Dushan-Wegner

26.08.2022

Facebook, FBI und du

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Foto von David Clode
Zuckerberg sagt, dass man 2020 einen für Biden ungünstigen Link zensierte – nach einer »Warnung« des FBI. Uups, eine weitere »Verschwörungstheorie« wird bestätigt. Es ist heute rationaler, im Zweifel davon auszugehen, dass die »Schwurbler« richtig liegen.
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Mark Zuckerberg, der Gründer und Chef von Facebook, hat es öffentlich gesagt: Das amerikanische FBI hat in die letzten US-Wahlen eingegriffen, und zwar (mindestens) via »Warnungen« an Facebook, im Effekt zugunsten von Joe Biden und gegen Donald J. Trump.

Im Essay vom 10.11.2020 schrieb ich: »Vor der ›Wahl‹ herrschte in den USA ein Medien-Blackout über alles, was Hunter Biden anging (später, nach der vollbrachten Tat, würde etwa der Twitter-Chef solche Zensur lapidar als ›Fehler‹ bezeichnen und also seine eigene Schuld ›abhaken‹, siehe nypost.com, 17.11.2020).«

In einem neuen Interview mit Joe Rogan (relevanter Ausschnitt auf YouTube) beschrieb nun Zuckerberg in schockierender Nonchalance, wie auch Facebook diese für Biden schädliche Information zensierte.

Das FBI selbst war bei Facebook vorstellig geworden, sagt Zuckerberg, und hatte angekündigt, dass in der nächsten Zeit ein großer »Haufen« (»dump«) an »russischer Propaganda« auftauchen würde. Facebook sollte »on high alert« und wachsam sein.

Kurz darauf – zwei Wochen vor der Wahl 2020 – publizierte nypost.com, 14.10.2020 einen Artikel über Hunter Bidens Laptop, und er passte exakt in die »Warnung« des FBI.

(Nebenbei: Wie kindisch und parteiisch gerade die englischsprachige Wikipedia bei politischen Themen ist, wird hier wieder extra deutlich. Stand 26.8.2022 weigert man sich, in einem langen Artikel über den Laptop-Skandal (wo im Titel der Skandal zur »Controversy« heruntergespielt wird), die originale NYPost-Meldung, die alles ins Rollen brachte, zu verlinken. Dafür führt man lange Debatten dazu und löscht den Link immer wieder. Es erinnert mich etwas an die Abweichler-Tribunale im deutschen Staatsfunk. Da lädt man fünf Leute ein, um darüber zu sprechen, wie böse Opposition und Andersdenkende sind. Nur von den Andersdenkenden soll möglichst keiner dabei sein, er könnte sich ja wirksam wehren. Und wenn er doch dabei ist, wird er von allen Parteien samt Moderator unterbrochen und fertiggemacht.)

Signifikant weniger

Twitter machte es schlicht technisch unmöglich, den Artikel über den Laptop des Biden-Sohnes zu teilen.

Facebook dagegen reagierte etwas subtiler auf die »Warnung« des FBI. Man reduzierte die Wahrscheinlichkeit signifikant, dass der Artikel im Newsfeed der Leser auftaucht. Auf gewisse Weise ist solche sanfte Zensur perfider als harte und also sichtbare Verbote.

Der Artikel selbst enthielt Enthüllungen vom Laptop, was der offenbar vom Drogenkonsum verwirrte Joe-Biden-Sohn bei einer PC-Reparatur-Werkstatt vergessen hatte.

Das Laptop aber enthielt nicht nur sehr anzügliche Fotos zu Hunter Biden, wohl mit Drogen und Prostituierten, sondern auch Dokumente zu den Geschäften der Biden-Familie, etwa zu den Deals in der Ukraine.

Laut Zuckerberg hat das FBI also 2020 explizit vor einer großen Menge »russischer Propaganda« gewarnt, und man widersprach nicht, als Facebook dies auf die Meldungen vom Hunter-Biden-Laptop bezog.

Weiterhin legitim

Es fällt auf, dass Zuckerberg extra ausdrücklich versichert, dass er das FBI weiterhin für eine »legitime Institution« hält. Damit wird ja die Legitimität zur Debatte gestellt. Und dass Publikationen wie »Business Insider« ausgerechnet genau damit aufmachen, wirkt geradezu skurril; siehe businessinsider.com, 25.8.2022.

Obwohl das Zuckerberg-Interview in die Zeit der Nachrichten um die fragwürdige FBI-Razzia des Trump-Sitzes Mar-a-Lago fällt, wird dies nicht thematisiert. Zuckerberg gibt nicht den Zeitkommentator – er ist Chef von Facebook und spricht als solcher. Und natürlich wird er Absichten haben. Spätestens wenn Dienste wie Telegram ihm den Markt abgraben, indem sie schlicht mehr freie Rede erlauben (können), greift mögliche Wahl-Manipulation durch das FBI in seine Geschäftsinteressen ein.

