Twitter ist nicht das reale Leben – zum Glück! –, doch es hat durchaus Einfluss auf die öffentliche und oft auch private Debatte im sogenannten realen Leben.
Mit dem »Digital Services Act« will die EU die Meinungen auf Twitter und in Sozialen Medien allgemein »keimfrei« halten (Codewort: »safer digital space«, siehe europa.eu). »Hass« und »Desinformation« sollen zurückgedrängt werden – Brüssel legt fest, was moralisch und wahr ist. (Zum Propaganda-Begriff »Hass« siehe auch den Essay »Deine Meinung ist Hass, und Hass ist keine Meinung« vom 21.3.2018.)
Der schwerreiche EU-Kommissar Thierry Breton droht Elon Musk offen, dass wenn Twitter sich nicht zur Kooperation bei der Zensur »falscher« Meinungen verpflichtet, die EU keine Hemmung haben wird, Twitter zu verbieten (siehe auch Essay vom 27.5.2023).
Es überrascht wenig, dass der Staatsfunk des deutschen Propagandastaates parallel extra schmutzige Waffen gegen die Twitter-Freiheit auffährt. Diese Woche startete ein Propagandist, den hier zu nennen oder zu verlinken mir zuwider ist, eine Kampagne mit dem Hashtag »VogelRIP« – heißt: Twitter soll sterben. Was macht den Staatsfunk so wütend? Die »Redefreiheit«, die angeblich »Nazis« anzieht. Man gähnt ja inzwischen – fällt der Propaganda wirklich nichts Neues mehr ein?
Aus der zynischen, freiheitsfeindlichen Perspektive der Bürokraten ergibt es tatsächlich Sinn, so rabiat gegen die Freiheit zu agitieren! Man betrachte bloß, was für freches, freies Denken auf Twitter stattfindet, so ganz ohne staatliche Denklizenz!
Pride oder Stolz
Im »Pride Month«, aus geschichtlichen Gründen meist der Juni (siehe engl. Wikipedia), schmücken sich Konzerne mit den Farben des Regenbogens, womit sie angeblich ihre Solidarität mit Menschen evolutionär wenig effektiver sexueller Orientierungen ausdrücken (natürlich nur dort, wo es ihnen geldwerte Vorteile bringt, nicht etwa im Nahen Osten).
Auch auf Twitter wird regelmäßig der »Pride Month« erklärt. Aktiengesellschaften wie Siemens, Mercedes & Co. präsentieren ihre Twitter-Bilder routiniert in den Regenbogenfarben (siehe begleitend auch »Rainbow Capitalism« in engl. Wikipedia, aber auch das Thema ESG, etwa bei Joe Rogan via YouTube).
Dieses Jahr fällt auf Twitter aber eine wunderbar subversive deutsche Gegenbewegung auf: Man übersetzt den Begriff einfach »Pride Month« ins Deutsche, und dann wird »Stolzmonat« daraus.
Unter dem Hashtag »Stolzmonat« finden sich Tausende Tweets von Twitterern, die sich zu ihrem eigenen »Stolz« bekennen.
Man sieht viele deutsche Flaggen, einige Twitterer haben ihr Icon eingefärbt, und zwar nicht in den Farben der Ukraine oder des Regenbogens, sondern in Schwarz-Rot-Gold. Twitterer generieren sich ein eigenes Stolz-Icon, und zwar auch mit Flaggen anderer Länder – Stolzmonat muss keine rein deutsche Angelegenheit sein! Anders als totalitäre Gleichmacher fürchtet der Stolze nicht das Andere und den Anderen, nein, er ist ihm verbunden – solange der Andere nicht versucht, selbst Andere zu vereinnahmen.
Wert und Leistung
Laut Duden ist Stolz ein »ausgeprägtes, jemandem von Natur mitgegebenes Selbstwertgefühl«, und in zweiter Bedeutung ist Stolz das »Selbstbewusstsein« und die »Freude über einen Besitz, eine (eigene) Leistung«.
Diese zwei unterschiedlichen Deutungen aber zeigen einen prinzipiellen Unterschied zwischen »Pride Month« und »Stolzmonat«.
