23.03.2022

Die Sau kann ein Virus sein, oder ein Krieg

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Foto von Radek Vebr
George Floyd und BLM, Anti-Trump-Dossiers, Migration, Virus, Impfung, Ukraine – seit Jahren sind wir fortwährend mit globalen »Superthemen« beschäftigt, meist ordentlich eines nach dem anderen. Fast als würde unsere Aufmerksamkeit perfekt gesteuert.
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Wir kennen die Redeweise, jemand würde »eine Sau durchs Dorf treiben«, doch führen wir uns das einmal bildlich vors innere Auge! Eine ausgewachsene Sau wiegt heutzutage locker um die 200 Kilogramm. Man stelle sich das ja im Wortsinn vor, dass so ein Tier durchs Dorf gejagt wird, sei es heute oder damals, als solche Sprichwörter entstanden. Es würde viel Schaden entstehen und auch mancher Mensch würde niedergetrampelt werden,  wenn das Tier die diversen Installationen des Dorfes niederwalzt.

Vor allem aber würde alle, wirklich alle Aufmerksamkeit der Dorfbewohner auf dieses Ereignis gezogen werden.

Eine getriebene Sau ist gefährlich! Wer nicht genau darauf achtet, wie und wohin sie läuft, dem droht, unter ihre Hufe zu geraten.

Auch nachdem die getriebene Sau an einem selbst vorbeigelaufen ist, so bleibt der Akt insgesamt ja ein großes Spektakel, wie heute ein Auto-Unfall, wo man einfach hinschauen muss (oder wie die »provokativen« Textversuche von Spiegel-Kolumnisten; siehe Essay vom 3.10.2018).

Wenn eine buchstäbliche Sau durchs Dorf getrieben wird, dann steht das aktuelle Thema im Dorf dadurch fest, denn erstens ist es tatsächlich eine Gefahr, und zweitens zieht es alle Aufmerksamkeit auf sich.

Warum aber sollte jemand »eine Sau durchs Dorf treiben« wollen. Ach, uns fällt mancher mögliche Grund ein, warum jemand alle Aufmerksamkeit auf das panische, gefährliche Tier und das Chaos drumherum lenken möchte – etwa weil er die Dorfbank überfallen will, weil er von einem anderen Skandal ablenken will, weil… – Ihnen fällt gewiss einiges ein.

Hypnose im globalen Dorf

Internet und vernetzte Staats- und Konzernmedien brachten uns tatsächlich so etwas wie ein »globales Dorf«, und in diesem globalen Dorf wird täglich metaphorisch »eine neue Sau durchs Dorf getrieben«, ein neues Ereignis zu dem (einzig) wichtigen Thema des Tages erhoben.

Erinnern Sie sich noch, als ein vorbestrafter, drogenkonsumierender Gewaltverbrecher von der US-Polizei festgenommen werden sollte und bei der Festnahme starb? (Siehe dazu etwa den Essay »Herr Floyd und das Meer der Lügen«.) Der Gewaltverbrecher Floyd wurde zum Heiligen erklärt, zur Rechtfertigung für die Black-Lives-Matter-Bewegung, Stadtteile niederzubrennen und anarchische Zonen einzurichten.

Auch in Deutschland wurden BLM-Demonstrationen abgehalten, warum auch immer (in Deutschland scheint es zu oft eher die Polizei zu sein, die sich vor Minderheiten fürchtet, nicht andersherum).

Zumindest die deutschen »Black Lives Matter«-Demonstrationen fielen mit der Anfangszeit der Corona-Panik zusammen. Eine der scheinbaren »Besonderheiten« des Corona-Virus war es offenbar, dass während gewöhnliche Demonstrationen im Namen des Virus verboten werden mussten, das Virus einen magischen Bogen um politisch korrekte Demonstrationen zu machen schien (siehe dazu auch den Essay vom 16.12.2020, »Lockdown und Magie«).

Wenn Sie das bewährte Sprachbild »Sau durchs Dorf treiben« zu derb finden, kann ich Ihnen ja auch ein anderes, ähnliches Bild anbieten, nämlich den hypnotischen Pendel, wie ich es jüngst in einem online vielfach geteilten Cartoon sah (etwa @sunfluencer, 21.3.2022).

Man stelle sich eine Figur im Zustand dauernder Hypnose vor; diese Figur steht natürlich für uns, für die Gesellschaft des globalen Dorfes. Vor dem Gesicht – die Augen sind als Spiralen gezeichnet – wird das ikonische Hypnose-Pendel geschwungen, und als Gewicht des Pendels schwingt erst das Bild des George Floyd, dann das Virus, und dann eine Spritze – und aktuell die Flagge der Ukraine.

(In jenem Cartoon fehlen einige andere globale »Hypnose-Pendel«, wie etwa die Versuche von US-Democrats und ihren Spendern, den demokratisch gewählten US-Präsidenten Trump mit dubiosen Dossiers abzusetzen.)

