Was für eine Rolle spielen Gene und ACE2 bei der Mortalitätsrate? Während die Demokratie runtergefahren wird im Kampf gegen ein Virus, fragt man sich, ob wir alle erfahren, was wir wissen sollten.
Früher, wenn ich von einem Touristen gefragt wurde, wo entlang es bitte zum Bahnhof ginge, oder zur Altstadt, oder zu diesem oder jenen Hotel, also damals, als noch nicht jeder Hanswurst via Smartphone über die Karten der gesamten Welt und jedem ihrer hübschen Winkel verfügte, auch damals war ich schon von dieser Frage regelmäßig überfordert. Noch früher hatte ich solche Fragen ja durchaus gern beantwortet!
Auf den Kölner Ringen zum Beispiel wurde ich oft gefragt. Verschiedene Dinge wird man dort gefragt, einige davon noch heute. Ob ich Drogen kaufen will, wurde ich gefragt. Ob ich am Abend schon was vor hätte, wurde ich gefragt. Oder wo bitteschön denn dieser »Dom« sei. Ich wurde in Köln erstaunlich oft gefragt, wo der Dom ist. Ja, früher antwortete ich gern auf diese Fragen – wer empfindet denn nicht anständige Freude dabei, einem unwissenden Fremdem mit gutem Rat und ganz ohne Tat auszuhelfen?
Und dann passierte es mir einmal, dass zwei Touristen mich etwas fragten, und ich mit extra großem Selbstbewusstsein eine bemerkenswert falsche Auskunft gab. Die beiden Touristen marschierten los, in die vollständig falsche Richtung ausgerichtet, dies aber zunächst nicht wissend, und also guter Dinge.
Ich sah so stolz wie wehmütig den von mir Geholfenen hinterher, und ich spielte noch einmal meine eloquente Antwort vor meinem geistigen Ohr ab, und da fiel mir auf, dass meine Antwort ganz falsch gewesen war, geradezu grandios falsch.
Was tun?
Ich lief den beiden hinterher und ich wollte mich korrigieren, doch noch während ich mich den beiden näherte, da sah ich schon, dass sie beiden wohl einen Verdacht geschöpft hatten, und dass sie bereits eine weitere Auskunft einholten, und dass der neue Auskunftgeber, mein Nachfolger, in die, wie ich nun wusste, wirklich richtige Richtung deutete – dieser verräterische Hund! – und als die beiden mich dann nahen sahen, sagte ihr abschätziger Blick mir »Lass uns in Ruhe, du unwissender Trottel!« (Vielleicht erkannten sie mich auch gar nicht wieder, das kann auch sein, und sie wunderten sich bloß, wer dieser Kerl war, so ganz außer Atem, und warum er angehechelt kam).
Ab da fiel es mir generell schwer, eine Antwort zu geben, wenn ich um Auskunft angefleht wurde, denn zum einen dachte ich zurück an dieses eine Mal, als ich eine falsche Auskunft gegeben hatte, und wie demütigend mein Versagen gewesen war, wie schmerzhaft, wie meinerseits unkorrigierbar!
Fast noch verzwickter aber war: Entweder wusste ich ab da, wenn ich um Richtung angebettelt wurde, die Antwort nicht, oder mir fielen viele Wege zum Ziel ein – welchen sollte ich nennen? – oder die Fragenden waren in dem Moment keine 50 Meter vom gesuchten Dom entfernt und ich wusste nicht, wie ich ihnen deutlich machen sollte, dass sie bloß dämlich sind, und dass sie nur einmal auf die andere Straßenseite gehen sollten und den Kopf in den Nacken legen, und hochschauen, in den Himmel über der Kölner Innenstadt, wo die ewigen Baustellengerüste an den Türmen des Kölner Doms so segenspendend wie symbolisch über den Kölnern schweben.
Mein Trauma mit dem Auskunft-an-Touristen-Geben ist womöglich verwandt mit dem Grund, warum ich auch kein Rettungsschwimmer sein kann.
Ein Rettungsschwimmer muss im kritischen Moment die richtige Hilfe leisten können. Was, wenn er einmal versagt, wie ich beim Auskunftgeben einmal versagt hatte? Dann ertrinken Menschen, und solche Verantwortung wäre mir zu viel!
Es ist nicht gut, seine Kunden sterben zu lassen. Sogar der Drogendealer möchte, dass seine Kunden recht lange leben, um wie viel mehr der Rettungsschwimmer!
