Dushan-Wegner

07.01.2021

Im Nebel der Geschichte

von Dushan Wegner, Lesezeit 7 Minuten, Foto von Priscilla Du Preez
Der grabschende Lügengreis Biden wurde als »Gewinner« der US-»Wahl« zertifiziert. Kurz zuvor wurde das Capitol gestürmt, eine Trump-Anhängerin in den Fluren erschossen. Es ist alles eine große Schande. Die USA werden im Nebel der Geschichte verschwinden.
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Am 6.11.2020, zwei Monate vor dem schon jetzt historischen Datum 6.1.2021, schrieb ich den Essay »Der Sumpf hat (wohl) gewonnen – und ist doch nicht die Zukunft«, und darin beschrieb ich die Sterbephasen nach Kübler-Ross. Ich bezog es auf das Sterben unserer Idee der Demokratie, für welche die USA stets als Leuchtfeuer standen.

Nun, gestern stand die US-Demokratie am Abgrund, so könnte ein Zyniker sagen, und heute sind wir einen Schritt weiter. Der US-Kongress hat entschieden: In Amerika wird bald der greise Boss der Biden-Bande als Präsident eingesetzt werden (foxnews.com, 7.1.2021) – und ab da wird es eigentlich egal sein, wer offiziell regiert.

Am Vortag, während der Congress im Capitol, Washington, die Stimmen der Wahlmänner auszählen wollte, demonstrierten draußen viele Tausend Bürger. Ihr Präsident sprach zu ihnen. Dann wurde es rabiat. Eine Gruppe eher illustrer Gestalten drang ins Capitol ein. Es gibt auch Videoaufnahmen tatsächlich aggressiver Eindringlinge (@KySportsRadio, 7.1.2021). Eine Pro-Trump-Demonstrantin wurde im Capitol erschossen (foxnews.com, 7.1.2021). Weitere drei Menschen starben im Freien. Es ist übrigens bemerkenswert, dass das Capitol daraufhin keineswegs zum Tatort eines möglichen Verbrechens (»crime scene«) erklärt und abgesperrt wurde, sondern in der Geschwindigkeit der wundersamen Heinzelmännchen von Köln (siehe Wikipedia) sogleich wieder von der Stürmung gereinigt wurde und der Congress wieder tagen konnte.

Eine Anhängerin der Opposition wird erschossen, und die Politik zuckt die Schultern und zieht einfach weiter ihre Dinge durch – der Sumpf muss seinen greisen Kandidaten an die Macht bringen. (Zugleich muss man sagen, dass einige der Menschen, die im Capitol tatsächlich geradezu verwirrt wirken und von »Revolution« faseln – sich dann aber beschweren, wenn sie Tränengas abbekommen.)

Vor dem Capitol sah man Rauch und Feuerwerk. In Washington wurden später Ausgangssperren verhängt. Trump-Hasser nutzten natürlich diese »Gelegenheit«, gegen Trump zu wüten – es kommt ihnen mehr als nur ein wenig »gelegen«. Sozialisten rufen zu einem weiteren Amtsenthebungs-Verfahren auf (@aoc, 7.1.20221). Dieselben Leute, die das Abfackeln ganzer Stadtteile und die Verwüstung privater Einzelgeschäfte als »weitgehend friedliche Proteste« schönredeten, sehen bei den frustrierten Trump-Anhängern natürlich »Terroristen« am Werk. 

Man mag die Ereignisse von Washington gar nicht mehr diskutieren, aber wegsehen lässt sich dann auch wiederum nicht. Sogar ein CNN-Mitarbeiter stellt fest (@willripleycnn, 6.1.2021/ archiviert), dass die Besetzung des Legislative Council in Hongkong von westlichen Medien gefeiert wurde (siehe auch newbloommag.net, 7.1.2021) – das Eindringen einer Gruppe von Demonstranten ins Capitol aber nicht ganz so freundliche Aufnahme bei westlichen Medien fand. Dieselben Ereignisse etwa in der Ukraine oder in Weißrussland, als Demonstranten die Wahlen in Zweifel zogen, wurden von westlichen Konzernmedien und ihren Politikern ganz anders bewertet.

