Dushan-Wegner

23.03.2021

Mögest du (nicht) in Sprichwörtern leben

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Foto von Sonia Cervantes
»Ostern alles zumachen, Ramadan wieder öffnen, und Weihnachten dann wieder zumachen«, so sagten wir voraus – für 2020! Räusper: Könnte es sein, dass da ein Muster erkennbar wird?
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Ich leitete den Text »Kann Merkel-Deutschland sich ›Demokratie‹ nennen?« (6.2.2020), mit der Verhandlung jener den Chinesen zugeschriebenen Redensart ein: »Mögest du in interessanten Zeiten leben!« – Und ich erwähnte, dass es ein Fluch ist: »Interessante« Zeiten sind unordentliche Zeiten, doch Glück braucht Ordnung.

Wir könnten es wagen, jenen durchaus charmanten Fluch auf diese Weise neu zu formulieren: »Mögest du in metaphorischen Zeiten leben!«

Nun, ähnlich wie im Zoo der Affe und der Mensch sich an Gitter oder Glasscheibe gegenüberstehend für einen Augenblick unsicher sein könnten, wer da eigentlich wen beobachtet, so sagen und zitieren wir heute manche Redeweise und Metapher, als ob sie sich auf andere Zeiten und Welten beziehen müsste – und dann stellen wir fest, dass diese Metapher unsere Lage, unsere Zeit und unseren heute kollektiv gelebten Irrsinn beschreibt – und mit dem Stichwort »Irrsinn« sind wir schon bei den Nachrichten des Tages.

Vollendung der Annexion

Ich habe dereinst über die Absicht und Pläne des Merkelregimes geunkt: »Ostern alles zumachen, Ramadan wieder öffnen, und Weihnachten dann wieder zumachen«.

Ich lag richtig – und ich lag »richtiger«, als mir damals auch nur denkbar erschien. Ich hatte die Vorhersage im Essay vom 13.4.2020 für 2020 getroffen (schon im März hatte ich es ja geahnt), und sie traf zu – und nun ist es 2021, und sie trifft womöglich wieder zu!

»Harter Oster-Lockdown!«, schreibt aktuell bild.de, 23.3.2021: »Keine Gottesdienste« – zynischerweise redet das täglich spätsozialisticher wirkende Regime der Jungkommunistin von »Ruhetagen«.

Bis wann sollen die Maßnahmen denn vorläufig andauern? Inklusive Lockdown bis zum 18. April. Der Ramadan 2021 beginnt zwar am 13 April, was eine Überlappung in den ersten Tagen darstellt, doch spätestens zum Zuckerfest im Mai mit seinen ausgedehnten Feiern wird es weit »lockerer« zugehen – wetten?

Im Essay vom 26.12.2019 (Titel: »Das Christentum ist bedroht – warum das auch für Atheisten relevant ist«) wies ich darauf hin, dass Ostern das höchste Fest des Christentums ist.

Es wirkt wie die Vollendung der Annexion der Bundesrepublik durch die DDR, dass die DDR-Funktionärin Merkel ihren Angriff aufs Osterfest und den ach-so-bösen Kapitalismus im Namen des Virus aus dem sozialistischen Bruderstaat vorantreibt.

Jedoch, es gilt auch weiterhin Hanlons Rasiermesser (siehe Wikipedia): »Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist!«

Mit doppelter Anstrengung

Ja, selbst wenn Verschwörungstheorien im Kontext der Virusmaßnahmen stellenweise mehr Sinn zu ergeben scheinen als die »offizielle Wahrheit«, so bleibt das deutsche Versagen doch eigentlich durch gigantische Inkompetenz der Merkelbande (bei singulärer Machtbegabung) vollständig erklärbar.

Wenn wir jenen Fluch von den interessanten und metaphorischen Zeiten ein drittes Mal neu formulieren wollten, könnten wir es auch so sagen: »Mögest du in Zeiten leben, wie die Redensarten sie beschreiben!«

Ein weiteres bekanntes geflügeltes Wort scheint unsere Lage recht präzise (und ohne Verschwörungstheorie) zu skizzieren, und paraphrasiert geht es so: Als sie das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten sie eben den Lockdown.

Zwischen Zuständen

Und wo gerade so schön die geflügelten Wörter flattern, hier ein weiteres: »Niemand ist Unnütz, er kann noch immer als abschreckendes Beispiel dienen!«

Man will ergänzen: »… und wenn nicht als schlechtes Beispiel, weil der Fehler doch so offensichtlich ist, dann dient zumindest als Belustigung.« (Ja, man lacht weltweit über Deutschland, siehe beispielhaft 9gag.com.)

Im Text »Nicht mit einem Knall, sondern mit Gewimmer« vom 17.6.2019 beschrieb ich unsere Zeit als »Dazwischenzeit« – und auch dies bewahrheitet sich auf eine Weise, die ich damals nicht vorhersah: Nein, es ist nicht lustig, was heute passiert – doch können Sie es wirklich ernst nehmen? Es ist dazwischen, es ist monsterhaft.

Man kann und will nicht über die Maßnahmen lachen – es sterben ja bereits Menschen daran, und Tausende verlieren ihre Arbeit – doch kann man sie ernst nehmen? Beides geht nicht so recht. Es ist fürwahr eine monsterhafte Dazwischenzeit.

Notwendige Stallarbeiten

Eine letzte Redewendung sei mir noch zu streifen gestattet: Niemand wird bestreiten, dass der Berliner Augiasstall dringend ausgemistet gehört.

Die Anwendung dieser geschichtsbewussten Metapher jedoch stellt die Frage danach, wer es denn sein sollte, der den Herakles gibt. Es gilt zugleich, was Brecht 1939 schrieb und ich 2017 zitierte: »Unglücklich das Land, das Helden nötig hat«. Der sagenbewusste Leser weiß ja, dass die von Herakles durch Umleitung der Flüsse Alpheios und Peneios gereinigten Augiasställe daran litten, dass sich in ihnen über Jahre hinweg der Dreck von tausenden Rindern angesammelt hatte.

Ich verfolge interessiert die zarten politischen Ansätze, die diktaturartige Unbegrenztheit deutscher Kanzleramtszeiten in Zukunft zu kappen. Würde das helfen und käme es rechtzeitig, diesen Stall auszumisten, bevor er ganz im Rinderdreck erstickt und nur noch mythische Helden helfen können? Wo ist er denn, wo kann er sein, der Herakles, der diesen Rinderstall ausmisten will?

Weiterschreiben, Wegner!

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