29.09.2024

Herr Özdemir, sind Sie jetzt ein »Rääächter«?

von Dushan Wegner, Lesezeit 8 Minuten
Zitat Özdemir: »Es kommen (…) in ganz überwiegender Zahl die Stärkeren, das heißt junge Männer.« – Wenn das ein »Rechter« sagen würde, stünde am nächsten Tag die Polizei vor der Tür, wegen »rechter Hetze«. Vor allem aber: Das merkt er JETZT?!

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In einem Gastbeitrag in der FAZ offenbarte Cem Özdemir (faz.net, 26.9.2024), amtierender Landwirtschaftsminister, prominenter Kopf der Grünen und selbst Sohn türkischer Einwanderer, dass seine Tochter in Berlin von jungen Männern mit Migrationshintergrund sexuell belästigt wurde.

Auf den ersten Blick ist dies eine menschliche, fast intime Offenbarung – ein Vater sorgt sich um das Wohl seiner Tochter.

Könnte es aber sein, dass Özdemir hier Fakten benennt und eine Sprache verwendet, für die Leute wie er eben noch die AfD als »Nazis« beschimpft hätten?

Warum tut er das? Es wirkt natürlich taktisch, und wir müssen darüber reden. Doch ich will euch auch zum Schluss meine Verschwörungstheorie in diesem Kontext vorstellen.

Vor allem aber verbirgt sich dahinter eine viel tiefere Wahrheit, die wir nicht ignorieren dürfen: Die linke Migrationspolitik hat eine Wirklichkeit geschaffen, die selbst ihre eigenen Architekten nicht mehr ignorieren können.

Özdemir erklärt, dass die Probleme seiner Tochter ihm die Augen geöffnet hätten. Erwartet er Verständnis? Mitleid?

In aller Deutlichkeit: Mir kocht das Blut, wenn ich derart vulgäre, egoistische linke Verlogenheit sehe.

Linke Verlogenheit, jede Woche

Herr Özdemir ist mir über die Jahre vor allem mit seinem Hass und seiner Hetze aufgefallen. Eine schäumende Wut auf jeden, der es wagte, die linken Lebenslügen bezüglich der Migration zu hinterfragen. Für Özdemir sind Andersdenkende schon mal »Nazis«, die natürlich »raus« müssen (aus Deutschland?). Und von Linken wird Özdemir für sein Macho-Gebrülle im Bundestag gefeiert (siehe Essay vom 8.1.2019).

Und nun lässt Özdemir plötzlich die Regierung wissen, seine Tochter sei »in Berlin vor allem sexueller Belästigung durch junge Männer mit Migrationshintergrund ausgesetzt« (welt.de, 28.9.2024).

»Nein! Doch! Oh!«, schrieb ich 2019, sei eine »Überschrift, die heute über fast jede Nachricht passt«. Und auch wenn ich Özdemirs fast 10 Jahre zu späte Einsicht lese, möchte ich den Kopf schütteln und ausrufen: »Nein! Doch! Oh!«

Fast ein Jahrzehnt nach dem Unrechtsjahr 2015 – einem »Unrechtsjahrzehnt« quasi – stellt der Grüne Özdemir fest, dass es ein Problem mit Migranten gibt? Dass ziemlich viele von ihnen »junge Männer« sind? Dass die sich schon mal genau so benehmen, wie die »bösen Rechten« es beklagen?

Aber nicht bei uns!

Ich habe 2018 einen Essay geschrieben mit dem Titel »Aus Gutmenschen, die es selbst betrifft, werden schnell Bösmenschen«.

Jener Text handelt von einer Berliner Künstlersiedlung, die sich plötzlich gegen die Ansiedelung von »Flüchtlingen« wehrt. Refugees welcome, aber doch bitte nicht bei uns Linken!

Wir erleben solche linke Verlogenheit jede Woche irgendwo, und jetzt eben von Herrn Özdemir.

Der schreibt über seine Tochter und ihre Erlebnisse in Berlin: »Wenn sie in der Stadt unterwegs ist, kommt es häufiger vor, dass sie oder ihre Freundinnen von Männern mit Migrationshintergrund unangenehm begafft oder sexualisiert werden.«

Herr Özdemir, ich kann Ihnen versichern, dass das viel mehr Deutschen so geht. Doch wenn man das erwähnt, wird man seit einem Jahrzehnt von Leuten wie Ihnen beschimpft und verfolgt, als »Hetzer« und »Fremdenfeind« abgestempelt.

