« wird eine Mutter am Bahnsteig in den Tod gestoßen – die Limousinen-Elite lässt sich derweil einen Burggraben vor den Reichstag ziehen. Man könnte »Dem deutschen Volke« gleich wegmeißeln – und ersetzen durch: »Eure Angst kotzt uns an!«
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Nehemia war traurig. Nehemia diente dem König von Susa als Mundschenk, doch er hatte erfahren, dass Jerusalem ohne Mauern war.

Der König bemerkt Nehemias Traurigkeit und fragt, was dieser denn begehrt. – Nehemia sagt:

Gefällt es dem König und ist dein Knecht dir genehm, so wollest du mich nach Juda reisen lassen, in die Stadt, wo meine Väter begraben sind, damit ich sie wieder aufbaue. (Nehemia 2:5b)

Im biblischen Buch Nehemia (eng verbunden mit dem Buch Esra) wird der Wiederaufbau der Mauern von Jerusalem beschrieben. Nehemia lässt sich vom König von Susa zum Statthalter von Judah berufen. Mit offiziellen Briefen des Königs ausgestattet reist Nehemia nach Jerusalem.

Nehemia macht kein Geheimnis daraus, dass es seine Absicht ist, die Mauern Jerusalems wieder aufzubauen. Der Wiederaufbau der Mauer um Jerusalem war eine gemeinschaftliche Aufgabe – und eine gemeinschaftsbildende. Im Kapitel 3 des Buches Nehemia wird detailliert beschrieben, welche Juden an welchem Abschnitt arbeiteten – bemerkenswert ist gleich der erste Vers, der wie selbstverständlich beschreibt, an welchem Tor der Hohepriester und seine Brüder bauten.

Die Gegner der Juden sind wenig begeistert davon, dass die Mauer Jerusalems wieder aufgebaut wird. Schon im fünften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung formierten sich Offene-Grenzen-Aktivisten:

»Was machen diese ohnmächtigen Juden da? Soll man sie gewähren lassen? Werden sie opfern? Werden sie es in diesen Tagen schon vollenden? Werden sie die Steine, die doch verbrannt sind, aus den Aschehaufen lebendig machen?« – Aber Tobija, der Ammoniter, stand neben ihm und sprach: »Lass sie nur bauen; wenn ein Fuchs auf ihre steinerne Mauer springt, reißt er sie ein.« (Nehemia 3:34b-35)

Lassen die Juden sich unterkriegen von den Open-Borders-Aktivisten? Nein, keineswegs – sie bauen weiter, und sie bauen bewaffnet:

Und es geschah hinfort, dass die Hälfte meiner Leute am Bau arbeitete, die andere Hälfte aber hielt Spieße, Schilde, Bogen und Panzer bereit, und die Obersten standen hinter dem ganzen Haus Juda, das an der Mauer baute. Und die da Lasten trugen, arbeiteten so: Mit der einen Hand taten sie die Arbeit und mit der andern hielten sie die Waffe. (Nehemia 4:10-12)

Das Volk baut die Mauer, mit der es sich schützt, mit der es seine Art zu leben verteidigt. Doch, man darf es auch umgekehrt denken: Der Bau der Mauer baut das Volk.

Eure Angst kotzt uns an

Keine Bibel, nicht einmal der Versuch, eine solche zu sein, ist das, was wir als Nächstes lesen, und wenn man es vergleichen wollte, dann wohl eher mit Wehklagen als mit Verheißungen:

Anja N. († 34), Mutter einer 13-jährigen Tochter, hatte keine Chance, sich zu wehren. »Meine Frau wurde heute ermordet. Sie wurde vor einen Zug geschubst, von einem Fremden ohne Grund«, schrieb ihr fassungsloser, geschockter Ehemann nur Stunden nach der Tat auf Facebook. (bild.de, 21.7.2019)

Der mutmaßliche Täter – ja, bis zur eventuellen Verurteilung gilt »mutmaßlich«, wir sind ja keine Linken, die langsam denken und schnell urteilen – der mutmaßliche Täter also wird als »Serbe kosovarischer Herkunft« angegeben (siehe auch Wikipedia zu Kosovo). Es gibt ein Foto, bei bild.de aktuell unverpixelt. Übrigens: Ich habe letztens ein Puzzle mit 18.000 Teilen gesehen – nicht alle Puzzles sind so kompliziert.

Man hört, dass der Serbe kosovarischer Herkunft seit einiger Zeit schon den Ort in Angst und Schrecken versetzte. Die Polizei wurde gerufen, es half nicht. Was sollten die guten Beamten denn auch tun? – Das ist wohl der Preis von Toleranz und offenen Grenzen und Freizügigkeit.

Es wird wohl keine Talkshows für Anja N. geben, keine Statements der Kanzlerin, keine Brennpunkte und Themenabende des Staatsfunks. Sollte in einem gerechten Land der gewaltsame Tod einer Mutter nicht zumindest ein Zehntel der Aufmerksamkeit bekomme, die einem Politiker gewährt wird? Oder wenigstens ein Hundertstel? – Ist Deutschland ein gerechtes Land?

