Dushan-Wegner

23.12.2021

Die Regeln des Tages

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Foto von Dylan Leagh
Nachrichten sind nicht (mehr) dazu da, nur zu sagen, was passiert ist – sondern um den Marschbefehl des Tages durchzugeben. Neue Impfungen und Pandemiegesetze. Was du denken und sagen darfst. Und natürlich wie du zu fühlen hast: gehorsame Dankbarkeit!
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Wenn Sie am Morgen, lieber Leser, aus dem Haus gehen – so Sie dieser Tage überhaupt aus dem Haus gehen dürfen – woraus besteht Ihre vorherige Morgenroutine?

Sie sind aufgestanden. Vielleicht haben Sie einige Social-Media-Meldungen gelesen und sich über etwas aufgeregt. Sie haben wahrscheinlich einen Kaffee getrunken, hoffentlich auch ein nahrhaftes Frühstück gegessen. Wenn Sie in einem Teil der Welt wohnen, wo das Wetter sich ernsthaft von Tag zu Tag ändert, haben Sie vielleicht auch die Wettervorhersage für den Tag geprüft und Ihre Kleidung vorab der zu erwartenden Witterung angepasst.

Wenn es Ihnen so geht wie mir, dann drehen Sie – seit 2020 und bis heute! – noch immer jedes dritte Mal nach dem Verlassen des Hauses nochmal um, weil Sie Ihre Maske vergessen haben. Die Maske zu vergessen, das wäre heutzutage schlimmer, als ohne Hose aus dem Haus zu gehen!

Jedoch, die Zähne zu putzen, die Hose überm Hintern und eine Maske im Gesicht zu tragen – oder einsatzbereit etwa unterm Kinn – das alles genügt seit einiger Zeit nicht mehr als Morgenroutine!

Bevor der gute Bürger unserer schönen neuen Pandemie-Welt in den Tag startet, informiert er sich brav, was die Regeln des Tages sind. Wohin darf ich gehen? Darf ich einkaufen gehen? Darf ich zur Arbeit? Welche Injektionen habe ich mir heute verabreichen zu lassen?

Nur nicht die Tomaten

Ich schmunzele ja über gewisse Moralbewegte: Man pflegt seine panische Angst vor genmanipulierten Tomaten, welche ja doch gegessen und verdaut werden, aber bei der Injektion von Gentechnik zwecks Umprogrammierung der Körperzellen beschwert man sich nur darüber, dass man nicht früh genug drankommt.

Es ging einigen Mitbürgern, so vermute ich, noch nie zuerst um die Sache an sich. Nicht bei den Tomaten und nicht bei der Impfung. Es geht ums Dabeisein, ums Mitmachen und Einreihen, gern auch ums Einreihen in das, was ich die Panik des Tages nenne. Wenn die Panik des Tages sich gegen »Gentomaten« richtet, dann macht man bei der Gentomatenpanik mit. Wenn die Panik des Tages sich gegen jene Ungehorsamen richtet, die sich nicht Gentechnik injizieren ließen, dann richtet sich auch die eigene Wut eben gegen diese. Und wer auf die Widersprüche hinweist, dem ist man nicht etwa dankbar – der wird zum Gegner und Feind!

Ob man nun ein inkohärenter Gerngehorsamer ist oder ein stolzer Selbstdenker, beide wollen an der Gesellschaft teilhaben, und also werden beide jeden Tag damit beginnen müssen, sich die Regeln des Tages zu vergegenwärtigen: Was kann und darf ich heute machen? Welche Regeln wurden für heute erlassen?

Glück im Manöver

Spielt es noch eine Rolle, was an Inhalten in den Nachrichten gesagt wird? Ob Sie die bekannten Konzern- oder Staatsmedien konsumieren, oder ob Sie sich bei freien Denkern informieren, es bleibt doch Fakt und Realität, dass Sie sich an die gleichen Regeln werden halten müssen – oder diese Regeln, um sie klug und legal umgehen zu können, zumindest gut kennen sollten.

2021 geht zu Ende, 2022 steht vor der Tür. Nicht nur das Virus mutiert (und gibt den Mächtigen immer wieder einen Anlass zur »Buchstabenpanik«), auch unser Leben mutiert.

Das Leben ist zu einem Zustand der staatlich verordneten Dauerpanik mutiert. An allen unseren Zukunftsplänen werden jetzt Fragezeichen angehangen. Elli und ich haben uns daran gewöhnt, den Kindern keine hundertprozentig festen Versprechen auch nur für die nächste oder übernächste Woche zu geben. Ganz automatisch werden alle Aussagen über die Zukunft mit einem Warnhinweis ergänzt: »wenn nichts wegen Corona dazwischen kommt«, wie ein neues »Inschallah« – so Gott will.

Unser Leben ist mutiert, und die Mutationen beginnen schon am Morgen. Wir bringen morgens in Erfahrung, welche Regeln gelten, welche Masken wir zu tragen haben, vorm Gesicht und vor der Seele.

Wir manövrieren durch den Tag, und wir hoffen, nicht mit Fuß in den Fallen immer neuer Verbote und Befehle hängenzubleiben.

Wir manövrieren uns durch den Tag, und wir hoffen heute, uns auch ebenso erfolgreich durchs nächste Jahr zu manövrieren.

Sicher, sicher: Ich wünsche Ihnen, mir und uns allen alles denkbar Gute fürs kommende Jahr. Ich wünsche Ihnen starke Gesundheit am Körper und am Geist, dazu wirtschaftlichen wie auch persönlichen Erfolg.

Vor allem aber wünsche ich Ihnen, ganz konkret im kommenden Jahr 2022, dass Sie jederzeit erfolgreich zwischen den täglich wechselnden Regeln manövrieren mögen – und es Ihnen doch gelingt, nach Ihren eigenen Regeln zu leben.

Weiterschreiben, Wegner!

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