03.12.2020

In China haben sie keine Querdenker

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Foto von Ray Hennessy
Nicht die Demontage des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist schuld daran, dass wir etwa gegenüber China zurückfallen werden, sondern dass es in China keine Querdenker gibt, bei uns aber schon, so raunt Genossin Angela. Wie deutlich muss sie NOCH werden?
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Vielleicht hat Merkel heimlich bei mir mitgelesen und sich etwas abgeguckt. Vielleicht ist es nur ein Zufall, dass es Parallelen zwischen Ihrem liebsten Essayisten und der Zerstörerin gab. Oder vielleicht hat es eine gemeinsame Ursache, wer weiß? (Man bedenke jene philosophische Parabel, wonach wenn Big Ben um 12:00 Uhr schlägt, und just in jenem Moment die Tram um die Ecke biegt, das eine nicht das andere verursacht, sondern dieses Zusammenfallen eine gemeinsame externe Ursache hat.)

Am 22.11.2020 schrieb ich einen Essay mit dem Titel: »Asiaten sind besser im Kampf gegen Corona – und nu´?«

Darin hieß es:

Wenn unfreie Staaten tatsächlich besser im Umgang mit dem Virus wären (wie definieren wir eigentlich »besser« hier?) – welches Zeugnis würde dies der Freiheit ausstellen?

Auch Frau M. verglich nun diese Woche die asiatische Reaktion auf das Virus mit der Reaktion der Deutschen – und das Zitat ließ selbst Mainstream-Journalisten aufblicken:

»Wo kommen wir da raus? Wo kommt China raus? Wo kommt Südkorea raus? Wenn die alle mal viel besser die Masken tragen und nicht so viel ›Querdenker‹-Demos haben, sondern derweil schon wieder wirtschaftlichen Aufschwung, dann fragt sich, wo Europa landet nach dieser Pandemie.« (Angela Merkel beim Digital-Gipfel, de.digital; zitiert nach welt.de, 2.12.2020)

Es ist nicht das erste Mal, dass die Mahnung und Vorhersage jener, die man »Verschwörungstheoretiker« nennt, in der dem Bösen eigenen Banalität wahr wird.

Länger als in Demokratien

Es trieft vor (vielleicht tatsächlich unbewusster) Ironie, wenn die Söldner in politiknahen Mainstream-Medienhäusern plötzlich Anzeichen von Irritation aufweisen, wie leichtfüßig die Gottgleiche die Freiheit zur Disposition zu stellen scheint.

Es ist keine Nebensache, dass Syntax und Vokabular der Kanzlerin der Sprache eines Grundschülers mit Lernschwäche ähneln. Die deutsche Debatte ist geformt und geprägt von Gefühlsfokussierung (»das Private ist politisch«) der 1968-er, sowie der Es-ist-okay-dumm-zu-sein-Haltung der Grünen (heute »Haltung« genannt). Nein, natürlich hat Merkel die deutsche Debatte nicht »dumm gemacht«, das waren jene, welche zum »Marsch durch die Institutionen« ansetzten. Doch die Jungkommunistin wusste die Chance zu nutzen, und sie ergriff die Macht und sie ließ sie nicht los – bereits jetzt regiert die Kanzlerin der Redaktionsherzen weit länger als in Demokratien üblich.

In Merkels zynisch-trockener Feststellung von der Vorteilhaftigkeit unfreier Systeme schwingt unausgesprochen mit: »Selbst schuld, wenn ihr zu doof für Freiheit seid!«

Im September 2020 schrieb ich davon, dass Deutschland sich in Richtung »Chinas Kolonie« entwickelt. Es ist nun eine so wenig überraschende wie hohntriefende Perfidie, wenn Merkel den längst vor Corona abzusehenden wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands auf die Bürger schiebt, die gegen das Zusammenstreichen der Grundrechte demonstrieren.

Es waren nicht die Querdenker, die praktisch neue, hochmoderne Kraftwerke abschalten ließen. Es sind nicht die Querdenker, welche aktiv die deutsche Auto-Industrie bekämpfen. Es sind nicht die Querdenker, die unentwegt Geld ins Ausland verschenken, während die eigenen Schulen, Straßen und Brücken zerfallen. Es sind nicht die Querdenker, die einen Staatsfunk zulassen, der die Bürger aktiv dümmer macht. Es sind Merkel und ihre Byzantiner.

Daraus folgt nicht…

Es ergibt für Sie und mich wenig Unterschied, ob Merkel nun ganz bewusst Deutschland schwächen und/oder China stärken will (und dreist denen die Schuld gibt, die für Grundrechte demonstrieren), oder ob sie es »akzidentell« tut, als Kollateralschaden ihres unbedingten Machtwillens gewissermaßen.

Obiges Zitat aus meinem Essay vom 22.11.2020 ist der erste Teil eines Absatzes, und der zweite Teil klingt dann so:

Nein, es muss nicht an der Idee der Freiheit selbst liegen, wenn die Freiheit schlecht dasteht – vielleicht bedarf die Freiheit gewisser Voraussetzungen, die ihr in den Ländern, die sich »frei« nennen und doch zu versagen begonnen haben, schlicht fehlen.

Es ist nicht einfach, ein Volk selbstbewusster, gebildeter und in ihren Werten gefestigter Bürger zu knechten. Jedoch: Sind wir denn ein Volk selbstbewusster, gebildeter und in unseren Werten gefestigter Bürger?

»Ostern alles zumachen, Ramadan wieder öffnen, und Weihnachten dann wieder zumachen (so spart man sich auch das Merkel-Lego um die Weihnachtsmärkte und die Hochsicherheits-Zonen zu Silvester)«, so schrieb ich im April 2020 – nach aktuellem Stand wird der »Teil-Lockdown« wohl bis zum Januar 2021 verlängert werden (tagesschau.de, 2.12.2020).

In Thüringen (wo Wahlen aufs Wort der Kanzlerin hin rückgängig gemacht werden), ist ein Herr Kramer der Chef des dortigen Verfassungsschutzes (Mitglied des Stiftungsrates der umstrittenen Amadeu Antonio Stiftung, früher CDU, heute SPD, Studienabbrecher, wäre wohl lieber im Bundestag, siehe mdr.de, 16.11.20202, und dieser Herr Kramer würde gern »Querdenken« zum Fall seiner Behörde machen (so jungefreiheit.de, 3.12.2020; es wurde zuvor ähnlich auch von Söder gefordert, siehe jungefreiheit.de, 13.11.2020). – Genossin Angela wird es nicht für »unverzeihlich« erklären.

Freiheit setzt die Fähigkeit zur Freiheit voraus, den eigenen Willen, den klug prüfenden Blick aufs Selbst und die praktische Hoheit übers eigene Handeln. Wem die Beine und der Wille gebrochen wurden, dem tun die Fesseln weit weniger weh. Wem die Beine und der Wille gebrochen wurden, der lässt sich ja gern die Fesseln anlegen, denn die Fesseln sind das einzige, das ihm noch Halt gibt.

Es bleibt dem Einzelnen wenig anderes übrig, als die gebrochenen Beine des Landes und den gebrochenen Willen des Volkes nicht zu seinen eigenen gebrochenen Beinen und seinem gebrochenen Willen werden zu lassen.

Daraus, dass bislang jeden Morgen zuverlässig die Sonne aufging, folgt nicht, dass sie auch morgen wieder aufgehen wird. Daraus, dass wir einige Jahrzehnte frei waren, folgt nicht, dass wir morgen noch frei sein werden.

Kann es aber die kleine Freiheit in der großen Unfreiheit geben?

Weiterschreiben, Wegner!

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