Dushan-Wegner

12.04.2020

Sisyphos hat sich aufs Sofa gesetzt

von Dushan Wegner, Lesezeit 9 Minuten, Foto von Luca Bravo
Die ganze Welt kämpft gegen ein Virus. Die ganze Welt? Nein! Ein paar EU-Bürokraten schmieden Pläne, wie sie Nationen erpressen können, beim Migrationsgeschäft mitzumachen – oder Schutzgeld zu zahlen. (Und Demos dagegen sind gerade auch verboten, sowas…)
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Auszüge dieses Essays gibt es auch von mir gelesen auf Youtube, bei Spotify, bei Soundcloud und via RSS in jeder Podcast-App.

Stellen wir uns einmal folgende vollständig frei ausgedachte und in keiner Realität fußende Szene vor! – Ein Vater, nennen wir ihn D., sieht seine Kinder, wie sie sich faul auf dem Sofa lümmeln und besprechen, welches nicht-anwesende Kind was gesagt hat, woraufhin jenes andere Kind etwas grandios Empörendes gesagt hat… was Kinder eben so zu besprechen haben.

Der frei ausgedachte Vater D. fragt die Kinder (weil er meint, dass verantwortungsvolle Väter das so tun): »Was fläzt ihr euch so rum wie faule Stinkesocken? Was ist mit Hausaufgaben? Instrumenten? Mal was an der Luft bewegen?«

Der Sohn von D., L.(9) kichert: »Hihi, Stinkesocken! Ich bin eine Stinkesocke!«, und L.(9) versucht, Vater D. die Socke unter die Nase zu halten, und ja, Socken von Neunjährigen können stinken – und wie!

Tochter L.(13) rollt mit den Augen, und bringt gegen die Aufforderungen von Vater D. sogleich ihr schwerstes Argumentationsgeschütz in Stellung: »Meeeeensch, Papaaaaa!«

An diesem Punkt des Gelehrtendisputes beginnt Vater D. um sein Oberwasser zu fürchten, und seine Ahnung nimmt noch schärfere Konturen an, als Mutter E. dazustößt und das Vorgefundene erklärt.

Die Lage ist nämlich jene: Eines der beiden herumfläzenden Kinder hat all das Angemahnte erledigt, und zwar mit großer Bravour. Die Hausaufgaben samt Zusatz-Fragen sind beantwortet (in verschiedenen Stiftfarben, warum auch immer, aber die Lehrerin findet das gut), das Instrument ist gespielt, bewegt hat man sich auch, und anschließend sogar geduscht, und jetzt hat sich das eine Kind definitiv verdient, derart faul »abhängen« zu dürfen, doch eigentlich sammelt das Kind gerade noch Kraft, um gleich vorm Schlafengehen noch etwas für den anstehenden Test zu lernen.

Das andere Kind aber faulenzt nur einfach so herum. (Ich werde, der Diskretion halber, nicht sagen, welches Kind welches ist – ich hoffe ja, der Junge wächst da noch raus!)

»Aha«, sagt Vater D., und Sohn L.(9) krächzt: »Jovi! Doofi!«, und er scheint sich darin auf die des Lateinischen mächtige Mutter E. zu beziehen, welche schon mal gelegentliche Sonderrechte von Vater D. mit »Quod licet Iovi, non licet bovi« erklärt, und Sohn L.(9) scheint sich selbst inzwischen für Jupiter zu halten, was natürlich dazu führen könnte, dass er demnächst erst Rothschild-Banker und dann Staatschef wird – und seine Klassenlehrerin zu meiner Schwiegertochter.

Die Moral aber von jener Sofageschicht´ ist diese: Nur weil zwei Menschen auf demselben Sofa rumsitzen, bedeutet es noch längst nicht dasselbe!

Welchen meinen Sie?

