Dushan-Wegner

18.06.2021

Buchstabenpanik

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Foto von Justin Ha
Kennt ihr die »Farbrevolutionen«? Freut euch auf die Virus-Mutanten-Paniken. Jede mit griechischem Buchstaben, bald jede mit eigener Impfung: die »Buchstabenpaniken«. »Delta« ist in den Nachrichten, weitere warten schon – es gibt noch viele Buchstaben!
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Ich darf Ihnen einen alten Witz erzählen, den ich mal hörte. Es könnte eine Geschichte von Ephraim Kishon gewesen sein. Ich erzähle hier aus dem Gedächtnis, und die Launigkeit geht etwa so: Eine Gruppe alter Herren kennt sich seit vielen, vielen Jahren. Man kennt die Witze, die man einander erzählt, denn man hat sie hundertfach gehört.

Man sagt nicht mehr die kompletten Witze. Zeit ist kostbar! Man hat den Witzen jeweils eine Nummer zugeteilt. Statt des Witzes sagt man nur die Nummer.

»Vier-und-dreißig«, sagt einer, und die übrigen lachen.

»Elf«, sagt ein anderer, und wieder wird gelacht. So geht manch geselliger Abend fröhlich rum.

Einmal stößt ein Außenseiter zur Gruppe. Erst wundert er sich über die Herren, die über etwas lachen, das für ihn nur eine Zahl ist. Dann erklärt man ihm die Mechanik.

Der Außenseiter hört zu.

»Fünfzig!«, ruft einer der alten Herren, und alle schnaufen vor Lachen. (Fünfzig ist ein wahrer Klassiker.)

»Ein-und-fünzig!«, ruft ein anderer, und es ist kein Halten mehr.

Der Außenseiter will nicht Außenseiter bleiben. Als alle sich wieder gefangen haben, wirft er selbst in die Runde: »Zwei-und-zwanzig!«

Niemand lacht.

Hat man ihn nicht gehört?

Er wiederholt: »Zwei-und-zwanzig.«

Nichts.

Er fragt: »Ist zwei-und-zwanzig denn kein Witz?«

Man erklärt ihm: »Doch, doch. Es ist ein Witz. Du hast ihn nur nicht gut erzählt.«

Buchstaben- statt Fledermaussuppe

Ich konnte nicht umhin, an jenen Meta-Witz von den nummerierten Witzen zu denken, als ich dieser Tage von den neuesten Virus-Mutanten und ihrer Benennung hörte.

»WHO«, das steht für »World Health Organisation«. Die erste Aufgabe der WHO scheint mir bald zu sein, moralisch verbrämt zu verschleiern, woher Viren und ihre Varianten stammen.

Zu Beginn der globalen Corona-Panik schien die WHO die Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas zu übernehmen. Im Mai diesen Jahres beschloss man, die verschiedenen Mutanten des China-Virus, pardon: die Mutanten von SARS-CoV-2, nicht mehr nach dem Land ihres ersten Erscheinens zu benennen, sondern nach griechischen Buchstaben (dw.com, 1.6.2021).

Wie es sich für eine freie Presse gehört, die nur zufällig gleich schaltet, übernahmen Medienkonzerne weltweit fügsam die neue »politisch korrekte« Nomenklatur. Buchstaben- statt Fledermaussuppe! Nach den Farbrevolutionen die Buchstabenpaniken.

Aktuell lesen wir: »Delta-Variante nimmt in Deutschland weiter zu« (welt.de, 17.6.2021).

Die WHO will verschleiern, wo Krankheiten herkommen, und in dieser Rolle steht »Delta« für eine 2020 in Indien entdeckte Virus-Mutante (siehe engl. Wikipedia).

In der zitierten Nachricht erfahren wir, dass die »Delta-Variante« »ihren Anteil an den Sars-CoV-2-Neuinfektionen in Deutschland binnen einer Woche deutlich gesteigert« hat. Ein Immunologe warnt vor »leichtsinnigen Öffnungen« (gemeint ist Schulunterricht). Weil sich die Delta-Variante in Schottland »besonders unter den Jüngeren verbreitet« habe, würde »die Impfung von Kindern und Jugendlichen« in Deutschland wichtig werden.

Vierundzwanzig Panik-Buchstaben

Das Spiel mit den griechischen Buchstaben für Virus-Mutationen ist mehr als nur der Versuch, die Herkunft von Viren zu verschleiern.

Die griechischen Buchstaben werden als eine Klaviatur dienen, wie die Tasten eines Klaviers. Wenn ein neuer griechischer Buchstabe angeschlagen wird, erklingt die Forderung nach mehr Impfungen – und zugleich die Warnung vor Freiheit.

Das griechische Alphabet, wie es heute verwendet wird, hält 24 Buchstaben bereit. Mit »Delta« sind wir beim vierten Buchstaben angekommen. Eine schnelle Extrapolation ergibt, dass wir Buchstaben für fünf weitere Jahre haben, wenn man von einer Mutation pro Quartal ausgeht. Die WHO hält laut who.int (Stand 18.6.2021) bereits eine Lambda-Variante bereit (und erklärt gleich mit, dass diese zuerst in Peru aufgetaucht ist). Virus-Mutanten: unser neues Alpha-und-Omega.

