Dushan-Wegner

28.01.2021

Neue deutsche Platte (jetzt in Grün)

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Foto von Blake Wheeler
Das eigene Einfamilienhaus ist steingewordene Freiheit, Symbol des wirklich freien Bürgers. Es überrascht exakt null, dass Ökosozialisten es verbieten wollen. Freut euch auf den ökosozialistischen Plattenbau! (Diesmal klappt der Sozialismus, bestimmt!)
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Was dem DDR-Bürger die »Platte« war (und: ist), das war (und: ist) in etwa dem Russen die »Chruschtschowka«, wenn auch wohl einige Güteklassen treppab. Im Sowjetrussland war (und ist es oft weiterhin!) die Chruschtschowka billigstmögliches Wohnen für die Arbeiter und Armen der Städte.

»Chruschtschowka« ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, natürlich nach Nikita Chruschtschow, dem sowjetischen Regierungschef Nikita Sergejewitsch Chruschtschow.

Chruschtschow ist uns heute bekannt als Angeredeter für Elton Johns Song »Nikita«, damit als Schlüsselfigur im Kalten Krieg und als JFKs Gegenüber in der Kuba Krise (die bekanntlich gerade so gut ausging, sonst wären womöglich weder Sie noch ich auf dieser Welt). (Randnotiz: Ich weiß nicht, was Sie und ich noch in diesem Leben leisten werden, aber ein Mensch, dessen Namen Sie bis heute wahrscheinlich nie gehört haben, und auch hiernach bald vergessen werden, hat nach unserem heutigen Kenntnisstand die Menschenheit vorm nuklearen Weltkrieg bewahrt. Wassili Alexandrowitsch Archipow diente als Offizier auf dem sowjetischen U-Boot B-59, als das U-Boot am 27. Oktober 1962 von US-Zerstörern mit Übungswasserbomben attackiert wurde, indem man diese wechselseitig links und rechts vom U-Boot explodieren ließ, um das U-Boot zum Auftauchen zu zwingen. Die USA wussten nicht, dass das U-Boot nuklear bewaffnet war. Die Besatzung des U-Boots konnte davon ausgehen, dass ein Krieg ausgebrochen war. Zum Gegenschlag mit Atomwaffen mussten drei bestimmte Männer auf dem U-Boot zustimmen. Archipow war einer von ihnen – und er verweigerte die Zustimmung zum Atomschlag, bis sie Anweisung aus Moskau erhalten würden. Hätte Archipow zugestimmt, wäre unsere kollektive Geschichte sehr anders verlaufen. Ende der Randnotiz.)

Chruschtschow aber war nicht nur mit dem Kalten Krieg beschäftigt, er suchte auch nach Mitteln, der arbeitenden Schicht der Städte billigstmöglich Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Wichtigstes Bauteil der Chruschtschowka waren Betonfertigbauteile. Die Gebäude waren bis zu fünf Stockwerke hoch, also etwa das Maximum, was man Menschen an Treppensteigen zumuten wollte – selbstverständlich gab es keinen Aufzug. Die Deckenhöhe wurde auf etwa 2,5 Meter limitiert. Die Wärme- und Kältedämmung verdienten diese Bezeichnung nicht.

Die Chruschtschowkas sollten buchstäblich eine Not-Lösung sein. Ein Teil der Not war von externen Faktoren verursacht – namentlich natürlich dem Zweiten Weltkrieg. Eine wesentliche und bis heute nachwirkende Ursache jener Not war die von sozialistischer Industrialisierung und Zentralisierung ausgelöste Landflucht. Natürlich waren die Chruschtschowkas als Provisorium gedacht. Natürlich sind einige Chruschtschowkas bis heute in Betrieb, viele Jahrzehnte selbst über ihre geplante Nutzdauer hinaus. Wenn es in Agenten-Filmen den Held nach Russland verschlägt und er sich dort in einer dieser jenseits alles für uns Vorstellbaren heruntergekommenen russischen Wohnungen verschlägt, wissen Sie jetzt, wie die heißen und warum es sie gibt.

Wenn der Staat den Wohnraum plant – außer natürlich für sich selbst, für die herrschende Klasse – dann baut er sie so, wie es für den Machterhalt der Regierung in just dem Moment vorteilhaft ist. Alles darüber hinaus wäre Luxus, und Luxus ist Verschwendung, und Verschwendung darf es nicht geben, wenn wir den neuen sozialistischen Menschen meißeln – womit wir bei den Themen des Tages wären.

In Hamburg-Nord wurde der Bau neuer Einfamilienhäuser verboten (so welt.de, 26.1.2021). Verantwortlich ist – keine Überraschung – ein Politiker der Grünsozialisten namens Michael Werner-Boelz.

»Die Zeit der Einfamilienhäuser im Neubau ist vorbei«, heißt es von Grünsozialisten (ebenda).

Wir erinnern uns noch an die Sparkassenwerbung: »Mein Haus, mein Auto, mein Boot«. Man beachte die Reihenfolge der Wichtigkeit: Das Haus als Fundament der eigenen Sicherheit, danach das Auto, dann vielleicht als wahrer Luxus ein Boot.

