Dushan-Wegner

23.01.2021

Was raten wir der Marionette?

von Dushan Wegner, Lesezeit 3 Minuten, Foto von Krzysztof Niewolny
Wir hängen wie Marionetten an den Fäden unserer Angst. Man wünscht der Marionette natürlich, dass sie ihre Fäden durchschneidet – doch was passiert mit ihr, wenn sie es tut?
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»Denkt ohne Angst!«, so betitelte ich vor knapp einem Jahr meinen Essay (9.2.2020), inklusive Ausrufungszeichen. Es waren die Tage, kurz nachdem von Merkel eine Wahl in Thüringen für »unverzeihlich« erklärt worden war, und wir fühlten, dass wir »längst nicht mehr in Kansas« sind (der Text mit jenem Titel folgte dann erst am 21.10.2020).

Heute, zu Anfang 2021, wird Angst zum alles bestimmenden Leitmotiv unseres Denkens und unseres Handelns – im Politischen wie auch im Privaten, wenn auch die Ängste verschiedene sind. Angst vor dem Virus und seinen Mutanten, Angst vor Merkel und ihren Helfern. Angst vor dem Machtverlust, Angst vor dem Bankrott.

Wir hängen wie Marionetten an Fäden der Angst – und an den Fäden, mit welchen die Angst der Anderen auch unsere Hände und Füße bindet.

Herr Drosten (siehe tagesspiegel.de, 22.1.2021) befürchtet 100.000 Infektionen im Sommer – pro Tag! Solche Zahlen würden natürlich noch ausführliche Lockdowns rechtfertigen, bis auch der letzte Gastronom und Einzelhändler pleite sind, und nur noch Amazon und McDonalds überleben. Ja, es ist die Welt der Konzerne.

Frau Merkel hat immerhin angekündigt, dass bis zum exakt 21. September 2021 alle in Deutschland »ein Impfangebot bekommen« sollen (so nzz.ch, 21.1.2021). Das Datum liegt kurz vor der Bundestagswahl am 26.9.2021. Es ist spannend, und man würde gern wissen, wie und wo da die Fäden verlaufen. Bis dahin werden auf jeden Fall den Bürgern die Grundrechte nicht nur ab-genommen, sondern auch ab-erzogen.

Der deutsche Bürger verlernt bald vollständig, seine Grundrechte auch zu leben (die Deutschen waren ja noch nie große Grundrecht-Einforderer, anders als etwa die stolzen Bürger gewisser südlicher Länder) – wir sind bald ein Volk von Marionetten an den Fäden der Angst.

»Deutschland wird teurer«, so lesen wir »und kann seinen Bürgern weniger bieten« (welt.de, 22.1.2021). Wenn man die frustrierte Phrase, »wer soll das alles bezahlen?«, einmal ernst nimmt, könnte man ein wenig nervös werden. Die bald täglichen Meldungen zu Entlassungen helfen nicht gerade, und aus den Brüsseler Katakomben hört man dieser Tage derweil, dass »wahrscheinlich noch sehr scharfe Maßnahmen« zu erwarten sind (welt.de, 22.1.2021).

Man möchte bald dem Satiriker Leo Fischer zustimmen: »Wir könnten viel Zeit und Nerven sparen, wenn uns die Wirtschaft einfach formlos mitteilen würde, wer konkret am Leben bleiben soll«. (@leogfischer, 20.1.2021)

»Wie würde ich denken, wenn ich keine Angst hätte?«, ist längst nicht mehr nur eine private Frage – ganze Regierungen und die von ihnen regierten Gesellschaften sollten sich diese Frage stellen: Wie würden wir handeln, wenn wir keine Angst hätten?

Natürlich ist Vorsicht richtig und wichtig! Wir hatten ja bereits vor dem Virus gewarnt, als Regierung und Staatsfunk darüber lachten! Jedoch, zwischen klugen Vorsichtsmaßnahmen und dem sprichwörtlichen Selbstmord aus Angst vor dem Tod liegt mehr als nur ein schmaler Grat.

Wir hängen wie Marionetten an den Fäden unserer Angst. Was aber würden Sie einer Marionette raten, die nicht mehr Marionette sein will?

Würde man der Marionette empfehlen, die Fäden, an denen sie hängt, zu zerschneiden?

Ja, natürlich könnte man der Marionette empfehlen, ihre Fäden zu zerschneiden – doch zuerst sollte sie ein paar Beinmuskeln und ein Rückgrat entwickeln, sonst stellt die Marionette sehr bald fest, dass die Fäden das einzige waren, das sie überhaupt aufrecht hielt.

Weiterschreiben, Wegner!

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