Dushan-Wegner

24.10.2022

Islamisten, Klimaspinner … wir

von Dushan Wegner, Lesezeit 8 Minuten, Foto von Tim Marshall
Der Westen ist heute unentwegt mit Leuten beschäftigt, die das hassen und attackieren, was uns ausmacht – unsere Kultur, unsere Freiheit, unseren Alltag – aber doch unbedingt in ebendiesem Westen leben wollen. Irgendwas stimmt da nicht. Aber was?
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Die Attentäter von 9/11, also der Hamburger Student Mohammed Atta und seine Crew, hatten ihr Leben vor dem Anschlag bekanntlich nicht nur in Taliban-Extremistencamps verbracht. Diese Leute hatten im Westen gelebt, hatten »unser« Leben erlebt, und sie spürten in sich tiefe Zerrissenheit zwischen der eigenen Freude an westlicher Freude und dem religiösen Gefängnis, mit dem sie sich doch identifizierten. Aus dieser Zerrissenheit wurde Hass, und den Rest kennen wir (und nicht einmal Verschwörungstheorien widersprechen diesen psychologischen Aspekten).

Seit Jahrzehnten lebt der Autor Salman Rushdie mit der Todesdrohung iranischer Mullahs und ihrer Schergen. Und am 2. August 2022 ist es einem Islamisten nun doch gelungen, zum Autor vorzubringen und ihn mit dem Messer anzugreifen. Nun steht fest, dass Rushdie zwar überlebt, aber auf einem Auge blind ist und eine Hand nicht mehr benutzen kann (spiegel.de, 23.10.2022).

Der Rushdie-Attentäter heißt John Matthew Miller und ist evangelikal-christlicher Trump-Anhänger … nee, Moment, da habe ich doch glatt meine Notizen durcheinander gebracht! Gut, dass mir das noch auffiel. Richtig ist: Der Attentäter heißt Hadi Matar, ist 24 Jahre alt und Sohn von Einwanderern aus dem südlichen Libanon (apnews.com, 14.8.2022), wo die Hisbollah besonders stark ist (auch dank ihrer Geschäfte und Sympathisanten in Deutschland; siehe morgenpost.de, 5.6.2021).

Es steht nicht zu vermuten, dass Herr Matar ein regelmäßiger Romanleser war, der sich quer durch die Weltliteratur las, unversehens auf die Poesie des Herrn Rushdie stieß, die Verse aber nicht seinem Geschmack entsprachen, woraufhin er zum Messer als erweiterter Kunstkritik stieß.

Nach eigenen Angaben hat Herr Matar nur »wenige Zeilen« aus den Satanischen Versen gelesen (marca.com, 19.8.2022). Er mochte, sagte er, Herrn Rushdie nicht, weil er den Islam angegriffen habe. Bedauert Matar seine Tat? Nun, es kommt drauf an, ob man es als »Bedauern« bewertet, wenn Herr Matar seine Verwunderung darüber äußert, dass Rushdie die ca. 15 Messerstiche überlebte (newyorkpost.com, 17.8.2022).

Wie die Attentäter von 9/11 ist auch Hadi Matar mit der westlichen Kultur samt der vielgerühmten »Freiheit« vertraut – und er kommt nicht mit ihr klar. Herr Rushdie hatte Herrn Matar nicht persönlich beleidigt – ja, die Satanischen Verse erschienen ein Jahrzehnt vor Matars Geburt!

Es steht sehr wohl zu vermuten, dass was Herrn Matar wirklich innerlich zerriss, die blanke Möglichkeit war, dass jemand die Welt anders sieht als er.

Kann gesagt werden

Ja, die freie Rede steht im Westen unter Attacke. Fragwürdige Politiker wie »Zensursula« von der Leyen und Konzerne wie Twitter oder Google wollen reglementieren, was sogar im Privaten gesagt werden kann. Und doch kann hier noch immer viel und frei gesagt werden (wie etwa, dass ich die aktuelle EU-Präsidentin eben »Zensursula« nenne – in China würde ich mich Vergleichbares nicht trauen). Und wenn ich sorgfältig zwischen Person und Ideologie unterscheide, kann ich sogar den Islam kritisieren – zumindest so weit es die staatliche Gewalt angeht.

Was Herrn Matar und seine Geistesverwandten stört, ist nicht, dass er persönlich und direkt beleidigt worden wäre, sondern dass es überhaupt gesagt werden kann.

Dass es gesagt werden kann, es beschädigt sein Weltbild. Da ein inkohärentes Weltbild zu korrigieren innere Arbeit voraussetzt, und diese für den Ungeübten die schmerzhafteste Arbeit ist, will er lieber den und das zerstören, der und das die Inkohärenz seiner Gedanken aufzeigt.