Es ist nicht schön, der Frau des nie wieder schwimmenden Schwimmers erklären zu müssen, dass ihr Göttergatte (und mit Gott meinen wir mehr Bacchus als Apollo), dass ihr Gatte nicht deshalb ertrunken ist, weil er im urlaubertypischen Leichtsinn nur 25 statt 30 Minuten nach dem Essen gewartet hatte, bevor er endgültig baden ging, sondern dass die entscheidende schlechte Idee es gewesen sein könnte, bei knallroter Flagge in die wilden Wellen zu steigen – und dass die vierzehn All-Inclusive-Cocktails in seinem Schädel, entgegen seinem subjektiven Eindruck, seine Schwimmfähigkeiten keineswegs verbessert hatten.
Wenn der Rettungsschwimmer versagt, wenn ein Schwimmer dann doch ertrinkt, wird der Retter dann nicht beim nächsten Mal nervös sein? – Ich wäre nervös, und das ließe mich zögern!
Nein, ich könnte kein Rettungsschwimmer sein. Ich wäre eine Gefahr für das Badewesen, wenn ich dem Ertrinkenden noch in den Wellen die philosophischen Implikationen seiner misslichen Lage erläutern wollte, auf dass diese Fliege sich selbst aus dem Fliegenglas befreit, selbst den Ausweg aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit findet, selbst die Ketten sprengt, die ihn an der gischtgekrönten Höhlenmauer festketten, auf dass er hinaufsteigt, um selbst das Licht zu sehen (und also würde ein Ertrinkender, wenn ich Rettungsschwimmer wäre, wohl tatsächlich »das Licht« sehen, nur eben in jenem langen Tunnel, den man angeblich zuletzt betritt).
Und dann ist da noch ein weiterer Grund, warum ich kein Rettungsschwimmer sein könnte, zu sein mich trauen würde, und dieser Grund hat mit dem zu tun, was mir einmal einer dieser Helden erzählte!
Wir wissen ja inzwischen alle (hoffe ich), dass Menschen meist nicht laut um sich planschend ertrinken, wie im Hollywood-Film, sondern eher meist still untergehen.
Wenn dem Ertrinkenden aber ein Retter naht, und wenn der Ertrinkende noch etwa zu viel Kraft in den Armen übrig hat, dann droht es aber, so hörte ich, dass der Ertrinkende sich in seiner Angst eng an den Retter klammert. Der Ertrinkende klammert so heftig und erbarmungslos, dass der Rettende selbst nicht mehr schwimmen kann, und so gehen sie dann beide in den Wellen unter. (Auch deshalb ist es gut, dass Rettungsschwimmer ein Schwimmgerät dabei haben.)
Wenn du als Rettungsschwimmer einen Menschen davor bewahren willst, im Meer zu ertrinken, musst du ihn auch ein wenig auf Abstand halten. Der Ertrinkende darf nicht klammern, so habe ich gehört, damit er nicht seine eigene Rettung sabotiert.
Es sind viele Gedanken, die sich ein Rettungsschwimmer machen muss – und bei all dem darf er eben doch nicht zögern, denn er hat nur eine Chance den Menschen zu retten – so wie man meist nur eine Chance hat, dem Touristen zu erklären, wie er von den Kölner Ringen zum Dom kommt (praktisch jede Straße stadteinwärts, vom Friesenplatz aus etwa recht schnell, aber nicht so hübsch; ich empfehle die Ehrenstraße hoch, via Appellhofplatz, am Staatsfunk und den Luxus-Läden im WDR-Speckgürtel vorbei). Manchmal wird man gefragt, wie man zum Rhein kommt (östlich die Ringe hoch, es ist ein schöner Spaziergang). Nach Bayern dagegen ist es fußläufig etwas weit, aber auch das, wie das Schwimmen im Meer, hängt wohl von der Kondition ab.
Nein, ich gebe nicht gern Anweisungen, wie man irgendwo hin gelangen soll. Und Rettungsschwimmer könnte ich schon gar nicht sein, denn nicht nur wäre ich unsicher, was genau ich tun soll, ich müsste auch noch die Leute davon abhalten, sich an mich zu klammern und mit mir in die Tiefe zu sinken, und das ist eine Angst, die mich schon dann befällt, wenn jemand mich auf den Kölner Ringen fragt – er suche schon seit einer halben Stunde, sakra! – wo diese Kölner Ringe seien. Ja, auch das wurde ich gefragt. Zwei mal.