»George Floyd« und »Black Lives Matter« waren irgendwann als Superthema abgefrühstückt (wohin das viele Geld floss, ist heute eher unklar; siehe etwa dailymail.co.uk, 28.1.2022). Die nächste globale Aufregung war das Virus. Ziemlich genau bis zur »Wahl« in den USA im Jahre 2020 wurde erklärt, dass Trump lächerlich und bösartig sei, als er die baldige Entwicklung eines Impfstoffs versprach, dass es dafür ein »Wunder« bräuchte (etwa nbcnews.com, 15.5.2020).

Dann kamen tatsächlich die inzwischen bekannten mRNA-Impfstoffe, und exakt wie man es von gewissen Kreisen erwarten würde, kamen sie zufälligerweise kurz nach der »Wahl« 2020, und dann war eben die totale globale Impfung das Superthema.

Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2022, und das neue globale Superthema ist der Krieg in der Ukraine. In Deutschland kämpfen noch immer einige Parteisoldaten aus Parteien mit noch immer nicht öffentlich beziffertem »Pharma-Sponsoring« ihrer Parteitage für die Impfpflicht, doch mit Corona scheint das Thema »Covid-Panik« bald weltweit durch das neue Thema Ukraine-Krieg ersetzt zu werden – womit ich in keiner Form das Leid der Menschen in der Ukraine schmälere.

Für Leib und Leben

So wie wir die Redensart »Sau durchs Dorf treiben« verwenden, könnte man schon mal meinen, dass es sich dabei stets um etwas Banales handelt, das nur aufgeblasen wird. Tatsächlich kann eine Sau aber sehr, sehr gefährlich sein (spätestens wenn sie denjenige, der sie schlachten wollten, ersticht, wie es 2011 in den rumänischen Vorkarpaten geschah; siehe n-tv.de, 6.12.2011).

Die eine Qualifikation zur »durchs Dorf getriebenen Sau« lautet: Sie muss eine Gefahr darstellen – für Leib und Leben, oder als »Moralpanik« – und sie muss einige Wochen oder Monate lang alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen können – während die-da-oben ungestört andere Dinge durchziehen können.

Das Problem ist (nicht immer), dass wir uns mit diesem oder jenem Thema beschäftigen. Das Problem ist, dass (oder: wenn) wir derweil für alle anderen Probleme blind und taub werden. Als aktuelles Beispiel: Am 30. März 2022, während wir alle auf Corona und/oder Ukraine starren, wird die EU unter »Zensursula« von der Leyen ein (seit Jahren vorbereitetes) Gesetz vorlegen, welches die automatische Überwachung von Internet-Chats anordnet und damit die wirksame Verschlüsselung von Echtzeit-Text-Kommunikation verbietet (siehe patrick-breyer.de und ec.europa.de). Nur weil die Plagiatorin von der Leyen ihre Nachrichten gern privat hält, heißt nicht, dass auch Sie es dürfen sollten.

Die Begründung dieses Vorstoßes gegen die Privatsphäre geschieht diesmal im ewigen Namen des Kampfes gegen Kindesmissbrauch.

Es erinnert mich an einen anderen Cartoon: Man sieht einen Geschenke-Einpacker, der »totale Überwachung« verpackt. Er fragte: »Wie möchten Sie die Überwachung diesmal verpackt haben? Zur Auswahl stehen Terrorismus, Kindesmissbrauch, …« (wenn ich eine URL zu jenem Cartoon finde, den ich hier aus dem Kopf nacherzähle, ergänze ich das hier gern.)

Man seufzt. Dass diesen Brüsseler Gestalten und ihren Fantasien von der totalen Kontrolle auch nichts Neues einfällt! Es könnte daran liegen, dass die alten Klischee-Begründungen genügen – die Leute sind ja ohnehin reichlich abgelenkt…

Intern anders

Die »Sau« kann ein Virus sein, oder der Tod eines Menschen, oder ein Krieg, oder noch etwas anderes (etwa die große Nazi-Terror-Verschwörung). Es sind oft ernsthafte Themen, kein Zweifel. Dass Schreckliches passiert, heißt aber nicht, dass nichts anderes passiert!

Im Fall der Grünen-Familienministerin Anne Spiegel wurde öffentlich (siehe aktuell etwa focus.de, 22.3.2022), wie kalt und berechnend Politiker auf Katastrophen reagieren – es wäre illusorisch, zu glauben, dass irgendein Profi-Politiker viel anders denkt und (intern) handelt.

Ich will es uns als Bürgern zur Aufgabe machen, was Journalisten in ihrer geistig-moralischen Eindimensionalität nicht können oder wollen: Wir wollen einerseits nicht zynisch werden, und etwa blind für das Leid der Menschen in der Ukraine werden – wir wollen aber andererseits darauf achten, welche Themen noch passieren.

Wenn die-da-oben uns sagen, dies oder jenes sei wichtig, dass diese Sau gerade durchs Dorf trampelt oder jenes Pendel gerade unsere Aufmerksamkeit erfordert, dann dürfen wir sagen: Ja, zweifellos. Und was geschieht noch?

Weiterschreiben, Wegner!

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