Dushan-Wegner

01.03.2019

Ein merkwürdiger Zeitpunkt in unserem Leben

von Dushan Wegner, Lesezeit 14 Minuten, Bild von Wolfgang Hasselmann
Trudeau in Kanada, Ocasio-Cortez in den USA – aus der Ferne sehen wir zu, wie linke Dummheit in sich zusammenfällt. Nur in Deutschland, da hinkt man hinterher.
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Marla fragt: »Wer hat dir das angetan?« – »Ich selbst«, sagt er. – Marla hält ihm ein Taschentuch an den blutenden Hals, direkt unters Ohr.

»Findet etwas Gaze«, sagt er zu einem der Space Monkeys. Der, mit aufgerissenen Augen, nickt und läuft die Treppe hinab, aus der Szene ab.

»Du hast auf dich selbst geschossen?« fragt sie.

»Ja«, sagt er, »aber es ist wirklich okay. – Marla, schau mich an! Mir geht es wirklich okay. Vertrau mir, alles wird gut sein.«

In dem Moment explodieren draußen die Hochhäuser. Wir sehen die beiden, ihn, den »Erzähler«, und Marla, beide in halblangen Mänteln und darunter gleich dünne Beinchen in schwarzen Schuhen; sie nehmen einander an der Hand; sie stehen vor den Panoramafenstern weit oben in einem evakuierten Büro-Hochhaus, und draußen explodieren und kollabieren die anderen Hochhäuser.

Sie schaut ihn an. Er sagt: »Du hast mich an einem sehr merkwürdigen Zeitpunkt meines Lebens getroffen.« (im Englischen: »You’ve met me at a very strange time in my life.«)

Während die Stadt in Flammen aufgeht und kollabiert, setzt das Lied »Where is my mind« der Pixies ein:

Mit deinen Füßen in der Luft und deinem Kopf auf der Erde, versuche diesen Trick und dreh ihn – yeah! Dein Kopf wird kollabieren, aber nichts ist drin. Und du wirst dich selbst fragen: Wo ist mein Verstand? Wo ist mein Verstand? Wo ist mein Verstand? – Weit draußen auf dem Wasser, sieh wie er schwimmt! (The Pixies: Where is my mind, meine Übertragung)

Sie haben es gewiss gemerkt: Was ich hier zum Einstieg beschrieb, ist die letzte Szene des Films »Fight Club«. Ich habe sie frei ins Deutsche übertragen (also nicht etwa aus dem Buch übernommen, ob englisch oder deutsch).

In dieser letzten Szene kollabieren die Bankenhochhäuser einer fiktiven Großstadt. Der Film ist von 1999. Ich habe Zweifel, ob man diese Szene nach dem 11. September 2001 so gedreht hätte.

Ein merkwürdiger Zeitpunkt in unserem Leben

Nicht alle, nein, aber manche Kunst ist eine Metapher. Die Auszeichnung einer Wahrheit steht für eine andere Wahrheit. Nicht jede Metapher passt vollständig, aber lernen wir nicht etwas über den Menschen von seinem Porträtbild, selbst wenn weder Beine noch Rücken abgebildet sind?

In der letzten Szene des Filmes Fight Club explodieren und kollabieren fiktive Bankengebäude.

Heute, Anfang 2019 und in Vorbeben seit einigen Wochen und Monaten nun, erleben wir einen anderen Kollaps, teils ebenso von Lärm und Schrecken begleitet.

Wir erleben, wie nach und nach, wie so oft beginnend mit den USA, das große Lügengebäude der Linken, der Globalisten und Postdemokraten in sich zusammenbricht.

Der große Unterschied zwischen Film und Metapher ist: Im Film waren es der Protagonist, sein Alter-Ego und ihre »Space Monkeys«, welche die Hochhäuser explodieren ließen.

So sehr wir es versucht haben, sind es nicht (nur) wir, die Kritiker und mit Vernunft gestraften, die das linke Narrativ zusammenbrechen lassen – das linke Weltbild ist auf Lügen gebaut, und Lügen haben nicht nur kurze, sondern auch schwache und unzuverlässige Beine, und die Stummelbeine linker Lügen brechen derzeit eins nach dem anderen weg – aber nicht alle.

