Herr Habeck hat im Bundestag die Wahrheit gesagt. Ich bin wahrlich nicht sicher, ob er es absichtlich tat (außer auf subversive Weise, als ironischer Betrachter seiner eigenen Person), doch er tat es, und es ist so simpel wie schockierend zugleich.
Auf bundestag.de findet sich der neueste Topf mit Habeck-Sülze, als Video, 13 klebrige Minuten lang.
Es geht um einen bloßen Entschließungsantrag der CDU, nämlich die Regierung zu bitten, doch endlich etwas Ordnung in die Migrationspolitik zu bringen. Das Thema selbst wurde an anderer Stelle ausgiebig behandelt, auch von mir (unter anderem im Essay vom 26.1.2025 … und in vielen anderen). Dass es aber nun im Bundestag nach 10 Jahren Realitätsleugnung zu ersten zaghaften Schritten in Richtung gesunder Menschenverstand kommt, ist den anstehenden vorgezogenen Bundestagswahlen geschuldet sowie den Umfragewerten der AfD. (Wie wenig die Toten selbst die Mainstream-Politik kümmern, war aufs Zynischste wieder letztes Wochenende bei den Propaganda-Aufmärschen zu besichtigen.)
Und Herr Habeck sagte tatsächlich Bemerkenswertes zur, äh … Sache.
Angebliche Geschichtsschwere
In der TV-Serie »Game of Thrones« hieß es: »Ein Mann, der sagen muss, ›Ich bin der König‹, ist kein wahrer König«. Und bei der Habeckbetrachtung fiel mir jene Weis- und Wahrheit neu ein.
Es läge womöglich nahe, dass es mir in einer umgekehrten Form einfiele, also: »Ein König, der sagen muss, dass er der König ist, ist nicht der wahre König – und ein Politiker, der die Bürger von der Polizei besuchen lässt, um deutlich zu machen, dass er kein Schwachkopf ist, der …«
Doch nein, nicht die logische Umkehrung des Spruchs vom König und die Anwendung auf die Frage, ob Herr Habeck nicht nur Kinderbuchautor, sondern auch ein Schwachkopf ist, war es, an die ich zuerst dachte. Es war das Geschwurbel von der angeblichen Geschichtsschwere ebendieses Moments.
Das Habeck-Geschwurbel schillert fettig, überzogen mit der fürs heutige Berlin typischen Rhetorik von Schreibern, die selbst nicht viel lesen – also nicht wirklich ein Gefühl für Sprache entwickelten.
»Politische Schicksalstage erkennt man meist im Nachhinein«, so beginnt diese Sonate habeckscher Sülze, und erst »im Rückblick der Geschichte« erkenne man die wahre historische Bedeutung. Doch: »Das gilt nicht für diese Debatte. Das gilt nicht für diese Woche. Das gilt nicht für diese Tage.«
In diesem Möchtegern-Stil geht es weiter. Phrasen und Floskeln, gefühlig und grün. Was die Berliner Irgendwas-mit-Medien-Hilfskräfte eben sagen, wenn sie ihrem Publikum signalisieren wollen, dass das Gesagte wichtig, ja historisch ist!
Eine Phrase aber verdient es tatsächlich, hier zitiert und betont zu werden. Sie ist recht früh zu hören, etwa ab 2:45 im Video auf bundestag.de.
Berechtigte Sorge
Kontext: Die CDU-CSU-Fraktion hat einen Antrag eingebracht, der ausschließlich symbolischen Charakter hat, aber das gleich doppelt.
Es handelt sich um eine unverbindliche Aufforderung an die Regierung, doch bitte endlich etwas für die Migrationspolitik zu tun. Der Antrag kann (und wird später auch) nur mit den Stimmen der AfD eine Mehrheit erlangen, und das bereitet den antideutschen Parteien SPD und Grüne berechtigte parteistrategische Sorge.
Inmitten seines sonstigen Geschwurbels dazu sagt Habeck an jener frühen Stelle seines Sülzestroms dies:
Ich will nicht zu Verschwörungstheorien neigen und übergreifen (?), aber dieses Argument, das ich in verschiedenen Formulierungen in den letzten Tagen und Wochen immer wieder gehört habe, auch aus den Reihen der CDU, dass jetzt Mehrheit wird, was die Mehrheit im Volk ist, das schließt die AfD mit ein, sehr geehrte Damen und Herren. Das schließt die AfD mit ein, und ich will – ich will das alles nicht wirklich glauben. (Robert Habeck, 29.1.2025 im Bundestag, mein Transkript vom Video)
Fazit: Lass einen Habeck nur lange genug schwurbeln, und er wird dir versehentlich die Wahrheit sagen!
