Mögest du in interessanten Zeiten leben – angeblich ist dieser Wunsch ein chinesischer Fluch. Wahrscheinlich ist er aber so chinesisch wie das Gemüsegericht »Chop Suey«, was wohl auch eine eher westliche Erfindung ist (siehe Wikipedia).
2021 wandelte ich diesen Spruch einmal ab, nämlich zu »Mögest du (nicht) in Sprichwörtern leben«.
Heute aber, zu Beginn des Novembers 2022, stelle ich fest, dass wir tatsächlich in interessanten Zeiten leben – und »interessant« meine ich hier so, wie es in der Rhetorik des Alltags tatsächlich oft verwendet wird.
»Das ist interessant«, das sagt man, wenn man sich nicht sicher ist – oder es nicht zu Protokoll geben will – ob man sich über Ereignis freut oder es eher kritisch sieht. »Interessant« bedeutet hier, dass etwas passiert ist, dass etwas anders und bemerkenswert ist.
Die Besten der Besten
Öffentlich zu zweifeln, ob alle politischen Entscheidungen bezüglich der Corona-Panik, das könnte einen Bürger bald seine Social-Media-Konten kosten. (Sitzen die CDU-Maskendeal-Profiteure eigentlich schon im Knast? Hahahaha – nein. Das war natürlich alles legal. Aber okay, die beiden Vorzeigedemokraten haben ja nur läppische 10 Millionen Euro kassiert, so juve.de, 12.7.2022.)
Die politische Persona der Ursula von der Leyen bewegt einige Weltbürger heute, die Rechtsstaatlichkeit und die Demokratie in Europa für Potemkinsche Dörfer zu halten. Diese Frau von der Leyen ist, so raunt es, »vor ihren Berliner Skandalen nach Brüssel geflohen« – und dort produziert sie weitere Skandale, nur mit mehr Nullen. (Mit »Nullen« meine ich natürlich die Kosten, keinesfalls ihre werten politischen Kollegen. Wir wissen ja, dass Parteien nur die Besten der Besten nach Brüssel schicken.)
Wussten Sie, dass es eine »Europäische Staatsanwaltschaft« gibt? Nun, jetzt wissen sie es auf jeden Fall. Deren Website ist eppo.europa.eu (archiviert), und dort heißt es aktuell über deren Auftrag: »Protecting European taxpayers’ money from criminals«, zu Deutsch: »Das Geld der europäischen Steuerzahler vor Kriminellen schützen«.
Diese Institution also, die unser »Geld vor Kriminellen schützen« will, hat jüngst bekannt gemacht, dass sie eine Untersuchung des Einkaufs von »COVID-19-Impfstoffen« in der EU durchführt.
Im Englischen:
The European Public Prosecutor’s Office (EPPO) confirms that it has an ongoing investigation into the acquisition of COVID-19 vaccines in the European Union.). (expo.europa.eu, 14.10.2022)
Die Chefin der EU-Staatsanwaltschaft heißt Laura Codruța Kövesi, und sie leitete von 2013 bis 2018 die Anti-Korruptions-Behörde Rumäniens, was in jenem Land wohl Mut erfordert (siehe Wikipedia).
Berliner Zeitung, Tichys Einblick und andere Nachrichtenseiten berichten nun, dass »Von der Leyen nervös« sei, weil die »unerschrockene Korruptionsexpertin Laura Kövesi« näher nachschauen will, was es mit den Covid-19-Deals der EU auf sich hatte. Also, Sie wissen schon, der Deal, die Frau von der Leyen mit dem Pfizer-Chef schloss, begleitet von SMS-Geplänkel, welches leider, leider gelöscht wurden (euractiv.de, 29.6.2022).
Zyniker scherzen, eine Anti-Korruptions-Kämpferin in der EU sei wie ein Vegetarismus-Beauftragter bei der Schlachter-Innung, aber warum nicht! Philip Morris macht sich ja auch seit Jahren fürs Nichtrauchen stark (pmi.com, 10.2.2022).
Obige Nachrichten-Berichte beziehen sich selbst auf einen Bericht von politico.eu, 19.10.2022. Auch dort wird darauf hingewiesen, dass die Ermittlungen sich gegen jeden der EU-Impfstoff-Verträge richten könnten.
Schillernd ist aber wohl, dass Frau von der Leyen wegen sehr ähnlicher Dinge aus Berlin »flüchten« durfte, wie jene, über die man bezüglich des EU-Impfstoff-Deals mit Pfizer raunt. Nicht nur die leider gelöschten Handy-Nachrichten wirken wie ein Déjà-vu.
