Sogar ein Einsiedler, weit oben im Berg lebend, kennt Menschen, oder einer, der sich in eine Hütte im Wald zurückziehen wollte (Walden, steht deine Hütte noch?), selbst so einer trifft Menschen – und sei es noch so selten – hat von Menschen gehört, denkt über Menschen nach, liebt sie an einem Tag und ärgert sich am nächsten Tag über sie. Was man über die lieben Verwandten und die Dritten Zähne sagt, das gilt doch nicht weniger für den lieben Rest der (angeblich) vernunftbegabten Zweibeiner: Mit ihnen geht es nicht, doch ohne sie auch nicht. Wenn man nur zwischen Einsamkeit und Lügen wählen kann, wie soll man nicht den Mut verlieren?
Eine Testfrage, liebe Leser: Was war der erste Ehekrach der Menschheitsgeschichte, zumindest soweit die Bibel es berichtet? Was war der Auslöser des ersten Beziehungsstreits?
Es war – Sie können es natürlich in 1. Mose 3 nachlesen – es war eine Lüge. Kaum wurde dem Menschen ein Gegenüber geschaffen, schon log dieses ihn an. Konkret: Es war »Lüge durch Weglassen«. Eva gab Adam von jener Frucht zu essen, enthielt ihm aber eine sehr wichtige Information vor (man könnte sagen, dass Eva die erste Journalistin war).
Selbstredend hatte Eva eine Ausrede – sie war ja selbst einer halben Lüge aufgesessen; 1. Mose 3:13b: »Die Schlange betrog mich, sodass ich aß.« – Dass sie »Gut und Böse« erkennen würde, das war ja nicht falsch gewesen – nur dass sie »keinesfalls des Todes sterben« würde, das erwies sich dann später als eine Lüge von der Dimension des »I am not a crook« eines Nixon, eines »I did not have sex with this woman« eines Clinton oder des »Wir schaffen das« einer Person, deren Namen zu nennen mich ekelt.
Der Mensch kann nicht ohne Menschen sein, doch wenn er erst mit den Menschen zusammen ist, leidet er sogleich an der Menschen hinterhältigen Lügen – womit wir thematisch bei der Politik wären!
Zu viele von denen
Wie Sie wissen, liebe Leser, verwende ich selbst nur ungern den Begriff »Lügenpresse«, wenn auch meine Begründung wechselnd ist. Heute ist mein Grund fürs Nichtverwenden von »Lügenpresse« dieser: »Lüge« setzt Bewusstsein von Unwahrheit voraus (wie George Costanza in Seinfeld (S6, E15, siehe IMDB) sagt: »Jerry, denk dran, es ist keine Lüge, wenn du es selbst glaubst.«), und Bewusstsein von Unwahrheit setzt Bewusstsein voraus, und – ach, manche Polemik ist angedeutet doch prickelnder. Sollten wir über Bewusstlosigkeitspresse reden? (Im Duktus des tolkienschen Gollums gerät der Essayist an dieser Stelle in den inneren Streit, wenn er im Text »Darf man über ›Lügen‹ reden« postuliert, dass ein gesamtes System wie eine Redaktion durchaus als lügend beschrieben werden kann, selbst wenn kein einziger der Journalisten sich der Lüge bewusst sein sollte – was ich für die Praxis übrigens anzweifeln würde – dafür kenne ich zu viele von denen.)
Wir schreiben das Jahr 2020 und wir sind am merkwürdigen Punkt angelangt, dass wir keine Meldung der Nachrichten, die Politik und Konzerne als solche lancieren, für »einfach so wahr« halten. Nichts wird ohne Absicht gesagt, nichts wird als Nachricht positioniert, »einfach nur weil es passierte und interessiert«. (Gedanke am Rande: Vielleicht wurden wir auch früher täglich angelogen, doch dank der sogenannten »Sozialen Medien« können wir heute die offiziellen Wahrheiten hinterfragen. Vielleicht wurden wir auch früher täglich angelogen, waren uns dessen jedoch nicht bewusst. Früher spürten wir mehr Mut – doch spürten wir ihn nur deshalb, weil wir nicht mitbekamen, wie man uns anlog?)
Oder alle drei
Ein Bespiel: Erinnern Sie sich an den Fall George Floyd, wo die US-Polizei laut linkem Narrativ einen Schwarzen getötet haben soll, einfach so, fast als ob sie Spaß daran hätte? Ich selbst ging ebenfalls davon aus, dass es (nur) die Polizei war, die ihn tötete (etwa im dramatisch betitelten Essay »Minneapolis brennt – was wird sich aus der Asche erheben?«). Es ist womöglich nicht mehr (ganz) so eindeutig. Der Anwalt eines der Polizisten geht sogar so weit, zu sagen, dass Floyd sich de facto selbst tötete (nypost.com, 21.8.2020: »Lawyer for Minneapolis cop says George Floyd ‘killed himself’«).