Die Amerikaner sind uns voraus – auch beim Wegbrechen und Wegtreten der krummen Lügenbeinlein linker Weltbilder. Hier also, werter Leser, mein Bericht, von zwei Kollabierenden und einem Hintanstehenden.

Trud… – oh!

Es ist gar nicht so lange her, da wurden allen Globalisten die Hände feucht und die Augen glasig, wenn sie von Justin Trudeau hörten. Seine erste Qualifikation zum Politiker ist die, Sohn des Politikers Pierre Trudeau zu sein. Seine zweite Qualifikation ist die, gewisse körperliche Attraktivität zu besitzen und die Talking Points aufzusagen, die Linke und Globalisten hören wollen. Das genügt eigentlich schon, um in Berliner Haltungsjournalisten euphorische Gefühle zu wecken.

»Der Mutmacher«, preist ihn der very deutsche Staatsfunk schon im Titel (tagesschau.de, 16.2.2017). Im Haus, welches einen Claas Relotius gebar, jubelt man über Trudeaus »Wutrede« beim Davoser Globalisten-Treff: »Unser System wird zusammenbrechen« (www.manager-magazin.de, 24.1.2018) – er plapperte, was Leute wie er so plappern, und er muss dort wohl nicht ganz ernst genommen worden sein, denn der Autor jammert: »Hätten sie mal dem 46-jährigen kanadischen Premier zugehört.« (Überhaupt reist Trudeau wohl gern nach Davos und beratschlagt sich dort mit anderen politischen Weltenlenkern, und solchen, die sich dafür halten.) – Trudeau »wirkt wie der Gegenentwurf zu Donald Trump« (spiegel.de, 7.7.2017), und in den entsprechenden Kreisen ist das mehr als genug Qualifikation. Ja, der Herr Trudeau macht Politik – genauer: »Politik« – für Leute, die Gefühle, Haltung und grelle Symbole wichtig(er) finden. – Bento.de, 22.9.2017 aus selbem Haus erklärt: »Wie Justin Trudeau mit seinen Socken Politik macht«. – Dass seine Umweltpolitik und Energiepolitik fragwürdig ist und trotz allem linksemotionalen Augenaufschlags die vernünftige kanadische Immigrationspolitik in Deutschland als »rechtsradikal« niedergemacht würde (wenn einer der wahldebilen germanischen Trudeaufreunde sie sich einmal real anschauen würde) – was interessiert das, wenn er mit Regenbogenflaggen posiert und kindische Socken trägt? Politik für die Generation Greta.

Nun, das politische Soufflé Justin Trudeau fällt derzeit, so wird berichtet, in sich zusammen.

Im Auslandsfernsehen erfahren die Deutschen: »Trudeau versinkt in der Abwärtsspirale«, und »Kanadas Regierungschef versinkt immer tiefer in einer Justiz-Affäre« (nzz.ch, 1.3.2019).

Im Januar 2019 war die kanadische Justizministerin Jody Wilson-Raybould zurückgetreten.

Anders als Elizabeth Warren in den USA, Trump-Gegnerin, Lügnerin und Präsidentschaftshoffnung der US-Democrats (siehe etwa nytimes.com, 1.2.2019), stammt Wilson-Raybould tatsächlich von Ureinwohnern des amerikanischen Kontinents ab, und ist Mitglied der We Wai Kai Nation.

In Deutschland kann man sich seit Peinlichminister Heiko M. und der irrlichternden Populistin K. Barley immer schwerer erinnern, wie gewichtig die Rolle des Justizministers in einem (voll funktionsfähigen) Rechtsstaat ist. – Die Kanadierin Jody Wilson-Raybould hat eine respektable Karriere als Juristin hinter sich, unter anderem als Attorney General und als klug moderierende Regionalchefin der Assembly of First Nations in British Columbia.

Wilson-Raybould wurde 2015 ins Amt eingesetzt, von Trudeau; sie war die dritte Frau und erste Ureinwohnerin auf diesem Posten – es ist zu vermuten, dass es dieser doppelte Imagegewinn war, der den weißen Mann Justin Trudeau an dieser Besetzung reizte.