Sehr unterschiedlich betroffen
In Ländern rund um den Globus werden in diesen Wochen (mehr oder weniger streng durchgesetzte) Ausgangssperren erklärt, wegen des China-Virus.
Mediziner und Politiker können noch immer nicht sagen, wie genau das Ende aussehen soll. Natürlich werden sie es immer nur wochenweise verlängern. Die Karotte, die man dem Esel hinhält, muss ja ausreichend nah vor des Esels Augen baumeln, dass das Tier meint, die Rübe wäre immerzu nur wenige Schritt weit entfernt.
Wer nach Publikum und Anerkennung dürstet (oder einfach nur nach »schnellen Klicks«), der muss den Menschen »nur« erzählen, warum alle Panik und der Lockdown in Wahrheit überflüssig ist.
Zu Beginn der Krise wurde noch verbreitet, es handle sich bei der Sorge um »Panikmache« und »Verschwörungstheorie« – und deshalb könnten wir alle ganz ruhig bleiben.
Es hat sich herumgesprochen, dass die globale Pandemie keine »rechte Verschwörungstheorie« ist. Und: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass unterschiedliche Regionen der Welt sehr unterschiedlich betroffen sind.
Die Frage stellt sich: Warum sind die verschiedenen Regionen der Welt so unterschiedlich betroffen?
Man hört manche Erklärung, warum es »hier und da« – und vor allem: in Deutschland! – besser als anderswo ist – und wir meinen: warum in den Intensivstationen noch komfortabel Platz ist, warum in vielen Regionen »das Leben weitergeht« (»fast wie bisher«) – wohlgemerkt während in anderen Teilen Europas und der Welt die Ärzte schon »Triage« betreiben – und Statistiker überlegen, ob und wie sie die Corona-Patienten mitrechnen, die schlicht daheim sterben.
Meine Theorie ist, dass ab dem Moment, in dem das Virus einmal in eine Gesellschaft eingeführt wird, es ein wesentlicher Faktor ist, wie häufig und intensiv die sozialen Interaktionen zwischen den Generationen sind (siehe mein Essay vom 7.4.2020).
Ich höre und lese dieser Tage noch eine Reihe weiterer Thesen und möglicher Erklärungen, und mancher dieser Ansätze scheint ihren Vertretern gewisse Hoffnung zu geben, eine Art »Rettungsring für die Seele«.
Staub in der Luft
Man hört »politisch korrekte« Thesen, wie Hinweise auf die höhere Feinstaubbelastung in Wuhan und Norditalien, wobei die Erklärungen mal annehmen, dass Luftverschmutzung die Lunge belastet (vergleiche Dr. Wodarg), und mal dass Feinstaubpartikel als Vehikel für Corona-Viren dienen könnten (heise.de, 21.3.2020). Diese Thesen geben Hoffnung, als »Rettungsring für die Seele« sozusagen. Es stimmt tatsächlich, dass etwa der Corona-Hotspot Iran an extremer Luftverschmutzung leidet, und schon vor der Pandemie einige Schulen wegen Luftverschmutzung zeitweise geschlossen blieben (siehe etwa nau.ch, 20.12.2019). Auch ohne COVID-19 sterben im Iran tausende Menschen jährlich an schmutziger Luft (tehrantimes.com, 25.12.2019). Natürlich wird ein mehrfach angegriffener Körper eher »den Geist aufgeben«, doch erklären Luftverschmutzung-Theorien zu vieles nicht, etwa die deutlich unterschiedliche Verteilung der Erkrankungen in New York, die sich an den unterschiedlichen Lebenssituationen der Stadtteile auszurichten scheint (etwa mehrere Generationen zusammen vs. Single-Haushalte), nicht an der Qualität der gemeinsam geteilten Luft.
ACE2
In letzter Zeit lese ich immer wieder Ansätze, die sich um das Stichwort »ACE2« drehen. Die Abkürzung steht für »Angiotensin-konvertierendes Enzym 2«. – Sehr simpel beschrieben: ACE2 ist ein Rezeptor in der Lunge, an dem SARS-Viren wie dieses neue Teufelszeug andocken – aber nicht bei allen Menschen gleich. Manche vermuten, dass Medikamente das Risiko beeinflussen, während die »European Society of Cardiology« davor warnt, Herz-Medikation aus Angst vor dem Virus einfach so abzusetzen (escardio.org, Stand 13.3.2020). Andere weisen auf mögliche genetisch bedingte Unterschiede hin, wie etwas das aus Italien stammende Paper »ACE2 variants underlie interindividual variability and susceptibility to COVID-19 in Italian population« (medrxiv.org, 6.4.2020). Darin wird vermutet, dass es in Italien eine genetisch bedingte Variante von ACE2 geben könnte, welche mit zur dortigen hohen Mortalität führen könnte.
