Wenn du dich in der Situation wiederfindest, aus 10 Metern Höhe im freien Fall gen Erde zu stürzen, macht es einen entscheidenden Unterschied, ob du freiwillig im Schwimmbad vom hohen Brett aus gesprungen bist – oder ob dich ein grimmiger Kerl aus dem Fenster warf.
Ähnlich wie mit dem Brett verhält es sich wohl mit dem Labyrinth, welches ich selbst, anders als das Zehnmeterbrett, nur als Metapher und auch als Sage kenne. Ich nehme also theoretisch an, dass es praktisch so ist: Es macht einen großen Unterschied, ob du dich zum Spaß in ein Labyrinth begibst – oder etwa die Maus bist, die unfreiwillig von bösen Forschern ins Labyrinth gesetzt wurde.
Hineingeschoben
Deutschland ist ja bereits vom Zehnmeterbrett der ökologischen Weltrettung gesprungen, und weder sind wir sicher, dass im Schwimmbecken auch Wasser ist, noch dass unser großer blutiger und absehbarer Bodenklatscher wirklich die Welt bewegen wird, es uns gleichzutun. (Die Regierung gibt ja de facto zu, dass sie weiß, dass es irrational ist, siehe Essay vom 10.4.2013.)
Der irrationale, suizidale Atomausstieg mag wie ein Sprung vom Zehnmeterbrett erscheinen – ins leere Becken. Eine andere Umweltmaßnahme wirkt dagegen wie die ersten Schritte in ein Labyrinth – und die Bürger verhandeln vom ersten Moment an, wie sie verhindern können, in dieses Labyrinth hineingeschoben zu werden.
Wenn es nach dem Willen der Habeck-Clique geht, müssen ab dem 1. Januar 2024 »neu installierte Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden« (focus.de, 12.4.2023). Sprich: Weil der Strom künstlich verknappt wird, werden die Bürger verpflichtet, mit Strom zu heizen – und dafür müssen sie »Wärmepumpen« kaufen. Ich schrieb schon zu Ostern darüber (»Nächstenhiebe zu Ostern«).
Schon jetzt ist absehbarer, dass es Probleme mit dem Strombedarf der neuen Geräte geben wird (siehe etwa @lupino_tuum, 14.4.2023). Wir fragen uns manchmal, rückblickend, »wie es dazu kommen konnte«. Mit »dazu« muss man ja nicht den Holocaust oder Stalinismus meinen. Man kann auch einfach »nur« fragen, wie es dazu kommen konnte, dass große Gruppen sich von ihren Herrschern üblen Schaden zufügen lassen. Wie kann es dazu kommen, so vom Psychologischen her, dass Nationen sich selbst absägen? An Deutschland dürfen wir es heute studieren.
Gelegentlich zum Spionieren
Wem der Gas- oder Ölofen kaputtgeht, der darf sich nur eine neue Wärmepumpe kaufen, so das geplante Gesetz.
Doch die Demokraten zeigen Gnade: Wer 80 Jahre alt oder älter ist, darf sich eine traditionelle Heizung neu zulegen.
Und wer soll das kontrollieren?
Ich habe mal die Legende gehört, dass das Wort »Spitzel« sich von Leuten ableitet, die auf die Spitze des Hauses steigen – sprich: Schornsteinfeger und ihre Helfer. Dem ist wohl nicht so. Dennoch ist das Image der Schornsteinfeger in Deutschland teils, äh, schwierig – nicht erst seit dieser Generation. Schornsteinfeger können sich bis zum heutigen Tag mithilfe der Polizei den Zugang zur Wohnung verschaffen, die sie inspizieren wollen – ohne Richter (nach § 1, Abs. 3 – Schornsteinfeger-Handwerksgesetz (SchfHwG)).
Bis heute betätigen sich Schornsteinfeger gelegentlich freiwillig als Petzen (wenn sie etwa einen Drogenfreund verpetzen, siehe rnd.de, 20.5.2020). Und Ökosozialisten verpflichten sie schon seit einiger Zeit gern zum Spionieren (bild.de, 22.10.2020).
Und nun sollen laut der Habeck-Clique die Schornsteinfeger auch überwachen, wer eine »Wärmepumpe« kaufen muss – und wer sich einen »guten alten« Heizofen kaufen darf. (Und nicht, dass Sie meinen, Sie seien ja Mieter, und Sie betrifft der Wahnsinn nicht: Es kann Ihnen via »Modernisierungsumlage« berechnet werden.)
Auch noch Alterspolizei
Es ist nicht leicht für die Schornsteinfeger. Die wollen ja nicht Spitzel für die Habeck-Clique spielen. Praktisch würde, laut aktuellem Referentenentwurf, das Gesetz bedeuten, dass der Schornsteinfeger das Alter von Hauseigentümern prüfen muss – und den 79-Jährigen, der eine Woche vor seinem 80. Geburtstag den »falschen« Heizofen kaufte, bei den Behörden anzeigen.
Durch das Recht, in Wohnungen einzudringen und Rechnungen teils für nichts zu stellen (»Fegen« von Gasheizungen), sind Schornsteinfeger ohnehin nicht bei jedem Hauseigentümer wohlgelitten. Und jetzt sollen sie auch noch Alterspolizei spielen.
Wir ahnen doch, dass die Schornsteinfeger-Alterspolizei nicht die letzte bürokratische kafkaeske Maßnahme im Rahmen der deutschen Ökowende sein wird.
Die Wärmepumpen sind eine eigene Abteilung im deutschen Öko-Labyrinth, und die Schornsteinfeger als Alterspolizei sind nur der Anfang. Wir wissen, dass da noch viel mehr Ausnahmeregelungen kommen werden – und Funktionäre, die über diese entscheiden.
Auf zur Gelassenheit
Was soll der Bürger machen, der gegen seinen Willen in ein Labyrinth geschubst wird? Die Möglichkeiten für Hausbesitzer scheinen zu sein: erstens verkaufen und/oder auswandern, zweitens verzweifeln – oder eben Gelassenheit üben.
Ich empfehle meine Geschichte »Lucy, ich und unser Eskimo-Baby« und bin ansonsten guter Dinge, dass sich bis 2024 einige Möglichkeiten bieten, durch passende Identifikation die Regelungen zu umgehen. Ich zumindest fühle mich wie ein 80-Jähriger, also muss es doch möglich sein, via Identifikation auch anerkannt zu bekommen, dass ich 80 bin und mir jede beliebige Heizung kaufen könnte.
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, so sagt man in Deutschland. Es melden sich bereits die ersten Ingenieure aus der Branche, die Habecks mysteriöse Wärmepumpen-Manie anzweifeln (berliner-zeitung.de, 14.4.2023). Vielleicht begibt sich Deutschland ja gar nicht erst allzu tief in dieses Labyrinth!
Im Übrigen aber empfehle ich, ob beim Sprung vom Zehnmeterbrett oder am Eingang zum Labyrinth, eine bewährte tschechische Redeweise: »Nějak bylo, nějak bude« – Irgendwie war es, und irgendwie wird es sein.