10.12.2024

Wir verkommenen Drecksäcke

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Bild: »Hurra! Hurra!«
2015 hieß es, sobald Assad abgesetzt sei, würde die inzwischen 1 Million Syrer nach Syrien zurückkehren (müssen). Und jetzt? Jetzt wird man als »Drecksack« beschimpft, wenn man daran erinnert. – Wie sollen wir solche Politiker nennen?
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Die lautesten Nachrichten des Tages drehen sich auch heute wieder um Syrien. Der Syrien-Chef Assad ist als Flüchtling in Moskau (bbc.com, 9.10.2024). In Damaskus übernehmen jetzt Terroristen mit Al-Qaida-Wurzeln die Macht (abcnews.go.com, 8.12.2024). Diese waren es, die zum Jubel der deutschen Propaganda die syrische Assad-Regierung stürzten.

Im Film »The Dark Knight Rises« öffnet der Terrorist Bane die Gefängnisse (siehe YouTube). Er lässt sich feiern, weil er dadurch Menschen befreit, die unschuldig einsaßen.

Doch Bane setzt auch die Schuldigen frei. Das aber destabilisiert Gotham City, leitet dort die Anarchie ein. Doch Anarchie ist keineswegs ein Zustand ohne Machthaber. Anarchie ist die Herrschaft des Stärkeren. Mit dem »Stärkeren« meinen wir den, den die Leute am meisten fürchten, aber nicht töten können.

In Syrien öffneten die Umstürzler das »berüchtigte« Militärgefängnis »Saidnaja« (focus.de, 10.12.2024). Ja, einige Unschuldige kommen frei, wenn auch wohl nicht ganz so viele, wie man dachte. Und vermutlich kommen auch Gewaltverbrecher frei, die nicht nur gewalttätig waren, sondern dazu auch zu blöd, sich nach Deutschland abzusetzen. Das soll zur Destabilisierung Syriens beitragen – und die Macht der bewaffneten Islamisten sichern.

Auf Deutschlands und Europas Straßen aber bejubeln die Syrer den Sieg der Islamisten.

Man schwenkt syrische Fahnen. Man ruft, dass der eigene Gott groß sei. Man sei nicht mehr »Flüchtling«, so wird gesagt, sondern einfach nur Syrer.

Rückkehr oder nicht?

Im Kontext des Unrechtsjahres 2015 behauptete die Kanzlerin der Schande noch, dass 70 Prozent der sogenannten Flüchtlinge aus Syrien doch »nach Hause« wollten (berliner-zeitung.de, 9.12.2024).

War das womöglich unwahr?! Nein! Doch! Oh!

Die AfD macht ihren Job und fordert, dass, wenn Syrer doch so zufrieden mit den Entwicklungen in ihrer Heimat sind, sie auch dorthin zurückkehren sollten (etwa @Martin_Hess_MdB, 9.12.2024). Das sei keine »keine Frage der Härte, sondern der Gerechtigkeit und Vernunft«.

Doch natürlich lassen die Sozialisten in den verschiedenen Altparteien nicht gelten, dass Bürger die Versprechen der Politik einfordern. »Alle, die jetzt anfangen, über Abschiebung nach Syrien zu reden«, so heißt es aus den Reihen der umbenannten Mauermordpartei, »das sind einfach nur verkommene Drecksäcke.«

Okay, dann sind wir hier eben »verkommene Drecksäcke«. (Versucht aber nicht, Politiker entsprechend zu bezeichnen. Politiker sind in Deutschland … gleicher.)

Karl »nebenwirkungsfrei« Lauterbach führt ins Feld, dass in Deutschland aktuell über 6.000 Syrer als Ärzte arbeiten. Diese Syrer seien »voll integriert und für die Versorgung unabkömmlich«. Schon allein eine »Debatte« über die Rückkehr dieser Menschen müsse diese »zutiefst enttäuschen und verunsichern«.

Man fragt sich natürlich: Mit welchem Recht sollte sich Deutschland anmaßen, den Syrern ihre Ärzte »wegzunehmen«? (Nebenbei: Die politische Mathematik ist auch hier schlicht Bullshit. @schorn_stephan, 9.12.2024 rechnet vor: »Wenn 1 Million Menschen das Land verlassen und sich darunter 5000 praktizierende Ärzte befinden, dann hat Deutschland hinterher pro Kopf mehr Ärzte.«)

Gratis leben – oder woanders

Wir sind weder Politiker noch Journalisten. Wir wollen ehrlich sehen und dann auch ehrlich sagen, was der Fall ist. Wir bekommen ja auch die übrigen Nachrichten mit. Ganz aktuell etwa von dem 26-jährigen Syrer, den die Polizei als mutmaßlichen IS-Sympathisanten festgenommen hat (welt.de, 09.12.2024). (Ich weiß nicht, ob er zuvor Bargeld fand und brav beim Fundbüro abgab.)

Die Prognose sei gewagt, dass die Zahl der Syrer in Deutschland nicht nur stabil bleiben wird – es werden mehr werden.

Sicher, es wird – vielleicht im zeitlichen Zusammenhang mit Wahlen – einige wenige Syrien-Rückkehrer geben. Politik und Presse des deutschen Propagandastaates werden entsprechende Berichte bezüglich dieser Wenigen über alle Kanäle verbreiten. Man will die Bürger manipulieren, das Thema »Syrer in Deutschland« mental »abzuhaken«.

