22.08.2018

So viel zu Merkels »freundlichem Gesicht«

von Dushan Wegner, Lesezeit 8 Minuten, Bild von Clem Onojeghuo
Es sei nicht mehr ihr Land, wenn man kein freundliches Gesicht zeigen könne, sagte Frau M. Heute ist es, dank ihr, immer häufiger gefährlich ein freundliches Gesicht zu zeigen. Und viele erkennen das eigene Land nicht wieder.
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Es gab viele Anzeichen, man musste sie nur sehen. Ich erinnere mich daran, als mir eine Kölner Bekannte erzählte, wie sich Karneval in Köln verändert hatte. Nicht überall und nicht den ganzen Abend lang, aber in manchen Kneipen. Manchmal und immer öfter.

Beispiel: In Köln ist es seit jeher üblich, sich im Rahmen der Karnevalsfeiern ein »Bützchen« zu geben, also einen Kuss, zwischen Frau und Mann, theoretisch stets auf die Wange, praktisch nicht immer. Offiziell ist der Karnevalskuss »nicht sexuell gemeint«, realistisch gesehen muss man sich schon fragen, warum sie sich nicht die Hand schütteln oder Visitenkarten austauschen. Aber nein, es war Kölner Karneval! Je nach Verankerung und Freundschaft soll es sogar hier und da der Fall gewesen sein, dass zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch die üblichen Fesseln der Monogamie abgelegt wurden.

»Am Aschermittwoch ist alles vorbei«, singt Jupp Schmitz, und später: »von all deinen Küssen darf ich nichts mehr wissen.« – Bis dahin aber, bis dahin ist fast alles erlaubt, was das Fleischliche begehren könnte!

Im selben Schlager sind noch mehr Aufforderungen enthalten, vor allem diese: »Hast du zum Küssen Gelegenheit, Mensch dann geh ran mit Verwegenheit!« – Das ist der Teil, der missverstanden werden kann.

Es gab da diese jungen Männer und ihr Hintergrund war in anderen Kulturen. Auch sie wollten küssen — wer würde es denn nicht? – doch ihnen fehlten Informationen: Das Bützen und andere Formen des Miteinanders im Kölner Karneval haben Regeln und setzen implizites Einverständnis voraus. Wenn man in Köln aufwächst, ist das einem oft nicht bewusst, und auch mir wurde es erst dann bewusst, als Kölnerinnen von den Problemen mit den jungen Männern berichteten. Es gibt keinen Anspruch auf Küssendürfen, ganz bestimmt keinen Anspruch auf Zungenküsse oder Anfassendürfen, und unter Garantie keinen Anspruch auf Sex.

Einige der jungen Männer hatten gesehen, dass zu Karneval einige übliche Regeln aufgehoben waren – doch sie sahen nicht, dass andere noch immer galten. Auf der einen Seite waren da die stolzen, emanzipierten Kölschen Mädchen, die selbst entscheiden, wen sie an ihrem Spetzebötzjer fummele lassen.

Lange Zeit berichteten Kölnerinnen nur hinter vorgehaltener Hand von diesen Phänomenen. Einige besuchten nur noch geschütztere Orte. Einige von ihnen fanden typische Gutmenschen-Lösungen – Partys mit Eintrittsgebühr und strengen Türstehern. Andere gingen nur noch mit Gruppen starker Freunde aus. Einige blieben lieber zu Hause. Viele taten einfach, als gäbe es das Problem nicht, doch spätestens seit »Köln Hauptbahnhof« geht auch das nicht mehr.

Wie reagiert die Politik? Sie fährt Polizei auf. Jährlich mehr Polizei, so scheint es. Sie verteilt Broschüren, die denen, die noch nicht so lange da sind, erklären sollen, dass in Deutschland die Frauen nicht zur freien Verfügung stehen (siehe z.B. welt.de, 30.1.2016, 31.1.2016) – und sie verteilte eine Art magischer Armbänder, auf denen »Respect!« steht (bei ungünstigem Licht als »Rape it!« lesbar), die vermutlich mit Hilfe höherer Mächte gegen Übergriffe schützen sollen (siehe auch: Magische Amulette gegen Vergewaltigung).

