Dushan-Wegner

16.12.2020

Lockdown und Magie

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Foto von Jacek Dylag
Wenn man den Deutschen die Grundrechte zusammenstreichen, die Geschäfte schließen und sie über Weihnachten daheim einschließen würde, dann würden die Deutschen erst einmal ordentlich einkaufen gehen, um sich für die Gefangenschaft einzudecken.
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Wir kennen es (ich habe es etwa 2018 im Essay »Gutmenschland ist abgebrannt« notiert), jenes dem für Millionen von Toten verantwortlichen Herrn Lenin zugeschriebene spöttische Zitat, wonach wenn die Deutschen eine Revolution beginnen und den Bahnsteig besetzen wollen, sie zuerst eine Bahnsteigkarte lösen.

Eine moderne Variante jenes Bonmots könnte lauten: Wenn man den Deutschen die Grundrechte zusammenstreichen, die Geschäfte schließen und sie über Weihnachten daheim einschließen würde, dann würden diese Deutschen erst einmal ordentlich einkaufen gehen, um sich für die Gefangenschaft einzudecken.

Als in Deutschland das Schließen der Geschäfte angekündigt wurde, weil es zu gefährlich sei, wenn Menschen bei Einzelhändlern statt im Internet einkaufen, reagierten viele Bürger, indem sie sich erst einmal in eben diesen Geschäften ganz nah einander drängten (siehe etwa bild.de, 15.12.2020, tagesspiegel.de, 15.12.2020). Man könnte nun meinen, dies sei eine von vielen Fehlplanungen der Merkel-Ära gewesen, es sei nicht so beabsichtigt gewesen, doch ein wichtiges Indiz spricht dagegen: Die Jungkommunistin inszenierte und die Bild-Zeitung berichtete erneut eine ihrer liebsten Propaganda-Szenen: »die Kanzlerin kauft ein« (bild.de, 15.12.2020) – kurz vor dem Lockdown.

Folgt man den Verlautbarungen und Handlungen von Regierung und regierungsnahen Medien, so weist »Das Virus« weiterhin geradezu magische Eigenschaften auf. Wir wissen, dass das Virus auf Demonstrationen für die Regierung beziehungsweise für linke/regierungsnahe Anliegen (etwa »Black Lives Matter«) auch ohne Masken offensichtlich keine wesentliche Gefahr darstellt, auch dass im vorweihnachtlichen Treiben auf den Flughäfen jede Kontrolle der Passagiere aus dem nahen wie fernen Ausland »rassistisch« wäre und also virologisch unnötig ist – jedoch die Teilnahme an einer Demonstration gegen die Regierung praktisch mit versuchtem Mord gleichzusetzen ist und ganz selbstverständlich Hunde, Wasserwerfer und Schläge in den Rücken rechtfertigt.

Auch bei Einkäufen scheint das Virus recht magisch vorzugehen! Ich bin kein Epidemiologe, doch dass ein tödliches Virus, wegen dessen man die Geschäfte am 16. Dezember schließt, am Vortag so ungefährlich ist, dass sogar die in der Risikogruppe befindliche Kanzlerin sich symbolisch ins Kaufgetümmel stürzen kann, das wirkt mir recht magisch. In U-Bahnen und bei Pro-Regierungs-Demonstrationen sind Massenansammlungen kaum ein Problem – wenn aber ein Bürger öffentlich einen Apfel isst, setzt die Polizei schon mal ein drohendes Ultimatum (so ein derzeit kursierendes Video, siehe YouTube).

Eine meiner zentralen Lebensregeln (die ich etwa im Essay »Berlin schwätzt, Frankreich erträgt« verhandelt habe) lautet: »Wenn eine Aussage und ihr Gegenteil beide plausibel und potentiell wahr zu sein scheinen, haben wir wahrscheinlich das Problem nicht verstanden.«

Ich wage es, diese sich bald täglich neu bewährende Lebensregel heute hier anzuwenden, und ich will eine solche Formulierung versuchen: Wenn ein Virus von der Politik mal als hochgefährlich behandelt wird und mal als weitgehend harmlos, dann geht es womöglich gar nicht um das Virus – sondern um etwas anderes.

Das Jahr 2020 geht zu Ende, und unsere Unsicherheit ist keinen Deut geringer als zu Beginn des Jahres.

Das Merkel-Staatsfunk-System, das unserem Land wieder und wieder in zynischer Gleichgültigkeit nachhaltigen Schaden zufügte, das Kraftwerke abschaltet, um Wälder abzuholzen und Sondermüll aufzustellen, das unvorstellbare Summen ins Ausland verschenkt – auf Pump, das die Grenzen offen und die Bürger schutzlos lässt, das dem trumpschen (und wohl auch bidenschen!) »America first« ein fake-moralisches »Deutschland zuletzt« entgegenhält, dieses System sagt jetzt plötzlich: »Vertraut uns! Wir nehmen euch die Freiheit und zerstören eure Wirtschaft, um eure Gesundheit zu schützen!«

Es bleibt uns wenig anderes übrig, als denen zu gehorchen, die ansonsten einiges verdienen, wozu Vertrauen nicht zwingend dazugehört.

Ich halte es dieses Jahr mit doppelter Vorsicht: Ich schütze mich bestmöglich vor dem Virus und ich misstraue zugleich dem Merkel-System. Ich halte die Virus-Gefahr und die Gefahr für die Demokratie durch Merkel und Staatsfunk beide für real – allerdings schätze ich die Überlebenschancen Deutschlands hinsichtlich des SARS-CoV-2 (siehe Wikipedia) als deutlich besser ein (ich gebe mein Bestes, gegen Propaganda zu impfen, doch die Taschen des Staatsfunks sind tief und die der Regierung schier unendlich).

»Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte«, so höhnte einst Lenin.

Über die Jahre meines Schreibens hörte ich immer wieder von Lesern eine denkbar unscharfe Sehnsucht, irgendwoher möge zu einer Revolution aufgerufen werden, und gemeint war stets eine politische Revolution. (In Wahrheit meinen sie eine Anti-Revolution! Die Demokratien in Deutschland und den USA werden von übermächtigen Medien- und Propaganda-Apparaten de facto ausgehebelt – »Revolution« klingt mir nicht wie der richtige Begriff, wenn man in Wahrheit nur die »anti-demokratische Revolution von oben« verhindern will.)

Ich will keinen Bahnhof besetzen, und ich muss mich auch nicht ins Weihnachtsgetümmel werfen. Mein eigener revolutionärer Akt ist auch kein symbolischer, sondern ein praktischer, persönlicher. Ich übe mit meiner Familie täglich »gute Gewohnheiten«, wozu Lesen, Instrumente spielen, Programmieren und gemeinsame Bewegung gehört. Niemand von uns kann sagen, wie die Welt in einem Jahr aussehen wird – einzig sicher ist, dass sie nicht »normal« sein wird.

In der Zeit universeller Lüge sei das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt, so heißt es, doch wenn keine Ohren und keine Herzen da sind, welche die Wahrheit hören und von ihr bewegt werden, dann ist dieses »mutige« Aussprechen nicht ein »revolutionärer« sondern ein vergeblicher Akt!

Ich sage heute: In der Zeit globaler öffentlicher Unordnung ist die eigene innere Ordnung der eine revolutionäre Akt, der dich vorm Wahnsinn bewahren kann.

Stürmt weder Bahnhöfe noch Einkaufsstraßen. Hütet euch vor Viren wie vor den Virologen. Greift nicht das Formlose an, und vertraut ihm auch nicht.

In drei einfachen Wörtern: Ordne deine Kreise!

Weiterschreiben, Wegner!

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