Am 28. Februar 2019 sprach Wilson-Raybould vor dem kanadischen Parlament in Ottawa.

Die Neue Zürcher Zeitung schreibt:

Bei der mehrstündigen Anhörung vor dem Justizausschuss hielt die ehemalige Ministerin Trudeau vor, er und seine Mitarbeiter hätten sie monatelang unter Druck gesetzt, in einem Korruptionsverfahren zugunsten des kanadischen Baukonzerns SNC-Lavelin zu intervenieren. (nzz.ch, 1.3.2019)

Trudeau lehnt es bislang ab, zurückzutreten, doch die Luft ist selbst für die anti-intellektuellen Millennials raus aus dem Image des hübschen Kuschelcastros mit dem Popstar-Vornamen und romantisch französischen Nachnamen.

Sogar Publikationen mit Neigung zum postrationalen Emotionalen sprechen etwa von der »Angelegenheit, die Kanadas Justin Trudeau zu Fall bringen könnte« (»the case that could bring down Canada’s Justin Trudeau«, theguardian.com, 1.3.2019).

Fühlen Sie sich, lieber Leser, an der Hand genommen, und wir schauen gemeinsam zu, wie das lächerliche Trudeau-Märchen explodiert und zusammenfällt. Nein, wir sind nicht daran schuld, das hat er wohl ganz allein über sich gebracht. Doch der Nachsatz aus der Film-Metapher ist wahr: Wir haben uns zu einem sehr merkwürdigen Zeitpunkt unseres Lebens getroffen.

Tanzen gegen Orange Man

Im weltweiten Westen wächst nun schon etwa die zweite Generation von Menschen auf, die das Konzept der »gefühlten Wahrheit« so sehr verinnerlicht haben, dass sie kaum noch in der Lage sind, tatsächliche Fakten und Zusammenhänge von ihren gefühlten Wunschfakten zu unterscheiden.

Die Generation gefühlte Wahrheit wird bedient von einer Zahl von Medienhäusern. Diese versuchen oft einen Spagat zwischen gefühlter und überprüfbarer Realität, etwa indem sie aus 1.000 Flüchtlingen die 2 Familien zeigen, und damit implizieren, es wären alles Familien, et cetera –manchmal überschreiten sie die Grenze und erfinden geradeheraus die für die Generation gefühlte Wahrheit notwendigen Fakten – Claas Relotius wurde dabei erwischt.

Die Generation gefühlte Wahrheit sucht nach politischen Stellvertretern, welche ihnen die notwendige Show liefern, damit sie sich politisch fühlen. In Amerika hat die Generation gefühlte Wahrheit sich halbverzweifelt an Hillary Clinton zu klammern versucht, und jetzt klammern sie sich an die ehemalige Kellnerin Alexandria Ocasio-Cortez.

Man stelle sich die politischen Auftritte der Ocasio-Cortez wie eine Pressekonferenz mit Sawsan Chebli, nur mit mehr Tanz und Hahaha.

Ocasio-Cortez schimpft über Israel – und gibt dann stammelnd zu, keine Ahnung zu haben. Sie wirft mit Zahlen und Behauptungen um sich, weil sie wohl hörte, dass Politiker das so tun, und selbst die trumphassende Washington Post (4.12.2018) kann nicht anders, als sie durch simples Nachrechnen zu blamieren – Politifact listet einige, längst nicht alle ihrer »gefühlten Wahrheiten«: 1, 2, 3, 4, 5.