Ich kann und will dazu (nur) meine Meinung als »Vollzeit-Denker« sagen (um »Philosoph« mal zu meiden), und die lautet: Diese Ansätze sind meist noch nicht durch die »Peer-Review« gegangen; anders als bei dem ein oder anderen Berufszweig ist mein Vertrauen in die wissenschaftliche und menschliche Redlichkeit von Medizinern generell sehr hoch; ich vertraue darauf, dass wenn an diesen Thesen etwas dran ist und sich darauf basiert eine Strategie entwickeln lässt, dies auch passieren wird. Und selbst wenn man nicht mein Vertrauen in die Mediziner als Gruppe teilt, so steht außer Zweifel, dass eine wirksame Therapie oder Impfung gegen das neue Coronavirus zu krösusartigem Reichtum führen würde, und eine nachvollziehbare, praktikable nationale Strategie zumindest zu viel Ruhm. Ich vertraue darauf, dass wenn dort ein Weg ist, er auch gefunden werden wird – doch fürchte ich, dass ein einzelner Mediziner, oder eine kleine Gruppe, sich irren könnten, wenn sie die wissenschaftliche Methode vor lauter Hoffnung schludrig anwenden.
Vitamine, Rauchen, 5G und anderes
Mich erreichen weitere Hinweise, die immer auch den Eindruck von »seelischen Rettungsringen« haben. Einige Theorien sind »rationaler«, etwa die, wonach bestimmte Vitamine gegen Corona-Virus schützen könnten. Andere Theorien besagen, dass bestimmte Formen der Fettleibigkeit das Risiko erhöhen sollen (wann war Übergewicht je gesund?). Ein aktueller Bericht »von der Front« in Hamburg weist darauf hin, dass unter anderem schwere Raucher unter den COVID-19-Toten sind (welt.de, 8.4.2020), während man anderswo liest, dass unter den stationären COVID-19-Patienten in China statistisch weniger Raucher waren, deren Krankheit sich dann aber schlechter entwickeln soll (tobaccoinduceddiseases.org, 18.3.2020) – platt ausgedrückt scheinen erste Studien anzudeuten, dass die Lunge von Rauchern oft »so kaputt« ist, dass dem Virus das notwendige ACE2 zum Andocken fehlen könnten (für eine Dokumentation mit vielen Links und Zitaten siehe breitbart.com, 2.4.2020). Nein, ich halte es nicht für ratsam, mit dem Rauchen anzufangen – oder nicht aufzuhören – mit dem Ziel, seine Lunge so kaputtzumachen, dass zwar fieser Krebs, aber wenigstens nicht dieses Virus drin leben wollen.
Und dann gibt es, selbstverständlich, die etwas abgedrehten Thesen, wie etwa dass 5G-Funkmasten mit zur Ausbreitung des Virus beitragen bzw. die tatsächlichen Gefahren der neuen Technik verdecken sollen – solche Theorien werden teils sogar von Hollywood-Größen verbreitet (siehe euronews.com, 4.4.2020).
Kein Experte, aber…
Wenn die Karotte eine Meile vorm Esel entfernt baumeln würde, dann könnte das Tier womöglich klug werden und gar nicht erst loslaufen. Wenn man den Leuten sagen würde, dass die Experten noch keine Ahnung haben, wie alles in den Griff zu bekommen ist, wie wir verhindern, dass die Chinesische Grippe fast genau einhundert Jahre später zum Wiedergänger der Spanischen wird, dann würden womöglich noch mehr Leute den Gehorsam verweigern.
Wer sich an Hoffnung klammert, sucht sich eine Rettungsmöglichkeit aus. Welche Erklärung und Rettungsmöglichkeit uns einleuchtet, hängt oft davon ab, was ohnehin unser Fachbereich ist. Ich argumentiere »ethisch« und von Familien aus denkend. Wer ohnehin auf Vitamine schwört, wird es auch jetzt tun. Anti-Feinstaub-Aktivisten sehen die Schuld natürlich im Feinstaub. Veganer sagen, das alles wäre nicht passiert, wenn die Welt vegan leben würde. Und, nicht zu vergessen: Im Iran sieht man natürlich »Zionisten« hinter dem Coronavirus (mena-watch.com, 10.3.2020).