Deutschland wird gefährlich, und die Elite weiß das – wie reagiert sie? Der Bundestag zieht einen tiefen Graben, buchstäblich, zwischen sich und dem Volk. Die Elite plant einen 2,5 Meter tiefen und 10 Meter breiten Burggraben zwischen sich und dem Pöbel. – Wir lesen:

Denn der Graben und seine leidlich versteckte 2,5 Meter hohe Mauer senden ein fatales Signal: Das Parlament igelt sich ein. Die Politiker schotten sich ab. Die da oben haben Angst. Und zwar auch vor Bürger:innen, die mit diesem Graben ferngehalten werden. (netzpolitik.org, 18.7.2019)

Den Demokratieverbiegern und Moralschwätzern droht nicht, dass sie auf dem Bahnsteig in den Tod »geschubst« werden; sie fahren mit teils gepanzerten Limousinen von gesicherten Tiefgaragen in andere gesicherte Tiefgaragen, oder auch mal auf gesicherte Empfänge, wo sie dann herumstehen, oder neuerdings sitzen. Und jetzt ziehen sie eben einen Burggraben zwischen sich und den lästigen Regierten – zur »Sicherheit«.

Noch steht »DEM DEUTSCHEN VOLKE« auf dem Reichstag. Eine schöne Inschrift – die man heute im Traum nicht anbringen würde – »Deutsch« würde als rassistisch gelten und »Volke« als völkisch, sowieso – und »dem« wäre gewiss auch irgendwie gender-problematisch.

Wenn die Eliten schon einen Burggraben zwischen sich und den störenden Bürger ziehen, sollen sie auch ehrlich sein und die Inschrift auf dem Reichstag neu meißeln: »Eure Angst kotzt uns an.«

Nicht das Ende dieser Geschichte

Die Mauer, die Nehemia um Jerusalem bauen ließ, war ein gemeinsames Projekt. – Priester und Volk bauten gemeinsam, mit Schwertern und Spießen bewaffnet.

Der Bau der Mauer um Jerusalem erfüllte mehrere wichtige Aufgaben. Zuerst wollte man rein praktisch eine Mauer dort stehen haben, um zu schützen, was einem wichtig ist. Der Bau selbst aber schweißte das Volk neu zusammen – indem die Feinde der Juden diese angriffen und ihnen offene Grenzen aufzwingen wollten, brachten sie diese näher zusammen. – Wir lesen:

Als aber Sanballat und Tobija und die Araber und Ammoniter und Aschdoditer hörten, dass die Wunden der Mauern Jerusalems heilten, weil die Lücken angefangen hatten sich zu schließen, wurden sie sehr zornig und verschworen sich alle miteinander hinzuziehen, um gegen Jerusalem zu kämpfen und dort Verwirrung zu stiften. Wir aber beteten zu unserm Gott und stellten gegen sie Tag und Nacht Wachen auf zum Schutz vor ihnen. (Nehemia 4:1-3)

Der Bau der Stadtmauer um Jerusalem gelingt, wie sehr auch die damaligen Open-Borders-Aktivisten dagegen sind, doch der Bau ist nicht das Ende dieser Geschichte, sondern mit der Vollendung beginnt des eigentlich Wichtige!

Im Kapitel 8 wird berichtet, wie der Schriftgelehrte Esra die Tora verliest (den Christen später als »Fünf Bücher Mose« bekannt). Man feiert gemeinsam die traditionellen Riten und Feste, etwa in Nehemia 8:13-18 das Laubhüttenfest und man tut Buße für die Sünden und Missetaten der Väter (Nehemia 9).

Interludium

Lieber Leser, Sie haben diesen Text bis hierhin gelesen. Dieser Text besteht zu weiten Teilen aus einer Zusammenfassung des biblischen Buches Nehemia, das ich aufs Heute anzuwenden versuche.

Wann haben Sie zuletzt so viel Bibelauslegung von einem jener hochbezahlten Kirchenmänner gelesen? – Oder, noch schärfer: Wann haben Sie zuletzt mitbekommen, dass ein Kirchenmann tatsächlich aus der Bibel auslegt? Wann haben Sie mitbekommen, dass ein Kirchenmann irgendetwas sagt, dass sich nicht recht eindeutig lesen lässt als »Regierung toll, Opposition doof, mehr Geld für kirchliche Wohlfahrtskonzerne«?

Die Gehälter der Bischöfe werden übrigens nicht von der Kirchensteuer bezahlt, sondern vom Staat (siehe etwa spiegel.de, 8.6.2017). – Eine alte Weisheit könnte einem in den Sinn kommen: Wessen Brot ich ess’, dessen Choral ich sing’.

Vielleicht sollten die Kirchenleute mehr aus (und: in) der Bibel lesen, statt immerzu wie willige Einheizer der Regierung auftreten. Mehr Moses, weniger Merkel, dann wäre auch die Zahl der Kirchenaustritte nicht so hoch. (Zu den vielen Kirchenaustritten 2018 siehe auch tagesschau.de, 19.7.2019 und katholisch.de, 19.7.2019).