Im Krieg offenbart sich der wahre Charakter, und zum Charakter der Masse gehört es – es ist ja auch logisch – sich hinter den Mächtigen zu versammeln. (Ich mache uns ja daraus keinen Vorwurf, selbst ein dummer Starker wird, außer in Märchen, den Feind wahrscheinlicher niederringen können als ein schlauer Schwacher.)

Ein Starker, der uns im Krieg gegen den Feind verteidigt, dem lässt man es gern durchgehen, wenn er nebenbei noch ein paar Geschäfte macht – eigentlich. Es war schon immer so, dass dem Mächtigen gewisse Sonderrechte und spezielle Geschäfte zustanden – fragen Sie jene Abgeordneten im Bundestag, die außerhalb noch weit mehr verdienen als die ohnehin fürstlichen Diäten. Was wir in unseren Vorurteilen nicht auf dem Radar hatten, waren Politiker, welche die Krise nutzen, nicht um Geschäfte für sich zu machen, sondern um dem Land und dem gesamten Kontinent nachhaltigen Schaden zuzufügen.

Seit einiger Zeit schon wird in Brüssel und Berlin versucht, eine neue »Dublin-Verordnung« durchzudrücken, die vierte, also »Dublin IV«.

Auf einer Verschwörungstheoretiker-Website lesen wir über die Dublin-IV-Pläne:

Ein Mitgliedstaat hätte auch die Möglichkeit, vorübergehend nicht an der Neuzuteilung zu partizipieren. In diesem Fall müsste er für jeden Antragsteller, für den er sonst im Rahmen des Fairness-Mechanismus verantwortlich gewesen wäre, einen Solidaritätsbeitrag von 250.000 EUR an den Mitgliedstaat leisten, dem die Person stattdessen neu zugewiesen wird.

Was für eine irre These! Die EU ist doch dafür da, die Zollbestimmung der Länder ein wenig anzugleichen, und dafür zu sorgen, dass Gurken supermarktfreundlich gerade sind und dass Elektro-Stecker zueinander passen. Die EU ist doch nicht ein Erpresser und verlängerter Arm der Ideen von George Soros, der afrikanischen Schlepper oder europäischer Wohlfahrtskonzerne! Die EU macht doch nicht im Mafia-Stil irgendwelche »Angebote, die man nicht ablehnen« kann!

Die Verschwörungstheoretiker-Website, von der diese irre Forderung stammt, hat übrigens die Domain ec.europa.eu, die Übersetzung ist von mir. Ja, das mit der »Verschwörungstheorie« war sarkastisch gemeint. Die Abteilung trägt den Titel »Migration and Home Affairs«. Die Seite heißt »Country responsible for asylum application (Dublin)«.

Man muss sich die Summe von 250.000 Euro einmal durchrechnen: Ein Staat, der 4.000 junge Männer ablehnt, müsste 1 Milliarde Euro an Schutzgeld zahlen. Allein im Migrantenlager Moria sollen derzeit etwa 20.000 Menschen auf Einreise in die EU warten – also Erpressungpotential von 5 Milliarden Euro – und es ist Geld ohne irgendeine Gegenleistung, das Nationen anteilig aufbringen müssten, während sie versuchen, ihren Staat vorm Bankrott durch die COVID-19-Pandemie zu bewahren.

Nehmen wir einmal an, Politiker wie die stets gut beratene Handy-Expertin Frau Dr. von der Leyen oder die Zerstörerin aus der Uckermark wollten Dublin IV tatsächlich in der EU durchdrücken. Es wäre unter normalen Umständen nicht ganz einfach. Es wäre eine weitere für Europa und besonders Deutschland schädliche Maßnahme. Europaweit könnten Menschen auf die Straße gehen (in Deutschland mindestens die »Pegida«) und dagegen demonstrieren, und so würde die geplante Erpressung und Übergriffigkeit unangenehme Aufmerksamkeit erhalten …

Wie ich sagte: »würde«…

Demonstrieren ist heute wegen des China-Virus verboten. Wer heute gegen aktuelle Migrationspolitik demonstrieren will, der kann sich fast genauso gut auf dem Tian’anmen-Platz vor eventuelle Panzer stellen.