Man sollte auch mal loben können: Gepriesen sei die Effizienz! Es ist wie ein großes, effizientes Spiel. Die Angst wird zum politischen Spiel.

Es hat ja durchaus positive Seiten, wenn und solange die meisten Bürger mitspielen! Die Behörden verzichten darauf, uns tatsächlich Angst einzujagen, solange wir akzeptieren, dass »auf Knopfdruck« (ein neuer griechischer Buchstabe) das Protokoll einer neuen Angst initiiert wird.

Angsteinflößender

Wieviel Vertrauen habe ich heute in die Angelegenheit? – In amerikanischen Konzernmedien wird inzwischen offen zugegeben, dass Wissenschaftler de facto gelogen haben, indem sie Theorien zum Ursprung des Virus ignorierten, weil sie Angst davor hatten, Trump recht zu geben.

nbcnews.com, 16.5.2021: »At the time, it was scarier to be associated with Trump and to become a tool for racists, so people didn’t want to publicly call for an investigation into lab origins«, zu Deutsch etwa: »Damals war es angsteinflößender, mit Trump assoziiert zu sein, und ein Werkzeug für Rassisten zu werden, also haben Leute nicht öffentlich danach gerufen, die Labor-Ursprünge zu untersuchen«.

Plötzlich wird auch in der Sendung des wie fanatisch gegen Trump hetzenden Konzernknechts Stephen Colbert – von dessen altem Boss Jon Stewart – die Wuhan-Labor-Theorie vorgestellt (via YouTube).

»Uups, wir haben gelogen«, sagen sie, »und wir haben es getan, um Trump zu schaden. Und was könnt ihr tun? Nichts könnt ihr tun, denn wenn ihr uns widersprecht, benennen wir euch mit dem Abweichler-Schimpfwort des Tages, sei es ›Rassist‹, ›Schwurbler‹ oder immer wieder gern ›Faschist‹.«

Hüben wie drüben: Auch in Deutschland gibt man dieser Tage mit gelassener Selbstverständlichkeit zu, in wie vielen Punkten jene Leute richtig lagen, die vor kurzer Zeit noch verspottet wurden. Etwa aktuell bild.de. 17.6.2021: »Lauterbach über sinkende Corona-Zahlen: »Streeck hatte recht««

Man verbreitet Panik, Lügen oder politisch korrekte »Wahrheiten«. Wenn sie ihr vermutliches Ziel erreicht haben (Trump durch Marionette ersetzt, Merkel »ermächtigt«), werden sie schulterzuckend abgeräumt.

Von der Zunge

Man stelle sich den Kampf zweier Männer vor. Einer führt ein scharfes Schwert, und zugleich bereiten Wunden ihm nur wenig Schmerzen. Er nimmt die Schmerzen wahr, und er rechnet mit ihnen, doch sie lähmen ihn nicht. Der andere Kämpfer aber hat nur ein dürres Stöckchen zu seiner Verteidigung. Dazu ist der zweite Kämpfer so unglücklich, dass jeder Kratzer ihm höllisch weh tut. – Was für ein Kampf wird es sein?

Wir, die wir von unserem Gewissen geplagt werden, denen jede Lüge bitter schmeckt, wir sind wie jener zweite Kämpfer. Uns stehen Politiker und Propagandisten gegenüber, denen die Lüge so locker von der Zunge geht wie die fliegenden Samen der Pusteblume.

Ein im Internet kursierendes Solschenizyn-Zitat beschreibt es so: »Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, sie lügen. Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Und trotzdem lügen sie weiter.«

Dieses Rad hat sich heute ein Stück weiter gedreht. Diese Leute lügen nicht nur und geben später offen zu, dass sie gelogen haben (und wieder lügen werden). Diese Leute bieten uns ein »Spiel« an, das mich an Hanekes »Funny Games« erinnert. Deren Spiel ist denkbar simpel: Wenn sie behaupten, dass etwas der Fall ist – etwa eine neue, diesmal-aber-wirklich tödliche Virus-Mutante – dann hast du so zu tun, als sei es die Wahrheit – sonst giltst du als Spielverderber, und du weißt, wie sie mit Spielverderbern umgehen.

Hoch genug

»Vier«, ruft einer der alten Männer in die Runde. Ist es die Nummer eines frühen Witzes? Ist es die vermutliche Anzahl von Virus-Mutanten bis zum nächsten Weihnachten?

»Hopp!«, rufen die Leute im Fernsehen, und der brave Bürger hüpft, und dann fragt er die Obrigkeit, ob er hoch genug gehüpft ist.

Wir könnten uns ein Beispiel an den alten Männern jenes Witzes nennen. Wenn die-da-oben uns einen neuen Buchstaben nennen, ob Delta, Epsilon oder Zeta, dann können wir denen ja schlicht die Panik verweigern.

Und wenn sie dann fragen, wie wir sowas wagen, ob wir sie denn nicht verstanden haben, dann können wir denen sagen: »Wir haben euch schon verstanden, ihr seid ja laut genug, doch ihr habt es nicht gut erzählt.«

Weiterschreiben, Wegner!

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