Wallstreet Journal nennt Ocasio-Cortez einen »All-American Socialist« (wsj.com, 26.2.2019 (€)), und sie erklären es so:

Alexandria Ocasio-Cortez »führt eine Generation junger Menschen an, die stolz sind ob ihrer Unkenntnis – der Naturgesetze, der Geschichte, der Verfassung, des ewigen Kampfes um Freiheit – und die dennoch erfolgreich sind.« (@wsjopinion, 28.2.2019, meine Übertragung)

Ich halte die Beschreibung von Ocasio-Cortez als »Sozialistin« für nicht präzise, selbst wenn sie es tun sollte; das eigentliche Phänomen scheint mir auf gewisse Weise noch schmerzhafter, aber präziser fassbar zu sein: Politiker wie Ocasio-Cortez verfügen tatsächlich über weit weniger Fachwissen als selbst ein durchschnittlicher Nachrichtenkonsument, aber sie haben einen guten Draht dafür (und waren bislang sehr erfolgreich damit), zu fühlen und zu sagen, was ihr Publikum in dem Moment hören will. Zusammen klingen ihre Aussagen, als würde sie Sozialismus fordern, doch sie ist offensichtlich weit davon entfernt, über irgendeine Theorie von irgendwas zu verfügen – und das ist keine freundliche Aussage über den Sozialismus: Wenn man sagt, was realitätsfremde junge Menschen hören möchten, ohne für irgendwas davon geradestehen zu wollen, dann kommt dabei Sozialismus heraus.

Ein bei den US-Linken beliebtes Schlagwort der letzten Jahre heißt »Green New Deal«, in Anlehnung an den New Deal von Franklin D. Roosevelt.

Der Ausdruck Green New Deal wurde als Ausdruck und Idee etwa 2007 von Thomas Friedman in der New York Times benutzt (nytimes.com, 19.1.2007).

Öko-Heilslehrer predigen die nahende Öko-Apokalypse, die nur durch Buße und Unterwerfung unter ihren spirituell-ökonomischen Machtanspruch abgewendet oder zumindest überlebt werden kann. Darin unterscheiden sie sich wenig von den Apokalyptikern aller Zeiten, und in Amerika haben Öko-Apokalyptiker eben heute, in 2019, den Begriff »Green New Deal« als eine ihrer Projektionsflächen entdeckt (Wikipedia listet diverse Bemühungen dazu, einige davon realistischer als andere) – es wäre verwunderlich, wenn Ocasio-Cortez sich nicht dranhängen wollte.

Am 7. Februar 2019 veröffentliche Ocasio-Cortez ihre »Resolution recognizing the duty of the Federal Government to create a Green New Deal« (ocasio-cortez.house.gov, 7.2.2019).

Darin enthalten sind Glaubenssätze wie, dass Klimawandel vor allem menschengemacht ist, zu welchen Folgen ein Temperaturanstieg führen würde (»mass migration«, » more than $500,000,000,000 in lost annual economic output in the United States by the year 2100«, »wildfires«, und so fort). Über die wilden Voraussagen hinaus sind selbstredend auch Forderungen enthalten, und deren Konsequenzen lassen sich nachrechnen.

Konservative Gruppen haben sich aufgemacht, »spaßeshalber« einmal nachzurechnen, was die Forderungen von Ocasio-Cortez kosten würden – und sie sind bei spannenden Summen angekommen. Eine Berechnung geht von bis zu 93 Billionen Dollar aus, also 600.000 pro Haushalt (foxnews.com, 26.2.2019). Auf der Website von Ocasio-Cortez erschienen Inhalte mit wilden Versprechungen, darunter Erklärung dazu, wie die Umwandlung der gesamten Gesellschaft alle Teile der Gesellschaft einbeziehen (und finanzieren!) würde – inklusive derer die »nicht gewillt seien, zu arbeiten« (»Economic security to all who are unable or unwilling to work«). – Es war sogar ihr dann doch peinlich und sie zog es zurück, doch das Internet hat es nicht vergessen: siehe archive.org. – An anderer Stelle zog Ocasio-Cortez gegen »cow farts« (frei übersetzt: Kuh-Fürze) zu Felde, und alles zusammen gab dem US-Präsidenten Donald Trump die Vorlage dazu, sarkastisch zu tweeten:

Ich glaube, dass es sehr wichtig ist für die Demokraten, den Green New Deal voranzutreiben. Es wäre großartig für den sogenannten »Carbon Footprint«, wenn die USA dauerhaft alle Flugzeuge, Autos, Kühe, Öl, Gas und das Militär abschaffen – selbst wenn kein anderes Land dasselbe tut. Brilliant! (@realDonaldTrump, 20.2.2019, meine Übertragung)

Ähnlich wie Trudeau in Kanada wurde im linksglobalistischen Flügel der USA ein nationales Großsouflé aufgeblasen. Nun aber kamen die US-Republikaner endlich auf eine Idee, wie in das Luftgebäck aufgepumpter Unvernunft hineinzupiksen sei!