Der Attentäter, der den Westen angreift, greift die Freiheit selbst an. Wäre George W. Bush nicht Amerikaner und Globalisten-Darling, würden er und seine Leute vermutlich auch vom Mainstream vermutlich als »Kriegsverbrecher« etikettiert werden. (Stellen Sie sich einmal vor, was los wäre, wenn Donald J. Trump mit fadenscheinigen Fake-Beweisen einen jahrzehntelangen, viele Milliarden Dollar teuren Krieg begonnen hätte. Trump wird fertiggemacht wegen ein paar Dokumenten, Bush jun. ist wieder Freund der Konzernmedien.)

Und doch bleibt es wahr, wenn G.W.B. über Islamisten sagte: »They hate our freedom« – »sie hassen unsere Freiheit«.

Kartoffelbrei auf den Westen

Der Freitag gilt im Islam als »yaum al-­jumʿa«, was Tag der Versammlung bedeutet. Am Freitag versammeln sich Muslime in der Moschee zum Freitagsgebet, aber auch um über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Islam zu reden. Die Zukunft ist in diesem Sinne grün, denn Grün gilt als die Farbe des Islam (islaminstitut.de).

Bei den Stichworten »Religion«, »Grün«, »Freitag« und »Zukunft« denken wir aber natürlich auch an »Fridays for Future«. Der Vergleich von »Klima-Aktivsten« wie »Fridays for Future« mit dem Islam ist aber natürlich schräg: Kein mir persönlich bekannter Muslim ist auch nur annähernd so ideologisch abgedreht wie so mancher Klima-Aktivist. (Auch fällt die Israelkritik unter den mir bekannten Muslimen meist erheblich durchdachter aus, als was man so etwa von »Fridays for Future« hört; siehe tagesspiegel.de, 15.4.2021.)

Radikale, im Westen aufgewachsene Islamisten und einige radikale westliche Klimaspinner teilen aber einige psychologische Eigenschaften gemeinsam, die derart dominant auffallen, dass die jeweilige Ideologie mehr wie Ausrede als die tatsächliche Motivation wirkt.

Beide, Islamisten wie radikale Klimaspinner, sind zerrissen zwischen der Freude an westlicher Lebensweise, und ihrem eigenen Unbehagen darüber, dass ebendiese Kultur sich ihrem Wunsch nach einer einzig erlaubten Weltdeutung widersetzt.

Apokalyptische Namen

Wenn Klima-Aktivisten tatsächlich zuerst an innerer Zerrissenheit leiden, ähnlich wie radikale Islamisten, dann müssten wir ja erleben, dass diese Leute die Infrastruktur, aber auch die Kultur des Westens angreifen, oder?

Nun, genau das erleben wir.

Seit Jahren sind besonders im »toleranten« Frankreich zerstörerische Attacken auf christliche Kirchen ein Teil des »Neuen Normal« (siehe Essay vom 16.4.2019). Radikale Klima-Aktivisten mit apokalyptischen Namen wie »Letzte Generation« führen diesen Kampf gegen die Zeichen westlicher Kultur aktuell in Europas Museen.

In diesen Tagen wird fast täglich von Angriffen auf Gemälde in Museen berichtet; aktuell wird von einem Angriff auf ein 110 Millionen Euro teures Monet-Gemälde in Potsdam berichtet; zuvor wurde ein Van-Gogh-Gemälde in London symbolisch attackiert (spiegel.de, 23.10.2022). Beim Klebstoff-Angriff auf die Sixtinische Madonna im August 2022 war übrigens etwa ein Schaden von 12.000 Euro entstanden (faz.net, 21.10.2022).

Während ich diese Zeilen schreibe, blockieren Klima-Aktivisten in Berlin den Berufsverkehr (bild.de, 24.10.2022). Man attackiert nicht nur die Symbole westlicher Kultur, man greift auch direkt den Alltag und die westliche Wirtschaft an. (Hausaufgabe für den Leser: Cui bono?)

Noch sind viele – nicht alle! – der Aktivsten-Anschläge eher milde, manche geradezu lächerlich. Islamistische Selbstmordattentäter spritzen das eigene Gehirn in die Gegend. Klimaspinner spritzen Kartoffelbrei auf alte Gemälde. Zyniker würden hier Gleichsetzungen vornehmen – zum Glück sind wir keine Zyniker.

Wie bei radikalen Sekten übrig konkurrieren die Klima-Aktivisten-Fraktionen untereinander, wetteifern um Anhänger und Aufmerksamkeit, und dann auch um das Geld ausländischer Financiers. Deshalb könnte eine weitere Radikalisierung zu erwarten sein – wenn nicht effektiv Einhalt geboten wird.