Ein eigenes (und hoffentlich rechtzeitig abbezahltes) Haus, um das man herumgehen kann, das ist in der Zivilisation ein Maximum persönlicher Freiheit. Eine Haustür mit nur einem Namensschild und nur einem Briefkasten.

»Bei den Simpsons konnte noch ein Arbeiter seine Familie samt Haus finanzieren – irgendwie. In der Realität bricht die Mittelschicht aber rapide weg, wie auch eine neue OECD-Studie zeigt«, so schrieb ich im Essay vom 11.4.2019. Nervös sahen wir, dass das Leben, wie es ob seiner Schlichtheit in TV-Comedys wie den Simpsons, Family Guy oder Married with Children (»Eine schrecklich nette Familie«) gezeigt und veralbert wird, heute als ein unerreichbarer Traum gilt.

Soweit wir wissen, haben die Grünen (bislang noch) nicht vor, bestehende Einfamilienhäuser abzureißen. Man wird sich auch nicht an die Villen der reichen Familien heranwagen, deren Töchter heute »Umwelt-Aktivistinnen« spielen dürfen. Deren Häuser werden teurer werden. Das Verbot neuer Einfamilienhäuser ist eine Abwehrmaßnahme gegen Neu-Aufsteiger.

Einfamilienhäuser sind steingewordene Freiheit, sind begehbares Zeichen echten Wohlstandes. Im Einfamilienhaus hat man buchstäblich ein »eigenes Dach überm Kopf« – und nicht die verrückten Nachbarn mit den lauten Nachtgewohnheiten und dem fürchterlichen Musikgeschmack.

Das Einfamilienhaus bedeutet Freiheit für viele – und natürlich wollen Sozialisten es verbieten.

Dieselben linken Ideologen, welche die Grenzen öffnen (wollen) und archaische Denk- und Zusammenlebensweisen im Namen der Toleranz weglügen, wollen nun die Menschen im Namen angeblicher Ökologie zusammenpferchen.

»Kameraden«, rief Chruschtschow einst seinen Genossen zu, »wir müssen den Kult des Individuums endgültig abschaffen, ein für alle Mal.«

Es ist etwas, das die neuen Öko-Sozialisten in Deutschland und anderswo ähnlich ausrufen könnten.

Der kleine Unterschied zwischen den Chruschtschowkas der Sowjetunion und dem, was Öko-Sozialisten vorhaben, ist die Reihenfolge und damit die Kausalität.

Die Sowjetunion pferchte die Menschen als Reaktion auf eine Not zusammen, die der Sozialismus ganz wesentlich selbst verursachte – die Ökosozialisten pferchen die Menschen zusammen in Vorbereitung auf eine Not, die sie in Zukunft deutschlandweit zu verursachen gedenken.

Der Sowjetsozialismus scheiterte an seinem gründlichen und totalen Unverständnis der menschlichen Natur. Deutschland gedieh bis zur verheerenden Herrschaft der »Jungkommunistin« Merkel und der (un-)geistigen Herrschaft der so infantilen wie machtbewussten Ökosozialisten, weil es einen Menschen motivierte, einige sehr gute natürliche Eigenschaften zu pflegen, wie eben den Wunsch nach einem wirklich eigenen Zuhause. Auch der Ökosozialismus wird scheitern, wenn und weil er gegen die Natur des Menschen geht. (All die städtischen »Naturfreunde« verstehen ja ohnehin recht wenig von der Natur, von der Natur des Menschen aber verstehen sie am wenigsten.)

Am Tag nach dem Tod des Musikers Avicii schrieb ich den Essay »Weckt mich auf, wenn alles vorbei ist« (21.4.2018). Der Titel ist die deutsche Übersetzung eines seiner Hits. Es kommt mir auch heute manchmal wie ein merkwürdiger Traum vor, und man hofft, in den Arm gezwickt zu werden und aufzuwachen.

Nein, dies ist kein Traum. Dies ist die Realität. Dies ist unsere Realität.

Eine weitere Zeile jenes Liedes lautet, ins Deutsche übertragen: »Ich weiß nicht, wo die Reise enden wird, aber ich weiß, wo ich beginnen will.«

Man könnte ja damit beginnen, davon auszugehen, dass alles, was die Ökosozialisten anfassen, nach hinten losgehen wird – und mindestens für sich selbst prüfen, wann man für sich selbst das Gegenteil dessen angeht, was diese Gestalten fürs Volk wollen.

Lebt so, wie die Ökosozialisten leben – nicht so, wie sie es euch predigen!

Fliegt fleißig durch die Welt (sobald ihr wieder dürft, so ihr denn jemals wieder dürft), so wie die Grünen und Guten gern um die Welt fliegen.

Esst Hummer und trinkt Champagner, Freunde – exakt so, wie die es tun, die es uns verbieten wollen!

Weiterschreiben, Wegner!

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