Es wäre nach aller Erfahrung irrational, ernsthaft zu erwarten, dass Ursula von der Leyen in irgendeiner Form belangt würde, wenn sie es überhaupt sein sollte, gegen die sich Laura Kövesi zu ermitteln traut. Wenn für diese Frau – oder die Leute hinter ihr – die regulären Regeln gelten würden, müsste sie nicht nach ihren Berliner Skandalen längst von der politischen Bildfläche verschwunden sein?
Mein Bild von der EU hängt viel zu niedrig, als dass ich erwarten könnte, dass bei solchen Ermittlungen etwas herauskommt. Dass es aber überhaupt als Thema im Raum stehen darf, das finde ich tatsächlich interessant.
Ein Einschub
Erlauben Sie mir bitte einen thematischen Einschub: Ich erlebe in diesen Tagen immer wieder etwas, da grübele ich noch immer, wie ich darauf reagieren soll. Ich bitte Sie, mir zu glauben, dass ich die Belege für diese Nachricht vor mir liegen habe, diese Details aus (hoffentlich) nachvollziehbaren Gründen nicht verlinken oder ausführen will. Ich teile es Ihnen mit, weil ich damit ringe.
Eine prominente US-Person ist verstorben, viele Jahrzehnte vorm Alter gewöhnlicher Lebenserwartung, oder wie man so sagt: »plötzlich und unerwartet«.
Kein Unfall, keine ernsthaften Erkrankungen, keine Anzeichen oder Beschwerden – »plötzlich und unerwartet« eben.
In ihrem öffentlichen Auftreten fiel diese Person aber damit auf, sich zu mRNA-Injektion (»Covid-Impfung«) und Boostern zu bekennen. Ungeimpften Impfgegnern aber wünschte diese Person öffentlich den Covid-Tod.
Und während dies ein besonders herber Fall ist, ließe sich eine kontinuierlich länger werdende Liste sehr ähnlicher Fälle erstellen.
»De mortuis nil nisi bonum«, so mahnen die Lateiner: Über die Toten sollen wir nichts als Gutes sagen. Soll man ihnen aber auch dann »nur Gutes« über sie sagen, wenn sie anderen Menschen den Tod wünschten?
Diese Personen waren oft genug »Influencer«, das heißt im Wortsinn, dass sie andere Menschen beeinflussten. Ach ja, ich will mich an die alte Regel halten, allein der Halb- und Vollwaisen wegen, welche solche Leute schon mal hinterlassen.
Ich bin mir noch immer nicht sicher, was die »richtige« Reaktion als Publizist auf diese Fälle sein soll. Es ist ja ein Teil unserer aktuellen Geschichte – doch es sind auch Menschen, unabhängig davon, wie sehr sie sich zuvor moralisch verliefen. Darf und will man jemanden publizistisch angehen, der sein Verhalten weder bereuen noch ändern kann?
Es sind interessante Zeiten – und manchmal sind sie mir fast schon zu »interessant« – doch Genug des Einschubs.
Dazwischensein
Ich weiß nicht genau, wieso es mich damals so bewegt hat, doch ich erinnere mich bis heute daran, wie ich als Kind von einem Lehrer darauf hingewiesen wurde, dass »Interesse« doch aus dem Lateinischen stammt.
Wir lernten ja noch Latein, und so konnte ich mir selbst ableiten, was es wörtlich bedeutet: Dazwischensein.
»Interest«, das bedeutet im Englischen auch »Zins« – also der Unterschied zwischen dem Geliehenen und dem Geschuldeten. Dinge sind »interessant«, wenn sich zwischen Wissen und Faktenlage eine relevante Lücke aufzutun scheint, ein möglichst zu behebender Unterschied.
Dies sind interessante Zeiten – »Dazwischenzeiten«.
Wir ahnen ja schon länger, dass es Lücken gibt zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was der Fall ist.
Und manchmal tue ich es mir selbst schwer, Dinge auszusprechen, selbst wenn sie womöglich interessant wären. Was passierte bei den Impfstoff-Deals wirklich? Wie »unerwartet« sind die »plötzlichen« Todesfälle wirklich?
»Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird«, so heißt es in der Bibel (Epheser 5:13).
Fluch oder Segen?
»Mögest du in interessanten Zeiten leben« – ist es nun ein Fluch oder doch ein Segen?
Nun, wenn »interessant« aufs »Dazwischensein« hindeutet, dann bedeutet es, dass wir uns zwischen zwei Zuständen befinden.
»Das ist ja interessant«, so sagt man, wenn man sich nicht sicher ist, wie es werden wird.
Ja, dies sind interessante Zeiten. Ich aber sehe Zeichen dafür, dass einige Aspekte der Welt besser werden könnten – zumindest darin, dass sie aufgedeckt werden, dass sie ans Licht kommen.
Manches, was ans Licht kommen wird, wird sehr unschön sein. Anderes wird sich womöglich als Irrtum erweisen, vielleicht sogar als unberechtigte Befürchtung.
Nur eines steht fest: Es wird interessant.