Man erlebte es ja bei Greenpeace, die im PR-Kampf um Spendengelder zu immer radikaleren Aktionen griffen, mit denen sie tatsächlich die Umwelt und Menschenleben gefährdeten, zu Unfällen und Verletzten führten (erwähnt im Essay vom 3.8.2021, siehe auch sueddeutsche.de, 18.6.2021 und rbb24.de, 26.7.2021).

»Nur« in Kauf

Noch sind radikale Klimaspinner nicht ganz so weit wie Islamisten, die sich in die Luft sprengen oder alte Dichter mit dem Messer ermorden wollen.

Radikale Islamisten werden regelmäßig zu Mördern – einige radikale Klima-Aktivisten nehmen bislang »nur« Tote in Kauf, etwa wenn sie den Verkehr samt Rettungswagen blockieren.

Es ist aber davon auszugehen, dass ein harter Kern an Klimaspinnern sich weiter radikalisiert, angetrieben von der inneren Zerrissenheit, aber auch von Konkurrenzkampf unter den Klima-Aktivisten-Fraktionen.

Wer auch nur kurz die Kommunikation und Selbstdarstellung solcher Gruppen querliest (etwa »Letzte Generation« bei Twitter), der stellt bald fest, dass diese Leute bereits Meilen hinter der Grenze zwischen idealistischer Vernunft und ideologischer Verblendung operieren. Die haben ihre eigene Sektensprache, ihr eigenes Sektenweltbild und ihre eigene Sektenmoral.

Irgendwann, spätestens nach Breitscheidplatz, schienen Politik und Behörden so wirklich auch praktisch begriffen zu haben, dass Islamisten in Deutschland nicht nur in der Phantasie der »bösen Rechten« eine echte Gefahr für Leib und Leben darstellen – und für die gesellschaftliche Ordnung.

Es ist dringend an der Zeit, dass die Politik, statt mit Radikalen zu flirten, sie endlich als das wahrnimmt, wonach sie zunehmend aussehen: Terrorgruppen im Werden, eine neue RAF, mit den immergleichen Motivationen, nämlich innere Zerrissenheit, die auf »den Westen«, »den Kapitalismus«, et cetera projiziert wird.

Kleine Füchse

Ich ahne, dass Politiker und/oder andere Mächte sich der Klima-Aktivisten zu bedienen hoffen, um »Great Reset«, »Build Back Better« oder Was-auch-immer voranzutreiben, ähnlich wie sich die Amerikaner der Mudschahedin bedienten, um die Russen in Afghanistan zu bekämpfen, und da ist das Ergebnis bekannt.

Es ist gut, dass radikale Klima-Aktivisten wie »Ende Gelände« im Blick des Verfassungsschutzes stehen (siehe etwa taz.de, 5.6.2021) – es ist ein brisantes Problem, wie viel Rückendeckung solche Gruppierungen noch immer unter manchen Grünen haben – immerhin einer deutschen Regierungspartei.

Eine der Lebensweisheiten, die mein Vater mir einprägte, ist ein Bibelzitat, das ich etwa im Essay »Bibliotheken in Gedanken« erwähnte.

Es stammt aus Hohelied 2:15, und es lautet: »Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, die die Weinberge verderben.« – Und es lässt sich trefflich mit Shakespeare auslegen: »A little fire is quickly trodden out; which, being suffer’d, rivers cannot quench.«, zu Deutsch etwa: »Ein kleines Feuer ist schnell ausgetreten, das, wenn es toleriert wird, selbst Flüsse nicht löschen können.«

So selbstbewusst wie wahrhaftig

Der ideologische Kern der Klimaspinner sind Suizidalisten; sie bringen sich in Gefahr, und sie fantasieren vom bevorstehenden Weltende – wie unzählige Sekten vor ihnen – sie wollen der Gesellschaft ihren Wahn aufzwingen – und sie steigern sich täglich mehr hinein.

Es wäre freundlich, wenn diese »Terroristen im Frühstadium« mit jener »vollen Härte des Rechtsstaats« behandelt werden, die zuletzt eher jene abzubekommen scheinen, die für Freiheit, Grundrechte und Selbstbestimmung über ihren Körper eintreten.

Wir jedoch, die »normalen Menschen«, wenn wir den Islamisten und Klima-Radikalen, die unsere Kultur, Lebensart und Wirtschaft angreifen, so selbstbewusst wie wahrhaftig sagen könnten: Nein, das ist unsere Kultur und unser Leben – und wir werden es verteidigen, nicht nur weil es ausmacht, wer wir sind, sondern auch weil es wertvoll und schön ist und verteidigt zu werden verdient.

Weiterschreiben, Wegner!

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