Es gibt Entwicklungen, die beginnen als einmaliges oder seltenes Ärgernis, das man noch als »Einzelfall« wegreden kann. Sie werden häufiger. Man flüstert und raunt sie einander zu, oft mit der Einleitung, »ich bin ja nicht X, aber«, »ich bin ja tolerant, aber«. Eine Zeit lang geht man ihnen geschickt aus dem Weg, und irgendwann kippt es, und dann ist es fast schon zu spät.

Innerlich wie äußerlich

Man müsste schon sehr abgeschottet sein, innerlich wie äußerlich, um nicht die steigende Zahl von Berichten über sexuell motivierte Übergriffe durch einige derer, »die noch nicht so lange da sind« zu bemerken.

Aus Grevenbroich etwa wird berichtet:

Junge Männer sollen 35-Jährige in Flüchtlingsheim vergewaltigt haben – Die mutmaßlich 17 und 20 Jahre alten Männer aus dem westafrikanischen Guinea haben nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen ihr Opfer in der Nacht zum 15. Juli in Düsseldorf kennengelernt – zur Zeit der Rhein-Kirmes in der Landeshauptstadt …
rp-online.de, 22.8.2018

Die Polizei Brandenburg schreibt über einen 19-jährige Verdächtigen aus Afghanistan:

Nach Aussage der geschädigten Jugendlichen, sei sie mit einem ihr flüchtig bekannten 19-Jährigen auf dessen Willen hin in ein Waldstück in Dahlewitz gegangen. Dort wurde er ihren Angaben zufolge gegen ihren Willen aufdringlich, bedrängte sie körperlich und vollzog nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen an ihr.
polizei-brandenburg.de, 20.8.2018

Und so weiter. Es sind tägliche Meldungen, doch sie haben es schwer, in die »großen« Nachrichten zu schaffen. Die offizielle Formulierung des Staatsfunks ist, dass es »nur regionale Bedeutung« hat. Aus der Region kommen dann solche Meldungen wie die vom Blutbad vor einer Regensburger Diskothek.

Nur ein Ausschnitt, und dann wird das Bild klarer:

Zwei Männer geraten in Streit, ein 22-Jähriger und ein 27-Jähriger beharken sich. Daraufhin setzt der 22-Jährige ein Messer ein.
wochenblatt.de, 20.8.2018

Es war mehr als »nur« ein Kampf zwischen Männern. Es geht wieder um eine Zudringlichkeit. Die Zeugenberichte ergänzen:

Demnach habe der 27-Jährige versucht, eine junge Frau davor zu bewahren, belästigt zu werden von dem Somalier.
wochenblatt.de, 20.8.2018

Die zitierten Meldungen haben gemeinsam, dass scheinbar eine »Anmache« nicht mit der erwarteten Begeisterung aufgenommen wurde. Ich (und jeder meiner Freunde) würde in einer solchen Situation überlegen, ob mein »Anmachspruch« nicht etwas lahm war, ob ich eine neue Frisur wählen sollte – oder ob es vielleicht einfach mit dieser Dame nicht hat sollen sein.

Wer Liebe machen will

Ein altes Sprichwort sagt, sinngemäß: Wer Liebe machen will, muss freundlich sein. Ich bin aufgewachsen in der Überzeugung, dass keine Frau auf dieser Welt mir irgendetwas schuldet.

Ein Mann sollte traditionellerweise um die Liebe einer Frau werben. Ob Hohelied, Minnesang oder Rock’n’Roll – ein guter Teil unserer Kultur basiert auf dem Werben des Mannes um die Gunst der Frau.

Es ist Teil unserer Tradition, dass Männer um die Gunst der Frau zu werben haben. Von mir aus kann man die Tradition hinter sich lassen, warum sollten nicht auch Frauen um Männer werben? Ach, wenn wir dabei sind, warum sollen sie nicht zufällig oder geplant aufeinandertreffen, sei es zärtlich wie zwei Schneeflocken oder krachend wie LKW und Geisterfahrer? Wie auch immer sie aufeinander treffen, es ist sogar Teil des deutschen Grundgesetzes, dass Männer und Frauen gleichen Wert und gleiche Rechte haben. Mann und Frau können beide »Nein« sagen, und das hat respektiert zu werden!