Der Tod des Herrn Floyd, eines vorbestraften amerikanischen Bürgers, der von der Propaganda zum Quasi-Heiligen aufgebaut worden war, war der Anlass für bis heute andauernde Plünderungen und bürgerkriegsartige Gewaltorgien des linken Mobs. Man mal bunte, riesige und ikonenhafte Gemälde (siehe etwa cnn.com, 27.6.2020), für einen Gewalttäter, dessen Vorstrafen nicht einmal die linke Website Snopes.com bestreitet.
Es stellt sich inzwischen heraus, wie aktuell auch Hadmut Danisch notiert (danisch.de, 26.8.2020), dass Herr Floyd so viele Drogen im Körper hatte, dass unter anderen Umständen (etwa wenn er tot daheim aufgefunden worden würde), man womöglich von einer Überdosis ausgehen würde – nebenbei fand man in Herrn Floyd übrigens auch noch das China-Virus.
Seit Floyds Tod wurden mehrere Autopsien durchgeführt, die nicht zum selben Ergebnis kamen. Eine stellte fest, dass sich in seinem Körper zum Zeitpunkt des Todes mindestens Cannabis, eine frische Einnahme von Methamphetamin und dazu eine hohe Dosis Fentanyl nachweisen ließen (content.govdelivery.com) – und bei all dem litt Floyd an einem Herzleiden. »Methamphetamin« kennen wir als »Crystal Meth« aus der Fernsehserie »Breaking Bad« und als »Hitler-Droge«. Crystal Meth führt, unter vielem anderem, zu irrationaler Angstfreiheit. Der Stress und die spezielle Belastung der Festnahme, verbunden mit Vorerkrankung und hohen Drogen, führten wohl gemeinsam zu seinem Tod.
Herr Floyd kann also, je nach politischer Absicht, eine oder mehrere von drei Statistiken füllen:
- Polizeibekannter Vorbestrafter, der bei der Verhaftung nicht kooperiert und bei der robusten Festnahme stirbt, eventuell beschleunigt durch Vorerkrankungen und Drogen im Blut.
- Drogenkonsument, der mit hoher Drogendosis im Blut stirbt.
- Covid-19-Toter (wie nach mancher Statistik ein Toter im Verkehrsunfall mit Covid-19 im Blut auch ein »Covid-Toter« ist)
Das heißt: Die aktuelle Gewaltwelle könnte auf einer Lüge basieren, auf jeden Fall scheint sie mindestens auf einer opportunistischen und maximal gefährlich zündelnden Interpretation der möglichen Szenarien zu fußen. Einem neutralen Beobachter wirkt die Situation eben so, dass da ein sich wehrender Verdächtiger verhaftet wurde, ähnlich wie es bei der Festnahme sich wehrender Verdächtiger wohl üblich ist und auch gelehrt wird, und aufgrund von Vorerkrankung und mehren Drogen kollabiert sein System.
Ist es traurig? Ja. Kein Zweifel. Jedes menschliche Leben ist unendlich wertvoll, und jeder Tod ist traurig (wobei ein zufriedener Tod nach einem langen Leben zur Traurigkeit natürlich den Nachhall des Glücks in sich birgt, doch das ist hier leider ein gänzlich anderes Thema). Doch weiter: Ist es ein berechtigter Anlass, die Innenstädte in Flammen zu legen, die Geschäfte zu plündern und die Existenzen von Kleinunternehmern zu vernichten?
Jedoch: Wenig bis nichts wird davon berichtet, zumindest nicht im Mainstream. Befragen Sie einen durchschnittlichen deutschen Staatsfunk-Zuschauer, und er wird ihnen sagen, dass es Unruhen in Amerika gibt, weil der Trump so rassistisch sei, während die Polizei es ihm gleichtue und weiße Polizisten aus rassistischen Gründen unbescholtene Schwarze wahllos von der Straße greifen und ermorden. – Wenn von NGOs angestachelte Marxisten die Städte eines Landes in Flammen setzen, und sich womöglich herausstellt, dass der Anlass ihrer Zornes ganz anders aussieht, als sie es darstellen, weit weniger klar und offensichtlich – sollte es mehr als nur in den metaphorischen Fußnoten verzeichnet werden?
Vernunftgemäßheit
All die von linken Mobs entfachte Gewalt, das Zerstören von Statuen, kleinen Geschäften und Nachbarschaften, die gelegten Brände, die geplünderten Geschäfte, die tiefe Spaltung der Gesellschaft, das Aufhetzen der Menschen gegeneinander – bis hin zum Ruf (wenn auch bislang nur von kleinen, radikalen Gruppen) nach Wiedereinführung der Segregation (diesmal im Namen des Kampfes gegen Rassismus, siehe change.org, spiked-online.com, 28.8.2020, foxnews.com, 22.7.2020), all dies könnte mit einer Lüge begonnen haben – mindestens mit einer Lüge durch Weglassen sehr relevanter Informationen. (Die marxistische Anti-Weißen-Bewegung »Black Lives Matter« operiert ja ohnehin mit der Tabuisierung sehr vieler Fakten, etwa des tatsächlichen Anteils tödlicher Gewalt zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe.)
