02.01.2022

Wut und Auftrag

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten
Das fängt ja gut an! Anfang Januar, eine neue Regierung, und unsere Wut kocht wieder. – Andererseits: Wer heute nicht wütend ist, womit haben sie den betäubt?
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Das fängt ja gut an! Das neue Jahr hat kaum angefangen, und schon bin ich wütend! – Ich könnte mir vieles vorwerfen, aber ein Mangel an Energie gehört wohl nicht dazu.

Ich stelle aber fest, ich bin nach ehrlicher Selbsterforschung davon überzeugt: Es gibt eine befriedigende Art der Wut. Es gibt eine Art der Wut.

Eine Wut, an der ich nicht blöde werde, so weit man das an sich selbst feststellen kann und darf. Eine Wut, an der ich tatsächlich als Mensch wachse.

Es gibt eine Art der Wut, die mich eben nicht blind macht, sondern die Augen öffnet. Eine Wut, die mir den Mut gibt, wirklich hinzusehen.

Ich spüre heute in uns eine Art der Wut, die uns lehrt und in den wichtigen Dingen klüger werden lässt. Eine Wut, die uns dem ewigen Auftrag der alten Griechen näherbringt: Erkennt euch selbst!

Ich spüre eine Wut, und diese Wut, so meine ich, ist richtig und wichtig und gut: Die Wut, die sich aus wechselndem Anlass dauerhaft gegen dasselbe größere Übel richtet.

Die Schnittmenge

Die Bürger, die der Deutschen Mark (und den Zinsen aufs Ersparte) nachtrauern, und es unmoralisch finden, wenn fleißige, kluge, disziplinierte Ländern zum Bürgen für chaotische und korruptionsgeplagte Länder gehen. Die Bürger, die Grenzen sichern wollen und Kulturkonflikte lieber schon im Ansatz zu vermeiden, statt die Opfer und das Leid politisch korrekt zu verschweigen. Die Bürger, die vor dem Virus warnten, als Politik diese Warnungen für »Verschwörungsmythen« hielt, und die dann vor den möglichen Folgen von Massen-Gentherapie und politischer Ermächtigung warnten. – Ja, es kann gut sein, dass die Schnittmenge dieser Gruppen hoch ist, dass sich immer wieder dieselben Bürger in diesen Gruppen wiederfinden.

Die Bürger, die immer wieder in diesen wechselnden Gruppen auftauchen, die Abweichler und Selbstdenker, sie werden von Politik und Propaganda mit immer schärferen herabsetzenden Begriffen belegt (zuletzt laberte eine Politikerin von »faschistischen Methoden« der Impfskeptiker – während etwa in Sachsen die Polizei friedliche Bürger kriegerisch durch die Straßen jagte, als wären diese wenig mehr als Vieh, dass sich dem Weg zur Schlachtbank entzog).

Ja, es wird vermutlich etwas dran sein, dass es eine Schnittmenge gibt zwischen diesen Gruppen der Wütenden, und es hat sehr gute Gründe.

Ich spüre diese Wut. Die Anlässe unserer Wut mögen wechseln, doch es ist dieselbe Wut.

Die Sozialisierung fehlgeschlagener Bankenspekulationen, die energiepolitisch suizidale und blank umweltfeindliche Energiewende, die Öffnung von Grenzen samt bis heute wirkender Einladung an die ganze Welt in ein ächzendes Sozialsystem, und nun die Aufhebung von Grundrechten mit der Corona-Panik als ermächtigendem Vorwand. All dies sind verschiedene Anlässe für dieselbe Wut, und diese Wut richtet sich in Wahrheit gegen eine verlogene Politik, die von Demokratie und Anstand schwärmt, die von oben festlegen will, was Wahrheit ist, die von freier Presse und Meinungsfreiheit schwätzt, während sie Andersdenkende durch die Straße jagen lässt, die den Bösen ferner Zeiten und Regionen umso ähnlicher zu werden scheint, je dramatischer sie sich von diesen distanziert.

System und Methode

»Bleibt wütend!«, so schrieb ich über meinen Essay vom 23.1.2020. In der Einleitung stand damals:

Ich fürchte die Erosion des Rechts, und noch mehr fürchte ich den Moment, wenn es uns nicht mehr wütend macht! (Essay vom 23.1.2020)

Zwei Jahre später will ich es mir und uns neu zum Auftrag machen. Und ich will diesen Auftrag ausformulieren, will die Aufgabe genauer beschreiben.

Ich sage heute: Bleibt wütend, und erforscht euch selbst, und bringt in Worte, warum ihr wütend seid!

Wütend zu sein kann ein guter Anfang sein, doch was ist eine Wut wert, die uns zwar den Puls hochjagt, uns aber nicht klüger werden lässt?

»Erkenne dich selbst«, so bleibt unser täglicher Auftrag, und hier würde das also bedeuten: »Erkenne, was der wahre Grund deiner Wut ist!«

Als Beispiel: Eine mögliche Impfpflicht ist ein echter Anlass meiner Wut, doch für sich genommen wäre sie »nur« ein politischer Prozess mit gesundheitlichen Implikationen. Die Wut muss sich gegen eine gewissenlose Politik richten, der man kein gebrauchtes Handy abkaufen würde,  die sich aber unseres Körpers bemächtigen will – und gegen die Journaille, die das alles »verkauft«.

Menschen machen Fehler, auch Politiker, doch wenn die Fehler immer und immer wieder in dieselbe Richtung gehen – Stärkung von Konzernen und Investoren, Schwächung des eigenen Landes und Entmündigung des Bürgers – dann sind es nicht mehr »Fehler«, dann ist es System und Methode.

»Wenn sie dich nicht ›rechts‹ nennen, was machst du falsch?«, so fragte ich im Essay vom 24.10.2018. Man könnte auch sagen: Wenn du heute nicht wütend bist, womit haben sie dich bloß so gründlich betäubt?

Der Grund deiner Wut

Ja, ich sage heute: Seid wütend, doch sucht auch Worte dafür, warum ihr wütend seid.

Erkenne dich selbst, und erkenne den Grund deiner Wut.

Eine bessere Welt ist möglich, eine weniger unsichere Zukunft ist möglich, ein glücklicheres Leben ist möglich – es ist überhaupt sehr viel mehr möglich, als wir es uns in Momenten der ersten, frischen und unreflektierten Wut oder gar in Stunden der Weltmüdigkeit vorstellen können.

Seid wütend, bleibt wütend, doch versteht eure Wut. Erst wenn du deine Wut verstehst, weißt du, was wirklich der Fall sein muss, damit deine Wut in ihrer Tiefenströmung gestillt werden kann.

Bleibe wütend! Erkenne, warum du wütend bist. Prüfe, wie und was du ändern kannst. Und dann ändere etwas, oder lass es sein, so oder so wird diese Selbsterkenntnis deine Wut ein wenig stillen, ohne dass du deine Seele drangeben musst.

Bessere Umstände sind möglich! Mindestens für uns selbst, mindestens für unsere näheren Kreise.

Dies gebe ich mir und einem jeden von uns, der »Schnittmenge«, als altneuen Auftrag: Bleibe wütend, doch suche nach dem wahren Grund deiner Wut!

Es kann besser werden, doch zunächst musst du erforschen und aussprechen, was »besser« genau für dich bedeutet.

Bleibe wütend, und lass deine Wut dir genug Kraft geben, für dich und deine Lieben eine bessere Welt zu schaffen.

Ich danke Ihnen

Nur durch Ihre Unterstützung ist es mir möglich, in diesen (bislang 1,715) Essays wichtige Themen zu vertiefen und mutig weiter zu denken:

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