Die Zahl der Syrer in Deutschland wird steigen, und der gesellschaftliche Sprengstoff wird gefährlicher werden, aus mehreren Gründen.

Einer der Gründe ist wohl, dass Menschen, die einer stark missionarischen Religion anhängen, schlicht gegen ein Grundprinzip ihres Glaubens verstoßen würden, wenn sie sich freiwillig alle aus einem zu missionierenden Gebiet zurückziehen würden.

Vor allem könnte man es als schlicht irrational bewerten, freiwillig ein Land zu verlassen, in welchem man so komfortabel wie gratis leben kann – ja, wo man gratis ein großzügiges Gehalt erhält, warum auch immer.

Heimweh weniger schlimm, wenn …

Stand März 2023 erhielten 55,1 % der in Deutschland lebenden Syrer das Gratisgehalt »Bürgergeld« (freilich-magazin.com, 7.8.2023).

Doch auch wenn man in Deutschland als Syrer arbeiten (müssen) sollte: Selbst vor der Machtübernahme durch Al-Qaida-Terroristen lag das Durchschnittsgehalt in Syrien bei 473 € pro Jahr (laenderdaten.info, abgerufen 10.12.2024).

Wenn ein in Deutschland lebender Syrer mal Heimweh verspürt, kann er ja problemlos zum Urlaub in die Heimat fliegen, wie einige syrische »Flüchtlinge« es seit Jahren tun (tagesspiegel.de, 26.08.2019).

(Das ist aber kein rein syrisches Phänomen. Auch afghanische »Flüchtlinge« fliegen zum Urlaub schon mal heim ins ach so schlimme Kriegsgebiet (nzz.ch, 28.08.2024). Einige Ukrainer natürlich auch (zdf.de, 16.08.2024). Ja, Deutschland ist der Bankautomat der Welt, jeder außer den Deutschen hat die Bankkarte, und die vierstellige Zauber-PIN für Gratisgeld lautet »ASYL«.)

Dringend, täglich

»Glaubst du, dies alles kann bestehen?«, fragt Selina Kyle im Film Dark Knight Rises, »ein Sturm zieht auf.« (siehe YouTube)

Nein, ich glaube und erwarte nicht, dass in Deutschland »ein Sturm aufzieht«, zumindest kein Sturm der Gegenwehr. Der deutsche Propaganda-Apparat wird die Deutschen auch weiter fügsam halten, wie Schafe auf dem Weg zur Schlachtbank – und manches Schlachtmesser ist nicht nur metaphorisch.

Ich empfehle deshalb jedem Einzelnen dringend, täglich zu prüfen, ob die eigene Wahrnehmung der Realität und auch die so wichtigen Vorhersagen wirklich von ebendieser Realität gerechtfertigt sind – oder ob unsere Vorhersagen von Feigheit und Wunschdenken verzerrt wurden.

Doch auch das

Jeder von uns kann sich an Szenen seines Lebens erinnern, von denen er sich wünscht, er hätte dort und damals anders entschieden. (Sehr schön dazu ist übrigens das Finale des Eröffnungsmonologs im Film Whatever Works; siehe YouTube, und zwar ab 4:44.)

»Ach, hätte ich nur …« – das ist der Refrain der Elenden. Es gibt kein Leben im Konjunktiv. (Und dies wiederum ist mir als Gedanke so wichtig, dass ich mal einen Essay dazu schrieb, ein T-Shirt dazu aufsetzte und ganz aktuell mit KI-Hilfe eine entsprechende Notiz dazu auf YouTube veröffentlichte.)

Es gibt kein Leben im Konjunktiv, nicht in der Möglichkeit der Gegenwart und ganz bestimmt nicht im Konjunktiv der Vergangenheit. (Nur den Konjunktiv der Zukunft, die Möglichkeit, will ich nicht vorschnell abtun – eine der Möglichkeiten wird eben doch Realität und Gegenwart werden, doch auch das hängt von deinen Handlungen im Jetzt ab.)

Da weder Zukunft noch Vergangenheit außer in unseren Gedanken existieren, existiert im vollen Sinne von Existenz nur das Jetzt. Was du »das Leben« nennst, ist zu jedem gegebenen Zeitpunkt exakt das, was du jetzt tust.

Einfach und endlich

Es gibt kein Leben im Konjunktiv. Heute tun wir deshalb klug daran, uns darauf vorzubereiten, was die Regierung für uns vorbereitet – und wo sie uns ins offene Messer laufen lässt, vor welchen Entwicklungen sie uns nicht schützt, obwohl solcher Schutz eigentlich ihre Aufgabe ist. (Notiz: Ich musste diesen Satz überarbeiten, da mir im ersten Anlauf doch glatt drei Konjunktive hineingeraten waren.)

Es gibt kein Leben im Konjunktiv, und es wäre doch arg schade, wenn du dereinst sagen müsstest: »Ach, hätte ich damals doch die Realität als solche zu sehen gewagt. Ach, hätte ich doch den Mut für realistische Vorhersagen aufgebracht!«

Weniger »man müsste etwas tun«, mehr »ich tue dies. Jetzt«. Noch besser aber: Gar nicht so viel reden, sondern einfach und endlich tun.

Weiterschreiben, Wegner!

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