Man fragt sich: Wenn der Ausgangspunkt der »Black Lives Matter«-Demonstrationen (Sie wissen schon, diese Demonstrationen, die magisch gegen das Virus immun sind) eine Lüge sein könnte – und sei es eine Lüge durch Weglassen sehr wichtiger Nebenaspekte – was noch basiert alles auf einer Lüge?
Medienkompetenz bedeutet heute, bei jeder Meldung, die auffällig zum Narrativ von Linken und/oder Regierung passt, so lange davon auszugehen, dass es eine Lüge ist/ sein könnte – bis die Fakten geprüft wurden und eindeutig belegt ist.
Wir sind am merkwürdigen Punkt westlicher (Medien-) Geschichte angelangt, dass es die vernunftgemäße Einstellung ist, bei allem, was wir hören, zur (auch: eigenen) Sicherheit davon auszugehen, dass es genauso gut eine direkte Lüge oder durch Weglassen sehr relevanter Aspekte eine Quasi-Lüge sein kann.
Die besondere Seemanskunst
Es wäre so menschlich wie verständlich, sich an diesem merkwürdigen Punkt der Geschichte danach zu sehnen, zum Einsiedler zu werden. Die Lüge ist so alt wie die Menschheit – wie soll man darüber denn nicht den Mut verlieren?
Es ist rational, davon auszugehen, dass wir täglich und in zentralen Dingen belogen werden – es tut aber der Seele alles andere als gut.
Wir können nicht Einsiedler werden, nicht solange wir Verantwortung tragen. Ich selbst schreibe ja vom Innenhof – und ich empfehle ihn auch weiterhin dringend! Doch auch der schmuckeste Innenhof entbindet uns nicht von der Verantwortung, von der Pflicht, von jenem, was Kant »das moralische Gesetz« in uns nannte. Wer aber Verantwortung in der Welt trägt und also unter den Menschen handeln will, der muss heute (neu und besser) lernen, in einem Meer von Lügen zu navigieren.
Wenn du den Sturmwinden nicht entgehen kannst, wenn du nicht fliehen kannst – oder willst – wirst du eben lernen müssen, im Sturm zu segeln. Zu spät wird uns heute bewusst, dass wir eben noch so nah an einem »bescheidenen Paradies« waren, wie man als ehrlicher Arbeitnehmer, Einzelkämpfer oder mittelständischer Unternehmer sein konnte – und nun werden wir schmerzhaft vertrieben, auch und weil zu viele Wähler sich – und damit uns alle – im Geiste doof und in der Konsequenz doof den Lügen von Politik und Propaganda auslieferten.
Dieser Spruch, den wir uns auf T-Shirts und Kapuzenpulli drucken – »Prüfe alles, glaube wenig, denke selbst« – er wird bei aller für Erfahrene stets verdächtigen Plakativität zunehmend zum »mobilen Geländer« zwischen uns und dem Abgrund der fatalen Leichtgläubigkeit des allzubraven Untertanen.
Nichts ist nur deshalb wahr, weil es jemand gesagt hat, der dafür bezahlt wird, es zu sagen – doch es ist auch nicht nur deshalb unwahr! Prüfe alles (und bedenke, dass es auch stimmen könnte).
Jene Journalisten und sonstigen Schwätzer, die ihre Untertanenhaftigkeit für Moral halten und ihre innere Leere für die einzig wahre (und also einzig erlaubte) Lehre, jene Gestalten sind zu geeigneter Jahreszeit ganz vorzüglich zur Raserei zu bringen, wenn und indem man sich selbst als »Selbstdenker« bezeichnet. Den Anspruch zu erheben, selbst zu denken – wenn sie könnten, würden sie uns dafür heute wieder auf die Scheiterhaufen schnallen und uns von den Antifa-Schergen bei lebendigem Leib verbrennen lassen.
Die Grunddisziplinen innerer Bildung, also die fürs Überleben in der Menschengesellschaft notwendigen Künste, sind seit den letzten paar tausend Jahren in etwa dieselben. »Wohl dem Menschen, der Weisheit erlangt, und dem Menschen, der Einsicht gewinnt!«, so heißt es in Sprüche 3:13, und es ist heute ja gewiss nicht weniger wahr als damals… – doch jede Zeit setzt eigene Akzente, welche Disziplinen besonders intensiv beansprucht werden. Heute braucht es, neben Seelenruhe und immer nützlicher Vorsicht, die besondere Seemannskunst, in einem Meer voller Lügen sein Schiff doch immer wieder in den sicheren Hafen zu bringen.
Widerstehe der Versuchung, Einsiedler zu werden – und wenn du es doch wirst, bedenke, dass auch Walden wieder zurückkam! Es gilt, unverändert: Prüfe alles, glaube wenig, denke selbst – und verliere nicht den Mut!