Stellen wir uns vor, was Herr Özdemir sagen würde, wenn ein AfD-Politiker wörtlich dasselbe sagen würde wie er. »Nazis raus!«, würden Herr Özdemir und die »Guten« wie er brüllen.

Herr Özdemir, sind Sie ein Nazi und sollten deshalb auch »raus«?

Sind diese Warnungen tatsächlich »rechte Hetze«, oder handelt es sich schlicht um eine unangenehme Wahrheit, die niemand hören wollte und will?

Was ist der Unterschied?

Wir wissen – siehe Lockdown, Laborthese oder Impfschäden –, dass der Unterschied zwischen »Verschwörungstheorie« und »ist halt so, konnte keiner kommen sehen« ein paar Monate bis ein paar Jahre ist.

Was ist also der Unterschied zwischen »Nazi-Hass-und-Hetze« und einer »Wahrheit, der man sich stellen muss«?

Offenbar etwa ein Jahrzehnt, und dass es einer sagt, der als »Guter« gilt, sprich: bereits Teil des bestehenden Pfründe-Netzwerkes ist.

Özdemir gibt in seinem Beitrag zu, dass es hauptsächlich junge Männer sind, die nach Deutschland kommen – nicht die »Schutzbedürftigen«, wie es in den Jahren zuvor propagiert wurde.

Ich zitiere wörtlich: »Es kommen eben gerade nicht nur die Verletzlichsten und Schutzbedürftigsten aus den Krisengebieten der Welt, sondern in ganz überwiegender Zahl die Stärkeren, das heißt junge Männer.«

Wenn du das in deinem eigenen Namen so auf X oder Facebook postest, läufst du Gefahr, dass am nächsten Tag die Polizei frühmorgens deine Wohnung durchsucht, deine Konten gekündigt werden und du deinen Job verlierst. Wenn du das in deinem Namen auf YouTube sagst und jemand dir zuhört, wird man deinen Channel löschen.

Aber wenn ein Grünen-Minister das sagt, ein Jahrzehnt nachdem die bösen Rechten das gesagt hatten, dann ist das plötzlich okay – denn es betrifft ja seine Tochter, und vor allem ist er einer von den Guten.

Diese jungen Männer, und das ist eben Teil der Wahrheit, die bislang nur die »bösen Rechten« sagten, bringen nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre kulturellen Prägungen mit, die schon mal im Widerspruch zu den Werten der westlichen Gesellschaften stehen – besonders was den Umgang mit Frauen betrifft.

Der Kompass ist da!

Und jetzt? Nun fordert Özdemir plötzlich einen neuen Kurs in der Migrationspolitik. Er kritisiert, dass das Land »den Kompass verloren« habe.

Nein, hat es nicht, Herr Özdemir. Der »Kompass« ist da, doch er wird von Linken wie Ihnen als »Nazi« und »Faschist« herabgewürdigt (und nebenbei verharmlosen Sie so das Dritte Reich, aber »die Guten« dürfen das ja).

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich der Wind dreht, wenn das eigene Kind betroffen ist. Wo war diese Einsicht, als Berlin-Neukölln oder Duisburg-Marxloh zu Brennpunkten wurden?

Wo war diese Einsicht, als konservative Stimmen warnten, dass genau dieses unkontrollierte Wachstum von Parallelgesellschaften zu den heutigen Problemen führen würde, und von Leuten wie Özdemir als »rechte Hetze« niedergebrüllt wurden?

Die Grünen blockierten lange Zeit jede Verschärfung des Asylrechts, etwa die Einstufung der Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer. Erst jetzt, wo das eigene Leben berührt wird, kommt der Ruf nach Veränderung.

Selbstreflexion oder Instrumentalisierung?

Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm, wirft Özdemir vor, seine Tochter für politische Zwecke zu instrumentalisieren – und auch das ist nicht völlig von der Hand zu weisen. Die Grünen haben jahrelang eine restriktivere Migrationspolitik blockiert, und nun, da die Tochter spürt, was Tausende andere Töchter vor langer Zeit spürten, wird plötzlich ein Kurswechsel gefordert.