Während die EU also weiter an ihrem einen Ziel arbeitet, wird in Deutschland bereits gefordert (wenn auch vorerst »nur« in den Außenbezirken der Merkel-Partei), eine Corona-Überwachungs-App auf allen Mobiltelefonen zu installieren (welt.de, 12.4.2020).

Schon zu Zeiten von »Zensursula« fragte man: »Wie möchten Sie heute die Beschneidung Ihrer Freiheit verpackt bekommen? Kampf gegen Kinderpornographie? Kampf gegen Terror?«, heute könnte man ergänzen: »Kampf gegen ein Virus?«

Einst, wenn man nach Hause kam, musste man sich erst einmal durch einen Haufen von Werbe-Müll durchkämpfen. Als E-Mails aufkamen und vor der Einführung guter Spam-Filter musste man vorm Lesen der E-Mails erst einmal den Spam löschen. Wenn man heute eine neue Website lesen will, muss man erst einmal den von der EU im Namen des angeblichen Datenschutzes angeordneten Cookie-Hinweis-Müll wegklicken, bevor man lesen kann, was man lesen will – und nun soll, als ob es die Idee »Datenschutz« nie gegeben hätte, eine App zur totalen Überwachung jedes Schrittes und aller Kontakte installiert werden, zwangsweise gar?!!

Die Werte der Verfassung und die Freiheit der Bürger scheinen schrittweise aufgehoben zu werden. Man würde sich wünschen, so könnte man fast klagen, dass es ein Amt gäbe, das die Verfassung verteidigt und auch den Mächtigen auf die Finger schaut. – »So ein Amt gibt es schon«, sagen Sie? »Der Verfassungsschutz!«, sagen Sie? Man könnte zurückfragen: Welchen meinen Sie? Die bundesweite Behörde mit dem neuen Chef von der CDU, deren aktuell letzter eigener Tweet irgendwas mit der AfD ist (@BfV_Bund, 12.4.2020, danach noch ein Retweet zu Reichsbürgern), nichts aber zu den aktuellen Maßnahmen? Oder meinen Sie Länderbehörden wie etwa den Verfassungsschutz in Thüringen, wo der Chef zusammen mit linken Aktivisten in einer salonlinken Publikation seine Anliegen verbreitet (irgendwas mit »dem Hass den Boden zu entziehen«, siehe zeit.de, 21.2.2020 – Verfassungsschutz als Kämpfer fürs politisch korrekte Gefühl?!). Oder meinen Sie die Berliner Verfassungsschützer, die sich laut morgenpost.de, 12.4.2020 Sorgen machen wegen der »vielen Verschwörungstheorien, die von rechts verbreitet werden«? (Verschwörungstheorien vom Staatsfunk bereiten denen wohl weniger Sorgen.)

Randnotiz: Es gilt auch weiterhin, dass nur weil Mächtige eine Situation zu ihren Zwecken nutzen, sie diese noch nicht herbeigeführt haben. Diejenigen, welche die Mächtigen verteidigen, werden Kritikern häufig vorwerfen, »Verschwörungstheorien« zu verbreiten, und solche »Angriffsverteidigung« ist dann einfacher, wenn der Kritiker tatsächlich so formuliert, dass er Plan und Absicht statt nur zynischen Opportunismus vorwirft. (Siehe auch mein Video: »Alles Verschwörung?«) – Ende der Randnotiz.

Fleißige Faulpelze

Unser eigentliches Problem, heute wie morgen, ist nicht das Problem selbst, sondern die Umstände, in denen das Problem uns trifft.