McConnell, Fraktionsvorsitzender der US-Republikaner im US-Senat hat eine Idee ins Gespräch gebracht, die manchem – auch mir! – ein Lächeln abringt: Lasst uns im Senat über den Green New Deal abstimmen, und zwar – hahaha! – zwangsweise!

Chuck Schumer, sein Gegenpart auf der Anti-Trump-Seite, ist ganz und gar nicht glücklich über diese Idee.

Schumer nennt es einen Sham (etwa: »Mogelei«), darüber zwangweise abzustimmen, was die amerikanische Chebli da vorschlägt, verlangt er von McConell wörtliche Glaubensbekenntnisse! – »Do you believe that climate change is real?« (siehe etwa townhall.com, 28.2.2019)

Nach Bill Clinton hatten sich die US-Democrats zu weiten Teilen von an Vernunft appellierenden Politik-PR-Strategien verabschiedet. Barack Obama gewann durch Appell an Pop-Kultur – bald war klar, das von ihm wenig mehr als heiße Luft bleiben würde. Unter Obama gaben sich die US-Demokraten ganz dem Reiten auf einer Internet-Empörungswelle nach der anderen hin. Bei den Midterm-Wahlen gelang ihnen ein gewisser Erfolg, kein Zweifel – doch mancher Wähler beginnt zu begreifen, was US-Demokraten-Erfolg in der Praxis eben auch bedeutet: offener Anti-Semitismus von der stolz kopftuchtragenden Ilhan Omar, im Namen der US-Democrats (siehe etwa nymag.com, 1.3.2019) – ist es das, was die Jewish Voter Base der Democrats wollte? Die evangelikalen Christen etwa? You might want to revisit that.

Die Strategie (genauer: »Strategie«) der US-Democrats, jeder moralischen Mode zu folgen, kann eben auch dazu führen, dass man klassisch anti-semitisch und zugleich wie ein durchgeknallter Sozialist klingt.

Das Spiel des McConnell ist riskant – vertun wir uns nicht!

Deutschland und Schweden dienen der Welt als mahnendes Beispiel, was passieren kann, wenn linke Gaga-Thesen tatsächlich zu Politik werden – US-Democrats wissen das. (Deutschland: Die saubersten zuverlässigen Kraftwerke abschalten? Klar doch, die Tagesempörung will es so. Die ganze Welt einladen, kostenlos zu leben und versorgt zu werden? Klar, die Tagesmoral will es so!)

Es ist dann doch zu bezweifeln, ob die US-Demokraten dem verrückten Plan der ehemaligen Kellnerin zustimmen würden, und McConnell will eben dies dokumentieren.

(Nachtrag 27.3.2019: Er hat es getan. Es wurde darüber abgestimmt. Die Republikaner stimmten dagegen, die meisten Demokraten enthielten sich, keiner stimmte dafür; siehe washingtonpost.com, 26.3.2019.)

In anderem Zusammenhang hat Ocasio-Cortez bereits wörtlich angekündigt »Listen« darüber führen zu wollen, wer in ihrer Partei wie abstimmt, und Abweichler entsprechende Konsequenzen spüren zu lassen (foxnews.com, 1.3.2019). – Sozialismus? Faschismus? Egal! Hauptsache wir lachen und tanzen dabei. Popowackelfaschismus.

Doch, es gibt einen Grund, warum die Amerikaner eben die Amerikaner sind und der Rest von uns, wenn es hoch und glücklich kommt, bestenfalls an Brosamen naschende Kiebitze: Die Republikaner setzen an, das Hochhaus populistischer Dummheit, das die Demokraten unter Clinton, Obama, Pelosi und Ocasio-Cortez errichtet haben, an dieser und jener Ecke gezielt und liebevoll zu sprengen (in den Schranken der Gesetze, wie die Böhmen betonen würden).