Ich verstehe sehr gut, dass Menschen nach Hoffnung suchen. Ich stelle aber fest, dass sehr viele – auch meine! – Erklärungen, teils implizit, teils wörtlich mit Formulierungen von der Art, »ich bin kein Experte, aber« beginnen – die Experten aber versuchen, den Fragen aus dem Weg zu gehen, bis sie belastbare Antworten gefunden haben.
Es gibt »Hoffnungszeichen«, hier und da, abflachende Kurven und wieder gesund gewordene 100-Jährige. Doch es gibt eben auch die 51 Fälle in Südkorea, wo Genesene erneut positiv getestet wurden (nypost.com, 7.4.2020). Und es gibt auch noch Schweden, länger schon eine Art »Welthauptstadt der gefühlten Realität«, das lange Zeit einen »Sonderweg« gehen wollte – und nun Polizei vor Krankenhäusern positioniert, weil sie Unruhen fürchten, wenn die Intensivstationen voll sind (aftonbladet.se, 8.4.2020).
Wenn sie falsch liegen
Wir alle werden heute zu Kunden von »Hoffnungsdealern«. Man hört von Experten, dass sie geradezu Angst davor haben, eine Einschätzung abzugeben oder gar einen Rat anzudeuten. Politiker denken selbst (länger schon) nicht mehr – bislang taten sie blind, was die Fake-Moral-»Experten« des Staatsfunks ihnen rieten, jetzt drohen sie blind zu tun, was »designierte Experten« ihnen raten. Die Experten fürchten sich aber bald davor, diese oder jene Richtung vorzuschlagen, denn die Wut, wenn sie falsch liegen, wird groß sein.
Wer heute auch die Möglichkeit eines Auswegs andeutet, an den klammern sich die Hoffenden wie Ertrinkende an den Rettungsschwimmer – und wenn sie nicht aufpassen, drohen beide unterzugehen, auf die eine oder andere Weise.
Sucht Rettung, aber klammert nicht!
Der Philosoph Jason Stanley schlägt für eine Erklärung von »Wissen« vor: »Das, wonach du handelst.« – Es erscheint mir gerade heute als ein bedenkenswerter Prüfstein für alles, was wir an Informationen über das Virus hören.
Diese oder jene Erklärung für plausibel oder sogar wahrscheinlich zu halten, ist eine andere Kategorie von Gewissheit, als aufgrund dieser Erklärung auch das Leben seiner Familie oder, als Politiker, das Leben der Bürger auf Spiel zu setzen.
Ja, ich halte es für möglich, dass das Virus vor allem Dreigenerationen-Haushalte betrifft, dass vor allem bestimmte genetische Faktoren dazu beitragen, dass Vitamine das Risiko lindern oder dass Luftverschmutzung es ärger macht oder Tabak die Lungen »präventiv kaputtmacht«. Doch ich ahne auch, dass diejenigen, die solche »Hoffnungen« verbreiten, derzeit mehr »Rettungsringdealern« gleichen denn wirklichen Experten, deren Meinung von ihren Kollegen gründlich auf Schwachstellen und Gegenargumente geprüft wurde.
Ja, ich sehe hier und dort, täglich neu, mögliche Erklärungen und Anlass zur Hoffnung. Ich wäre aber nicht bereit, das Leben meiner Familie auf diesen oder jenen »seelischen Rettungsring« zu verwetten.
Ich weiß, dass meine Sichtweisen nicht bei allen von Ihnen auf Zustimmung stoßen. Einige von Ihnen widersprechen mir, und Sie sagen es mir, und Sie bleiben dennoch an meiner Seite.
Ich kann Ihnen nur die beste Erkenntnis vorlegen, die ich habe. Ich kann Ihnen meine Werte, meine »Relevanten Strukturen« offenlegen – hier insbesondere: Nichts ist wichtiger als das Leben! – Ich kann Ihnen nur das anbieten, worauf ich auch das Wohl meiner Familie baue, und das ist: Vorsicht.
Helden können wir auch morgen noch sein. Heute gilt es, mit Sicherheit am Leben zu bleiben. Das Leben ist zu schön, zu kurz, zu wertvoll, um es zu verlieren. Sucht Rettung, aber klammert nicht!
Vielleicht kommt morgen ein Rettungsring, der besser trägt – bis dahin aber werden wir alle Wasser treten müssen, und versuchen, nicht zu viel Wasser zu schlucken.
Passen Sie auf sich auf! Heute mehr denn je: Wir brauchen Sie!