Die Meldungen werden aber aktuell mehr, die uns ahnen lassen, die uns fragen lassen, was genau die Rolle des FBI bei Wahlen ist. Wer wäre ohne die Einmischungen des FBI im Jahr 2020 tatsächlich zum Sieger der »Wahl« erklärt worden?

(Vergessen wir nicht die Geschichte mit dem »Steele-Dossier«, und der auch von willigen deutschen Journalisten kolportierten Behauptung, dass Trump sich mit Putin verschworen habe. Fakt bleibt: Erst nach der Einsetzung des greisen Kopfes der Biden-Bande als US-Präsident fühlte sich Putin stark genug, in die Ukraine einzumarschieren.)

Aktuell haben sich dazu die ersten Whistleblower gemeldet, die behaupten, dass es wohl im FBI die explizite Anweisung an Angestellte gab, das »Laptop aus der Hölle« (erstmal) nicht näher anzuschauen (siehe foxnews.com, 25.8.2022). Sprich: Das FBI schien die Biden-Skandale für die Zeit nach der »Wahl« am 3.11.2020 aufschieben zu wollen.

Verrückter Mut

Auch wenn man kein Amerikaner ist, und auch wenn man als Einzelner eh wenig »dran ändern« kann, sind die neuen Meldungen zum FBI und der vergangenen US-Wahl durchaus relevant.

Ja, ich weiß, dass es fast täglich passiert, dass eine angebliche »Verschwörungstheorie« sich plötzlich bewahrheitet. Es ist heute die offizielle Wahrheit, nicht die »Verschwörungstheorie«, die verrückt und unlogisch klingt.

»Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen«, so ruft uns die Aufklärung zu.

Jedoch, wenn man es in die denkende Tat umsetzt, stellt man schnell fest, dass es wirklich Mut braucht, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. »Mut« bedeutet, trotz Angst gemäß seines Gewissens zu handeln – oder eben zu denken.

Was gemeinhin »Verschwörungstheorie« genannt wird, ist zu oft schlicht das Resultat des logischen Schlusses vom Augenschein auf die plausibelste Erklärung.

Es braucht Mut, den nackten Kaiser eben nackt zu nennen, wenn das TV und der Nachbar wieder extra laut des Kaisers neue Kleider preisen.

Ich wünsche mir, viel öfter viel falscher zu liegen. Es ist aber nicht nur bedrückend, wieder einmal richtig gelegen zu haben, wie etwa beim Verdacht, dass die amerikanische »Wahl« von 2020 ein klein wenig manipuliert war.

Zu überragender Leistung

Sie und ich haben wenig Einfluss darauf, ob die USA wieder auf den Pfad glaubwürdiger Demokratie zurückfinden – und als solche wieder an kultureller Kraft gewinnt.

Jedoch: China soll derzeit ja wirtschaftlich etwas schwächeln, Russland ist Russland, und die EU inspiriert auch niemanden zu überragender Leistung. Insofern könnten die USA tatsächlich wieder einmal etwas Glück gehabt haben.

Vielleicht räumt die Geschichte den USA und damit der Demokratie selbst etwas Zeit ein, gewisse Fehlentwicklungen zu korrigieren. – Vielleicht.

Wer in den letzten Jahren den Mut hatte, sein Verstand zu gebrauchen, der kam zu oft zu Schlüssen, für die er als »Verschwörungstheoretiker«, »Schwurbler«, »Rechter« et cetera etikettiert wurde.

Öfter richtig

Was Zuckerberg zugibt, ist aber für Sie und mich tatsächlich ein Mutmacher, ganz im Sinne von Aufklärung und Immanuel Kant!

Habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen, egal wie sie dich dafür nennen. Mit jeder deiner »Verschwörungstheorien«, die sich bewahrheitet, gewinnen auch deine übrigen Überlegungen und Vermutungen an Kraft.

Wenn ein Mensch mit seinen Ahnungen und Vorhersagen wieder und wieder richtig liegt, dann glaubst du ihm doch, oder? Nun denn, glaube dir selbst! Deine Ahnungen lagen zuletzt öfter richtig als deren Behauptungen.

Vertraue deine Augen und gebrauche deinen Verstand. Habe dazu ein wenig Geduld, und du wirst erleben, wie die Welt dir recht gibt.

Handle vorsichtig, doch denke mutig!

Weiterschreiben, Wegner!

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