Maßnahmen wie der »Kampf gegen das China-Virus« oder »Dublin IV«-Pläne treffen auf eine hilf- und wehrlose Bürgerschaft. Gefährlich viele Deutsche wurden zu intelligenten Trotteln ausgebildet, zu fleißigen Faulpelzen. Fleißig und intelligent bei der Arbeit, aber faul im Denken und erschreckend trottelig bei der Verteidigung der eigenen Interessen. (Wenn Sie die Beschreibung zu harsch finden, dann schauen Sie einfach, in welchen Ländern der EU die Bürger wie reich sind, siehe etwa wiwo.de, 22.10.2019, stern.de, 5.1.2018 – und dann vergleichen Sie, wer Nettozahler in der EU ist, etwa bei statista.de, 29.10.2019.)

Piepsstimme und Orkan

Unsere eigentliche Frage, unser eigentliches Problem, heute wie morgen, ist im Leben oft nicht das Problem selbst, sondern die Umstände, in denen das Problem uns trifft, und das Problem findet uns bei Gelegenheit auf dem Sofa wieder, und die Frage ist dann, mit welcher Berechtigung und Rechtfertigung wir auf dem Sofa sitzen!

Manche sind des Kampfes müde und möchten sich, (nicht nur, aber auch) politisch gesehen, für eine Weile ausruhen dürfen. Sisyphos ist müde. Es mag deine Lebensaufgabe sein, den Stein immer und immer wieder hoch zu schieben, auf dass die verfluchte Propaganda ihn wieder runter schubst, du magst darin sogar glücklich sein, doch das heißt nicht, dass du nicht mal müde werden darfst – und wirst.

Nicht alle von uns sitzen auf dem Sofa, politisch betrachtet, nicht einmal zum Ausruhen! Manche kämpfen und hoffen, dass wir noch etwas retten können, dass auch »Rechte« ihre Rechte wieder erhalten (dazu: a) »Rechts« ist längst keine politische Richtung mehr, es ist Code für Abweichler, Andersdenkende, Gleichschrittverweigerer, b) wollen Linke ihre Rechte überhaupt wieder, und wenn sie die wollten, wären sie dann nicht »Rechte«?). Manche kämpfen und hoffen und ringen darum, dass Vernunft wieder einkehrt.

Und manche (und wohl ein jeder an manchen Tagen) sagen: »Was soll die Mühe? Was werde ich mit meiner Piepsstimme gegen den milliardenschweren Bullshit-Orkan aus Staatsfunk und Propaganda anbrüllen? Da spar ich mir die Frustration, die vergebene Zeit, den Wettbewerb mit den Organen der zwangsfinanzierten Niedertracht, diesen schlechten Menschen, die Falsches tun, und einander dafür Orden anheften! Meine Zeit ist zu kostbar, um sie an Schufte, Scharlatane und Staatsfunker zu verschwenden!« – Und in dieser zutiefst menschlichen Empörung zieht man sich dann zurück, aufs Sofa, und schaut einen Heldenfilm. Besser leicht unterhalten als schwer frustriert.

Etwas Sofazeit verdient

Ich kann alle drei verstehen: Den Müden, den Kämpfer und den resignierten Pazifisten. Ich bin alle drei, und es wechselt, als welcher von den dreien ich mich gerade fühle.

Wir verbannen uns heute selbst, ganz greifbar, aufs Sofa – doch das ist »nur« unser Körper – soweit der Geist sich lösen kann, was ist mit diesem? Haben wir uns innerlich auch schon aufs Sofa zurückgezogen?

Jede Sofa-Session ist »okay«, kein Zweifel, die resignierte wie die müde, und doch: die Welt, wie auch immer sie demnächst aussehen mag, gehört denen, welche das Sofa zum Krafttanken nutzen, um dann wieder aufzustehen und zu kämpfen!

Wir haben alle etwas Sofazeit verdient, auch und gerade Sisyphos – doch bald, sehr bald, lassen Sie uns wieder aufstehen und den Stein wieder den Berg hoch rollen!

Weiterschreiben, Wegner!

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