Nur mit dieser Definition
Die erste erstaunliche Eigenschaft dieser Passage ist, dass der Begriff »Verschwörungstheorie« im absolut korrekten modernen Sinn verwendet wird!
Eine »Verschwörungstheorie« ist eine für die Regierung unangenehme Wahrheit, die diese (noch) nicht öffentlich aussprechen oder auch nur hören will. Eine solche Definition mag essayistisch und überspitzt klingen, doch schaut euch diese Habeck-Passage an: Es ist die einzige Definition, nach welcher das Wort in diesem Abschnitt irgendeinen Sinn ergibt!
Habeck spricht also eine für ihn unangenehme Wahrheit aus, eine »Verschwörungstheorie«. Doch worin besteht diese?
Dass das Zusammengehen von CDU und AfD zur Mehrheit dem Wählerwillen entspricht!
Dies und nichts anderes ist die für Berlin derzeit unangenehmste große Wahrheit. Warum auch immer Herr Habeck, der kein Schwachkopf ist, diese »Verschwörungstheorie« so eindeutig ausformuliert und wiederholt betont – er tut es.
Wenn Demokratiefeinde und Deutschlandhasser aufmarschieren, blöken diese tollwütigen Schafe regelmäßig im Chor »Wir sind mehr!« – Zumindest die mangelnde Faktizität dieses Schlachtrufs der linken Antideutschen erhielt nun auch durch Dr. Klugkopf ihre Bestätigung.
Habeck gibt de facto zu Protokoll, dass der Mehrheitswille des Volkes die Zusammenarbeit von CDU und AfD ist. Was er ab da sagt, ist eigentlich so egal wie immer, denn diese Wahrheit ist das eigentliche Thema für diese Debatte, für diese Woche, für diese Tage.
Doch dann fängt er sich wieder, wie ein Trampolinspringer beim Rückwärtssalto, und er wird wieder ganz zum Grünen und zu Habeck.
Der Philosoph erklärt als persönliche Schlussfolgerung aus der unangenehmen Wahrheit: »Ich will das alles nicht wirklich glauben.«
Respekt!
Begleitet von der für Linke typischen Verharmlosung des Dritten Reichs wurde später tatsächlich jener folgenlose, aber symbolstarke Entschließungsantrag angenommen (bild.de, 30.01.2025).
Ich hätte nicht erwartet, dass die AfD zustimmt, hatten sich doch undemokratische Kräfte in der CDU so weit durchgesetzt, eine Passage mit hölzerner Anti-AfD-Hetze in den Antrag einzuschleusen.
Die AfD beschloss, zum Wohl von Land und Demokratie dennoch zuzustimmen. Und so verschaffte sie dem Antrag die erste AfD-gestützte Mehrheit im Bundestag – wow, meinen Respekt dafür.
Wahrer Wille
Die undemokratische »Brandmauer« ist damit noch nicht eingestürzt, es ist höchstens ein kleiner Riss – aber immerhin das. Ähnlich wie es einst Gorbatschow von Reagan zugerufen wurde, so sollen alle Demokraten in Deutschland auch weiter rufen: »Mr. Merz, tear down this Brandmauer!«
Dem Herrn Habeck aber rufen wir lieber nichts zu, denn Hausdurchsuchungen sind immer so anstrengend.
Herrn Habeck sollten wir nur höflich danken, dass er mal die Wahrheit gesagt hat. Die Wahrheit darüber, was die wahre Mehrheit und der wahre Wille des Volkes in Deutschland ist. Die, denen Deutschland am Herzen liegt und die das Gehirn noch nicht ganz bei ARD & ZDF zur Betreuung abgegeben haben, dürfen in jenem Moment vorsichtig konstatieren: Wir sind mehr.
Danke auch, Herr Habeck, dass Sie uns und der Welt gezeigt haben, wie Grüne reagieren und was sie sagen, wenn die offensichtliche Wahrheit wieder einmal all ihren Lebenslügen widerspricht: »Ich will das alles nicht wirklich glauben.«