Jeder von uns wurde schon einmal zurückgewiesen. Vielleicht waren unsere Witze schlecht, oder unser Schuhwerk, oder das Gegenüber war schon vergeben – oder der andere fand, dass er besseres Genmaterial für seinen Nachwuchs herausschlagen kann (sprich: er/sie fand uns einfach nicht hübsch genug). Sicher, wir waren zunächst verletzt, doch wir lernten auch, die Zurücksetzung als Motivation anzunehmen. Fitnessstudios, Parfümläden und Sportwagenhändler leben zum guten Teil von Leuten, die eine Zurücksetzung als Herausforderung annahmen.

Das Lächeln einer Frau

Die Merkelkrise, die Deutschland verwundet zurücklassen wird, begann damit, dass diese Frau der Welt ein »freundliches Gesicht« zeigen wollte.

Es ist schon längere Zeit gefährlich, den falschen Herrschaften direkt in die Augen zu schauen. In den letzten Jahren ist es für Frauen sogar regelmäßig gefährlich geworden, einige der Männer auch nur anzulächeln.

Wenn Sie mich anlächeln, dann lese ich daraus, dass Sie generell um freundliche und konstruktive Beziehungen zwischen Menschen bemüht sind, was ja Sie und mich einschließt –  nicht weniger und nicht mehr. Andere Männer interpretieren wohl das Lächeln einer Frau als Unterwerfung und Auslieferung – und das Lächeln einer »Ungläubigen« als noch Übleres. So viel zu Merkels »freundlichem Gesicht«!

Auch weil Merkel und ihre Helfer ein »freundliches Gesicht« zeigen wollten, weil sie von Ideologen und Deutschlandhassern gelobt werden wollten, kann heute ein einfaches Lächeln tödlich sein.

Superjeile Zick

Die Irrtümer verblendeter Ideologen, ob sie nun Kommunisten, Faschisten oder Gutmenschen sind, die Irrtümer sind verschieden, doch die Folgen ihrer Handlungen sind stets Rückschritt, Furcht und Freudlosigkeit.

Ein weiteres Karnevalslied, das ich weiß-nicht-wie-oft mitgesungen habe, stammt von Brings, heißt »Superjeilezick«, und es beginnt so: »Nä wat wor dat dann fröher en superjeile Zick, met Träne en de Auge loor ich manchmol zuröck!« – Sie werden die Übersetzung aus dem Kölschen selbst hinbekommen, oder?

Ist die »supergeile Zeit« vorbei? In Teilen von Deutschland: Nein. Durch Köln fahren noch immer feiernd die Bierfahrräder und spielen Karnevalslieder. Nicht nur in Bayern feiern sie noch immer die Volksfeste und in der ganzen Republik kommen die Deutschen noch immer zu Musikfestivals zusammen. Wir feiern, wenn es etwas zu feiern gibt, wenn auch inzwischen oft unter Polizeischutz und hinter Betonblöcken.

In anderen Teilen von Deutschland ist die »supergeile Zeit« allerdings vorbei. In Brennpunkten ist es gefährlich, zu lächeln. Gutmenschen in ihren Speckgürteln und Siedlungen-der-Seligen weit draußen merken davon wenig, oder sie wollen es nicht wahrhaben.

Das Lächeln ist noch nicht ganz vorbei, noch nicht überall, doch die Flecken, in denen das Lächeln gefährlich geworden ist, werden größer und zahlreicher.

Sie mögen mich einen Träumer nennen, aber ich bin nicht der einzige! Ich möchte zurück in die Zeit, als wir lächelnd und offen und ohne Angst dem Bekannten wie dem Fremden zurufen konnten, ganz gleich welche Hautfarbe oder welches Geschlecht er/sie hatte: »Drink doch eine met, stell dich nit esu ahn!«

Es gibt leider gute Gründe zur Annahme, dass der freie Westen, den wir aufgebaut und dann lieben gelernt haben, durch den Wahn der Linken zerbröselt. (Siehe auch: »Die letzten Tage des Westens«) – Ein Teil von mir weigert sich, das zu akzeptieren.

»Niemals geht man so ganz«, singt Trude Herr, »irgendwas von dir bleibt hier!«

Meine Kinder werden nicht mehr so frei und unbeschwert feiern können, wie ich damals gefeiert habe, und doch etwas wird bleiben … hoffentlich!

Möge für unsere Kinder mehr bleiben als nur die Erinnerung.

Weiterschreiben, Wegner!

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