Wie glaubwürdig wäre dieser Kurswechsel wirklich? Wird Özdemir seine Parteikollegen überzeugen können, oder ist seine Einsicht nur ein Moment der persönlichen Betroffenheit? Ist es gar die Positionierung als Extra-Realo in der Hoffnung, seine eigene Rolle in der sich ohnehin gerade neu aufstellenden Partei zu festigen?

Gemütlich links, statt beschimpft rechts

Geradezu unverschämt – aber nichts anderes habe ich von Özdemir erwartet –, wenn er in verlogener Versöhnlichkeit verlangt, man müsse sich »eingestehen, dass wir es uns in der Echokammer der eigenen Selbstvergewisserung viel zu gemütlich eingerichtet haben – links wie rechts.«

Pardon, »rechts« zu sein bedeutet im modernen Propagandastaat, bedrängt, beschimpft und verfolgt zu werden. Linke müssen nur die Lügen der 20-Uhr-Propaganda nachplappern, um erfolgreich und im Propagandastaat gut integriert zu sein. Linkssein ist »gemütliches Einrichten«. Linkssein bedeutet, Gehirn und Gewissen auszuschalten und den Leuten im TV zu folgen. Nicht-Linkssein ist das Gegenteil.

Die Erfahrung von Özdemirs Tochter ist aber natürlich kein Einzelfall – und wahrlich kein neues Phänomen.

Doch Frauen, die genau das erleben, schweigen zu häufig darüber, aus Angst, als »rechts« abgestempelt zu werden. Lieber sich begrapschen lassen und schweigen, als den Job verlieren oder als Freiberuflerin keine Aufträge mehr bekommen, weil man im Verdacht steht, »rechts« zu sein.

Der Schluss des Özdemir-Textes klingt aber geradezu wie Hohn für jeden, der sich in den letzten Jahren als »Nazi« oder »Faschist« beschimpfen lassen musste: »Wer einen wertvollen Teil zu unserem Land beitragen kann und will, ist willkommen. Wer nachweislich Schutz sucht, dem helfen wir. Für alle anderen haben wir keinen Platz.«

Für genau diese Aussagen werden bis heute Existenzen von Menschen zerstört – wenn sie nicht zu »den Guten«, sprich: den »Etablierten« und »Altparteien« gehören.

Too little …

Wir sind ja keine Linken, wir sind Demokraten und Menschen, die auch menschlich sein wollen. Wir könnten also versucht sein, »besser spät als nie« zu sagen und Herrn Özdemir öffentlich zuzustimmen.

Wir könnten aber, ob dies nun zynisch oder realistisch ist, an jene amerikanische Redeweise denken: »Too little, too late« – »Zu wenig, zu spät.«

Mein Verstand und meine Erfahrung lassen eine Alarmglocke schrillen. In meinem Kopf wird plötzlich ein Verdacht laut, den ich »meine private Verschwörungstheorie« nennen könnte.

Diese private Verschwörungstheorie geht so: Wenn Mainstream-Politiker eine Fehlentwicklung zugeben, ist es bereits zu spät und die Entwicklung ist unumkehrbar.

Sondern nach Plan

Wenn Herr Özdemir keine Nazi-Hetze mehr darin sieht, die Wahrheit zur Migration und zu »jungen Männern« zu benennen, kann das doch nur bedeuten: Es war nie Nazi-Hetze.

Natürlich ist Özdemir kein »Nazi« – genauso wenig wie diejenigen, die Leute wie Özdemir als »Nazi« beschimpften, weil sie schon lange das Gleiche sagten, wie Özdemir.

Vielleicht aber, und das ist nur eine wilde Theorie, geht es um etwas ganz anderes.

Politiker lügen, leugnen und beschwichtigen. Wenn Politiker zugeben, dass das mit der Migration so nicht funktioniert, heißt das womöglich, dass es bereits zu spät ist. Vielleicht sogar: dass alles so läuft, wie höhere Mächte es planten.

»Bis es kein Zurück mehr gibt«, formulierte EU-Chef Juncker einst. Wenn es aber kein Zurück mehr gibt, kann man in der FAZ zugeben, dass es ein Problem gibt, dass die Tochter es am eigenen Leib erlebt hat.

Zu wenig und zu spät? Vielleicht sogar etwas anderes, und ihr könnt euch aussuchen, ob ihr das beruhigend oder beängstigend findet. Vielleicht weder zu viel noch zu wenig noch zu spät, sondern: Alles nach Plan.

Weiterschreiben, Dushan!

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