»Pride« meint ausschließlich das Selbstwertgefühl ohne weitere Begründung. Bei Pride ist man »stolz« aufgrund dieser oder jener sexuellen Orientierung. Das erklärt auch, warum »Pride« derart kompatibel zu den »Grünen« ist: Konzerne profitieren davon, es ist in sich widersprüchlich, zum Teil fake und oberflächlich, doch es sichert viel Status ohne intellektuelle Leistung.
Der Stolz des Stolzmonats beschreibt einen Stolz, der beide Arten des Stolzes erfasst: das Selbstwertgefühl, auf das man selbstbewusst den Anspruch erhebt, nur eben als Deutscher. Doch dazu auch den Stolz aufgrund kollektiver und privater Leistungen.
Als Kollektiv dürfen die Deutschen stolz sein, unter anderem auf die Literatur, Philosophie und technische Errungenschaften, die sie der Welt brachten (bevor die öffentliche Kultur in den Kanälen von ARD, ZDF und NGOs den Bach runterging).
Als Einzelne dürfen Deutsche heute bereits stolz sein, wenn sie ihr Leben ordentlich gelebt haben und immer noch leben, obwohl der Staat gegen den ehrlichen Bürger kämpft und das Land aktiv kaputt macht.
Ein Stolz aber, der auf Leistung fußt, der geht regelmäßig mit Verantwortung einher. Und wer Verantwortung übernimmt – für sein Leben, seine Familie, sein Haus und seinen Hof oder für seine Stadt und sein Land –, der wird es verteidigen wollen.
Wer Verantwortung für seine Kinder übernimmt, ja, wer sogar stolz auf sie ist, der wird die Zukunft seiner Kinder verteidigen wollen, der wird sich wehren wollen gegen die Umverteilung des eigenen wie auch des kollektiven Vermögens in die Taschen superreicher EU-Freunde – und damit nach zynischer Deutung gegen den Zweck der EU selbst.
Wer einen Stolz praktiziert, der auf Leistung und Verantwortung beruht, der könnte EU-Interessen im Weg stehen, spätestens wenn er aus seinem Stolz auch (Grund-) Rechte ableitet, und also wird man seine Meinung bald als »Hass und Hetze« zensieren.
Wider die Scheuklappen
Twitter ist nicht das reale Leben – zum Glück! Doch Information, ob auf Twitter oder woanders verbreitet, formt wesentlich mit, wie frei wir unser Leben leben können.
Wie frei kann ein Mensch sein, dem EU-Bürokraten digitale Scheuklappen aufsetzen? Bald werden EU-Bürokraten die digitale Mauer um die EU-Insassen hochziehen, und der Großteil der Menschen wird es nicht mitbekommen – das ist ja exakt der Zweck dieser Maßnahme.
Und dann wird vermutlich auch kein Stolzmonat mehr erlaubt sein. (Tatsächlich will man wohl zuerst solche Meldungen aus der EU heraushalten, die das Geschäft von Figuren wie EU-Freund Albert Bourla, also Pfizer, etwas weniger gigantisch machen könnten. Dass zu Coronapanik-Zeiten die Hinterfragung des offiziellen Narrativs zensiert wurde, bestreiten ja nicht einmal die Zensoren. Störendes wie »Stolzmonat« wäre eben Zensur-Beifang.)
Ich mag aber gleich mehrere Aspekte am Stolzmonat. Zunächst ist die Simplizität der »Subversion durch direktes Übersetzen« auf beste Weise perfide.
Stolzmonat stellt die philosophische Frage, was Stolz ist und worauf wir in welcher Form stolz sein dürfen/sollen/müssen.
Ich fühle mich von dem Begriff »Stolzmonat« dazu aufgefordert, etwas zu leisten, worauf ich begründet stolz sein darf. Und: Ich fühle mich aufgefordert, zu verteidigen, wofür ich Verantwortung trage.
»Stolzmonat« steht für nicht weniger als die Freiheit, die wir noch haben – und die uns Brüssel und Berlin rauben wollen.
Lasst uns Menschen sein, die begründet stolz sein dürfen, solange es noch irgendwie geht – und danach noch einen Tag länger, mindestens.