Dushan-Wegner

03.01.2022

Wenn sie wieder Hunde auf Menschen hetzen

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Foto von Ben Preater
Bei Protesten in Amsterdam schwangen Polizisten den Schlagstock, setzten Hunde gegen Menschen ein. Ist es eine Frage der Zeit, bis der erste Grundrechte-Demonstrant in seinem Blut liegt, erschossen von der Corona-Polizei?
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Gegenstände »verschwinden«, etwa eine Brosche oder ein Bild an der Wand. Der Mann Gregory redet seiner Frau Paula ein, sie habe diese Dinge entfernt, doch sie kann sich nicht daran erinnern. Es ist in Wahrheit ein böser Streich, was er sagt, der die Frau davon überzeugen soll, dass sie in den Wahnsinn gleitet.

Ich rede hier vom Film »Gaslight« aus dem Jahre 1944 (unter anderem mit Ingrid Bergman, siehe Trailer auf YouTube). Eine Frau namens Paula wird von ihrem Mann Gregory mit verschiedenen Tricks und Lügen in den Wahnsinn getrieben. Immer wieder redet er ihr aus, dass wirklich passiert ist, was sie doch mit ihren eigenen Augen sah.

Der Titel bezieht sich auf Gaslampen, die heller und dunkler leuchten, bedingt durch wechselnde Gaszufuhr – was aber der gequälten Paula ausgeredet wurde.

In neuerer Zeit wird »Gaslighting« als Verb verwendet, wenn ein Mensch einem anderen Menschen ausreden will, was dieser doch mit eigenen Augen sieht und erlebt.

Im Essay vom 19.4.2019 habe ich die psychologischen Mechanismen des »Gaslighting« in mehr Details ausgeführt. Wenn es aber darum geht, dass man seinen Augen fast nicht glauben kann – oder soll… – dann wären wir bei der Nachricht des Tages.

»Freund und Helfer«?

Rund um die Welt wird dieser Tage demonstriert, für Freiheit und Grundrechte – und gegen die Übergriffigkeit gewisser Kreise im Namen des Krieges gegen ein Virus.

Wir sehen leider auch, rund um die Welt, Bilder von Polizisten, die immer brutaler gegen die Demonstranten vorgehen.

Es ist ein düsteres Omen, dass das Jahr 2022 gleich mit einem Protestwochenende beginnt – und auch dieses Wochenende wirken die Maßnahmen der Corona-Regimes in manchen Teilen der Welt nochmal brutaler als zuvor. Es wirkt beinahe, als ob gewisse Kräfte fürchten, dass ihnen die durch die Corona-Panik angewachsenen Ermächtigungen wieder entzogen werden könnten.

Aus Amsterdam sehen wir Bilder von gepanzerten, behelmten Polizisten, die optisch wie eine Söldnertruppe im modernen Bürgerkrieg wirken, und eher weniger mit dem »Freund und Helfer« gemeinsam zu haben scheinen.

Wir sehen aggressiv auftretende Polizisten, die mit Schlagstöcken auf Menschen einschlagen. Und wir sehen, wie ein zähnefletschender Hund einen Menschen zu Boden reißt, während die Corona-Polizei mit Schlagstöcken auf Menschen zu prügeln scheint, die dem am Boden liegenden Demonstranten zu Hilfe kommen wollen.

Die Videos verbreiten sich zuerst übers Internet (etwa @GuerrillaRepor1, 2.1.2021). Konzern- und Staatsmedien heften die Brutalität der Corona-Polizisten als Kurzbericht unter »Panorama« oder »Vermischtes« ab (etwa welt.de, 2.1.2021).

Relativierung ist relativ

Brutale, prügelnde Polizei. Hunde gegen Demonstranten. Es sind Bilder die uns an die Bilder der Bürgerrechts-Proteste von 1963 erinnern könnten, wie sie der Fotograf Charles Moore festhielt (siehe etwa theguardian.com, 24.3.2010).

Ein sogenannter »Journalist« würde an dieser Stelle einwenden: »Das lässt sich nicht vergleichen!« – Er meint damit: Ereignisse von heute mit Ereignissen von früher zu vergleichen ist nur denen vorbehalten, die von Regierung und Konzernen als ›gut‹ deklariert wurden. Wenn ein ›Ungehorsamer‹ aktuelle Ereignisse mit früheren Ereignissen vergleicht, etwa weil diese einander frappierend ähneln, dann ist das eine unanständige ›Relativierung‹ der früheren Ereignisse.

(Ich habe letztens einen sarkastisch gesinnten Zyniker im Scherz paraphrasieren gehört: »Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er sagen, er sei nicht der Faschismus, und ihn mit Faschismus zu vergleichen sei eine Relativierung des Faschismus.«)

Schulterzuckend

Am ersten Wochenende des Jahres 2022 setzten die Kräfte eines sich verfestigenden Corona-Totalitarismus, um es poetisch zu sagen, also bereits Schlagstöcke und wütende Hunde gegen Abweichler ein.

Eine Steigerungsform werden Gummigeschosse ein. Und dann natürlich scharfe Munition.

Wir ahnen es, wir spüren es in den Knochen, also sprechen wir es aus, vielleicht lässt es sich so noch verhindern: Ein guter Teil der Bürger wird hinnehmen, oder sogar zufrieden applaudieren, wenn die Corona-Polizei demnächst auf Demonstranten scharf schießt.

Die Journaille und ihr Publikum nimmt es ja bereits schulterzuckend hin, wenn Bürger durch die Straßen gejagt oder Hunde gegen Demonstranten gehetzt werden. Würde man es ähnlich gleichgültig hinnehmen, wenn demnächst die Leichen von Abweichlern in den Straßen liegen?

»Selber schuld«, würde man wohl sagen, wenn ein Demonstrant erschossen in seinem Blut liegt, »hätte er die Klappe gehalten und sich brav impfen lassen, hätte der Polizist das nicht machen müssen. Die Polizisten sind die wahren Opfer!«

Eine alte Losung

Wir erleben heute »Gaslighting« in nationalem Maßstab, vielleicht sogar im globalen.

Menschen wird eingeredet, dass sie de facto krank und damit gefährlich sind, selbst wenn sie keine Symptome haben – ja selbst wenn sie nicht einmal infiziert sind – schlicht weil sie nicht »geimpft« und »geboostert« wurden.

Den Menschen wird eingeredet – und der brave Bürger nimmt es hin – dass die Maßnahmen der Corona-Polizei keineswegs an die Maßnahmen früherer und ferner Regimes erinnern.

Propaganda-Logik: Ein Vergleich dieser Handlungen mit anderen Handlungen ist unmoralisch und unanständig, denn diese Handlungen sind moralisch gerechtfertigt, die anderen Handlungen waren es aber nicht.

Man will uns einreden, dass wir das, was wir sehen, nicht wirklich sehen.– Es ist ja erfolgreich! Ich treffe erschreckend viele Menschen, die bereit sind, zu verleugnen, was sie sehen.

Ich schreibe diesen Text am 3. Januar, und ich denke mir bereits: »Uff, was für ein Jahr!«

Wir wissen nicht, was das Jahr 2022 noch bringen wird – und welche Lektionen wir noch lernen werden.

Für jetzt will ich uns eine alte Losung neu ins Gewissen eintragen: Habe den Mut, wirklich zu sehen, was du siehst!

Weiterschreiben, Wegner!

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