Sind diese Kirchenleute, welche heute die Regierung preisen und die Opposition verdammen, gar die neuen »Pharisäer«? – Einerseits nennen sie sich manchmal selbst »Gutmenschen«, und »Gutmensch« ist ein anderes Wort für »Pharisäer« oder »Heuchler« (siehe auch duden.de) – andererseits waren die »echten« Pharisäer von einst eben auch Gelehrte mit profunder Schriftkenntnis – eine Eigenschaft, die den heutigen Weichrednern zuzuschreiben nicht unmittelbar zwingend erscheint.

Abgeschottete Elite – schutzlose Bürger

Ein Volk braucht eine Heimat, und wer die Heimat schutzlos lässt, der beschädigt Heimat, Volk und die Seele dieses Volkes zugleich.

Ist eine Heimat noch eine Heimat, wenn die Elite, hinter Gräben geschützt, dem Volk verbietet, über sein eigenes Schicksal zu bestimmen? Ist eine Heimat noch Heimat, wenn Kinder zu Waisen werden, weil auf die Straße zu gehen gefährlich ist – und die Polizei nichts dagegen tun kann?

Mauern und Grenzen sind kein Selbstzweck. Nachdem sie die Mauern um Jerusalem wieder aufgebaut hatten, wurde das Volk neu auf die alte Ordnung und ihre Gesetze eingeschworen.

Die deutsche Elite lässt den Bürger schutzlos dastehen – nicht einmal selbst bewaffnen soll er sich – und sie igelt sich zugleich gegen die Folgen ihrer eigenen Politik ein. Abgeschottete Elite – schutzlose Bürger. Mein Respekt und mein Dank gelten jedem Polizisten, der sich den Folgen politischen Wahns in den Weg stellt, immer mit ganzem persönlichen Risiko.

Mit Klugheit und Vorsicht

Ein Unternehmen, an dessen Zahlungs- und Leistungsfähigkeit die Lieferanten und Kunden nicht mehr glauben, kann schließen – was ist mit einem Staat, dem die Bürger nicht mehr vertrauen, ihnen Schutz und Heimat zu sichern?

Nehemia erkannte, dass ohne Schutz und Gesetz die Existenz des Volkes bedroht ist, also motivierte er die Juden, sich erst eine Mauer um Jerusalem zu bauen, und dann das Gesetz und die alten Riten wieder einzusetzen – und Buße zu tun für die Sünden der Väter.

Wer heute in viertelgaren Phrasen andeutet – wie Globalisten und ihre linken Lakaien es tun – man wolle »Werte« statt »Volk« vertreten, der bedenkt nicht, dass Werte einen Träger brauchen. Man mag diskutieren, wann der Baum, der im Wald umfällt, ein Geräusch macht, und wann er nur die Luft bewegt, ob es dafür ein hörendes Ohr braucht, doch außer Diskussion sollte stehen, dass es ohne Wald und ohne Baum definitiv auch kein Geräusch eines umfallenden Baumes gibt. Ohne ein Volk, das Werte lebt, gibt es auch diese Werte nicht – und dabei ist das Volk ein Wert an sich! (Und nein, man kann nicht »der ganzen Menschheit« gewisse Werte aufzwingen – und die, die es versuchten, ließen stets Millionen von Menschen beim Versuch sterben und scheiterten dennoch.)

Wenn Deutschland seine Grenzen nicht schützt und seine Angelegenheiten wieder in Ordnung bringt, werden eher früher als später die Länder um Deutschland ihre Grenzen vor Deutschland schützen – oder sie werden von Deutschland mit ins soziale Chaos hinabgezogen werden.

Der Bürger kann sich weder einen Burggraben vor seiner Wohnung noch gepanzerte Limousinen und Leibwächter leisten. Der Bürger geht aus dem Haus, ins toleranteste Deutschland aller Zeiten, und er hofft, dass am Abend seine Kinder nicht zu Waisen geworden sind. Wer es sich leisten kann, der zieht sich in seinen »Innenhof« zurück. Fast jeder dritte Neuwagen in Deutschland ist heute ein »SUV« (auto-motor-und-sport.de, 11.4.2019), also die gefühlt »sicherere« Variante des PKW, der »Panzerwagen des kleinen Mannes«, die fahrende Variante des »Innenhofs«.

Ich wünsche jedem von uns, dass er am Abend gesund nach Hause kommt. Wir leben in einer dummen und leichtsinnigen Zeit, die partout aufs eigene Unglücklichsein hin arbeitet, und in genau dieser Zeit – eine andere haben wir nicht – gilt es, mit Klugheit und Vorsicht doch noch etwas Glück zu finden.

Ich wünsche jedem von uns, immer wieder und täglich aufs Neue, dass wir am Abend sagen können: Dies war doch ein guter Tag!

Weiterschreiben, Wegner!

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