Mancher fühlt sich an die alte Weisheit erinnert: »One man’s freedom fighter is another man’s terrorist.« – So oder so, das Eindringen ins Capitol erfüllte für den Sumpf sehr nützliche Zwecke: Einige Senatoren geben ihren Widerstand gegen die Zertifizierung Bidens auf (siehe etwa axiom.com, 7.1.2021) und im Schatten der moralischen Empörung der »Guten« ließe sich sogar der vorzeitige Coup gegen Trump »rechtfertigen«, so umginge man vielleicht die peinliche Vereidigung des an Mädchen grabschenden Lügengreises Biden.

Wir wissen natürlich, dass linke Gewalt von Konzernmedien verharmlost oder offen gefeiert wird, doch die Tat jedes Menschen mit der roten Make-America-Great-Again-Kappe jedem Nicht-Linken weltweit angerechnet wird. Manche erinnern sich an die Besetzung des Wisconsin State House, die damals von Medien gefeiert wurde (slate.com, 25.2.2011) – es waren ja Linke, den »Democrats« nahe. Man ist der Heuchelei und Doppelmoral so müde. Vor allem aber spüren immer mehr Menschen, dass es egal ist – reichlich egal. Es ist egal, was du wählst, ob in Thüringen oder Pennsylvania – wer die Wahl »gewinnt«, das wird ganz woanders entschieden. 

»Neue Zeiten« beginnen stets schleichend, doch als symbolisches Datum taugt der 6. Januar 2021. Das Jahr war damals nicht einmal eine einzige Woche alt, als jedem, wirklich jedem, der nicht bereits ganz von Trägheit oder Schwärmerei ergriffen war, klar geworden sein musste, dass etwas Neues anbrach.

Die China-Reporterin Bethany Allen-Ebrahimian notiert, während es in Washington unruhig ist: »Berücksichtigen Sie bei Ihrer Vorstellung, wie die Welt in den nächsten 50 Jahren aussehen könnte, einen selbstbewussten und wirtschaftlich prosperierenden Despotismus, der einen Großteil der reichsten Elite der Welt erfolgreich kooptiert. – Willkommen in Chinas Jahrhundert.« (@BethanyAllenEbr, 6.1.2021, Original englisch, Übersetzung durch Googles Künstliche Intelligenz)

Auf Twitter löschen sie jetzt regelmäßig Trumps Tweets, haben seinen Account für 12 Stunden gesperrt, wie auch Facebook (so viel zum Thema, er sei ein »Diktator«…). Wie groß muss die Unsicherheit, aber auch die panische Wut des Sumpfes sein, wenn sie solche Angst bereits vor ein paar Worten des letzten zweifellos demokratisch gewählten US-Präsidenten haben, der zur Friedlichkeit aufruft? Und doch, und gerade deswegen, es ist vorbei – und es ist auch egal. (Zur Vollständigkeit gehört die Notiz, dass einzelne Kongressleute wie Ted Cruz und Paul Goslar noch ein wenig weiter zu kämpfen scheinen; siehe @DrPaulGosar, 7.1.2021.)

Natürlich muss es dem Sumpf ein Dorn im Auge sein, wenn Trump etwa völlig richtig darauf hinweist (@realDonaldTrump, 6.1.2021), dass sogar Mexico auf Identifizierung der Wähler besteht (während die »Democrats« für wenige politische Anliegen so vehement kämpfen, wie die Verhinderung sicherer Wahlmethoden und die Durchsetzung leicht manipulierbarer Methoden wie der Massenbriefwahl).

Trumps vorläufig letzter Tweet lautet: » I am asking for everyone at the U.S. Capitol to remain peaceful. No violence! Remember, WE are the Party of Law & Order – respect the Law and our great men and women in Blue. Thank you!«, zu Deutsch: »Ich bitte alle im US-Kapitol, friedlich zu bleiben. Keine Gewalt! Denkt daran, WIR sind die Partei von Recht und Ordnung – respektiert das Gesetz und unsere großartigen Männer und Frauen in Blau. Danke!«  – (Es folgen aktuell zwei entfernte Tweets, in denen er unter anderem zur Friedlichkeit aufrief; die Leerstelle nach der Löschung bleibt auf Twitter stehen, als Machtbeweis des Sumpfes.)