Wir, Sie und ich, haben wenig dazu getan, und doch wollen wir uns an der Hand nehmen, die dünnen Beinchen in den dunklen Schuhen, und wir schauen durchs Fenster, über den Atlantik, und aus der Ferne studieren wir, wie das Kartenhaus linken Hochmuts zusammenklappt.

Schulbehörde warnt vor Schwänzen

Es ist eine deutsche Eigenschaft, dass kulturelle und wohl auch politische Entwicklungen immer erst mit Verspätung aus den USA ankommen. Beim Rock’n’Roll war es so, beim Internet war es so – bei der De-Infantilisierung des politischen Denkens wird es wohl auch so sein.

Derzeit ist es in Deutschland modisch, dass Kinder den Freitag an Schulen schwänzen, weil sie gegen furzende Diesel demonstrieren. Wir, ja wir damals, im hilje Kölle, wir waren noch ehrlich und haben geschwänzt, um im Kölner »World of Music« (Keller des damaligen Hertie, ach, lange ist es her) oder bei Saturn neue Platten zu hören, oder einfach abzuhängen – die Weicheier neuer Bauart holen sich ihre Schwänzgenehmigung von moralisch-soziologisch verängstigten Eltern.

In Hamburg taucht als Schwänzgenehmigung eine pausbäckige nordische Maid auf – jene, welche damals uns bedrängten, hätten sie wohl arisch genannt, und es ist alles emotionsgetränkter Irrsinn – und doch, es ist festgemauert in der Erde, in welcher sie einst Glocken gossen, eiserne Glocken, und heute höchstens mal ein hysterisches Scheppern. In der Zeitung untertiteln sie: »Schulbehörde warnt vor Schwänzen« (@shlomosapiens, 1.3.2019) – ich lass das mal so stehen.

Früher war selbst die Dummheit besser als heute. Sei es drum! – Die Hochhäuser linker Dummheit in Kanada und im Land of the Free, die linke Dummheit ex- und implodiert, Stockwerk um Stockwerk, Straßenzug um Straßenzug.

In Deutschland ist es bald so weit, doch noch nicht. – Deutschland braucht neue Brücken über die Autobahnen, neue Computer in den Schulen und eine neue Aufklärung in den Städten. Und, ist es nur Deutschland? Es war einst unmodern, bei Deutschland nicht ganz Europa mitzudenken, und andersrum – und es ist in ischiasbeschwerten Kreisen wieder so – also: Es braucht eine neue Aufklärung in Europa, dringend und bitter und bitte weniger fallbeilig als beim letzten Mal.

You have met Europe at a very strange time of its life.

Reprise

Der Song »Where is my mind« passt so perfekt zum Schluss des Films Fight Club, dass manche scherzhaft mutmaßten, der Film wäre auf dieses Lied hin geschrieben und gedreht worden. – Tatsächlich geht es im Lied allerdings um eine Szene, die der Liedschreiber beim Schnorcheln erlebte.

Er singt (hier wieder meine freie Übertragung):

Ich schwamm in der Karibik, Tiere versteckten sich hinter einem Stein. Außer der kleine Fisch, der stieß mich an, ich schwöre, er versuchte, zu mir zu sprechen – schüchternes Fischlein! (The Pixies: Where is my mind, meine Übertragung)

Wer taucht, der sollte auf-tauchen, damit das Leben weitergehen kann. Wer zu lange taucht, dem wird der Sauerstoff knapp, und wer zu schnell auftaucht, dem können sich Gasblasen im Gehirn bilden, oder im Rückenmark, und beides mit den erwartbaren Folgen.

Marla fragt: »Wer hat dir das angetan?« – Und, wir antworten, in einem unserer Anflüge nüchterner Ehrlichkeit: »Wir selbst, wir selbst.«

Es gibt ja Hoffnung, und manchmal gibt es sie eben »drüben« – manche Deutsche sind es ja gewohnt.

Marla fragt: »Und, wer trägt Schuld?« – Ich aber antworte, für uns alle: Marla, ich weiß es nicht.

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