»Democrats« und die ihnen nahen Schlägergruppen »Antifa« und »Black Lives Matter« schürten eben noch den offenen Hass auf die Polizei, zündeten Städte an und plünderten Geschäfte. Man wollte der Polizei das Geld entziehen (»defund the police«) – was zum rasanten Anstieg von Kriminalität führte. Trump steht zur Polizei. Auch dafür wird er von Linken gehasst. »Democrats« schürten Unruhen. Trump ruft: »Bleibt friedlich!«

Trumps Ruf war wohl zu wenig. Leider ist es den »Democrats« nun doch gelungen, eine für Democrats und den Sumpf äußerst »nützliche« Gegenreaktion zu provozieren. Im Internet kursieren derweil Ankündigen, die von der Antifa stammen sollen, worin sie androhen, gezielt Geschäfte zu zerstören, die sie als ihre Feinde ausgemacht haben (@MrAndyNgo, 6.1.2021).

Ich verstehe, dass es sich wie Abschied und Sterben anfühlt, was in den USA passiert. Ich verstehe, dass es Angst bereiten könnte, wie wenn man einem Freund beim Sterben zusehen würde, seinen letzten Todeskämpfen beiwohnend. Und doch, ich will Franklin D. Roosevelt ins Gedächtnis rufen, der einst sagte: »We have nothing to fear but fear itself.« – »Wir haben nichts zu fürchten, als die Furcht selbst.«

Nun, es war auch damals nicht ganz richtig – Roosevelt sagte es im März 1933, als er sein Amt antrat (siehe Wikipedia) – und es wäre auch heute etwas arg optimistisch, zu denken, dass wirklich nichts ein Grund zur Furcht wäre als nur die Furcht. Dass wir uns aber mit unserer Furcht selbst im Weg stehen könnten, das ist wohl richtig.

Unser »starker Bruder Amerika« löst sich vor unseren Augen im Nebel der Geschichte auf. Diese Tage werden sogar noch folgenreicher als die der Perestroika sein, größer noch als der Fall der Mauer, als die Bundesrepublik sich mit der DDR zum neuen Merkelistan zusammenschloss, ja, für den Lauf der Geschichte noch schwerwiegender als der Terror von 9/11. (Randnotiz: Die Stanford Encyclopedia of Philosophy, ein digitales Standardwerk der Elfenbeinkreise, hat am 6.1.2021 ganz aktuell ihren Eintrag zu »World Government« überarbeit und aktualisiert: plato.stanford.edu/entries/world-government/, wenn Sie an aktuellem Lesestoffmangel leiden sollten.)

Es gibt Tage, da ist etwas Angst ein durchaus kluger Ratgeber – Angst kann sogar ein Stück Lebenskraft sein! – dies sind aber nicht solche Tage, dies ist nicht eine solche Angelegenheit.

In China beginnt bald das Jahr des Ochsen (siehe Essay vom 5.1.2021). Der ach-so-moralische Apple-Konzern gratuliert mit speziellen Jahr-des-Ochsen-Kopfhörern (siehe macrumors.com, 6.1.2021) – etwas, dass sie meines Wissens so nicht in den USA oder in Deutschland tun. Außerdem drängt der Apple-Chef auf eine schnelle Amtsübergabe an Joe Biden (@timcook, 7.1.2021). »Think different«, bedeutet heute vielleicht etwas anderes als früher. Apple weiß, was und wer ihnen extra wichtig ist – wir sollten wissen, was uns wichtig ist.

»Get your ducks in a row«, sagt eine amerikanische Redeweise. Wörtlich bedeutet es, dass man »seine Enten aufreihen« soll. Manche vermuten, dass die Redeweise vom Bowling stammt. Es will sagen, dass man seine Angelegenheiten in Ordnung bringt, um für den nächsten, anstehenden Schritt vorbereitet zu sein. Es ist Zeit, unsere Entlein aufzureihen, und dafür ist es wichtig, genau zu wissen, welche Entlein uns wirklich wichtig sind.

Wir, liebe Leser, sind nicht verantwortlich für das Schicksal der USA – und selbst für das Schicksal unseres eigenen Landes sind wir »nur« zum jeweils anteiligen Bruchteil verantwortlich. Wir sind zuerst verantwortlich für die »kleinen« Strukturen wie unsere Familie, unsere Arbeitsstelle oder unsere Unternehmung. Deren Schicksal ist direkt von unseren Entscheidungen und Handlungen abhängig.

Lasst uns klug sein, als ob unser Schicksal davon abhinge – denn ja, unser Schicksal hängt von unserer Klugheit in diesem Moment der Geschichte ab.

Weiterschreiben, Wegner!

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